Zitat:
Zitat von Vicky
Wo also liegt für sie der Anreiz, schnell unsere Sprache zu lernen und sich hier anzupassen?
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Die Menschen, denen Asyl gewährt wird, werden mit jeweils sehr kurzen Aufenthaltsbewiiligungen leben müssen, 1/2 Jahr - 1 Jahr, die gegebenfalls verlängert werden oder bei einer Änderung der Einstufung des Heimatlandes zu einer Abschiebung / Rückführung führen kann. Das wirkt sich sehr belastend aus und bietet wie Du schreibst, wenig Anreiz zum Deutsch-Lernen.
Meine Erfahrungen beziehen sich auf Familien mit Kindern. Diese lernten meistens sehr schnell Deutsch, über die Schule und andere Kinder, und übersetzten für die Eltern, sogar in psychologischen Beratungen. Ich versuchte den Eltern jeweils Mut zu machen, in dem Sinne, a) dass jeder Monat, jedes Jahr mehr in DE für ihre Kinder im Hinblick auf die Schulbildung einen Gewinn darstellt, b)
dass sich ihre Chancen auf einen Dauerauenthalt deutlich vergrössert (z.B. in allen Klagefällen sowie bei Anträgen auf Härtefallausnahmen.), wenn sie etwas Deutsch sprechen, ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen und eine eigene Wohnung haben.
Damit befand ich mich desöfteren im Konflikt mit Lehrern, Soziarbeitern (Arbeitsagentur), für den Aufenthalt zuständigen Sachbearbeitern, welche die Flüchtlinge dahingegend "berieten", dass ihre Abschiebung unausweichlich kommen wird und dasselbe von mir erwarteten bzw. in Einzelfällen mir vorwarfen, ich würde falsche Hoffnungen machen oder am Leben erhalten. Die Eltern waren mir jeweils sehr dankbar, wenn es Ihnen gelang, Aufenthalte zu verlängern oder die Familie dauerhaft hierbleiben konnte. (erst recht die Kinder!).
In meinen Augen sollte man bei allen Familien, wo die Kinder hier einige Jahre gelebt haben, auf Ausweisungen verzichten. Für die Kinder ist es furchtbar! Deswegen hatte ich mich da jeweils besonders engagiert, und die Stelle hat es zum Glück akzeptiert, obwohl es mehr Arbeit machte wie der "Normalfall".
Selbst bei einer Abschiebung kämen ihnen die deutschen Sprachkenntnis u.U. zugute, evtl. beruflich oder privat im Heimatland, und es erhöht die Chance, vielleicht mal als Arbeitsmigrant nach DE, AU, CH zurückzukommen oder die Kinder für eine Ausbildung / Studium, waren jeweils weitere Argumente von mir.