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Harald ich habe natürlich etwas übertrieben und meine diesbezüglichen Aussagen mit Smileys etwas abgeschwächt.
Was das Schwimmen angeht, habe ich den gleichen Eindruck:
Es wird denke ich von vielen Hobbytriathleten schon relativ stark vernachlässigt, wohl ganz besonders, wenn man das gesamte Trainingsjahr sich anschaut.
Schwimmtraining ist halt zeitlich relativ gesehen für die meisten wohl am anspruchsvollsten.
Erst muss man mal hinkommen, dann wird ja oft nach der Intervallmethode trainiert, so dass ziemlich viele Pausenzeiten anfallen und anschließend muss man wieder zurück und sich für den restlichen Tag so herrichten, dass man sich zeigen kann.
Ich glaube die Zeiten haben sich geändert.
Eigentlich müsste man die Distanzen verlängern, wenn man physiologisch auch heutzutage von den Athleten das abverlangen will, was man früher von ihnen abverlangt hat.
Das Material vor allem in Bezug auf das Radfahren hat dafür gesorgt, dass 180 km von heute nicht das gleiche sind wie 180 km vor 20 oder gar 30 Jahren.
Wenn meinetwegen heute 4:15 h so viel wert sind wie 4:30 h vor zwanzig Jahren, dann ist das mit einer Verkürzung der Belastungszeit und auch des Energieumsatzes verbunden.
Das hat dann auch Auswirkungen auf den Marathon danach.
Die Energiespeicher sind nicht so geleert wie das früher der Fall war.
Die Schwimmzeiten sind wohl auch nicht zuletzt durch verbesserte Ausrüstung besser geworden und auch hier kommt es zu einer Einsparung an Belastungszeit und einem geringerem Energieumsatz.
Ja und dann gibt es ja auch noch die Verpflegung.
Und wenn man da hört ein Böcherer ist in der Lage, was weiß ich wieviel Gramm Kohlenhydrate während der Belastung stündlich aufzunehmen (160 g glaube ich oder so) und früher waren es stündlich eher 60 bis 80 g, dann macht das auch viel aus bzw. kann viel ausmachen.
Ich glaube früher konnten weniger grundschnelle oder weniger begabte (z.B. in Bezug auf die relative maximale Sauerstoffaufnahme) erfolgreich sein, wenn sie sich eben der Langstrecke zugewandt haben.
Dort konnten sie mit Fleiß was erreichen.
Zäck, Dittrich und Aschmoneit haben sich denke ich nicht so wahnsinnig lang und intensiv darum bemüht im Kurztriathlonbereich sich ihre Grenzen anzunähern.
Bei Leuten wie Frodeno ist das doch ganz anders.
Der ist doch von unten wesentlich schneller als die genannten es je waren.
Selbst, wenn da alters- und trainingsbedingt doch ein gutes Stück davon verlorengeht, bleibt noch ein nicht unerhelblicher "Vorsprung".
Wer mal recht locker 3:00 oder 3:15 min/km laufen konnte für den ist halt ein Viererschnitt gefühlt ziemlich lahm.
Wer da halt bei vergleichbarer Belastung auf 3:30 oder 3:45 min/km gekommen ist, für den ist ein Viererschnitt schon mal ein ganz anderes "Brett".
In einem anderen Forum habe ich mal eine interessante These gehört:
In Zukunft werden auch im Langstreckenbereich vermehrt relativ schnellkräftige Athleten erfolgreich sein, meinte einer.
Leute, die sehr grundschnell sind und einen hohen Anteil haben an schnellzuckenden Muskelfasern, die enzymatisch relativ gut anpassungsfähig sind in Bezug auf aerobe Belastungen (FTO-Fasern).
Sie würden die Typen mit einem sehr hohen Anteil an langsamzuckenden Muskelfasern überholen, einfach weil die von unten einfach nicht die Basis haben und das auch nie erreichen können.
Ich denke da ist was dran und im Triathlon denke ich könnte es ganz ähnlich sein bzw. laufen.
Die schnelleren mit einem höheren Anteil an schnellkräftigen Fasern müssen einfach mehr einwerfen unterwegs bzw. sind halt nicht in der Lage den Fettstoffwechsel so gut zu trainieren, wie diejenigen mit vielen langsamen Fasern.
Ich würde wetten, die eine Gruppe tendiert fast automatisch und instinktiv zu umfangbetontem Training.
Die andere Gruppe mehr zu höheren Intensitäten.
Macht die eine Gruppe, was die andere tut im Training und umgekehrt, bekommt sie nicht das an Leistung heraus, was die andere dabei herausbekommt.
So wissenschaftlich scheint mir die Sportwissenschaft nicht zu sein.
Jahrzehntelang hat man sich mit was weiß ich wievielen Schwellenkonzepten beschäftigt und womöglich ist es einfach so, dass es da Glaubenssätze gibt, die einfach nicht oder kaum in Frage gestellt werden, denn wen man das tun würde, dann käme sofort die große Sinnfrage.
"There is no lactat threshold" hat mal einer einen Artikel überschrieben.
Ich denke, es wird nach wie vor sehr viel einfach nachgemacht.
Man versucht herauszubekommen, was die besonders erfolgreichen Athleten so anstellen im Training, was ihr Training charakterisiert und dann versuchen halt andere auch ihr Glück damit.
Es entstehen "Moden" und wenn halt immer mehr mit einer bestimmten Art von Training Erfolg haben, dann wird es für eine Weile sozusagen zum Selbstläufer.
Irgendwann kippt es dann wieder und man füllt alten Wein in neue Schläuche und nennt das alles in bisschen anders, so dass es so wirkt, als wäre es im Prinzip nicht schon dagewesen.
Geändert von ThomasG (17.08.2018 um 21:35 Uhr).
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