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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Quo vadis DTU?
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 13.06.2017, 11:10   #112
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Seyan Beitrag anzeigen
Eine Frage Hafu: aus welchem Grund hat die DTU eigentlich überhaupt dieses seltsame System installiert? Mir ist klar, dass man nicht jeden x-beliebigen Sportler zu den großen Wettkämpfen schicken will, aber warum füllt man die Plätze nicht mit dem besten aus, was man zu bieten hat?
...
Ich bin der falsche Ansprechpartner für diese Frage, denn im Kern habe ich sie mir auch schon gestellt und komme natürlich zu ganz anderen Antworten als die aktuelle Funktionärsriege der DTU.

Aus Verbandssicht waren die Kaderathleten der vergangenen 12 Jahre wohl zu früh mit zu durchschnittlichen Leistungen zufrieden und haben sich zu wenig angestrengt, in die absolute Weltspitze, also dort wo Medaillen vergeben werden, vorzudringen.

Es gibt ja den Spruch: "ein kluges Pferd springt nur so hoch, wie es muss"

Der neue Sportdirektor bei der DTU, der leider nicht vom Triathlon, sondern vom Schwimmsport kommt und vorher 8 Jahre beim DOSB war und als sozialisierter Sportwissenschaftler ein klassischer Theoretiker ist, ging (oder geht) von der Hypothese aus, dass wenn man die Messlatte für die Teilnahmen an internationalen Wettkämpfen hoch genug legt, die Athleten die ja nunmal an Wettkämpfen teilnehmen wollen, mehr, härter und besser trainieren und durch härtere Normen automatisch besser werden.

Um im Bild zu bleiben: "wenn die Latte höher liegt, springt das kluge Pferd eben einfach höher!"

In der Leichtathletik und im Schwimmsport gibt es diesen Ansatz schon lange und der DLV und DSV haben auch in der Vergangenheit immer wieder probiert, durch harte Normen für Meisterschaften, das Leistungsniveau entscheidend zu steigern. Wie man weiß mit wenig bis keinen Erfolg.

Im Schwimmen und in der Leichtathletik sind Leistungen ja in der Tat sehr genau messbar und meist, da jedes Schwimmbecken und jede Tartanbahn ungefähr gleichschnell sind auch einigermaßen reproduzierbar.

Der moderne olympische Triathlon funktioniert allerdings ganz anders: da kommt es nicht nur auf Leistungen in den Einzeldisziplinen Schwimmen und Laufen an, sondern gerade in der Weltspitze viel mehr auf taktisches Verhalten gerade beim Radfahren, technische Fertigkeiten, auch die Fähigkeit im Rennen temporäre Koalitionen mit anderen Athleten selbst aus anderen Nationen zu bilden etc.

Das sind leistungsbestimmende weiche Faktoren, die man nicht einfach in einer vorgegebenen Labornorm abbilden kann, sondern über viele Jahre mit Rennerfahrung lernen muss.
Wenn man diese Rennerfahrung den sich entwickelnden Athleten vorenthält, indem man sie gar nicht starten lässt, werden sie diese Fähigkeiten auch nie richtig ausbilden können.

Die DTU ist der Meinung, bevor ein Athlet 30., 40., 50. oder 60. bei einem internationalen Rennen wird, sollte er besser daheim bleiben und mehr sowie härter trainieren.

Wenn man sich die Ergebnisse der Athleten, die heute die Weltspitze dominieren, in der exzellenten Datenbank der ITU in der Vergangenheit ansieht, erkennt man unschwer, dass es nur ganz wenige Überflieger im ITU-Triathlon gibt, die stets vorne dabei waren und die sich somit in dem Umfeld, dass die DTU derzeit vorgibt auch entsprechend entwickelt hätten. Die Brownlees sind die große Ausnahme von der Regel, insofern als sie stets im Juniorenbereich, U23-Bereich und Elitebereich in den vorderen Rängen zu finden waren. Solche Überflieger wünscht sich natürlich jeder Verband, denn da kann man bei der Förderung eigentlich nichts verkehrt machen. Aber Athleten wie die Brownlees (oder auch Frodeno als ähnliches Beispiel), die einfach vor Talent nur so strotzen und sich deshalb unter allen Rahmenbedingungen durchsetzen können, gibt es zur Zeit in Deutschland und auch in anderen Ländern nicht.

Die meisten anderen Weltspitze-Athleten, wie z.B. Mola, Murray, Shoeman, Flora Duffy usw. haben sich erst über viele Niederlagen und von der DTU verhasste Plazierungen z.T. weit jenseits der Topten innerhalb von Jahren zu den Weltklasse-Athleten entwickelt, die sie heute sind. Der heutige amtierende Weltmeister Mola hat vor fünf Jahren noch reihenweise Plätze zwischen Rang 30 und 50 bei Europa- und Weltcups belegt und damals war die Leistungsdichte im ITU-Bereich bei weitem noch nicht auf dem Niveau von heute. Hätte der spanische Verband ihn damals nicht starten lassen, wie es die DTU akutell mit ihren Nachwuchs-Athleten macht, kann man spekulieren , wo er heute stehen würde... wahrscheinlich hätte er entweder frustriert mit Leistungssport aufgehört oder notgedrungen auf die Mittel- und Langdistanz gewechselt, wie es ja viele deutsche Athleten machen.
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