Auch Traceure fangen klein an
Gestern Abend war die Welt schon wieder klein. Auf dem Kinderkanal wollten wir die Sachsendung "pur+" gucken. Und was wurde gezeigt? Ein Beitrag über die Sportart "Parkour". Vorgestellt haben sie den Sport mit Hilfe eines Profis: Enis.
Enis war Anfang des Monats bei uns. Das Kind hatte sich einen Parkour-Geburtstag gewünscht, und da musste ich zum ersten Mal zugeben, dass ich einen Kindergeburtstag nicht mehr ohne fremde Hilfe bewerkstelligen kann. Ich hatte dann über mehrere Ecken einen Profi ausgemacht und freundlich per Mail angefragt, ob sich einer aus dem Team wohl vorstellen könne, eine Gruppe Neunjähriger für vielleicht zwei Stunden zu instruieren? Natürlich verwegen, wenn man bedenkt, was das Unternehmen auf seiner Homepage für Kunden stehen hat. Handelseinig wurden wir dann aber überraschend schnell, und mein Mann und ich waren sicher, ein schönes Geburtstagsgeschenk für den Dicken zu haben.
Als Enis im hiesigen Kurpark bei Nieselregen an einem grauen Sonntagmorgen die ersten Worte mit den Jungs gewechselt hatte, wusste ich, dass der 26-Jährige für so Bengels genau der Richtige ist. Und nachdem er beim Warmmachen aus dem Stand einen Rückwärtssaldo abgeliefert hatte, war auch klar, dass es kein Disziplinproblem geben würde: Die Steppkes hingen an seinen Lippen. Alle wollten Traceure sein wie Enis.
Am Ende waren die 2 Stunden natürlich viel zu kurz. Am Abend bekam ich noch ein paar Nachrichten von Eltern, die den Nachhauseweg entweder parkourartig mit ihren Kindern laufen mussten, oder sich gar nachmittags noch mal in Sportzeug werfen und mit dem Nachwuchs zurück zum Kurpark mussten, um das neu Gelernte gleich noch mal üben. Das hat mich natürlich gefreut, aber wenn ich ehrlich bin, war ich am Abend nur heilfroh, dass alle kleinen Traceure unbeschadet geblieben sind.
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