Zitat:
Zitat von JENS-KLEVE
b) Geschichtsunterricht - ich unterrichte seit Jahren Geschichte in der 10. Klasse. Hierbei erarbeite ich die Machtergreifung Hitlers und die problematischen Ermächtigungsgesetze. Weitere Schwerpunkte sind die Judenvernichtung, der 2. Weltkrieg und der Krieg bei uns am Niederrhein. Zur Veranschaulichung der Diskriminierung von Juden zeige ich den Film "Der Pianist". Ich sehe keinen Anlass in diesem Zusammenhang Deutschland irgendwie besser darzustellen.
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Eine Frage hierzu: ich habe Geschichte überwiegend in Schulen in Rumänien und Ungarn erlebt. In beiden Ländern, wo ich zur Schule ging, wurde die gesamte Geschichte des jeweiligen Landes über mehrere Schuljahre gleichmäßig verteilt behandelt (das 20. Jahrhundert kam dadurch erst kurz vorm Abi dran), mit Schwerpunkten auf historischen Schlüsselereignissen und Wendepunkten. Trotz der damals üblichen kommunistischen Interpretation aller Ereignisse hielten sich die kritischen Töne über Fehlentwicklungen alter Zeiten mit positiv belegten Highlights der jeweiligen Geschichte die Waage. Dabei finde ich letztere höchst wichtig, um eine positive Einstellung zum eigenen Volk, zur eigenen Zugehörigkeit zu gewinnen.
Mein einziges Schuljahr in Deutschland wurde von Deinen o.g. Themen dominiert. War sicher interessant und lehrreich, ich hätte mir aber als Neuankömmling lieber eine gute Übersicht als die spezifische Vertiefung gewünscht. Die Geschichte von Deutschland oder der Deutschen ist sicherlich viel mehr als das 20. Jh.. Aus Gesprächen mit vielen anderen bekomme ich aber den Eindruck, daß in vielen Schulen das 20. Jahrhundert extrem überwiegt im Geschichtsunterricht hierzulande.
Stimmt mein unqualifizierter Eindruck, daß die positive Identitätsstiftung im deutschen Geschichtsunterricht generell kein besonders wichtiges Ziel ist? Oder zumindest der mahnenden Erinnerung stark untergeordnet? Gibt es nicht doch einen Anlaß, Deutschland oder die deutsche Geschichte auch von einer besseren Seite zu zeigen?