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Alt 05.09.2016, 22:33   #130
formliquide
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Benutzerbild von formliquide
 
Registriert seit: 19.09.2014
Beiträge: 543
Der zweite Wechsel verlief genauso schnell und unkompliziert wie der Erste, allerdings merkte ich im Wechselzelt: Ich habe Durst! Zu diesem Zeitpunkt war ich immerhin bereits 2:46h auf dem Rad in der Sonne unterwegs (Radzeit im vorherigen post vergessen ). Ich hatte mich zwar ganz entsprechend meiner schnellen Trainings-Radausfahrten und gemäß Plan verpflegt, aber es sollte sich noch rächen, dass ich noch keine Erfahrung mit einem längeren Triathlon unter heißen Bedingungen hatte. Also nochmal kurz zurück und einen Schluck genommen, am Ende rund drei Minuten in T2, und ab auf die Laufstrecke.

Auf den ersten Kilometern habe ich schnell gemerkt, dass muskulär kein Geschwindigkeitsrekord mehr drin sein würde (für meine Verhältnisse Leute, für meine... ), also exakt nach Plan vorgehen und konstant so knapp über 6er Pace durchlaufen wie geht. Bei km2 und km4 war ich auch sehr zufrieden, als ich die Steigungen im Gegensatz zu Chiemsee bewältigen konnte, ohne gehen zu müssen. Das würde ein hervorragendes Rennen werden! Gegen Ende der ersten Runde etwas langsamer geworden, ohne genau zu wissen warum, und unter Anfeuerungsrufen meiner Frau in die zweite Runde. Auf einmal habe ich begonnen, erheblich zu schwitzen. Die Sonne schien noch ungefiltert, das Klima war deutlich schwül. Hier hätte ich spätestens hellhörig werden müssen, aber ich war zu beschäftigt damit, das Rennen in mich aufzusaugen und zu genießen. Die leicht gesunkene Pace schob ich auf nachlassende Kraft, habe mich an der Verpflegung Ostufer mit kaltem Wasser übergossen und so viel ich unter Belastung konnte getrunken und bin dann mit neuem Elan an den Anstieg am Camping/ Südufer gegangen.

Und dann ging das Licht aus. Momentan war mir, als hätte ich auf einen Beutel mit Mehl gebissen. Der Mund staubtrocken, Würgereiz, Schwindel. An Weiterlaufen nicht zu denken. OK, Gehpause. Beruhigen. Gehen. Bergab wieder ein Stück Laufen, bis zur 2. Verpflegung. Dort erheblich Zeit gelassen, getrunken, wieder übergossen. OK, es geht wieder. Durch den Zielbereich wieder im Lauftempo, meiner Frau schrei ich zu "Die Sonne muß weg!" - ich muß doch noch zwei Runden, was passiert hier?

Nach wenigen hundert Metern die zweite Mehlpackung im Hals. Ich taumele, komme sofort wieder ins Gehen, knie mich schließlich ans Seeufer und kühle erstmal Arme und Kopf. Es bewölkt sich jetzt, der auffrischende Wind und die nachlassende Strahlung tut mir gut. Ich hab ganz einfach auf dem Rad nur so viel getrunken wie ich dort brauchte, aber nicht bedacht dass ich während des folgenden Laufs einfach wegen der Magenbelastung nicht so viel zu mir nehmen kann wie ich müsste. Ich hätte voll hydriert ins Laufen starten müssen, nicht durstig. Dafür wären 5-10 min mehr auf der Radstrecke nicht zuviel gewesen! Abwechselnd Laufend und gehend bis zur Verpflegung, dort lass ich mir viel Zeit zum Trinken und esse 3 Orangenviertel.

An dieser Stelle ein wahnsinniges Kompliment an alle Mitstarter, Mountainbiker, Kinder, Anfeuerer des Laufclubs Fürth etc. ! Ihr seid der Grund, weshalb ich immer wieder angelaufen bin, auch wenn ich's nur wenige hundert Meter stehen konnte, bevor ich wieder ins Gehen zurückfiel. Euer "Geht scho no!" werde ich nicht so schnell vergessen! Beste Zuschauer ever, danke! So hab ich eine komplette Runde (zwischen 3 und 4) rumgebracht, bevor ich nach 3 Mal auftanken die letzten 2,5 km einigermassen durchgängig Laufen konnte. Bis dahin hatte ich auch wieder genug Wasser im System, und die Muskeln wollten wieder halbwegs so wie ich. Der Zieleinlauf war darum auch versöhnlich, wenngleich die Halbmarathonzeit mit über 2h40 natürlich selbst für mich absolut indiskutabel war. Am Ende stand eine 6:06, gesetztes Ziel klar verfehlt, aber glücklich darüber, haarscharf an einem DNF vorbeigeschrammt zu sein und die Erkenntnis, dass ich darüber, wie sich manche Dinge körperintern anfühlen und ankündigen noch Einiges zu lernen habe!

Insgesamt bin ich trotz der verkorksten Zeit mit dem Rennen zufrieden, beim Schwimmen und Radfahren konnte ich exakt abrufen, was geplant war und sogar noch ein wenig drauflegen. Bis Runde 2 des Laufs habe ich jede Sekunde des Rennens aufgesogen und genossen, und es war eine meiner schönsten Sporterfahrungen bis jetzt! Da soll man wegen 10 vergeigten Kilometern nicht traurig sein, schließlich braucht's ja noch Ziele für die Zukunft...

Ganz klar war das von allen Veranstaltungen, die ich besucht habe, der schönste, emotionalste und mitreissendste Triathlon! Ganz klare Empfehlung! Und mit dem Halbmarathon am Ende einer MD hab ich noch ne Rechnung offen, dass das klar ist...
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