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Szenekenner
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Mein Bericht, vorsicht lang; Teil 1
Embrun die Zweite!
Dem zweiten Mal fehlt natürlich das Besondere der ersten Teilnahme. Dennoch, und das hatte Nico hier im Forum ja mehrfach geschrieben, Embrun ist sicher einer der schönsten Triathlons in Europa.
Wie schon vor zwei Jahren beginnt mein Bericht deutlich vor dem eigentlichen Wettkampf. Wer eine detaillierte Watt-, Kalorien und Tempoanalyse des Embrun Events erhalten möchte, sollte lieber hier aufhören zu lesen. Wer Interesse daran hat, was einen unterdurchschnittlich begabten Sportler, mittelalten Vater zweier Söhne und deutlich mehr als 50 Stunden in der Woche arbeitenden Geschäftsreisenden bewegt, sich einem der schönsten Triathlons in Europa (Le Mythe) zu stellen, dem wünsche ich viel Spaß beim Lesen.
Die Planungen für Embrun 2017 gehen eindeutig auf das Jahr 2016 zurück. Normalerweise starte ich meine Wettkampfsaison mit dem Duathlon in Weyhe mitte-ende April. Im letzten Jahr erinnere ich mich aber noch gut daran, daß ich gegen 22:00 am Vorabend des Wettkampfes beim Übergang von Regen in Schneeregen entschied, diverse weitere Biere mit meinem Bruder einem Start im Schnee mit kurz-kurz vorzuziehen.
Das DNS in Weyhe konnte ich mir noch Schönreden, war die Saison doch noch lang. Leider war die Schlechtwetterperiode in Norddeutschland im Frühjahr 2016 auch sehr lang, weshalb nicht wenige Radeinheiten ausfallen mussten. Da diese zur Vorbereitung einer geplanten LD Anfang Juni in Limmer in meinen Augen aber nicht zu vernachlässigen sind, sagte ich ende Mai beim Herrn Augath in Limmer ab, und erhielt immer noch die Hälfte des Startgeldes zurück. Das ist übrigens der Nachteil von niedrigen Startgebühren, die Rückzahlung ist dann auch eher gering! Lange Rede kurzer Sinn, zweite DNS beim zweiten geplanten Wettkampf!
Ende Juni nehme ich nun schon seit mehreren Jahren an den legendären 24h von Nortorf teil. Auch hier war das Wetter wieder unschön. Der Regen wurde nur von kurzen Pausen unterbrochen. Ob mein Abbruch nach 12 Stunden nun am Wetter lag oder an meiner genialen Strategie, die Führungsgruppe auf den ersten 5 Runden nicht zu verlassen und daher die ersten knapp 150km im 37er Schnitt zu absolvieren, erschließt sich mir im Nachhinein nicht mehr. Als Erfolg konnte man diesen Wettkampf jedenfalls nicht werten!
Spätestens jetzt, begann in mir die Frage zu nagen, ob diese „geschenkte Saison“ evtl. die Folge meines langsam steigenden Alters ist. Ich hatte dann zwar noch einige wenige Wettkämpfe in dem Jahr mehr oder weniger würdevoll zu Ende gebracht aber ein Gespenst namens „Mid-Life-Crisis“ begann in meinem Kopf zu kreisen.
Dem musste mit einer ausgefeilten Saisonplanung 2017 mit fordernden Zielen massiv entgegengewirkt werden. In dem Jahr, in dem ich mit Eilschritten auf die Vollendung der fünften Lebensdekade rennen sollte, sollte bewiesen werden, daß ich noch lange nicht dem körperlichen Verfall Tribut zollen werde. Diese sah dann so aus:
Begonnen sollte bereits im Februar mit einem frühen Marathon. Weyhe im April, Limmer LD und 24h in Nortorf im Juni sind sowieso gesetzt. Um meinem Ego so richtig zu beweisen, was geht, ging dann auch die Anmeldung für Embrun mit raus. Passte in diesem Jahr auch noch einmal mit den Schulferien der Jungs prima zusammen. Die Kinder waren zwar von einem erneuten Aufenthalt in den französischen Alpen nicht begeistert, konnten aber mit einem Blick auf den langfristigen Ferienplan überzeugt werden. Zumindest für den Großen scheint ein erneuter Sommeraufenthalt in Embrun um den 15.8. herum während der ihm noch verbleibenden Schulzeit eher unwahrscheinlich!
