Zitat:
Zitat von TriMartin
Die Angelegenheit ist ein wenig komplzierter, da es die UN-Behindertenkonvention gibt, die auch in Deutschland umgesetzt werden muss. Hier ein Auszug:
Bildung
inklusionArtikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention erkennt das Recht behinderter Menschen auf Bildung an. Diese Regelung wiederholt und bekräftigt die Regelungen des Artikels 13 des UN-Sozialpakts, der Artikel 28 und 29 der UN-Kinderrechtskonvention sowie des Artikels 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Ausgehend vom Prinzip der Gleichberechtigung gewährleistet die UN-Behindertenrechtskovention damit ein einbeziehendes (inklusives) Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen.
Dabei ist sicherzustellen, dass behinderte Menschen nicht aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden. Behinderte Kinder dürfen also nicht aufgrund ihrer Behinderung vom Besuch einer Grundschule oder einer weiterführenden Schule ausgeschlossen werden. Vielmehr soll ihnen gleichberechtigt mit anderen – nichtbehinderten – Kindern der Zugang zu einem einbeziehenden (inklusivem), hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht ermöglicht werden.
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Alles schöne Theorie. Wenn aber, wie in NRW, Inklusion als Mittel zum Sparen realisiert wird, d.h. die behinderten Kinder aus den Sondereinrichtungen in die Regelschulen versetzt werden, ohne daß eine adäquate Lehrerversorgung hinzugefügt wird, dann erreicht man nur, daß die Leute sagen: Inklusion kann nicht funktionieren. Ich bin so böse zu sagen, daß so mancher genau diese Reaktion erhoffte - genau wie beim ungeliebten G8. Vielleicht ist aber dahinter nur ein eingeschränktes Verständnis von Behinderung, nämlich die der körperlichen Behinderung bei geistig zielgleichem Unterrichtsziel. Ein sehr großer Teil der Behinderten ist aber geistig Behindert, bei denen es eben nicht um zielgleichen Unterricht sondern um eine Teilhabe an der Gesellschaft und möglichst "normale" Entwicklung im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten geht.
Die UN Konvention gibt leider nicht vor,
wie Inklusion sinnvoll umgesetzt wird. Dazu würde gehören, daß die Sonderpädagogen in die Regelschulen rübergehen, und die Kinder dort begleiten und betreuen, und die Regelschullehrer beim zieldifferenzierten Unterricht unterstützen. Dazu gehören geänderte, differenzierte Unterrichtsmethoden für alle Schüler, keine Aufsplittung nach der vierten Klasse (also Inklusion aller Leistungsstufen bis min. 6., besser 8. Klasse), u.v.a.m. Das ist nicht aus dem Boden zu stampfen, sondern bräuchte Vorbereitung, gezielte Lehrerausbildung, Umschichtung von Finanzmitteln von Sonderschulen zu Regelschulen, ... und all dies gegen die Trägheit eines höchst konservativen Systems von Behörden, Schulen und Eltern gleichermaßen.
Ich sehe diese Konvention als ein (m.M.n. höchst wünschenswertes) Idealziel, auf das zugearbeitet werden kann; sofortige Umsetzung flächendeckend ist leider Utopie - oder Stümperei in den meisten Fällen, das weder den Behinderten noch den Gesunden gerecht wird. Nur wo engagierte Lehrer mit einer flexiblen, reformbereiten Schulbehörde zusammentreffen, klappt Inklusion super (mein Sohn hat dies zeitweise erleben dürfen). Solche Beispiele sollten als Muster genutzt werden, um Inklusion langsam zu verbreiten.