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Alt 30.08.2017, 17:18   #7798
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von Trimichi Beitrag anzeigen
Warum sind die Naturgesetze und nicht viel mehr das Nichts?
Wer oder was hat die Naturgesetze geschaffen?

Ich würde die stillen Mitleser gerne auf darauf hinweisen, dass das Wort „Naturgesetz“ im religiösen Kontext eine andere Bedeutung hat als im wissenschaftlichen Kontext. Das ist eine Quelle der Verwirrung, die ich hier mal erläutern möchte.

Gesetze können auf zweierlei Weise verstanden werden: beschreibend und vorschreibend.

Vorschreibend sind Gesetze, denen man folgen kann oder nicht. Wenn man nicht folgt, wird man bestraft. Das ist die religiöse Sicht auf „Gesetze“. Wenn es Gesetze gibt, muss es logischerweise jemanden geben, der sie erlassen hat. Wenn wir also Gesetzmäßigkeiten finden, dann beweist das, dass ein Gesetzgeber vorhanden sein muss. Religion geht davon aus, dass die Gesetzmäßigkeit, mit der sich ein Planet um einen Stern bewegt, von irgendwem geschaffen wurde.

Aus diesem Grund ergibt sich die Frage: „Jaaaa — aber wer hat diese Naturgesetze erschaffen? Ha!“

Dieses Argument ist übrigens selbst dann unlogisch, wenn man der Sichtweise von „vorschreibenden Gesetzen“ folgt. Denn wenn zweifelsfrei feststünde, dass „jemand“ die Gesetze erlassen hat, dann stellte sich sofort die Frage, wodurch dieser „jemand“ geschaffen wurde. Es führt zu nichts. Es ist ein sinnloses Argument.

———

Die Wissenschaft sieht die Naturgesetze als „beschreibend“ an. Es geht nicht darum, warum sich ein Planet um die Sonne dreht im Sinne von: „warum hat sich der Planet so entschieden“. Sondern es geht darum, zu beschreiben, wie er sich bewegt (wie schnell ist er, welche Kräfte sind im Spiel), und im nächsten Schritt, welche Ursachen das hat. Man beachte, dass das Finden einer Ursache ebenfalls nicht die Frage nach dem „Warum“ beantwortet, sondern im Sinne von „wie kommt das zustande“ zu verstehen ist.

Die Vermischung von „wie“ und „warum“ ist einfach eine Eigenschaft unserer Sprache. Dass die Vertreter der Religion daraus ihren Nutzen ziehen, liegt daran, dass sie den Unterschied selbst nicht verstehen; und andererseits, dass diese Verwirrung für die Verbreitung der eigene Sache nützlich ist.

Es ist nicht zutreffend, dass zuerst ein Gesetz erlassen wurde, und anschließend trat die Materie auf die Bühne und hielt sich an diese Gesetze. Das wäre „vorschreibend“. Wer diesen Gedankengang verfolgt, hat bereits die gewünschte Antwort hineingeschmuggelt, nämlich, dass es zuerst einen Gesetzgeber gegeben hat.

Es stellt sich genau anders dar. Der Planet bewegt sich um seinen Stern, egal was irgendwer davon hält. Der Planet hat keine Alternative. Es ist zwangsläufig. Die Frage lautet daher eher: Könnte ein Gott daran überhaupt etwas ändern?

Die gleiche Frage stellt sich nach den Anfängen unseres Universums, das sich offenbar zwangsläufig ergeben hat: Hätte Gott es überhaupt verhindern können? Denn wie Arne schon mehrfach beschrieb: Das Nichts ist instabil. Mit anderen Worten: Wenn man „Nichts“ hat, werden zwangsläufig Materie, Raum und Zeit dabei herauskommen.

Natürlich kann man sofort fragen: “Warum ist das Nichts instabil? Wer hat diese Vorschrift erlassen?“ Aber diese Frage postuliert bereits die Antwort, nämlich, dass die Naturgesetze vorschreibenden Charakter haben, und genau das ist falsch.

Man behalte daher diesen Unterschied im Blick, wenn die religiöse Fraktion von „Naturgesetzen“ schreibt. Die religiöse Argumentation ignoriert die Tatsache, dass Naturgesetze keine „Gesetze“ sind, sondern „Gesetzmäßigkeiten“, besser beschrieben mit „Zwangsläufigkeiten“.

Wenn es jedoch zwangsläufig ist, gibt es keinen Platz für Gott.

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