Es ist ja nicht so, das die Auferstehung von Jesus irgendwie eine neue Idee wäre, die wir nun zu entschlüsseln hätten. Sondern es war zu Zeiten von Jesus bereits eine altbekannte Idee, die auch erstmal nichts mit "Göttlichkeit" zu tun hatte, sondern die in der Vorstellung der Menschen einfach eine besondere Auszeichung für normale Menschen darstellte. Es hatte auch nichts mit dem Christentum oder dem Judentum zu tun, jedenfalls nicht exklusiv. Man muss sich vergegenwärtigen, dass es das Christentum (und seine Lehren) zur Zeit von Jesus überhaupt noch nicht gab. Klingt komisch, ist aber so.
Erst viel später verband sich die "Auferstehung" mit der Idee eines "Gottessohnes", also einer Gestalt, die sowohl Mensch als auch Gott war. Diese Idee gab es zu Zeiten von Jesus noch überhaupt nicht, sondern entstand erst ungefähr 400 Jahre später. Selbst wenn Jesus Gottes Sohn gewesen wäre, hätte damals niemand angenommen, dass er deswegen selbst ein Gott sei. Diese Idee entstand erst sehr viel später. Die sog. Zwei-Naturen-Lehre (ganz Mensch und ganz Gott, beides klar getrennt und doch in einer Person verbunden) ist ein absurdes Konstrukt aus dem Jahr 451, welches einem Teil der Kirche so bescheuert erschien, dass sich die Ostkirche abspaltete (und wegen des Oster-Datums, wenn ich mich recht erinnere).
Das bedeutet, dass die uns heute geläufige Idee eines "Sohn Gottes", der stirbt und dann aufersteht (weil unsterblich), damals noch unbekannt war. Selbst Paulus, der die ersten Dokumente des Neuen Testaments schrieb, kannte diese Idee noch nicht -- dabei hat er die Auferstehung von Jesus überhaupt erst ins Spiel gebracht. Allerdings meint er nicht eine irdische Auferstehung, d.h. er hat nicht behauptet, Jesus wäre nach dem Tod irgendwo auf der Erde herumgelaufen. Sondern er spricht von "Erscheinungen" und "Visionen", die er (Paulus) gehabt haben will, und zwar ist ihm dies knapp zwanzig Jahre nach dem Geschehen eingefallen (wer's glaubt). Und selbst dabei bezieht er sich auf frühere Prophezeiungen ("nach der Schrift")
1. Korinther 15: "Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift;"
Das bedeutet, er hat es nicht "gesehen", sondern "empfangen".
Markus, der erste Evangelist des Neuen Testments, weiß ebenfalls noch nichts von einer Auferstehung, sondern es endet abrupt mit dem Tod (nicht mit der Auferstehung!). Erst ca. 200 Jahre später wurde das Ende erweitert, weil es den Klostern, die damals die Schriften handschriftlich kopierten, zu läppisch erschien. Und weil die neue Fassung ebenfalls unbefriedigend war, wurde diese wiederum später erweitert. Das Ergebnis ist, dass moderne Bibeln heute gleich drei alternative Endungen des Markus-Evanegliums enthalten.
Lukas und Matthäus, die ihre Evangelien deutlich später schrieben und das Markus-Evangelium als Quelle benutzten, haben die Auferstehung hinzu erfunden. Dabei ergeben sich deutliche Unterschiede zu Paulus, der ihnen als Quelle offenbar nicht vorlag. Paulus wusste beispielsweise nichts von einem leeren Grab. Gräber machen bei einer Hinrichtungsstelle auch keinen Sinn, weil die Opfer nicht begraben wurden. Und da es in der jüdischen Zeit geschah, kann man vermuten, dass sich keine jüdische Grabstelle ausgerechnet auf einem Hinrichtungshügel der Römer befunden hätte. Das macht überhaupt keinen Sinn.
Deswegen taucht diese Geschichte auch erst in einer
christlichen Zeit auf, also zu einer Zeit, zu der sich das frühe Christentum aus dem Judentum abgespalten hatte und eigene Bräuche entwickelt hatte. Die Bräuche zur Zeit von Jesus, der ja Jude war, hatte man bis dahin einfach vergessen. Den Autoren fiel das deswegen nicht auf.
Die Auferstehung ist kein physikalisches Phänomen, das wir physikalisch erklären müssten, etwa durch eine perspektivische Verzerrung des Raum-Zeit-Gefüges. Sondern es ist ein literarisches, mythologisches Problem, welches im Rahmen dieser Mythologie eine Bedeutung transportiert (nämlich die, welche die Verfasser sich ausgedacht hatten).