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Das Argument, dass man die Liebe seiner Verlobten nicht beweisen könne und daher glauben müsse, ist ein oft wiederholtes Standard-Argument, welches genauso oft widerlegt wurde.
Bei genauerem Hinsehen kann man nämlich sehr viele rationale Gründe dafür finden, warum man ausgerechnet diese Frau heiraten möchte. Ein erster Grund dafür ist die Tatsache, dass die Frau existiert. Weitere Gründe bestehen in ihrem Verhalten und ihren Worten, die zur begründeten Annahme leiten, dass diese Frau etwas von einem will. Man kann diese Gründe auch prüfen: Man kennt die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben, und kann vernünftig abwägen, ob (und zu welchem Grad) die Frau dazu passt.
Was ist mit jenen Frauen, die man nicht heiratet? Würde man auch hier sagen, es sei unmöglich, einen Grund zu nennen, und folglich müssen man es eben glauben? Wenn ich RTL2 einschalte, sehe ich jede Menge Leute, mit denen ich nichts zu tun haben will, und es fällt mir nicht schwer, Gründe dafür zu nennen.
Manche Paare sind vor der Heirat jahrelang zusammen, um sich Zeit zu lassen für das „Sammeln von Informationen“, also ob man im Alltag tatsächlich harmoniert. Wenn sie anschließend heiraten (oder auch nicht), dann ist das eine informierte, begründete Entscheidung — auch wenn es keine Garantie gibt, dass sie richtig war.
Glaube wäre es dann, wenn man völlig grundlos, etwa aufgrund einer uralten Schrift, am vorhergesagten Stichtag eine Frau wählt und ihr eröffnet, dass man sie heiraten will. Wenn die Frau sagt: „Entschuldigung, Sie kennen mich doch gar nicht!“, dann würde man antworten: „Tja, man muss halt glauben“.
Kaum eine Lebensentscheidung wird heute so gründlich vorbereitet und abgewogen, wie die Frage, ob und wen man heiratet.
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