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Wenn religiöse "Einigkeit" so vorzüglich ist, warum schließt Du Dich dann nicht dem Islam an? Oder dem Hinduismus?
Religiöse Leute meinen stets ihre eigene Religion. Darauf sollen sich alle einigen, das wäre gut. Aber sie kämen im Leben nicht auf die Idee, anderen Religionen oder Weltanschauungen dasselbe zuzugestehen.
Der Islam hat seine Nationen mit dem Schwert blutig unterworfen. Das ist schlecht. Aber das Christentum hat seine Nationen "geeint". Das ist gut. (Angeblich.)
Wie schwierig ist es, zu begreifen, dass "Einigkeit" in religiösen Fragen nicht existiert und nicht existieren kann? Eine "Einigkeit" von Religion ableiten zu wollen, kann argumentativ nur falsch sein. Der wahre Grund für den Anschein der Einigkeit sind Autorität und deren Absicherung durch Gewalt. Hierin unterscheidet sich Religion nicht von anderen autoritären Herrschaftssystemen, etwa Königreichen oder Diktaturen. Sobald die Leute frei wählen können, entsteht sofort Diversität.
In modernen Staaten sind die Bürger geeint in ihrer Erkenntnis, dass sie alle unterschiedlich sind. Das macht am Ende alle wieder gleich (-berechtigt).
Wenn sich im religiösen Mittalter alle so einig waren: Warum sind dann nach Luther plötzlich ganze Fürstentümer und Länder zu einem anderen Glauben gewechselt? Hat man etwa die Bevölkerung gefragt, ob man sich "einig" war? Man hat ja noch nicht mal die Priester gefragt. Einigkeit war überhaupt kein Kriterium. Der Fürst hat einfach einen Zettel unterschrieben und seine Armee in Stellung gebracht. (Nur falls man sich doch nicht ganz so einig sein sollte.) Plötzlich war man sich "einig".
Was die Menschen tatsächlich einigt, sind die Vernunft und beweisbare Erkenntnisse, auf die sich jeder berufen kann. Einigkeit entsteht durch Gleichberechtigung und Teilhabe. Wo dies aufgrund von Religion scheitert, schwelt ein nicht enden wollender Dauerbrand.
Wenn man auf die seit 1400 Jahren im Dauerkrieg befindlichen arabischen Staaten blickt: Was außer Religion trennt sie? Es ist ausschließlich die Religion. Es ist nicht das Öl, nicht der Reichtum, nicht die Sprache. Wie kann man nur der Auffassung sein, ausgerechnet Religion würde "die Menschheit" (!) einigen?
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