Es ist beeindruckend, wie sich in dieser Schilderung jeder Zweifel auflöst und sich in Gewissheit wandelt. Es ist gut beschrieben und ich kann es gut nachvollziehen. Danke für das Posting, ziel.
Das zentrale Element in der Schilderung ist
der Wandel vom Zweifel zur Gewissheit. Es lohnt sich, etwas genauer darauf zu schauen, wie dieser Wandel zustande kam. Was beseitigte den Zweifel?
Beispielsweise könnte man sagen: "Ich hab's einfach beschlossen". Dann wäre es der klassische religiöse Zirkelschluss: "Ich hatte keine Zweifel mehr, weil ich beschlossen hatte, keinen Zweifel mehr zu haben." Das ist der Weg, den die Bibel und die Kirchen empfehlen: Man wendet sich zum Glauben per Beschluss.
Die befreiende Wirkung, keinen Zweifel mehr zu haben, wird als Beweis dafür verwendet, dass der Glaube wahr ist, und dass es deswegen richtig ist, keine Zweifel zu haben.
Es gibt einen anderen Weg: Man gelangt zur Gewissheit, indem man Zweifel nicht ignoriert, sondern ehrlich untersucht. Die Gewissheit ist dann immer nur so stark, wie es gelang, die Zweifel auszuräumen. Der erste Schritt dazu ist die Frage, ob man sich nicht vielleicht selber täuscht, oder ob man einem Wunschdenken nachgibt. Wissenschaftler versuchen deswegen als erstes, die eigene Beeinflussbarkeit auszuschließen.
Für jede Erkenntnis muss also zumindest dieser Zweifel ausgeräumt sein: die eigene Beeinflussbarkeit. Wenn das nicht geschah, kommt als Ergebnis immer das heraus, was man zuvor favorisiert hatte.
Genau das sieht man bei allen Religionen: Der bewusste Verzicht auf jeden Zweifel fördert als Ergebnis immer das zutage, was deren Vertreter sich gewünscht hatten -- selbst dann, wenn diese Religionen völlig widersprüchliche Thesen verfolgen. Es ist wie eine mathematische Formel, die einfach das ausspuckt, was man zuvor hinein geworfen hatte.