Sport Frei aus der Sonnenaufgangszentrale,
heute Vormittag habe ich die Zeit total verplempert und mußte dafür die letzten 70 Minuten hart bezahlen.
Lest bitte des Leidens Ursache von Beginn an:
4:30 Uhr knatterte ich vom Hof, dieses Mal besser vorbereitet als gestern, bereits mit Windjacke und Ärmlingen an den entsprechenden Körperteilen.
Und war ja klar - es hatte bereits 17°C, so dass ich nach 30 Minuten doch wieder einen Stopp machen mußte und mir die total durchnässten Kompressionsärmlinge mit ersten Krampfansätzen in beiden Armen (durch das extreme Ziehen an den Enden der beiden festgesaugten Armschläuche) vom Leibe schaffte.
Danach war's prima, leider!
Denn ich entschied mich "on the fly", zuerst den Scheibesee anzusteuern.
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Dort gefiel es mir als König des Radwegs so gut, dass ich statt einmal rum gleich dreimal den See umrundete und danach erst rüber zum Dreiweiberner See moshte.
3weibern.png
Und hier passierte das Malheur.
Ich schaute auf die Uhr am Tacho und es war sonderbarerweise bereits 07:20 Uhr.
Von diesem See bis zur Homebase sind es über 40 km - und noch 70 Minuten Zeit, diesen Vormittag lebend zu überstehen.
Denn die Deadline war von meiner Judge ja auf 08:30 Uhr gemeisselt.
Und eher bekommt Wladimir Putin dieses Jahr den Friedensnobelpreis, als dass sich über diese Zeitmarke im Nachhinein noch verhandeln liesse.
War es nun der Energieschub des Clifbars (heute mal Crunchy-Peanut) und des sofort nachgelegten (und erst 2,5 Jahren überfälligen) Schoko-GU-Gels, welches mir die Flügel an's Höllenbike montierte?
Oder doch lediglich die nackte Angst um's Überleben?
Falls hier jemand von Clifbar mitliest - es war natürlich eindeutig der Kraftschub des von Meisterbäcker Clif verzapften Erdnussriegels!
Für alle anderen - mein Gefühl sagt mir, dass es eine Mischung aus Beiden gewesen sein muß, dass ich auf einmal permanent über 80 Umdrehungen mit 53x14 über ca. 60 Minuten auf die sorbischen Landstrassen hämmerte.
Die letzten 10 Minuten im Gegenwind waren dann zuviel - oder die Kraft aus dem Körner-Gel-Mix war eben nach 60 Minuten via Fahrradkette aus dem Körper rausgepresst worden.
Ich schaffte es mit Ach-und-Krach, 8:28 Uhr auf den Hof zu rollen - und mein Sohn (der mit der Scheisserei aktuell zu Hause rumlungert und den ich jetzt mit Rechenaufgaben zugeballert habe...) machte 8:30 Uhr das Beweisfoto - es war vollbracht, der Weltfrieden in der Lausitz gerettet.
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Und iss ja klar - die Session war natürlich hammergeil, super, einmalig!
Eben all die Superlative, die wir einen Tag nachdem wir besabbert auf allen Vieren und mit Suizidgedanken durch das Tor beim Ironmanfinish gerobbt sind, dann wohl noch im Delirium oder Koffeinrausch auch immer gebrauchen.
Gut dass mich keiner gleich um 8:40 Uhr gefragt hatte, als ich - Jahre gealtert - meine Knochenreste über die elend hohe Schwelle der Duschkabine gehieft hatte und mir mein mager durchblutetes Hirn wieder und wieder eintrichterte: "Nie wieder mach' ich so'n Scheiss, echt nicht, soll mich der Teufel beim ScheiXXX treffen wenn doch!"
Es hört nie auf - morgen geht's wieder ab 4:30 rund, yippiejahee!