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Meine Eltern sagten mir schon früher immer, ich habe nen Dickschädel. Später entdeckte ich selber, dass ich teilweise eine enorme Willenskraft an den Tag legen kann. Eine Willenskraft die mir später fast die Gesundheit zerstört sollte.
In meiner Kindheit war ich besessen vom Skifahren. So kam es dann auch, dass ich schon früh einem Skiteam beitrat und begann Rennen zu fahren. Obwohl ich es in jeglicher Form hasste irgendwo zu verlieren, war ich nur ein mittelmässiger Athlet. Das änderte nichts daran, dass ich glaub der einzige war, der nie ein Training ausgelassen hatte.
Ausserhalb des Skifahrens war ich immer sehr aktiv und konnte keine Minute ruhig sitzen. Mit meinen Kollegen spielte ich gerne im Wald oder Fussball. In einem Sommerlager begannen mich einige Bandi zu nennen, weil ich so viel verdrücken konnte wie ein Bandwurm. Hier beginnt das Problem.
Ich ass soviel ich wollte und war trotzdem ein Sprenzel. Keine guten Voraussetzungen fürs Skifahren, wo ich ständig körperlich unterlegen war. So kam es, dass ich meine Bretter vor dem Eintritt ins Gymnasium an den Nagel hängte und ich es mit Sport erstmal sein liess.
Im Alter von 16 - 18 genoss ich meine Jugend, drank Bier, ass was mir in die Finger kam und eiferte den Jungs aus Jackass nach, was mich zu mancher Dummheit verleitete. Ich verfolge Sport (jegliche Art davon) aber immer noch leidenschaftlich am TV.
Kurz vor der Matura brauchte ich einen Ausgleich zur Schule und ich begann mit Laufen. Erst nur kurze Bergläufe als Training und um mich Körperlich etwas zu schlauchen. Die Schulnoten steigerten sich. Ich trainierte mehr und wollte an Bergläufen teilnehmen. Trotz dem Appetit eines jungen Mannes wog ich mit 18 gut 70 kg auf 183 cm. Doch plötzlich begann sich mein Appetit zu ändern.
Ich schaute die Tour de France und sah wie die leichtgewichtigen Fahrer die Berge hochflogen, genauso wollte ich die Berge hoch rennen. Ich dachte mir, iss doch mal ein bisschen bewusster und du wirst es leichter haben mit den Steigungen.
Danach musste ich wie jeder junge Schweizer ins Militär. Ich hatte Angst zu wenig Zeit zum Trainieren zu haben und aus der Form zu kommen, ausserdem hasste ich die Zeit dort. Ich ass viel zu wenig während dieser Zeit. Ich unterschätze die Märsche die wir in der Armee machten. Darüber hinaus kam ich am Wochenende nach Hause und rannte mir den aufgestauten Frust von dem grünen Verein aus dem Leib. Intervalle, Bergläufe, immer intensiv, immer volle Kanne. Anfänglich ging dies noch gut und ich wurde besser, obwohl ich schon da viel zu dünn war. Ich wog keine 60 kg mehr, nicht gerade viel auf meiner Grösse. Teilweise waren es kaum 57.
Ich kam 2012 nach 300 Tagen aus der Armee zurück und begann mit einem Studium. Die Eltern machten sich teuflische Sorgen um mein Aussehen, doch ich sagte, so sehe ein Läufer halt aus und realisierte nicht, dass mein BMI wohl tiefer war als derjenige der meisten Kenianern mit ohnehin schmaler Bauweise.
Die Anzeichen meines Übertrainings und Mangelernährung waren offensichtlich, böse Schlafstörungen, Eisenmangel, Leistungsstagnation, doch ich wollte nicht hören und rannte weiter, dem Übertraining davon. Ich fühlte mich einfach nur scheisse. Da passierte es, im Herbst 2013.
Während eines Tempolaufs der ersten Halbmarathonvorbereitung, spürte ich einen Knick in meinem rechten Knie und ich konnte es anschliessend nicht mehr Beugen und Strecken. Diagnose: Meniskusriss.
Von diesem Zeitpunkt an begann sich mein Zustand drastisch zu bessern. Ich musste langsam wieder ins Lauftraining einsteigen und sass die meiste Zeit auf dem Hometrainer. Der Arzt riet mir das Laufen in Zukunft einzuschränken. Was erst wie ein Weltuntergang war, wurde schnell zu einem neuen Ziel: Triathlon.
Mein Problem: ich war schon immer ne Pfeife im Schwimmen. So bin ich also seit Januar 2014 mühsam das Schwimmen am erlernen und wechsle das Laufen schön mit Radeln ab.
Von meiner Essstörung bin ich vollkommen weggekommen und ich wiege nun wieder 65 kg. Mein Befinden und Aussehen hat sich stark verbessert, die Schlafstörungen sind weg und ich Laufe besser als je zuvor. Manchmal ärgere ich mich über meine Dummheit 2 Jahre vergeudet zu haben. Diese Energie stecke ich jetzt aber lieber in mein Training.
Dieses Jahr ist mal ne Sprintdistanz geplant, 2015 dann ne KD.
Ich trainiere immer noch recht viel, achte aber auf unterschiedliche Intensitäten und Erholung und eine ausreichende Ernährung. Ich esse lieber zu viel als zu wenig, denn irgendwie muss der Treibstoff ja rein.
Neben der Sprintdistanz mach ich dieses Jahr ein paar Bergläufe und noch ein flachen 10k. Weil ich glaube, dass ich genetisch gesehen klarer Ausdauersportler bin, werden mich in Zukunft sicher auch mal längere Distanzen reizen.
Gerne profitiere ich von euren Erfahrungen...
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