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Die Macht der Leere
Heute will ich 50 km laufen, Marathon Nr. 4 in 4 Wochen.
Es schmerzt. So macht Laufen keinen Sinn. Meine MS verwirrt mich, die Muskelanspannung mal zu locker, mal zu fest, die Sehnen schmerzen oder die Muskeln blockieren. Ich träume einmal noch einen meiner geliebten langen Läufe in der Natur genießen zu können, doch wie?
An diese Monate nach meiner MS-Diagnose muss ich zurückdenken. Irgendwann hatte ich den Dreh raus. Doch muss ich dieses Gefühl immer und immer wieder üben. Vor einigen Wochen hatte ich es zwischendurch verloren, jetzt läuft es, die ersten 30 km im momentan anfangs üblichen 6min/km Schnitt.
Keine Urlaubsstimmung, die Nächte waren gedankenschwer kurz, die Anspannung tagsüber groß, unbewusst verkrampfen dann die Muskeln, doch jetzt beim Laufen sehe ich nur noch Herausforderungen, neue Wege, Lösungen. Die Sorgen verfließen mit dem Schweiß, mein Kopf leert sich. Keine Ablenkung, nur das aktive Sein im Hier und Jetzt. Der Weg und ich, die MS akzeptiert ebenso wie das bewusste Langsamerwerden, vielleicht symbolisch für das Alter, 4.04 Std. für 40 km, 4.19 Std. für den Marathon. Alle negativen Gedanken sind verdrängt, die Macht der Leere fühlbar.
50 km finishe ich in 5.12 Std., erstmals im Training und doch auch 11 Minuten schneller beim Kuchen als in Rodgau oder Taubertal.
Allen problembefreite Tage.
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