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Ludwig Thoma:
Der Alte
Mein alter Hut aus jungen Tagen,
So keck die Krampe aufgeschlagen,
Stülpt‘ ich vorzeiten dicht aufs Ohr;
Da wußten sie in jeder Gasse,
Wie grimmig ich die Fürsten hasse,
Und hatten ihre Angst davor.
So du wie ich, wir beide waren
Ein Schrecken den Philisterscharen,
Sie sahen recht. Der Heckerhut
Weckt die verwegensten Gedanken
Und Wünsche ohne Ziel und Schranken
Und heißen Drang und Übermut.
Doch hinterdrein kam der Zylinder
Und dürre Zeit und Weib und Kinder,
Die schöne Jugend war vorbei.
Du lagst in einer Waschkommode,
Ich suchte nach dem lieben Brote,
Die Schaben fraßen an uns zwei.
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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