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Entwicklung der Verweichlichung im Triathlon
Als Jemand, der bis vor ein paar Jahren 20 Jahre lang als Kampfrichter alle Distanzen, alle Wettkampfniveaus (Volkstriathlon bis Europameisterschaften) begleitet hat und selbst aktiver Triathlet ist, liegt die "Verweichlichung" auf dem Radteil auch in der Veränderung des Reglements sowie der Zusammensetzung der Kampfrichter begründet.
Früher gab es bei allem was mit Windschatten fahren zu tun hat nur die rote Karte auf dem Rad - allen Triathleten war klar, was ok ist und was nicht mehr. Auch die Kampfrichter hatten Klarheit.
Dann gab es die Tendenz zu attraktiveren Stadtkursen, u.a. bei einer Duathlon WM in Frankfurt? ausprobiert, mit kleinen Strecken die mehrfach zu fahren waren bei gleichzeitig immer dichteren Leistungsniveaus.
Die Folgen waren Grüppchen von Radfahrern und Kampfrichter, die vor diesen kapitulierten, sich aufgrund eines unerfüllbaren Gerechtigkeitssinnes nicht trauten, denn: "Ich kann ja nicht einen disqualifizieren und 5 fahren lassen!"
Es folgte die Aufweichung durch die sog. Mouskoka-Regel, bei der man sich entwickelnde Pulks durch ein rauspicken Einzelner, anhalten, Rad anheben lassen, auflösen wollte. Das hatte auf den ersten Blick lustige bis teilweise lebensgefährliche Folgen: übereifrige Kampfrichter, der ein oder andere ist heute stolzes Mitglied der TK der DTU und bildet weiter aus, hielten mittels Motorrad-Blockade ganze Gruppen an und schickten diese einzeln wieder auf die Weiterreise. Es kam zu Unfällen da nicht jeder Athlet rechtzeitig sein Gefährt zum stehen brachte, zumindest nicht ohne Nachfolgende zu gefährden.
Diese Regelung war der erste Schritt, die Konsequenz auf der Radstrecke vermissen zu lassen. Lieber mal per Mouskoka-Regel verwarnen, als Rot zu zeigen.
Dem ganzen folgte dann die schwarze Karte mit Zeitstrafe, auch hier wird lieber diesenKarte gezogen als konsequent Rot. Der Druck der höherwertigen Ausrichter wie Agenturen, Serien, trug genauso zur Aufweichung bei (Athleten sind Künden und zählen bis 500-600€ pro Start, dürfen also nicht disqualifiziert werden) wie die Entwicklung, dass immer mehr Kampfrichter ohne echten Bezug zum Sport bis zur höchsten Ebene unterwegs sind. Hier zählen mittlerweile, leider, andere Auswahlkriterien wie Freund/Freundin ist Kampfrichter, tolle Wettkämpfe Besuchen, tolle Hotels bekommen, Profis Treffen, tolle feuchtfröhliche Abende.....
Will man die Lutscherei tatsächlich bekämpfen, dann braucht man:
Ausrichter, die profilierte und ausreichend lange Rundkurse anbieten
Startgruppen
Teams auf verschiedene Gruppen aufteilen
Kampfrichter, die sich was trauen und konsequent sind
Kampfrichter, die den Sport als Aktiver kennen
Ausreichend lange Schwimmstrecken
Wegfall der schwarzen Karten
Athleten, die gewillt sind, fair zu fahren
Umgangsweise mit Wiederholungstätern
Ich habe aufgehört als KR, weil mir vieles nicht mehr gefiel, ich oft das Gefühl hatte, dass auf einige Regeln mehr geachtet wurde (überfahren einer Linie) als auf die wirklich relevanten wie Windschattenfahren. Das eine ist nämlich einfacher zu checken und zu handeln.
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