Zitat:
Zitat von Jörn
Deine Idee, dass man Kompromisse im Zusammenleben schließen muss, finde ich gut. Das sollte man jedoch nicht damit verwechseln, inhaltliche Kompromisse zu machen, wo sie logisch unmöglich sind. Die Frage, ob Frauen gleichberechtigt sein sollen, erlaubt keinen Kompromiss. Es ist logisch unmöglich. Entweder sind sie es oder nicht.
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Genau, diese Frage erlaubt keinen Kompromiss, und daher können wir die Diskussion mit der Feststellung beenden: Frauen sollen gleichberechtigt sein!
Dummerweise hast Du aber beispielsweise einen Kollegen, der findet, seine Frau solle sich gefälligst um Kirche, Küche und Kinder kümmern, während er als Patriarch alter Schule das Geld verdient.
Wie gehst Du damit um? Wie soll die Gesellschaft damit umgehen? Wie sollen wir Gleichberechtigung durchsetzen? Sollen wir ein Gesetz beschließen, das der Frau verbietet zu kochen? Oder in die Kirche zu gehen? Oder sollen wir dem Mann verbieten zu arbeiten? Oder bekommt die Wohnung eine Videoüberwachung, mittels derer geprüft wird, ob der Mann brav abwäscht? Und wenn die Frau das Kochverbot missachtet oder der Mann das Abwaschgebot - was dann? Stecken wir beide ins Gefängnis? Oder bekommt der Mann eine Gehirnwäsche-Pille, mit der er sich in einen überzeugten Feministen verwandelt????
Oder können wir einen solchen Lebensentwurf tolerieren und akzeptieren? Zumindest, wenn wir davon ausgehen, dass die beiden beteiligten Eheleute sich aus welchen Gründen immer aus freien Stücken für so ein Leben entschieden haben?
Und wenn einer der Gründe sein sollte, dass die Frau weniger verdient als der Mann - was können wir als Gesellschaft gegen die Gehaltsschere tun?
Viele Fragen und vermutlich genauso viele Antwortmöglichkeiten. Und ohne diese Frage im Detail abzuhandeln, würde ich doch sagen, dass es einen gesellschaftlichen Kompromiss geben sollte, der (und Achtung, das ist jetzt auch nur ein Beispiel) drei Bereiche definieren könnte: Optimal-Bereich (=Ziel=komplette Gleichberechtigung), Kompromiss-Bereich (=können wir als Gesellschaft tolerieren, auch wenn das Ziel der kompletten Gleichberechtigung (noch) nicht erreicht ist) und Verbots-Bereich (=das geht gar nicht, wird verboten und sanktioniert).
Es geht also nicht darum, einen grundsätzlichen Standpunkt (=Gleichberechtigung) aufzugeben, sondern einen pragmatischen Kompromiss in der Frage möglicher persönlicher Lebensentwürfe einzugehen.