Stephanie Pieper (für Deutschlandfunk) 22.01.2018:
Oxfam: 42 Reiche besitzen so viel wie 3,7 Milliarden Arme
Dem neuen Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam zur sozialen Ungleichheit zufolge öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich weltweit immer mehr. 42 Menschen besäßen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung. Kritik an der Methodik kontert Oxfam mit dem Verweis auf die klare Richtung der Entwicklung.
Von Stephanie Pieper
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Die neuen Zahlen, mit denen Oxfam-Aktivist Nick Bryer hantiert, mögen bei den einen Achselzucken und bei den anderen Wut auslösen: Nach seinen Worten kommt alle zwei Tage irgendwo auf der Welt ein neuer Dollar-Milliardär hinzu, inzwischen seien es mehr als 2.000. Eine Näherin in Bangladesch müsse ihr ganzes Leben arbeiten, um so viel zu verdienen wie der Chef eines führenden Modekonzerns in vier Tagen. Und allein 42 Menschen besäßen zusammen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Die Schere zwischen Arm und Reich öffne sich, beklagt Bryer:
"Wenn wir uns nur die jüngsten Vermögenszuwächse angucken, dann gehen 82 Prozent davon - also vier von fünf Dollar - an das reichste ein Prozent. Während der Wohlstand der unteren Hälfte der Menschheit, dreieinhalb Milliarden Menschen, gar nicht gewachsen ist."
Kritik an Datengrundlage und Interpretation
Die britische Hilfsorganisation musste in der Vergangenheit Kritik einstecken - an der Grundlage der Daten und an deren Interpretation. Bryers Vergleiche beruhen zum einen auf der Milliardärs-Liste des US-Magazins "Forbes", die teils Schätzwerte angibt; zum anderen auf dem "Globalen Wohlstandsreport" der Schweizer Bank Credit Suisse, der für viele Länder nur eine schwache Datenbasis hat.
Und nach der Oxfam-Methodik gilt etwa ein angehender Harvard-Jurist, der sich fürs Studium verschuldet, als arm – obwohl er später die Chance hat, viel Geld zu machen. Bryer verteidigt jedoch die Botschaft des neuen Berichts:
"Es ist die zuverlässigste Schätzung, die sich ermitteln lässt. Aber natürlich: Ohne einen globalen Zensus haben wir keine wirklich wissenschaftlichen Daten. Das Muster ist aber klar: Wohlstand häuft sich bei denen an der Spitze an, während die meisten Menschen auf der Welt zurückgelassen werden."
Quelle:http://www.deutschlandfunk.de/unglei...icle_id=408927