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Thema: Alpen X 100
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Alt 02.05.2016, 11:12   #81
Faul
Szenekenner
 
Registriert seit: 19.07.2010
Ort: Tirol
Beiträge: 2.326
Laufbericht Abenteuerlauf

Die letzten Tage vorher war ich recht entspannt, für mich ging es ja um nichts und ich wollte in der geführten Gruppe laufen, sodass ich mich auf wegen eventueller Ergebnisse nicht stressen musste. Es würde das dabei rauskommen, was die Gruppe laufen würde.

Als ich am Freitag meine Startunterlagen abgeholt habe, war ich überrascht von dem doch recht niedrigen Professionalitätsniveau. Offensichtlich bin ich da von den IRONMAN und City-Marathon-Veranstaltungen überaus verwöhnt. Es gab einen Desk für die Ausrüstungskontrolle und einen für die Startnummern. Erst die Kontrolle, dann die Nummer. Wenn 100 Leute dann ihre Nummer holen wollen, dann wird das schon eine recht lange Schlage. Zum Glück schien die Sonne. Um 17:30 war das englische Race-Briefing und um 18:00 das deutsche. Nach einer halben Stunde in der Warteschlage habe ich es gerade noch geschafft zum englischen. Puh, für eine Touristenhochburg wie Innsbruck, bzw. Tirol, war das echt starker Tobak. Da wäre es besser gewesen, jemanden zu nehmen, der gar kein Englisch kann und das einfach von einer Karte abliest. So ein Geholper und Gestötter, ne, ne. Zum Glück gab es jemandem im Orga-Team, der auch des Englischen mächtig war. Der konnte zumindest für die gefährlicheren Passagen erläutern, worauf zu achten war.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr war der Start. Es war noch recht frisch und die Läufer sammelten sich alle in den Sonnenflecken J bis es losging. Ich hielt Ausschau nach den Begleitläufern und habe sie aber nicht gefunden. In dem Moment als ich jemanden von der Orga ansprach, wo ich diese finden könnte, standen sie auch schon vor mir… Die Riesenballons würde ich sehen. Ich reihte mich ziemlich weit hinten ein und die Ballonläufer sogar noch weiter hinten. Ich bin nach dem Startschuss ganz entspannt losgetrabt, mit dem Ziel, die Ballonläufer auf mich auflaufen zu lassen. Nach einigen hundert Metern habe ich mich umgedreht, um zu schauen, wie Stand der Dinge ist und hatte den Eindruck, dass die noch weiter weg sind. Also bin weiter langsam vor mich hingetrabt. Am ersten Anstieg ist die Maße dann auch gleich erst einmal gegangen, ich dann auch. So ging es dann langsam voran. Nach 4-5 km waren die Ballonläufer immer noch nicht da, und ich konnte sie auch nicht mehr sehen. Da habe ich mir dann gedacht, dass ich einfach locker mein Tempo laufe und wenn es nicht mehr geht, würde ich mich irgendwo hinsetzen und auf die anderen warten.
Das ging so auch ganz gut. Zwischenzeitlich gab es mal etwas Verwirrung da Unklarheit über den Streckenverlauf herrschte. Es ging links einen Abhang mitten im Wald herunter und ein Weg war kaum erkennbar. Daraufhin sind alle wie die Lemminge hinter dem Ersten der Gruppe her und umgedreht. Kaum waren alle wieder zwanzig Meter zurückgelaufen. Kam der erste der Folgegruppe und schrie schon, dass wir richtig waren. Also alle Mann wieder kehrt. Ich war dann vor der Gruppe und mein Navi war auch zufrieden, ich bin also den Hang runter, da waren auch frische Spuren, das sollte passen und passte auch.
Ich bin dann schön mein Tempo gelaufen. Nicht schnell sondern entspannt, wie auf einer Sonntagsnachmittagsrunde. Mein Puls war dennoch ziemlich hoch, ich war immer im Bereich der aerob/anaeroben Schwelle unterwegs. Mir ist nicht so klar, warum der Puls so hoch war, ich bin eigentlich nicht so schnell gewesen. Aber gut, das war halt wie es war und damit musste ich umgehen. Ich bin einfach weiter gelaufen. Ich fühlte mich ja gut.
Das ging auch einige Zeit so gut weiter. Von Zeit zu Zeit gab es eine Verpflegungsstation, an denen habe ich mich eher zurückgehalten. Meist etwas Obst und dazu verdünnte Cola. Manchmal auch etwas Salz. Grundsätzlich habe ich jede Stunde eine Salztablette genommen, aber es war auch mal fein etwas Salziges zu schmecken. Jede Stunde habe ich etwas von einem Riegel gegessen. Erst hatte ich einen Energy Cake 500. Der ging ganz gut. Und dann normale Powerbars. Die gingen auch ganz gut. Irgendwann war es aber dann so, dass ich kaum noch Motivation hatte zu essen und mich regelrecht zwingen musste. Und ich musste recht viel dazu trinken, aber ich hatte ja meinen Rucksack dabei, dass ging gut.
Wir kamen an einigen echt wunderschönen Flecken vorbei. In der Nähe von Birgitz hatten wir einen traumhaften Blick auf den Rosskogel, welches ohnehin einer meiner Lieblingsberge ist. Blauer Himmel, einsame schneebedeckte Spitze und wir laufen in mitten von saftigen Bergwiesen dahin. Das war schon top. Später ging es dann durch die Sillschlucht direkt unten an der Sill entlang, das war auch superschön.
Der Lauf lebt echt von solchen Plätzen und Streckenabschnitten, da kann die Orga noch so grottig sein. J
Später ging es dann nach Hall. Bis zum Ortseingang fühlte ich mich echt super. Wie bei einem lockeren langen Lauf. In Hall habe ich mich noch einmal kurz verlaufen, aber schnell wieder zurückgefunden. Als wir die Altstadt verlassen haben und in die normalen Wohngebiete eingebogen sind, wurde es auch recht warm. Wir sind recht lang durch irgendwelche Wohngebiete gelaufen und zum Schluss noch über offene Felder. Da bin ich auch einfachsten Anstiegen gegangen um Kraft zu sparen. Die Sonne hat mir da schon recht zugesetzt und ich war froh, als es wieder in den Wald ging und ich mich etwas erholen konnte. Mittlerweile hatten wir schon über 50 km auf der Uhr und so langsam wurde es schon zäh. Vielleicht war es auch die falsche Strategie in „es sind nur noch x km“ zu denken. Irgendwo bei Hall wurde dann auch mein Ehrgeiz geweckt. An den Verpflegungsstellen wurde immer die Nummer mitgeschrieben und ich sah schon, dass nicht unendlich viele vor mir sein konnten. Da wir streckenweise auch mit den 85km-Läufern unterwegs waren konnte ich aber nicht herleiten, wie viele von den Nummern vor mir auch wirklich mich betrafen. So langsam malte ich mir aus, dass ich vielleicht sogar aus Versehen Top10 laufen würde. Das gab mir wieder Auftrieb. Hormone sind schon was feines.
Ich sammelte noch ein paar Läufer ein und wurde aber zunehmend müder. Irgendwann bin ich dann auf einen aufgelaufen/gegangen, der meinte dann, dass wir es vermutlich bald geschafft hätten und dies eigentlich der letzte Anstieg seien müsste. Es ging dann in der Tat bald wieder runter. Da habe ich meine Beine auch gut gespürt, vielmehr deren Erschöpfung. Der Läufer ist dann auch gleich wieder abzogen. Ich habe mich auf mich konzentriert und mir gesagt, dass ich hier ohne Ambitionen gestartet bin und jetzt nicht wegen ein, zwei Plätzen verrücktspielen soll. Es ging dann zwar doch noch einmal kurz hoch, aber eigentlich war es dann so gut wie geschafft. Zum Abschluss ging es wieder runter nach Innsbruck. Auf der letzten Brücke sah ich noch eine Frau vor mir. Da war ich dann noch einmal voll motiviert, die einzuholen. Kurz vor dem abgesperrten Zieleinlauf habe ich sie auch überholt. Als ich dann im Ziel war, habe ich mitbekommen, dass sie die Siegerin der 85KM-Variante ist, da bin ich noch schnell zur Seite gehüft, so dass ein vermutlich kein schönes Zieleinlauffoto von mir gibt. Aber das war mir ohnehin unwichtig, soll es lieber ein schönes von der Siegerin geben.

