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Szenekenner
Registriert seit: 24.08.2007
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Mit der Betreffzeile "Wer braucht schon ein Mobilnetz am Wochenende?" hatte ich heute an meinem Ruhetag Lust & Laune, eine weitere Mail an die sicherlich emsig an meinem Problem werkelnde deutsche Mutter aller Telefongesellschaften zu schicken.
"Liebe Telekom,
Du hast Dir sicher gedacht, dass die Menschen sich am Wochenende ganz persönlich miteinander beschäftigen sollen und daher problemlos auf ihre Handys verzichten können, Du also nichts an der Situation des fehlenden Sendemastes in unserem Ort ändern musst.
Ich finde das eigentlich einen hübschen Gedanken, dass eine Firma, die ihr Geld damit verdient, dass Menschen ohne Blickkontakt miteinander kommunizieren können, diese dazu animiert, das Handy mal zur Seite zu legen und sich von Angesicht zu Angesicht zu treffen.
Aber nur „eigentlich“, denn gestern Abend war so eine Situation, in der wir das Handy sehr dringend benötigt hätten, da unser noch minderjähriger Sohn abends weg ging und mich fragte, ob er mir Bescheid geben könne, wann ich ihn abholen sollte, worauf ich ihn auf Dich verwies respektive auf den fehlenden Mobilfunkempfang in unserem Ort.
So musste er halt dann mit dem Taxi heimfahren - kein Thema, dafür haben wir uns ja die Handygebühren gespart, gell?!
Ach ja, der in meiner letzten Mail erwähnte Buschfunk hat sich gewissermaßen materialisiert, nämlich in Form der Apothekerin, die mit dem Grundstücksbesitzer gesprochen hat, auf dessen Grundstück Dein Mast bis vor acht Tagen stand:
Jep, der Mast ist weg, der Platz nicht mehr verfügbar und es gibt keinerlei Aussicht, wann sich daran etwas ändert - UND DU WEISST DAS.
Nun hat ja letzten Mittwoch eine Deiner freundlichen Mitarbeiterinnen bei mir angerufen, um mir mitzuteilen, dass die Aussage mit dem „abmontierten Sendemast“ auf keinen Fall zu bestätigen sei, sie aber auch nicht wisse, was die Ursache wäre (wobei ich ihr gegenüber schon mutmaßte, dass ihre Aussage doch sicher eine taktische sei; ansonsten wäre es mehr als peinlich, wenn ein „Technologieführer“ nicht wüsste, warum er seinen Kunden keinen Mobilfunk liefern kann).
Meine liebe Telekom, es ist eine Sache, einen Fehler zu machen, aber eine ganz andere Sache, danach seine Kunden anzulügen.
Denn das eine kann passieren, doch das andere ist unverzeihlich, gerade wenn man ein seriöses Unternehmen sein möchte.
Womit wir unvermuteterweise wieder bei einem Begriff aus meiner letzten Mail sind:
Der Erkenntnis.
Wenn man erkannt hat, dass man einen Fehler gemacht hat, sollte man ihn nicht vertuschen, sondern zugeben.
Und weil das Ganze so lustig ist, verrate ich Dir auch den Namen der Straße, in der Dein Sendemast stand (auch wenn Du das natürlich weißt):
Paradiesweg.
Ist das nicht grandios?
Ich spreche letztens von Erkenntnis - und der Ort des Geschehens ist das Paradies?
Bekanntlich der Ort, aus dem der Mensch vertrieben wurde, weil Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, und damit die Unterscheidung zwischen Gut und Böse sichtbar wurde?
Das ist kein Zufall, liebe Telekom, das ist ein Zeichen - FÜR DICH!
Jetzt kannst Du die Bürde der Erkenntnis auf Dich nehmen und mit Deinen Kunden kommunizieren, Ihnen z. B. mitteilen, wann Du Deinen Sendemast wieder aufstellen und was Du bis dahin Gutes an Deinen Kunden, die für etwas zahlen, was sie nicht erhalten, tun möchtest.
Vor Aufregung schon erbebend:
Dein Michael
PS: Der materialisierte Buschfunk hat übrigens darauf verwiesen, dass man in Situationen wie diesen ein Sonderkündigungsrecht hätte, nur: bring’ ich’s nach 20 Jahren über’s Herz, Dich schnöde allein zu lassen?"
Da wir hier im Ort davon ausgehen, dass die Telekom ihren Mast nicht so schnell anderweitig aufstellen kann (die hat halt die Allgäuer und speziell die Lindauer enorm unterschätzt), es also noch einige Zeit dauern kann, bis wir hier wieder D1 haben, werde ich eine Person im Geschäftskundenbereich täglich mit einer Mail triezen.
Die sollen schließlich auch etwas davon haben ... 
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