|
Wird hier nicht die Vernunft verwechselt mit den Ergebnissen, die diese Vernunft zutage fördert?
Eine „höhere Vernunft“ wäre vielleicht sehr schnell zu Newtons Erkenntnissen gekommen. Die Menschheit hat dafür zigtausend Jahre gebraucht, während der sie im wesentlich im Gras saß und Wurzeln aß. Aber die Erkenntnis ist am Ende dieselbe.
Heutzutage arbeitet eine ganze Generation an Wissenschaftlern an einem einzigen Problem und benutzt dazu gewaltige Maschinen, die messen können, was wir selber mit unseren Sinnen nicht erkennen können. Nach 40 Jahren findet man endlich das Higgs-Feld und damit einen Hinweis darauf, wie die nächsten Puzzlestücke aussehen müssen.
Eine „höhere Vernunft“ hätte ebenfalls das Higgs-Feld gefunden, mit den gleichen Eigenschaften und den gleichen Konsequenzen für weitere Fragestellungen. Es ist nicht zutreffend, dass bei einer „höheren Vernunft“ das Higgs-Feld plötzlich verschwunden wäre.
Es spielt keine Rolle, ob unsere Vernunft begrenzt ist, denn selbst eine tausendmal höhere Vernuft wäre immer noch begrenzt. Entscheidend ist, ob wir es dabei belassen und weiterhin im Gras sitzen, oder ob wir Methoden entwickeln, mit denen wir Schritt für Schritt winzige Erkenntnisse zu einem großen Ganzen kombinieren. Es spielt keine Rolle, ob wir für ein einziges weiteres Puzzlestück 100 Jahre benötigen.
Religion gleicht den Frühmenschen, die im Gras sitzen und nachdenken. Aber mit purem Nachdenken kommt man eben nur ein kleines Stück weit. Hier ist eben die Grenze unseres Verstandes. Weiter kommt man mit bestimmten Methoden, nämlich der Falsifizierung, der Widerspruchsfreiheit und der empirischen Prüfung. Lieber hat man ein winziges Puzzelstück, welches korrekt ist, als ein abstruses Gesamtbild vom Schöpfergott und seinen Engeln.
Gerade jene, die über den mangelnden Verstand des unwürdigen Menschens reden, verhalten sich so, wie unsere Vorfahren es vor 40.000 Jahren taten*. Es kommt nichts dabei heraus, uns es wird auch in weiteren 40.000 Jahren nichts dabei herauskommen.
Nicht unser begrenzter Verstand ist das Problem, sondern wie man ihn anwendet. Newton hat den Fall des Apfels nur deswegen erklären können, weil er gerade nicht einfach unterm Apfelbaum gesessen hat.
*Damit meine ich nicht keko, sondern den Klerus.
|