Ich bin mir sehr unsicher, ob ich aktuell etwas schreiben soll, weil ich mich frage, ob es im Moment darum geht, hier verlinkte Artikel und Gedanken inhaltlich ernsthaft zu diskutieren oder vielmehr sich mit der Person von Jörn auseinanderzusetzen. Mich interessiert in einem Internetforum wie diesem hauptächlich ersteres. Da aber auch andere mitlesen, schreibe ich es trotzdem.
Mehrfach wurden jetzt Artikel zitiert, in denen auf die
Synchronizität von zeitlich nah autretenden Ereignissen verwiesen wurde, die nicht kausal verknüpft sind und denen der Beobachter eine sinnvolle Bedeutung verleiht. ("Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er.") Damit beschäftigte sich C.G. Jung (Psychoanalytiker), dessen Schriften ich etwas kenne, weshalb ich mich dazu äussere. Er diskutierte intensiv das Thema mit seinem Freund, dem Physiker Pauli, in Briefen, die publiziert sind. Pauli selbst "glaubte" im Alltag an solche Zusammenhänge und veröffentlichte auch gemeinsam mit Jung ein Buch: Naturwissenschaften und Psyche, wo Pauli die von Freud abgelehnte Jung´sche (IMHO: mystische)
Archetypenlehre und das "kollektive Unbewusste" in seinem Beitrag: "Der Einfluss archetypischer Vorstellungen auf die Bildung naturwissenschaftlicher Theorien bei Kepler" anwendete.
"Der Physiker Wolfgang Pauli glaubte selbst an den anekdotisch überlieferten Pauli-Effekt, demzufolge in seiner Gegenwart ungewöhnlich häufig experimentelle Apparaturen versagten oder sogar spontan zu Bruch gingen. Als Pauli 1958 in das Rotkreuzspital in Zürich eingeliefert wurde, stellte er tief erschrocken fest, dass er ausgerechnet im Zimmer 137 lag. Die Zahl verband er mit dem Wert der Feinstrukturkonstante, der ziemlich genau 1/137 beträgt, und sah dies als schlechtes Vorzeichen. Pauli starb dort nach einer erfolglosen Operation am 15. Dezember 1958, wobei zu sagen ist, dass (unabhängig von der Zimmernummer) die Heilungsaussichten bei bösartigem Pankreaskrebs, wie im Falle Paulis, äußerst schlecht sind."
Synchronizität.
Jung selbst führte eine empirisch statistische Studie zur Synchronizität durch, die keine Bestätigung dieses Prinzips ergab. Es fanden sich bis heute keine empirischen, wissenschaftlichen Belege dafür. Wissenschaftlich arbeitende, empirische Psychologen / Neurologen (Uni-/Schulpsychologie) erklären diese Zusammenhänge mit der speziellen Arbeitsweise der menschlichen Informationsverarbeitung und Zufallsereignissen und suchen keine (IMHO: obskuren) "Synchronizitätsgesetze".
Jung beschäftigte sich auch mit Astrologie und Horoskopen.
"Jung hat die so genannte «psychologische Astrologie» erheblich beeinflusst.[232] Jungs Begriffe und ihre inhaltlichen Beschreibungen wie «Animus/Anima», der «Schatten», die «Persona», die «Individuation», die «Archetypen-Lehre» und das Modell der «Synchronizität» werden in der Astrologie z. B. zur Erstellung von Geburtshoroskopen verwendet." Aus Sicht der Uni-/Schulpsychologie im optimalen Fall tauglich für Placebo Effekte. (Wikipedia: C.G. Jung)
Für viele (auch Jourmalisten) scheint es heute halt "überzeugender", "moderner", "wissenschaftlicher" auf Namen wie Pauli und Jung zu verweisen als auf 2000 Jahre alte Texte, um bestimmte Glaubensinhalte zu begründen. Wir kennen das analog aus dem Gesundheitsbereich, wo aufgeklärte Akademiker sich durch pseudowissenschaftliche Erklärungen einer "Magnetresonanztherapie" oder von homöpathischen Dosen (Wasser) beindrucken und sich für ein Placebo das Geld aus der Tasche ziehen lassen.
Die Kirchen setzen sich mit dieser "Konkurrenz" auseinander. So kritisierte z.B. der bekannte evangelische Theologe Buber die spirituell-religiösen Ansichten von C.G. Jung ausführlich aus Sicht der evangelischen Theologie.