Die letzten Tage war ich mental nicht ganz so gut drauf. Zu wenig, dafür zu intensiv Sport(Rolle), zu viele Sorgen, zu wenig Zuversicht.
Deswegen für die Bodenhaftung eine Erinnerung, genau am Morgen vor 4 Jahren:
Meine Beine fühlen sich seltsam an, die Koordination fällt mir schwer, als ob ich zuviel gebechert hätte. Auf der Treppe muss ich mich am Geländer festhalten. Was ist das denn? Ich muss doch zur Arbeit, Herzblatt ist schon unterwegs. Gestern auf der Rolle mit einer intensiven schweißtreibenden Auspowerstunde oder tags zuvor beim Intervallschwimmen war doch noch alles in Ordnung. Ok, vor 3 Wochen war ich mit Magen und starkem Schnupfen platt, hielt aber trotzdem durch. Geht ja nicht anders. Zum Glück hatte ich Echinazin zur Stärkung der Abwehrkräfte. Über die Feiertage gings besser, nach dem monatelangen Stress und dem gefühlten Dauer-Burn-Out endlich mal den Körper fordern zu können.
Das Fahrradfahren in die Firma wird heikel, ich halte nur mit Mühe mein Gleichgewicht.
Jetzt in der Firma wird mir übel, Mann , krieg ich gerade Kopfschmerzen. Meine linke Gesichtshälfte wird ganz pelzig. Geht doch nicht, ich hab doch heute so viel vor. Mir wird ganz übel. Herz? Schlaganfall? Doch nicht ich! Doch! Ich stehe auf. Schwanke total, alles dreht sich, Kopf hämmert, links im Gesicht taub. Ich bin nur fertig, mag nur noch meine Ruhe.
Zusammenreißen, ich rufe unseren Notfallhelfer, lege mich mitten im Büro gezielt flach auf den Boden.
Notfallhelfer kommt, wir fahren ins Krankenhaus.
Ab diesem Moment fängt es langsam an sich zu bessern. Ich habe mir meine Situation eingestanden.
Im Krankenhaus in den Rollstuhl, recht schnell ins MRT, hier drin bessert es sich deutlich, Ruhe, ich darf einfach nur daliegen. Arzt faselt etwas von Entzündungsherden, nötiger Einweisung in die Uniklinik. Ich habe weder Geld, Papiere, noch Essen. Benachrichtige meine Eltern, lasse Herzblatt Bescheid geben. Ein Notarzt in HD spricht ohne Vorwarnung bei Betrachtung der MRT-Bilder: Ah, Sie haben MS. Was ist MS? Da war doch was mit einer jungen Frau (Bellamartha
) und trotzdem viel Sport und Lebensfreude . Doch nicht das Ende? Erstmal bin ich einfach nur froh, Kopf schmerzt nicht mehr, Gehen kann ich wieder, das pelzige Gefühl zweitrangig.
Es geht aufwärts.
Damals war ich froh abends einen Zwieback und eine Tasse Tee bekommen zu haben(mag ich normalerweise nicht), doch jetzt denke ich mit gemischten Gefühlen zurück. Selbst in dieser scheinbar tiefschwarzen Stunde ging es mir eigentlich gut. Ein Dach über den Kopf, ein Platz zum Schlafen, warm, umsorgt, kein Vergleich zu dem, was viele auf der Welt tagtäglich aushalten müssen. Klar, war und ist die Zukunft ungewiss. Gilt dies aber nicht für jeden?
Ab und zu muss sich dies vor Augen halten, dann relativiert sich wieder manches.
Allen einen gesunden Blick für die Wirklichkeit und eine Zufriedenheit auch für scheinbare Selbstverständlichkeiten.
