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Alt 21.09.2015, 10:51   #452
Sabine1234
Szenekenner
 
Registriert seit: 05.11.2014
Beiträge: 490
Und dann war es endlich soweit. 44 zitternde Frauen durften in das schön beheizte Wasser (24 Grad) springen. Eigentlich sollten Brustschwimmer auf die letzte Bahn gehen, aber dem war nicht so. Auf meiner mittleren Bahn waren wir letztendlich 5 Frauen, davon 3 Brustschwimmerinnen. Egal. 5 statt 8 klingt ja schon mal ziemlich gut
Laut vorheriger Absprache startete ich parallel zu der anderen Kraul-Schwimmerin und danach sollten die Brustschwimmerinnen folgen. Dem war dann aber natürlich doch nicht so. Aus „Ich würde gerne als Letzte starten“, wurde ein Wir-starten-alle-vor-Aufregung-gleichzeitig-egal-ob-es-passt-oder-nicht. Natürlich hatte ich schon vorher von solchen Szenarien gelesen, aber es selbst mal mitzuerleben, war dann doch noch interessanter. Zum Glück war ich aber nach ein paar Sekunden vor den Brustschwimmerinnen und so fanden wir uns dann nach und nach ein. Dachte ich. Aber manche Überholmanöver waren sehr unterirdisch. Höhepunkt war, als die beiden Brustschwimmerinnen auf gleicher Höhe waren, und ich eine davon überholen wollte und die andere Kraulschwimmerin die entgegenkommende andere Brustschwimmerhin überholte. Zu viert nebeneinander ist dann doch etwas eng, vor allem, wenn die Brustschwimmerinnen überhaupt keine Anstalten machen, mal etwas nach außen zu rutschen für einen Moment, aber auch das war mir dann egal. Hier ein Tritt in den Oberschenkel, da ein Tritt in die Seite, aber egaaaaaal. Weiter geht’s. Meine Arme taten genau wie letztens bei dem Ultra-Kurz-Triathlon eher weh als erwartet. Aber trotzdem konnte ich das Tempo beibehalten und eher als erwartet (ich hatte irgendwann aufgehört, die Bahnen zu zählen, da das eh die Helfer machten für uns) wurde mir dann das rote Brett vor’s Gesicht gehalten. Nur noch 2 Bahnen, dann habe ich es geschafft.
Dann raus aus dem Wasser, Badekappe abgeben, Schwimmbrille ab.
Etappenziel 3 erreicht. Disziplin Schwimmen überlebt.
Praktischerweise durfte man auf der Freibadwiese direkt am Beckenrand seine Schuhe hinstellen, damit man den steilen Fußweg zur Wechselzone nicht barfuß laufen musste. Also Socken an, Laufschuhe an, T-Shirt drüber, Pulli drüber. Bei 13 Grad wollte ich nicht wirklich im T-Shirt weiter. Wie sich später herausstellte, war das die richtige Entscheidung, denn mir war während des ganzen Rennens nicht zu warm und nicht zu kalt.
Dann die Straße hoch. Am Ende eine steile Treppe, und dann ab durch die Wechselzone zum Fahrrad. Leider überholten mich während dieses Fußweges bereits ein paar Frauen, so dass ich letztendlich als 21. von 44 Frauen nach 16 min 31 sek auf das Rad aufstieg. Damit war ich aber trotzdem sehr zufrieden. Ohne große Anstrengung beim Schwimmen und einem wirklich sehr, sehr schneckigen Hochjoggen zum Rad war das schon in Ordnung so.
In der Wechselzone musste ich also nur noch den Helm aufsetzen, die Startnummer umbinden, noch schnell eine kurze Sporthose drüberziehen und das Rad nehmen. Und dann ging’s los.
Ehrfurchtsvoll trat ich in die Pedale. Da der Wald sehr matschig sein sollte, hatte ich ziemlich große Angst, mich langzulegen. Ich fuhr also dementsprechend vorsichtig. Trotzdem gab es 2-3 Situationen, in denen ich fast gestürzt wäre. Aber irgendwie habe ich es dann doch geschafft, die Matsche schadenfrei hinter mich zu lassen. Schon relativ am Anfang der Strecke fuhr ich dann an Lucie vorbei, welche dort als Helferin stand. Ihr strahlendes Grinsen motivierte mich. Kurzer Smalltalk im Vorbeifahren: „Haaaaai“ – „Haiiiii“ – „Naaaa, alles klar?“ – „Ja – noch geht’s“. Grinsend fuhr ich weiter und sie rief dann noch ein „Du packst das“ hinterher. Ich dachte mir nur „Das wäre schön“. Und dann ging’s richtig los. Singletrails, Matsche, Steine, Wurzeln, alles dabei. Da ich wie zu erwarten sehr oft überholt wurde, vor allem von den Männern des Bergischen Hammers, die sich jetzt in ihrer zweiten Radrunde befanden, musste ich mich ziemlich konzentrieren, niemanden zu behindern. Aber das klappte ganz gut meistens. Berge hoch, Berge runter, flache Teile gab es nicht. Ich fuhr wie von mir geplant mein übliches Schneckentempo, aber das klappte gut. Und irgendwann fing es dann an. Die Berge wurden richtig knackig, die Waden taten weh, die Oberschenkel brannten und eigentlich wünschte ich mir nur noch, das irgendwie bald geschafft zu haben. Aber dem war natürlich noch nicht so. Ab ca. der Hälfte der Strecke standen dann immer wieder mal an den schwersten Stellen Schilder. „Heul doch“, „Do it or go home“, „Gekotzt wird im Ziel“ und viele andere Sprüche las ich teilweise mit einem Grinsen, teilweise aber auch deprimiert, weil ich so langsam damit haderte, auch mal absteigen zu wollen, um zu schieben ;-) Aber die Schilder erfüllten ihren Sinn, motivierten mich und ich zog es durch. Selbst den Berg, den ich mit Lucie bei der Radstreckenbesichtigung nicht geschafft hatte, fuhr ich komplett hoch. Da dachte ich mir dann. „Juchu, jetzt kann es ja nicht mehr weit sein“………..aber nein……….es ging wieder bergab…und ich dachte mir, das kann doch nicht sein, das war doch der letzte Berg laut Lucie? Neeeeeeeeeeeeeeeein. Mir war klar, dass, wenn es jetzt noch mal ewig bergab geht, es natürlich auch noch mal ewig bergauf gehen musste. Ich war kurz vor’m sterben. Ich dachte, dass ich das bestimmt nicht mehr schaffe. Und dann, auf diesem letzten ewigen Anstieg, wieder Schilder. Und ich kurbelte und kurbelte und kurbelte. Kein Ende in Sicht. Irgendwann dann hörte ich ein paar Zuschauer. Eine Fata Morgana? Und dann…iiiiiiiiiirgendwann….standen da tatsächlich ein paar Menschen im Wald. Sie feuerten uns an, riefen, dass es fast geschafft war. Ich wusste nicht, ob ich ihnen glauben konnte, aber dann war es tatsächlich soweit. Der letzte kleine Anstieg. Knackig, aber kurz. Wie bei mehreren Stellen ließ es sich auch hier ein Fotgraf nicht nehmen, die schlimmsten Grimassen festzuhalten. Ich bin schon gespannt auf die Bilder. Und dann sah ich sie. Die Wechselzone. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa. Ich konnte es nicht glauben. Klar, ich wurde sehr oft überholt, aber ich hatte es geschafft. Kein Sturz, kein Absteigen.
Etappenziel 4 erreicht.

Geändert von Sabine1234 (21.09.2015 um 22:52 Uhr).
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