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Alt 13.09.2016, 08:34   #1261
Vicky
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Registriert seit: 11.03.2011
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Die Kunst der "Entschleunigung"

Es gibt Tage, an denen fällt es mir ganz besonders auf. An anderen Tagen merke ich es nicht. Stress. Hektik. Ich werde nervös, wenn ich nicht gleich nach hause komme, um... erreichbar zu sein.
Das Telefon ist allgegenwärtig und läuft immer. Es könnte ja irgendeine Meldung aufpoppen, auf die man sofort reagieren muss. Immer erreichbar, immer online. Ich frage mich allerdings, für wen oder was?

Auch vom Gegenüber erwartet man automatisch, dass derjenige immer sofort reagiert auf Emails, Nachrichten... Man wird gar nervös und später ungehalten, wenn der andere nicht sofort reagiert. So manch einer antwortet gar nicht mehr. Verwirrung pur.
Klar gibt es da gefühlt auch einen Rahmen. Es macht keinen Sinn, wenn man sich dann mal viele Wochen später dazu überwindet, eine kurze knappe Antwort zu schreiben.

Das Fatale daran ist, dass man häufig die Familie oder Freunde oder Leute, die eigentlich wichtig sind und einem selbst gut tun häufig unbemerkt genau SO abblitzen lässt. Man lässt sie halt warten oder schlimmer noch - antwortet gar nicht. Das ist aber FALSCH.

"Du läufst mir ja nicht weg." bekam ich einst als Antwort auf ein "warum". Wisst ihr was ich getan habe? Ich bin gelaufen. So schnell wie möglich so weit weg, wie ich konnte. Wenn ich das tue, tun das andere auch. Menschen, die mir gut tun, die mir wichtig sind. Das will ich gar nicht.

Ähnlich verhält es sich übrigens mit Verabredungen. "VIELLEICHT" ist da so der Standard, den man zu hören bekommt. Eigentlich meint "vielleicht" hier aber "nur wenn es keine bessere Option gibt". Aber was wäre denn konkret eine bessere Option, die man nichtt auch an einem anderen Tag erleben kann? Am Ende sitzt man zu hause und wartet auf eine unbekannte bessere Option, die niemals kommen wird. Zum Glück handhabe ich das nicht so, aber sehr viele Menschen in meinem (inzwischen auch ehemaligen) Umfeld tun genau das. Warten auf die bessere Option.

Was passiert, wenn man zusagt? Man geht eine Verpflichtung ein. Was für ein schlimmes Wort. Eine VERPFLICHTUNG. Aber es ist eigentlich eine, die man gewollt hat und ja auch Spaß machen kann (sonst hätte man sie nicht gewollt). Offenbar löst schon das bei vielen Menschen extremen Stress aus. Auch hier gilt es zu priorisieren. Was oder wer ist wichtig? Was oder wer tut mir gut?

Warum also tun wir das? Worauf genau warten wir? Auf den sch*** Prinzen auf seinem lahmen Gaul? Auf den Weihnachtsmann? Welche andere Nachricht könnte so wichtig sein, dass man Menschen, die einem sonst gut tun vernachlässigt? Mir fällt irgendwie gerade keine ein. Annerkennung? Zugehörigkeitsgefühle? Dabei haben wir doch bereits einen Platz, den wir immer weniger sehen (wollen). Wieviel mehr davon kann es denn geben, ohne dass man vor lauter Überforderung zusammen bricht?

Nein, ich beneide die Leute nicht, die viele hundert Emails am Tag bekommen, mit Whats Apps bombardiert werden und immer auf Facebook online sind. Gelegentlich ertappe ich mich ja selbst dabei, wie ich aufs nächste Like warte, um das im nächsten Augenblick ziemlich lächerlich zu finden. Also wer oder was ist wichtig?

Ein Entschleunigungsprozess muss her, so dass man sich wieder auf das Wesentliche konzentriert und die stressbringenden Angwohnheiten reduziert. Ich ertappte mich in der Vergangenheit sehr häufig dabei, bestimmte Verhaltensmuster umzusetzen, die wahrscheinlich von einer dritten, außenstehenden Person als "völlig daneben" bezeichnet werden würde. Ich habe dadurch ein sehr schlechtes Zeitgefühl entwickelt, da ich permanent das Gefühl habe, zu spät dran zu sein. Ich schaffe es nie, auf die Minute irgendwo zu sein oder etwas zu spät zu sein. Ich bin IMMER überpünktlich. Das liebe Leute... kann SEHR anstrengend sein. Für Dritte und für mich auch.

Also gilt es, sich selbst ein wenig zu entschleunigen. Wie weiß ich noch nicht so genau. Ich fange erst einmal damit an, mich bei meinen Schwestern zu melden und das Handy im Bus in der Tasche zu lassen. Da bin ich eben nicht erreichbar. ... :-)

Ach ja... nach der Arbeit geht es in die Laufschuhe. Vielleicht hänge ich heute auch noch ein Lauf-ABC hinten dran. Ich habe ja jetzt mehr Zeit dafür. :-)
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.

Geändert von Vicky (13.09.2016 um 20:16 Uhr).
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