Während ich mich ausruhte und etwas getrunken hatte, bekam ich dann mit, dass zehn Minuten später Platz 32 und 33 aus der 65km-Variante (meiner Variante) ins Ziel gelaufen kamen. Da ging ich dann davon aus, dass ich in den Top30 ziemlich sicher sein müsste. Aber auch Top20? Zuhause habe ich dann gesehen, dass es Platz 25 war. Echt unglaublich für den ersten Start bei so einem Lauf.
Lessons learnt:
- An den Verpflegungsstellen mehr essen, auch durcheinander.
- Überhaupt disziplinierter essen.
- Ruhig angehen. Ich vermute, dass ich nicht schneller hätte laufen können, mir aber viel mit einem schnelleren Start kaputt hätte machen können. Es gibt genug Zeit schnell zu laufen, aber den ersten 5km betont langsam laufen. Sehr langsam, so dass es mir wie stehen vorkommt.
- Vielleicht das Quali-Gel mit Pfefferminz testen, vielleicht hilft mir das in der Hitze?
- Von der Erschöpfung her geht es gut. Klar ich bin etwas müde, aber kaum Muskelkater.

Meine Frau scheint zu merken, dass es mir ernst ist. Sie hat mich gebeten, dass ich vielleicht doch nicht gleich auf die 160km-Variante bei dem AlpenX100 gehe. Das wären schließlich das fünffache an Höhenmeter, von der Distanz mal abgesehen. Sie fände es sinnvoller, jetzt etwas kürzer zu machen und dann nächstes Jahr die volle Distanz. Nachdem die Option auf dem Tisch liegt, denke ich in der Tat darüber nach. Es sind nun noch ungefähr 14 Wochen. Nun werde ich voll in das Bergtraining einsteigen. Aber ihr Hinwies auf Bänder, Sehnen etc. hat durchaus seine Berechtigung.
Ich überlege nun, umzumelden auf die 100 km mit rund 6000 Höhenmeter. Ich kann das noch bis kurz vorher machen. Ich werde nun erst einmal das Wochenende sacken lassen und dann weiter schauen.
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Nicht denken. Laufen!
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