Zitat:
Zitat von schnodo
Du deutest meinen Standpunkt falsch. Alle lügen.
Wer nun mehr oder weniger lügt, kommt auf den Einzelfall an. Bei uns stellt sich die staatliche Propaganda halt anders dar als bei den Russen. Bei uns gibt es "gewöhnlich gut informierte Quellen" oder "Geheimdienstkreise" und deren Output landet schon mal ungeprüft in der Presse.
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Hier kann man durchaus den RT-eigenen Standpunkt vertreten, dass RT als Gegengewicht zu den übrigen Medien dient, weil diese überwiegend eine einseitig Russland-feindliche Position einnehmen.
Warum Du Deinen Kollegen bei RT das Berufsethos absprichst, ist mir nicht klar.
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Alle lügen ... nichts anderes habe ich geschrieben. Da sind wir uns einig!
Du verwendet meiner Meinung nach aber den Begriff "staatliche Propaganda" unscharf. Sicher landet manches ungeprüft in den Medien. Es ist aber ein Unterschied, ob ein Medium Quellen verwendet, die schwer zu überprüfen sind, manches nur unter der Zusicherung von Anonymität sagen, ... usw. Oder ob ein Sender nur aus einem Grund betrieben wird, nämlich um eine übergeordnete Regierungslinie zu propagieren.
Den Standpunkt, dass RT als Gegengewicht dient, kann man auch vertreten. Er ist nur sachlich nicht gerechtfertigt. Propaganda ist kein Gegengewicht zu Journalismus. Im Optimalfall läuft es so (und bitte versteh das nur als einfaches Beispiel): ich habe eine Aussage der USA, und eine Aussage Russlands. Und dann habe ich die Medien, die versuchen herauszufinden, wer die Wahrheit sagt. RT ist in diesem "Dreieck" aber nicht der, der herausfinden will, wer die Wahrheit sagt. RT ist die Stimme Russlands.
Die "Kollegen" bei RT sind also nicht meine Kollegen und ich spreche ihnen nichts ab. Sie veröffentlichen die russische Regierungslinie - sei ihnen unbenommen. Die Pressestelle der USA veröffentlicht ja auch den US-Standpunkt, auch das ist okay. Beide sind aber PR-Agenten, Propagandisten usw. Sie sind aber keine Journalisten.
Dass Journalisten oft daran scheitern, die Wahrheit herauszufinden - ja, das stimmt. Dass nicht alle Journalisten ehrlich darum bemüht sind - ja, das stimmt. Das sich manche Journalisten korrumpieren lassen - ja, das stimmt alles! (Leider, sage ich als Journalist.).
Trotzdem gibt es einen Unterschied zwischen seriösem Journalismus und dem, was von RT und anderen derartigen Medien betrieben wird. Ich finde, man sollte sie daher nicht als Gegengewicht sehen, sondern als eine Quelle, deren Angaben stets nachgeprüft und kritisch betrachtet werden sollten - wie alle Angaben von denen, die in einer Frage "Partei" sind. Also zum Beispiel genauso kritisch wie US-Regierungsangaben.