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Die Überschrift des Threads heißt "Gwen Jorgensen wechselt zum Marathon", nicht "Gwen Jorgensen wird Olympiasiegerin".
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die meisten Jorgensen-Skeptiker sich viel zu sehr auf diesen einen Halbsatz konzentrieren und versuchen eine These zu widerlegen, die sowieso sehr unwahrtscheinlich ist, da sich ein Olympiasieg sowieso kaum planen lässt, selbst wenn man nachgewiesenermaßen die beste Läuferin der Welt wäre (was Jorgensen nicht ist). Paula Radcliffe kann ein Lied davon singen und Jorgensen und ihr Umfeld ist das auch bewusst.
Ich weiß, dass sie die Bemerkung mit dem Olympiasieg im Marathon als Ziel selbst hat fallen lassen, aber das sollte man nicht so hoch hängen. Wenn man schon Olympiasiegerin ist und in einer neuen Sportart Sponsoren finden muss, die das Familieneinkommen in den kommenden Jahren sichern, dann kann man nicht bescheiden oder bodenständig sagen "ich wechsle jetzt mal die Sportart und schau, wie weit ich meine Marathonbestzeit bei kompletter Fokussierung auf das Laufen drücken kann".
Das wäre zwar eine realistische Ansage, weil weder wir noch Jorgensen selbst weiß, wie weit ihr Weg gehen wird, aber es ist eben kein Spruch, mit der man irgendwelche Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erzielt oder irgendeinen potenziellen Sponsor hinter dem Ofen hervorlockt.
Jorgensen hat sich ein perfektes Umfeld geschaffen, um dass sie schon während ihrer Triathlonkarriere von vielen Konkurrentinnen beneidet wurde. Ihr Mann hat schon vor Jahren sämtliche eigenen sportlichen und beruflichen Ziele zu ihren Gunsten zurückgesteckt und hält ihr komplett den Rücken frei.
Zusätzlich hat sie sich, ähnlich wie bei der Planung ihrer Triathlonkarriere, wo sie sich schon als Triathlonanfängerin und Späteinsteigerin der damals weltbesten Trainingsgruppe und einem der weltbesten Trainer in Australien angeschlossen hat, sich auch jetzt wieder einen asugewiesenen Spitzentrainer und eine maximal starke TRriningsgruppe ausgesucht, die sie auf ihrem Weg begleiten.
Als dritter Faktor ist sie sowohl nachweislich talentiert fürs Laufen und zusätzlich, was mindestens genauso wichtig ist, hochgradig gesundheitlich stabil, was das Verkraften hoher Trainingsintensitäten und Umfänge angeht (ich kann mich an keine längeren Verletzungsphasen von ihr erinnern), was im Bereich des ITU-Triathlons eine ausgesprochene Besonderheit ist.
Vor diesen Rahmenbedingungen sollte man das Projekt nicht unnötig zerreden, sondern einfach mal beobachten und schauen, wie es sich entwickelt.
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