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Ich frage mich ja schon die ganze Zeit, warum viele Menschen auf der Welt religiös glauben, obwohl es offensichtliche Widersprüche gibt. Und, dass selbst wenn sich Menschen von der Religion abwenden, sich ein Teil der Esoterik zuwendet.
Eben habe ich gelesen:
"Das vierte Prinzip umfasst die Identität und das Sinnerleben eines Menschen.
Identität wird als narrative Identität verstanden, d. h. als eine Lebenserzählung, die
eine Person immer wieder erzählt, um die rekonstruierte Vergangenheit und die
antizipierte Zukunft in ein mehr oder weniger kohärentes Ganzes zu integrieren
und damit Sinn und Bedeutung des eigenen Lebens zu konstruieren. Dieses Prinzip
korrespondiert mit der von Kluckhohn et al. (1953) beschriebenen Ebene der
Einzigartigkeit des Menschen. Jede Lebensgeschichte ist einmalig und individuell.
Trotzdem können Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten in Lebensgeschichten mit
idiographischen Methoden (auf die Untersuchung einzelner Personen bezogene
Methoden) untersucht und verglichen werden und gemeinsame Muster identifiziert
werden. Obwohl empirische Zusammenhänge der Ebenen der dispositionalen
Eigenschaften und charakteristischen Adaptationen zur Identität bestehen
(McAdams et al. 2004), lassen sich die individuellen Unterschiede der Identität
nicht auf Unterschiede in den dispositionalen Eigenschaften und charakteristischen
Adaptationen reduzieren. Das Verständnis eines Individuums benötigt die
Kenntnis dieser Person auf allen drei Ebenen, den dispositionalen Eigenschaften
und charakteristischen Adaptationen sowie der individuellen Lebenserzählung, die
dabei die evolutionären und biologischen Wurzeln und Einflüsse berücksichtigt.
Zusätzlich müssen die vielfältigen kulturellen Einflüsse auf diese Ebenen berücksichtigt
werden." (Herzberg/Roth, "Persönlichkeitspsychologie")
Demnach könnte es sein, dass religiöse Narrative (scheinbar) kohärente Erzählungen bereitstellen, die entsprechende Identität- und Sinnangebote offerieren, mit denen sich der einzelne dann identifizieren kann und dieses Narrativ dann zum Teil des eigenen Narrativs wird.
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