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Zitat von zappa
Da stimme ich Dir weitgehend zu, erst das Fressen, dann die Moral. Und ich schätze auch Deine geschichtlich sehr fundierten Beiträge insgesamt.
Ich glaube aber auch, dass wir hier in unseren westlichen, reifen Industriekulturen inmitten von einem Paradigmenwechsel leben: Nicht mehr "das Kapital" (für die industrielle Produktion DIE entscheidende Ressource) ist der entscheidende Produktionsfaktor, sondern "das Wissen". Bell hat das als erster Ende der 60er beschrieben. Und hier braucht es keine "Befreiung" aus asymmetrisch verteilten Ressourcen mehr.
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Das Wissen allein nützt IMHO wenig, wenn es wegen der Patente nicht weltweit frei verfügbar, vor allem für die Entwicklungsländer (vgl. Pharmadiskussion) für die Herstellung von Produkten / Produktionsmitteln verwendet werden kann und der privaten Aneignung unterliegt. Ein wirksamer Paradigmenwechsel erfordert die Änderung der Urheberrechte analog der
GNU_General_Public_License. Bei der Diskussion über die Gesetze des Urheberrechtes konnte man einen Eindruck gewinnen, wer bestimmt!
Natürlich sehe und schätze ich auch die "Gegenbewegungen" wie die der Open Source.
Die von einem Freund und mir programmierte Klientenverwaltungssoftware für Familienberatungsstellen -
EBKuS, die in Berlin und anderswo in Beratungsstellen seit 1998 eingesetzt wird, steht z.B. unter der GNU-Licence. (Absolute Ausnahme bei dieser Art von Anwendungen. Dass wir damit ausser Schulung nichts verdienen und das Ding nicht über Lizenzen wie üblich verkaufen aufgrund von Gebrauchswertgründen, verstehen die meisten übrigens nicht.)
Zitat:
Zitat von zappa
In diesem Zusammenhang gibt es, wenn Du beispielsweise einmal bei Graves "Spiral Dynamics" nachliest, Wertestrukturen, die erst nach Moral und dann nach dem Fressen fragen. Daraus entstehen sogar profitable Geschäftsmodelle in denen das Dilemma aus "Fressen" und "Moral" zwar nicht ganz, aber doch weitgehend aufgelöst wird.
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Solche Modelle finden immer meine Unterstützung und interessieren mich, aber ich glaube nicht, dass sie sich allgemein durchsetzen, weil sie sich im Rahmen des Kap. bewegen müssen und an dessen "Gesetzen" gemessen werden.