Zitat:
Zitat von trithos
Aber den Anspruch, den ich aus Deiner Formulierung herauslese, werden wir nie erfüllen können: dass nämlich Medien gefälligst fehlerfrei agieren sollen, sonst glauben wir ihnen gar nichts mehr. Ich meine, dass dieser "Absolutheitsanspruch" hier sinnlos ist, weil er nur zu Verallgemeinerungen führt ("Die lügen doch alle!"), die dann aber niemandem helfen - bei der Beurteilung der Frage, ob eine Information plausibel oder glaubwürdig ist.
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Mein Anspruch ist viel geringer: Ich wünsche mir, dass man sich
aufrichtig bemüht, korrekt, angemessen und objektiv zu berichten, so daß der Leser sich aufgrund der aufbereiteten Faktenlage unabhängig eine eigene Meinung bilden kann.
Dieses Bemühen vermisse ich in vielen Fällen. Stattdessen erkenne ich den Versuch, durch geschickte Anwendung des schreiberischen/medialen Handwerkzeugs ein verzerrtes Bild zu erzeugen - mit dem Ziel, Meinung zu bilden, ohne dies als Kommentar kenntlich zu machen.
Man hält den Leser/Zuschauer offensichtlich für zu dumm oder zu extrem, um selbst die richtigen Schlüsse zu ziehen und kaut sie ihm deshalb lieber unterschwellig vor. So will ich von denen, die mein Geld im Gegenzug gerne nehmen, nicht entmündigt werden. Es wäre schöner, wenn ich einen Artikel lesen könnte, ohne hinterher schauen zu müssen, in welcher Partei der Journalist ist oder zu welcher Lobbygruppe er intensive Kontakte hat, um den Wahrheitsgehalt einer Meldung beurteilen zu können.
Fehler können immer geschehen, das nimmt auch kaum jemand krumm. Wenn jedoch immer die gleichen Fehler in ähnlichem Kontext auftreten, dann glaubt irgendwann halt niemand mehr an Zufall. Wenn das Vertrauen einmal weg ist, muss man sich schon sehr strecken, um es zurückzuerlangen. Das hat die Presse nicht verstanden und glaubt immer noch, dass es hülfe, verbal auf das störrische Publikum oder die sozialen Medien einzudreschen.
Wenn man sich als Profi so in die Ecke gedrängt sieht, dass man man meint sagen zu müssen, "seht ihr, die können es auch nicht besser!" wenn es um einen Haufen Amateure geht, ist das doch in sich schon ein Armutszeugnis.