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Zitat von aims
Letzer Tag auf Fuerte.
Mund und Hände vom Gel verklebt.
Die Lippen vertrocket.
Den Aerolenker fest umklammert.
Die Schultern verspannt und der Arsch tut weh.
Der Wind drückt trotz Brille Tränen aus den Augen.
Die Landschaft karger und der Wind heftiger als in der Lavawüste Hawaii's.
Seit zwei Stunden ist mir kein Radfahrer mehr begegent. Doch zu heftig heute - frage ich mich?
Der Kopf versunken in gedanklichen Pinpongspielen zwischen Einsamkeit und Zweisamkeit. Sinn und Unsinn des Lebens. Der Balance aus "Just do it" und Verantwortung.
Körper und Rad lehnen sich seitlich gegen den Wind. Das sensible Gleichgewicht zerstört durch einen vorbeirauschenden LKW zwingt meine Gedanken wieder zurück auf die Straße.
Vor mir bäumt sich ein Berg auf. Bei dem Wind fühlte sich schon die Ebene wie ein Berg an.
Die Beine tun ungefragt ihren Job. Drücken ziehen drücken ziehen.
Seit Hawaii im Dauerformtief und weniger als 500km in den Beinen sind suboptimal für ein Trainingslager und schmettern mich von meinen Höhenflügen zurück auf den Boden der Tatsachen.
Im Kopf braut sich ein einzeiliger Songtext zusammen:
I wanna be a hill-killer. I wanna be a hill-killer. F..k you, I wanna be a hill-killeeeeeer.
Der Schnitt fällt nun auf ein Tempo welches man auch laufen könnte.
Ich löse meine Blicke vom Tacho und übe mich in der Kunst der Langsamkeit.
Nur noch ca. 20km bis zum Ende der Pendelstreckte.
Ich greife beherzt in die Gangschaltung und da war sie - die Rache meines Rads.
Das Drecksstück welches von mir nicht die notwendige Liebe geschenkt bekommt die es nach zig tausenden unfallfreien Kilometern verdient hätte rechnetet mit mir ab.
Es war klar das dieser Tag mal kommen musste. Immer nur getreten werden und nichtmal ein neues Lenkerband seit drei Jahren. Das macht kein Rad ewig mit.
Wenigstens hatte ich den Sand in der Kette heute morgen seit 5 Monaten nochmal geölt. Das hat wohl nicht gereicht um die Rache noch ein wenig rauszuzögern.
Mein Drecksstück bestrafte mich mit einem Seilzugriss an der Gangschaltung und zwang mich nur noch den dicksten Gang zu treten.
Mir war direkt klar was auf mich und die Oberschenkel zukommt. Mein sonst so geliebtes 11er Ritzel wurde zu meinem Fluch.
Die Trittfrequenz erreichte unterirdische Werte und Walkingabschnitte wurden unumgänglich.
Ich wendete und entschloss mich nun vom Wind zum Hotel blasen zu lassen.
Ich sang laut aus voller Brust: "Blow me home, fuerte roads." und began mich mit der zur Königsetappe ausgedehnten Tour zu versöhnen.
Rückenwind und das 11er Ritzel verleiten mich es dann auf den letzen 40km doch nochmal richtig krachen zu lassen. Trainingstechnisch Schwachsinn aber ein 39.9km/h Schnitt ist leider geil.
Dankend verabschiede ich mich vom Asphalt, dem Wind und der Mondlandschaft.
ICH - verückt aber glücklich.
FUERTE - karg und hart aber schön.
Wir sehn uns!
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Sensationell geschrieben!
