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Zitat von noam
Und wenn ich von über 60 Anzeigen lese, was nicht mal eine Randnotiz in der Tagesschau wert ist, dann beschleicht mich doch das Gefühl, dass versucht wird gerade besonders negative einzelne subjektive Erfahrungen herunterzuspielen um das Gesamtbild nicht zu trügen. Und dann sind wir auch nicht mehr sehr weit weg von "Lügenpresse".
Es ist schon interessant, dass die ersten Berichte von diesem Vorfall am Kölner Bahnhof schon am 1.1. in den sozialen Medien die runde machten und die renomierten Medien erst 4 Tage später dem öffentlichen Druck offensichtlich nachgeben und doch berichten anstatt diesen Vorfall totzuschweigen.
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Diese Argumentation ist in höchstem Maße unfair. Beschäftige Dich bitte mit dem Handwerk des Journalismus, bevor Du so etwas schreibst. Da gibt´s zum Beispiel die Grundregel: Check - Recheck - Doublecheck. Auf Facebook kann ich schnell was behaupten oder was Gesehenes wiedergeben, mit meiner eigenen Interpretation. Als Journalist muss ich das, was ich schreibe, belegen können. Das setzt Recherchen voraus, die gerade in solchen Fällen lange dauern können.
Zunächst behauptest Du also, die "Lügenpresse" verschweigt den Vorfall. Dann wird doch berichtet und Du behauptest, die "Lügenpresse" sei durch öffentlichen Druck dazu gezwungen worden. Damit hat doch die "Lügenpresse" bei Dir überhaupt keine Chance, sich zu rehabilitieren. Wird nicht berichtet - "eh klar, Lügenpresse!". Wird berichtet - "eh klar, nicht freiwillig, ist ja die "Lügenpresse"".
Vielleicht haben die Journalisten einfach nur sorgfältig ihre Arbeit gemacht?
Zitat:
Zitat von schnodo
Naja, "Gegenteil" ist eher Wunschdenken. Das Thema zeigt, dass mittlerweile trotz der Presse das meiste, was einen Bericht wert wäre, rauskommt.
Die Menschen suchen und finden relevante Information eben nicht mehr primär in den Massenmedien. Für meinen Geschmack eine sehr gute Entwicklung, auch wenn das für den Einzelnen natürlich anstrengend werden kann - vorausgesetzt, man hat ein Interesse, sich ausgewogen zu informieren.
Dass der Begriff "Lügenpresse" von den so Benannten derart schmerzhaft empfunden wurde/wird, hat für meinen Geschmack teilweise auch mit dem Gefühl der Ertapptseins zu tun. Das ist fast wie bei Dopingthemen - man kann es nicht beweisen, aber es ist schon merkwürdig, welche Leistungen da erbracht werden.
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Dafür gilt auch das oben geschriebene und darüber hinaus halte ich das eben NICHT für eine gute Entwicklung. Und zwar deshalb, weil soziale Medien (wie wir alle wissen) Algorithmen verwenden, die jedem Nutzer vor allem Beiträge weiterempfehlen, die seiner eigenen Meinung entsprechen. Ganz hart formuliert, spalten soziale Medien die Gesellschaft also in Kleingruppen auf, die überhaupt nicht mehr mit anderen Meinungen in Kontakt kommen. Das soll gut sein?
Zum Glück gibt´s z.B. dieses Forum. Da treffen noch unterschiedliche Standpunkte aufeinander.
Und vielleicht noch eine kleine Anmerkung zu seriösem Journalismus: dazu kann u.a. gehören, dass man seinen persönlichen Hintergrund, eventuelle Unvereinbarkeiten usw. offenlegt. In diesem Sinne möchte ich hier offenlegen, dass ich als Journalist arbeite, in einem Medium, das in letzten Zeit immer öfter und heftiger als "Lügenpresse" denunziert wird, ohne, dass bisher irgendein Vorwurf wahr gewesen wäre. Kein einziger Fall, den wir angeblich verschwiegen haben, hat der Recherche stand gehalten. Trotzdem geistern diese Fälle mit den selben immer wiederkehrenden Vorwürfen gegen die "Lügenpresse" durch die sozialen Medien. Was ist also seriöser: ein professionell arbeitendes Medium oder Soziale Medien, in denen widerlegte Vorwürfe ad infinitum wiederholt werden?