Muss man jede beliebige Meinung tolerieren? Das wurde von einigen Diskutanten gefordert, beispielsweise von ricofino.
Machen wir gleich einen Test.
- Ich behaupte testweise, ricofino hätte einen schlechten Charakter, und das sei nun mal meine Meinung, und die müsse man tolerieren.
- Nehmen wir eine deutsche Schulklasse, mit einem spanischen Jungen. Die Lehrerin sagt, Spanier wären allgemein weniger klug als Deutsche, das könne sie sogar belegen. Der Junge wird daraufhin von seinen Mitschülern bis ans Ende der Schulzeit gemobbt; und auf dem Sportplatz herrschen nachmittags ebenfalls raue Töne (speziell in Bayern – ist aber nur Spaß!).
Ist das wirklich nur eine Meinung, die ebenso respektabel ist wie alle anderen Meinungen? Oder gibt es vielleicht doch Unterschiede?
Meinungen haben
Konsequenzen. Wer eine Meinung äußert, ist für diese Konsequenz verantwortlich. Man kann ihn auch für diese Konsequenz kritisieren.
Wer nicht völlig verblendet ist, hat in den letzten Jahrzehnten bittere Schilderungen gehört von Homosexuellen, die sich ihr Leben lang verstecken mussten, die zur Einsamkeit verurteilt waren, oder die ein beliebtes Opfer für blöde Sprüche und Mobbing waren. Das ist eine Konsequenz dieser „Meinung“.
Natürlich kann man hier einfach selbstgerecht mit den Schultern zucken. Aber dann ist auch die Debatte zu Ende. Denn wenn die Konsequenzen egal sind, dann ist auch die Debatte egal.
Meinungen sind dann verwerflich, wenn sie üble Konsequenzen haben. Stammtisch-Parolen, wie sie hier von Trimichi vertreten werden, werden nicht kritisiert, um Meinungen zu unterdrücken. Sondern sie werden kritisiert wegen ihrer schändlichen Konsequenzen.
Die Behauptung, es handele sich hier nur um die aufrechte Meinung eines Bürgers, hat lediglich den Zweck, von den Konsequenzen abzulenken und nicht für die Konsequenzen zur Verantwortung gezogen zu werden.