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Kurt Tucholsky:
Streikjustiz
Du siehst sie durchs Gefilde hupfen:
die Wangen angenehm verpudert,
frech, nicht mehr jung, und auch verludert,
verschminkt … zwei rosarote Tupfen …
Die Waage wackelt hin und her.
Das Schwert – mein Gott – es ist aus Pappe,
sie trägt es scherzhaft als Attrappe,
ein eisernes ist ihr zu schwer.
Sie richtet so! O ja – man siehts!
die schwarzen, hohen Stöckelschuhe
zertrampeln alles – schaffen Ruhe.
So tänzelt Fräulein Streikjustiz.
Es raschelt des Talars Frou-Frou …
– „Du trugst doch früher eine Binde?“
– „Die hab ich noch! Dem, den ich finde,
schnür ich damit die Kehle zu!“ –
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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