Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Es ist aus meiner Sicht eine sehr schlichte Vorstellung einer Gesellschaft, wenn man alle Paare zu Egoisten erklärt, die sich gegen eigene Kinder entscheiden. Da ich den Papst nicht für dumm halte, bin ich so frei, solche Äußerungen für reinen Populismus zu halten. Anstelle einer echten Auseinandersetzung mit der Gesellschaft verkauft er den Leuten ihre eigenen Vorurteile.
Grüße,
Arne
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Ich sehe darin kein Populismus, eher eine vernünftige Mahnung, die gesellschaftlichen Randbedingungen und die eigene Wertebetrachtung so zu ändern, daß persönlicher Erfolg im Leben weniger eng mit Verzicht auf Kindern verkoppelt wird. Ich finde es dafür eine etwas unpassende Parallele, Kinder quasi mit Wirtschaftsgütern wie Lebensmitteln und Straßen gleichzusetzen.
Es gab schon immer Leute, die sich bewußt gegen Kinder entschieden haben, aus den unterschiedlichsten Gründen, viele davon sind im Einzelfall auch einsichtig. Was der Papst bemängelt ist, daß diese Entscheidung heute von relativ vielen aus Gründen gefällt wird, die für ihn - und auch für mich - nicht nachvollziehbare Argumente sind, da sie einen gesellschaftlichen Wandel widerspiegeln, der schwere Folgen haben kann (nicht nur fürs Rentensystem; da hauptsächlich Kinder in gebildeten Familien fehlen, gibt es auch eine Gesellschaftliche Verschiebung auf lange Sicht, da Schule nie das Elternhaus ersetzen kann).
Wer in Kindern nur "etwas Störendes, eine Belastung, ein Risiko" sieht, dem fehlt etwas entscheidendes im Leben - der Blick nach vorne, in die Zukunft, und die Ahnung vom Glück, das jedes Kind einer Familie beschert. Ohne Kinder mag ich im Leben super erfolgreich sein, aber nach mir bleibt davon nichts übrig. Wenn ich Kinder habe, kann ich denen etwas von mir weitergeben, evtl. auch mein Vermögen, aber viel Wichtiger meine Erfahrung, meine Wertebetrachtung - und habe damit mehr für die Gestaltung der Zukunft geleistet, als ein Alleinstehender je kann.
Und speziell im deutschen Rentensystem kommt sicher noch die Zeit, in der sich die (immer wenigeren) Beitragszahler fragen, warum sie die Rente von all denen mitbezahlen sollen, die sie seinerzeit nur als Störenfriede angesehen haben (s. all die Klagen gegen Kindergarten im Wohngebiet, Kinder im Hotel, etc.). Da wird der Hinweis, ich habe eine Straße oder einen Kindergarten gebaut, nicht überzeugen, fürchte ich.