Wie durch ein Wunder gesellte sich noch eine Teilnahme an´ner OD an der Nordsee zu meinem Wettkampfplan, denn die Familie beantragte ein Zeltwochenende in St. Peter Ording für den Sommer vor den Ferien.
Der Einstieg in das Trainingsjahr 2017 sollte also die Marathonvorbereitung sein. Da ich ja über das Jahr halbwegs in Form geblieben war – so glaubte ich jedenfalls- war ich der Ansicht ein Lauf über 33km direkt aus dem Ski-Urlaub kommend, sei der perfekte Einstieg. Waren es eher die leichteren Wettkampfschuhe, das vereiste Geläuf oder einfach eine klassische Überlastung? Fakt ist, schon in der dritten von fünf Runden um die Alster begann die linke Achillessehne zu mucken. Leider hörte sie in Runde vier und fünf auch nicht mehr auf und auch in den Wochen danach bei Ruhe praktisch nicht. Die zwickende Achillessehne meldete sich bei jedem erneuten Versuch, das Lauftraining wieder aufzunehmen. Sogar moderate Läufe führten zu Schmerzen.
Wegen einer ollen Achillessehne verzagt der Triathlet zu Saisonbeginn doch nicht, hat er doch noch zwei andere Disziplinen zum Training. Da Schwimmen nicht so mein Ding ist, hielt mich auch das norddeutsche Schmuddelwetter im Spätwinter und frühen Frühjahr nicht von verlängerten Radausfahrten ab. Die legendäre (und wohl historisch erste) Streckenbesichtigung der Hamburger IM Strecke fand hier im Forum ja durch die Beiträge von Jan seine würdige Erwähnung. Bei ganz üblen äußeren Bedingungen habe ich sogar Training auf der Rolle gemacht. Die Rolle musste seit ihrem letzten Einsatz 1999 wo ich mit gebrochenem Arm das letzte Mal das Ding benutzt hatte, erstmal ausgiebig entstaubt werden.
Leider war aber die Anmeldung zum Tel Aviv Marathon raus und von mir auch ausgiebig kommuniziert worden. Ich musste sowieso beruflich nach Israel, so daß ich zu Wochenanfang anreiste. Das Wetter war perfekt aber Testläufe sparte ich mir lieber. Statt dessen legte ich morgens und abends ein paar Schwimmeinheiten im Hotelpool ein. Der Marathon war für Freitag angesetzt und am Mittwoch war ich mir noch nicht klar, ob ich starte oder nicht.
Da aber in der ganzen Stadt das Lauffieber ausbrach, legte ich mir einen sehr ausgefeilten Wettkampfplan zurecht. Auf meiner Uhr ließ ich mir nur den Puls anzeigen und schwor mir, bei konstant 145 Schlägen/Minute zu laufen. Sollten die Schmerzen im Fuss zu stark werden, wollte ich aussteigen. Der Wettkampftag begann dann noch mit einer unangenehmen Überraschung. Wegen des komplett zum Erliegen gekommenen Verkehrs, war keines der vielen Taxis bereit, einen nach Lauf aussehenden Kunden zu befördern. So durfte ich zu den geplanten 42,2km noch 6km zum Start laufen (gehen?). Der Lauf lief genau nach Plan und nach 3h45 absolvierte ich meinen zweitschlechtesten „Nur-Marathon“ ever, war aber stolz wie Bolle, denn mit genau 80 gelaufenen Kilometern in der Vorbereitung kann man nicht mehr erwarten. Ach ja, Achilles hielt sich vor und während des Laufes ganz ruhig.
Geändert von Harm (12.09.2017 um 19:07 Uhr).
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