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"Eine Gesellschaft aus Atheisten könnte perfekt funktionieren"
Jung und Gott
Interview: Johanna Haag
19. August 2017, 15:36 Uhr 903 Kommentare
Aber wie? Philosoph Andreas Urs Sommer über das Fast-Verschwinden der Religion, Angst vor dem Tod und die Frage: Ist uns die Suche nach dem Sinn des Lebens einfach egal?
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Sommer: In der Tat. Und Sie würden zurecht sofort einwenden, dass die meisten Menschen sich nicht gut verhalten, weil sie das Gute erkannt haben. Man kann dann natürlich die Religion aus der Mottenkiste ziehen. Ich sage aber: Unsere Gesellschaften funktionieren sehr gut ohne ein gemeinsames religiöses Band und auch ohne, dass wir alle vernünftige, aufgeklärte Atheisten sind und Gutes tun. Ganz im Gegenteil: Wir müssen ständig damit rechnen, auf Menschen zu treffen, die religiös ganz anders ticken als wir. Deswegen klammern wir diesen Bereich aus und sagen: "Wenn wir uns nicht sehr gut kennen, lassen wir das mal mit der Religion und versuchen, uns über die Putzordnung im Treppenhaus auf ganz säkulare Weise zu verständigen." Und, oh Wunder, es scheint zu klappen. Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem and’ren zu. Diese goldene Regel reicht für unser Zusammenleben normalerweise vollkommen aus.