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Alt 13.06.2016, 12:59   #854
Pantone
Szenekenner
 
Registriert seit: 08.05.2008
Beiträge: 1.805
Mittags bei Familie Pantone

Der Moment, auf den ich mich jeden Tag mit am meisten freue, sieht so aus:

Die Schule ist seit einer Viertelstunde aus. Es klingelt an der Haustür. "Hallo," rufe ich in den Hörer und gucke auf das kleine Schwarz-weiß-Display, das den Eingang zu unserem Haus zeigt und auf dem ein kleiner blonder Junge zu erkennen ist. "Mama?", ertönt es zurück. "Ja?", frage ich. "Was gibt´s zu essen?" Grundsätzlich kann man das Folgende in zwei Szenen einteilen: Antworte ich: "Suppe!" oder "Fisch!" fallen Kopf und Schulter nach vorn und es ertönt ein langgezogenes, schleppendes "Ooooch!". Sage ich "Pfannkuchen!" oder "Milchreis!" springt ein menschlicher Flummi fröhlich auf und ab und schreit begeistert: "Jaaaa!" "Komm man erstmal hoch", ergänze ich dann, und je nach dem, was es zu essen gibt, erscheint das Kind dann sehr schnell oder doch eher recht langsam in der Wohnungstür im dritten Stock.

Auch andere Themen werden gern über die Gegensprechanlage kurz angerissen, bevor sie auf dem heimischen Sofa im dritten Stock zu Ende besprochen werden. Zu besonderen Anlässen halte ich mich bereit und dann sage ich nach einem vorangeschickten "Komm man erstmal hoch" über den Hausäther ein "Komm man erstmal her" und ziehe das Kind zu mir auf die Couch.

Vor den diesjährigen Bundesjugendspielen hatte ich gemeint, dass das Kind den Erfolg vom letzten Mal wohl nicht wiederholen werde. "Warum das denn nicht?", hatte der Dicke erstaunt gefragt. "Naja," hatte ich geantwortet, "du warst der Beste im vierten Jahrgang, aber das war eng und du hattest bestimmt auch ein bisschen Glück, meinst du nicht ....?" "Ja, und ...", setzt das Kind leicht gereizt nach, "Ich würde da schon erwarten, dass DU da mehr erwartest, Mama!!!" Das sitzt. "Also, gut," gebe ich zu, "vorletztes Jahr kamst du mit hängenden Schultern nach Hause und hast mir schon an der Haustür gesagt "Mama, ich hatte ja heute keinen guten Tag!" und das hat mir so leid getan und wir wissen beide, dass das Ganze Tagesform ist und ich möchte halt nicht, dass du am Ende traurig bist. Ich traue dir ganz viel zu, aber ich will dich auch nicht unter Druck setzen nach dem Motto "Jetzt sieh mal zu, dass du wieder Erster wirst!" Das ist nun mal bei Müttern so. Die möchten eben, dass es ihren Kindern gut geht . "Ich weiß, Mama", meint er nur.

Am nächsten Morgen verabschiede ich den Dicken an der Wohnungstür. Ich gebe ihm einen dicken Kuss und sage lachend: "Ich wünsch dir viel Erfolg. Wenn du einen guten Tag hast, wirst du Erster, da bin ich ganz sicher!!" "Danke, Mama", strahlt er. Und dann kann die Glucke doch nicht aus ihrer Haut und fügt schnell hinzu: "Und wenn nicht, ist auch egal." Das Kind verdreht die Augen und seufzt: "Ich weiß, Mama, ich weiß, das sagst du jedes Mal, JEDES MAL!" Wir lachen beide und ich versuche eine grimmige Grimasse begleitet von einem: "Los, hau sie weg!" Kichernd und kopfschüttelnd hüpft das Kind die Treppe runter.

Mittags klingelt es. "Hallo?", sage ich fragend in die Gegensprechanlage. Ein strahlendes Kind guckt in die Kamera. "Mami, ich glaube, ich hatte heute einen guten Tag! Mami, ich ..." "Komm man erstmal hoch, " unterbreche ich ihn, "es gibt übrigens Milchreis." "Jaaa," ruft der Junior begeistert und wenige Augenblicke später steht er schon in der Wohnungstür. "Komm man erstmal her," sage ich, ziehe das Kind aufs Sofa und dann höre ich mir die Heldentaten des Vormittags an. Detailliert werden mir Zeiten, Weiten und Einlaufreihenfolgen berichtet und immer wieder die Frage "Ist das gut, Mama?". Für seine Verhältnisse hat er gute Ergebnisse erreicht, stelle ich fest. Noch nie hat er so weit geworfen und ich freue mich für ihn. Nichtsdestotrotz wird das Wurfergebnis das Streichergebnis sein, aber das tut der Begeisterung keinen Abbruch. Am auffälligsten ist das Weitsprungergebnis, denn das ist die Disziplin, die der Dicke eigentlich nie übt. Hierfür gibt´s am meisten Punkte. Mein Mann berichtet später, dass er bei seinem letzten Weitsprungversuch vor ein paar Jahren genau so weit gesprungen ist: 4,20 Meter. Unsere Jahre sind gezählt, denke ich.

Auf Wunsch gebe ich die Ergebnisse ins Internet ein und ich kann dem Kind versichern, dass es eine Ehrenurkunde bekommt. Ob es am Ende für Platz 1 reicht, bleibt spannend. Am Tag der Siegerehrung werde ich auf jeden Fall Pfannkuchen bereithalten - dann dürfte der Weg in den dritten Stock so oder so nicht so lang sein.
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