Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Intuition bekommt erst durch Überprüfung einen Wert. ..
Intuition ist für mein Verständnis keine Form echter Erkenntnis, die für sich selbst, ohne Überprüfung, stehen könnte. Vielleicht liege ich damit falsch, doch ich bitte um ein Beispiel, um mich zu überzeugen.

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Intuition bekommt nicht immer erst durch Überprüfung einen Wert. Dein Beispiel macht klar, dass Du damit auf den nachprüfbaren Wahrheitsgehalt einer Intuition hinaus willst. Diesbezüglich gebe ich Dir Recht. Möglicherweise geht es wieder um Begrifflichkeiten.
Ich will ein trotzdem anderes Beispiel geben: wenn ich in einem Theaterstück sitze, zB einer sehr guten zeitgemäßen Inszenierung eines Shakespeare-Klassikers, erlebe ich mit verschiedenen Sinnen. Ob sich die Handlung des Königsdramas historisch genauso zugetragen (und ob es Shakespeare überhaupt gegeben) hat, ist in dem Moment unerheblich. Ich höre den zunächst ungewohnten Text, höre mich hinein, und der Sprachrhythmus lässt mich die Worte anders erleben. Die Interaktion der Schauspieler ist bestenfalls von einer Energie getragen, die sich auf die Zuschauer überträgt. Ich kann mitfühlen, mitleiden, miterleben. Es berührt mich auf Ebenen, die ich nicht nachprüfen will oder muss; es ist ja kein Dogma, dem zu folgen ist. Die künstlerischen Leistungen, die mir dieses Erlebnis ermöglichen, stammen von Shakespeare, dem Übersetzer, dem Regisseur, dem Dramaturgen, den Schauspielern ... das funktioniert bei keinem dieser Berufe mit der von Trimichi unterstellten Abwesenheit von Ratio, aber natürlich auch nicht ohne Intuition. Die künstlerische Leistung und das Rezeptionserlebnis unterliegen nicht dem Kriterium der Überprüfbarkeit von Fakten, meine ich.