Zitat:
Zitat von Jörn
Aber nehmen wir mal zugunsten des Christentums an, dass wir genau wüssten, was Jesus sagte oder wollte. Was würde daraus folgen?
- Bedeutet es, dass diese Worte noch immer gelten? Die Welt hat sich verändert. Niemand kann beweisen, dass die Worte für alle Ewigkeiten gemeint waren.
- Bedeutet es, dass sich die Worte nicht weiter verbessern ließen? Welchen Einwand könnte man mir entgegen halten, wenn ich die Worte auf eine Weise verbesserte, der man heute nicht widersprechen könnte? Etwa, wenn ich die Ächtung der Sklaverei oder die Gleichstellung von Frauen einfügte? Anders gefragt: Wären die Worte von Jesus immer das letzte Wort, selbst dann, wenn wir sie verbessern könnten? Würden wir es absichtlich unterlassen, sie zu verbessern? Würden wir es gar verbieten?
Die Frage nach der Urheberschaft ("was wollte Jesus wirklich?") suggeriert, es würde sich durch die Urheberschaft etwas ändern. Aber was wäre das? Man wäre doch weiterhin darauf angewiesen, alle Normen, Gebote oder Gesetze auf deren Einsichtigkeit und Nützlichkeit zu prüfen, auch dann, wenn sie ursprünglich von Jesus kämen. Was also bringt uns die Frage nach der Urheberschaft?
Das Argument der Urheberschaft zielt darauf ab, die Prüfung der Nützlichkeit zu unterlassen. Aber wer könnte ein Interesse an dieser Unterlassung haben? Es sieht doch sehr danach aus, als würden die Leute auf eine falsche Fährte gelockt. Es sieht danach aus, Normen zu etablieren, die für die Leute nicht nützlich sind (eventuell weil nur eine kleine Priesterkaste davon profitiert).
Nützliche Normen und Gesetze benötigen nicht die Glorie einer bestimmten Urheberschaft. Entweder sind sie nützlich oder nicht. Sie stehen fest auf diesem Fundament, ohne eine göttliche Stütze zu benötigen.
Hingegen: Wo allein mit der Urheberschaft argumentiert wird, da fehlt in der Regel die Nützlichkeit. Daraus folgt: Religiöse Gebote, die allein religiös begründet werden, sind in aller Regel unnütz oder gar schädlich. Denn wenn sie nützlich wären, könnte man sie eben damit begründen.
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Jörn - Du kannst auf Deine Art - genau wie Arne - unglaublich gut schreiben und ich schätze Euch beide für ganz außergewöhnlich gebildet und intelligent ein.
Ich kann da nicht mithalten, aber dafür kann ich ja nur eingeschränkt etwas, denn Intelligenz ist denke ich auch stark von der Veranlagung geprägt.
Meine Mutter hat wie ich ja bereits erwähnte meiner Schwester und mir christliche Tugenden mit auf den Weg gegeben.
Sie konnte und kann das überzeugend herüberbringen z.B. auch durch ihre Austrahlung und wie sie mit Menschen umgeht und redet u.ä..
Dabei ist sie wie auch ich natürlich kein Engel.
Manches habe ich von ihr z.B. auch die Tatsache, dass ich von meinem Grundwesen her nicht gerade der bin, der sein eigenes Leben immer in die Hand nimmt und sich nicht einfach mit gewissen Umständen auch aus Bequemlichkeit (aber auch aufgrund eines zu geringen Selbstbewusstseins wahrscheinlich) mehr oder weniger abfindet.
Meine Mutter war ziemlich jung (20 Jahre alt) als wir kurz nacheinander (ich bin 14 Monate älter als meine Schwester) auf die Welt kamen.
Ihr Leben war u.a. dadurch stark limitiert.
Das Familienleben war ganz und gar nicht einfach.
Auf ihre Art hat sie versucht uns Kindern ein schönes Leben zu machen.
Sie hat ziemlich viel mit uns unternommen z.B..
Jetzt bin ich ziemlich abgeschwiffen, aber das erklärt vielleicht, warum mir Tugenden, die ich als christlich empfinde, einfach richtig gut finde.
Für uns war selbstverständlich, dass man andere kein Leid zufügt.
Es war auch selbstverständlich sich gegenseitig zu helfen und beizustehen.
Gab es Streit untereinander, ging es nicht darum den Schuldigen auszumachen, sondern darum wieder den Frieden herzustellen und einander besser zu verstehen, damit das nicht so schnell wieder vorkommt.
Dahinter stehen für mich christliche Werte.
Das Wort Nützlichkeit in dem Zusammenhang wie Du es getan hast, würde ich von mir aus wohl eher nicht gebrauchen, weil es mir etwas zu nüchtern erscheint.
Ich wollte es nur kurz erwähnt haben.
Im Grunde ist es ziemlich unwichtig.
Handlungsanweisungen, Regeln, Gebote, Gesetze oder was ich wie man das noch nennen könnte, kann ich für mich annehmen, wenn ich sie einfach gut finde z.B. weil sie das Ziel haben die "Welt" humanistischer zu machen.
Ich kenne mich damit nicht großartig aus, aber ich denke Humanismus und christliche Wertvorstellungen passen schon ganz gut zusammen.
Zu den christlichen Wertvorstellungen gehört für mich ganz und gar nicht dazu nicht akzeptieren zu können, dass es eben Menschen gibt, die sich zum gleichen Geschlecht so stark hingezogen fühlen, dass entsprechende Partnerschaften eingegangen werden (nur um ein Beispiel zu nennen).
Das lehne ich ganz und gar ab.
Das ist für mich ganz und gar nicht das, was Jesus wollte.
Er hat sich ja eben nicht von Menschen abgewandt, die andere scharf verurteilt haben.
Nein!
Über jeden reuigen Sünder hat er sich gefreut.
Es gibt Geschichten wie die des verlorenen Sohnes.
Die Botschaft dahinter finde ich großartig :-).
Ich verstehe durchaus, dass es sehr hart sein kann, wenn man immer ein vorbildlicher Sohn war und auf einmal kommt der Bruder daher, der alles andere als ein vorbildlicher Sohn war und zeigt Reue und der Vater widmet sich ihm ganz besonders.
Das kann hart sein.
Man sollte sich so verhalten wie man es tut, weil man das persönlich gut und richtig findet und nicht, weil man damit die Gunst eines anderen gewinnen möchte.
Wenn man das beherzigt, kann es nicht so furchbar weh tun, wenn der verlorene Sohn mal ein Weilchen mehr im Mittelpunkt stehen sollte als man selbst.
Das gibt sich ja auch schon wieder.
Jetzt bin ich schon wieder sehr weit von Deinen Worten abgekommen.
Ich wollte damit ausdrücken, dass ich Gebote - von wem auch immer - nicht für mich annehmen würde, wenn mir mein Verstand, meine Lebenserfahrung und mei Gefühl nicht sagen, dass sie einfach gut sind, indem Sinne, dass die "Welt" für möglichst viele zu einem schöneren und angenehmeren Ort wird, wenn man sie beherzigt.
Ich hätte vielleicht auch einfacher statt der vielen Worte das Wort "Nützlichkeit" verwenden können, aber es wirkt wie gesagt auf mich irgendwie zu nüchtern.
Ui - jetzt muss ich aber doch so langsam mal einkaufen gehen.
Ich hoffe Du und andere können mit meinen wahrscheinlich für einige etwas wirr und durcheinader daherkommenden Geschreibsel was anfangen.
So bin ich halt (auch) ;-)!