Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Geht mir ähnlich, aber mich wundert, dass Du es so siehst. Ich sage, Moral ist in wesentlichen Punkten eine Frage des Zeitgeists. Was wir für moralisch halten (Gut und Böse) ist aus meiner Sicht in vielen Fällen einfach Verhandlungssache innerhalb einer Gesellschaft.
Du hältst dem regelmäßig entgegen, genau dafür bräuchten wir die Religion: Damit wir eine feste Richtschnur der Moral hätten, und nicht nur den wandelbaren Zeitgeist.
Die Muslima mit dem Kopftuch handelt genau in diesem Sinne. Sie orientiert sich an dem, was seit 1400 Jahren geschrieben steht. Du hältst ihr die modernen Standpunkte des aktuellen Zeitgeistes entgegen, und nennst ihr Weltbild und das ihres Mannes sexistisch, außerdem habe das nichts mit Religion zu tun.
Mir scheint das ein gutes Beispiel dafür zu sein, dass unsere Moralbegriffe nicht aus der Religion kommen, sondern Ausdruck unseres Zeitgeistes sind. Manche von uns legitimieren ihre persönlichen Standpunkte gerne religiös mit Verweis auf göttliche Autoritäten. Die meisten Menschen wandeln jedoch mit einer sich ändernden Welt auch ihre Moralbegriffe.
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Wenn der Vatikan einen schwulen Geistlichen feuert oder eine Frau verschleiert hinter ihrem Mann herdackelt, dann pfeif ich auf uralte Texte. Das ist doch menschengemacht, um Macht oder Besitz zu demonstrieren. Das hat in meinen Augen nichts mit Moral zu tun. Was wäre das für ein Gott, der so was verlangt? So weit ich weiß, hat der Islam auch eine Entwicklung durchlaufen und war nicht immer so, wie er ist. Alles ist ständig im Wandel, auch die katholische Kirche. Gewisse moralische Werte sind für mich nicht diskutierbar. Ich bezweifel, dass ich es jemals gut gefunden hätte, wenn Schwule ausgegrenzt werden oder meine Frau verschleiert hinter mir herläuft. Das würde ja heissen, dass wir komplett ohne diese Art von Moral geboren würden und es nur anerzogen bekommen. Das bezweifel ich sehr stark.