Die Entscheidungsfrage: Künstliche Hüfte – ja oder nein?
Das Problem: Trotz diverser Beratungsgespräche habe ich keine klaren Kriterien von ärztlicher Seite bekommen, auf deren Grundlage ich eine verantwortliche Entscheidung treffen könnte.
Die Geschichte: Ich habe vor ca. 14 Jahren (bin jetzt 46) beim Dehnen nach dem Laufen zum ersten Mal bewusst festgestellt, dass auf ich auf der linken Seite verschiedene Dehnübungen nicht machen kann und dass es sich nicht so anfühlt, als wäre das was, was man mit Dehnen beseitigen könnte. Ich bin dann irgendwann mal zum Orthopäden und der sagte: Coxarthrose.
Zunächst hielten sich die Einschränkungen in Grenzen (tun sie im Vergleich zu vielen anderen Leuten mit Arthrose eigentlich immer noch, aber dazu später), ich bin 3x Marathon gelaufen, ein paar Mal Halbmarathon, ein paar Sprintdistanzen, Olympische und eine MD. Und jede Menge Wald- und Wiesentraingingsläufe zwischen 20 und 30 Kilometer, einfach weil ich gerne laufe. Allerdings hatte ich schon nach dem ersten Marathon Beschwerden an der Achillessehne, die mit der Zeit massiver wurden und immer wieder zu Laufpausen zwangen. Ein eindeutiger Zusammenhang mit der Arthrose (stärkere Belastung des anderen Beins) wurde zwar nie eindeutig diagnostiziert, scheint aber wahrscheinlich.
Irgendwann hatte ich auch massive Probleme mit dem unteren Rücken. Nachdem ich vor einigen Jahren bei Fasttwitch eingestiegen bin – sprich: Krafttraining in Verbindung mit Gymnastik (mal ganz verkürzt gesagt, 'tschuldigung Mauna

) – hatte sich das nach ein paar Anfangsschwierigkeiten wieder erledigt. Mein Osteopath hat mir aber inzwischen trotzdem klar vom Laufen abgeraten, was mich schon sehr schmerzt. Ich kann manche der Fasttwitch-Übungen nicht richtig bzw. lasse sie inzwischen ganz weg, weil die Beweglichkeit zu sehr eingeschränkt und die Verletzungsgefahr dadurch zu groß ist.
Ich mache also:
Viel Radfahren, allerdings selten lange auf dem RR, nie TT, bei Gelegenheit MTB, z.Zt. vor allem im Alltag mit RR in der Stadt (150-200km/Woche). Auf dem RR bekomme ich mit der Zeit Ärger mit dem Rücken, da ich das linke Bein immer etwas nach außen gestellt habe. Tiefe Position kann ich gar nicht fahren. Schmerzen habe ich aber keine, ich fahre aber inzwischen möglichst leichte Gänge und höhere TF, da ich den Eindruck habe, dass das meiner Hüfte sehr entgegenkommt (liegt ja auch nahe).
Schwimmen, alle Lagen (natürlich meistens Kraul), Brust aber nur mit Delphin-Beine.
Ich fahre gerne Kajak, bekomme aber auch da nach einiger Zeit Ärger, weil die Hüfte verkrampft und ich nie so richtig gut sitze. Außer im Rennkajak geht es aber, ich muss halt nach einiger Zeit mal aussteigen.
Beim Krafttraining mit der Langhantel (Olympisches Gewichtheben, Dreikampf-Übungen) mache ich immer nur Power-Ausführung, also keine tiefe Kniebeuge, geht einfach nicht. Dementsprechend gehen auch keine hohen Gewichte (hoch meint: Körpergewicht oder drüber).
Meine Überlegungen: Obwohl ich keine Schmerzen habe, hatte ich mich zur OP entschlossen, weil ich fürchte, dass die massiven Dysbalancen mit der Zeit auch Knie, Rücken etc. in Mitleidenschaft ziehen. Ob das so ist, weiß ich aber nicht, die Aussagen der Ärzte dazu sind ziemlich schwammig (einer sagt Nein, eine andere Ja). Ich merke, dass ich auf der linken Seite weniger Kontrolle über das Bein habe, auch innerhalb des möglichen Bewegungsradius. Beispiel: Bei Fasttwitch machen wir ja viele Burpees. Ich mache die immer mit einem Bein, weil ich das linke Bein beim Aufspringen einfach nicht so weit nach vorne bekomme wie das rechte, obwohl ich mit beiden Händen problemlos auf den Boden komme, die Beweglichkeit also da sein müsste.
Warum poste ich das hier?
Ich habe u.a. den Blog von Titansvente gelesen und festgestellt, dass es hier ja noch ein paar Leute mit dieser Problematik gibt. Ich erwarte hier keine medizinisch fundierte Diagnose, sondern Anregungen, die mir die Entscheidung erleichtern bzw. erst ermöglichen. Mir wurde schon vor 5 Jahren angeboten, die Hüfte sofort zu operieren. Mein Osteopath sagt, er würde das nicht machen. Ich war jetzt noch mal in zwei Spezialkliniken zur Beratung (in der Hoffnung auf eine Athroskopie, die aber nicht mehr möglich ist), die mir ebenfalls gesagt haben, dass sie schon weniger stark geschädigte Hüften ausgetauscht haben. Leider ist das keine Antwort auf meine Frage. Die lautete: Was spricht in MEINEM Fall für und was gegen eine OP? Tja, das ist meine persönliche Entscheidung, die kann mir niemand abnehmen. Aber wie ich die Entscheidung fällen soll, auf diese Frage kamen nur ausweichende, nichtssagende Antworten. Ich habe mir auch ein Buch zugelegt („Mut zur neuen Hüfte“), in dem es immer um „Leidensgeschichten“ geht. Ich leide aber nicht (oder kaum), denn ich habe keine chronische Schmerzen, wie die meisten.
Die Frage ist für mich: Welche Nachteile sind gravierender: TEP oder Folgeschäden von Dysbalancen, weil ich noch ein paar Jahre mit kranker Hüfte durch’s Leben humpele? (Dass ich beim normalen Gehen hinke, fällt übrigens immer mehr Leuten in meiner Umgebung auf, mir selbst bisher nur wenn ich sehr genau darauf achte.)
Ich fasse mal zusammen:
Argumente pro TEP:
- höhere Lebensqualität (wenn alles so klappt, wie es soll) durch Laufen, Triathlon, Schuhe und Strümpfe ohne Verrenkungen anziehen etc.
- keine weiteren Folgeschäden am restlichen Bewegungsapparat
Argumente contra TEP:
- kein Leiden und keine chronischen Schmerzen
- Einschränkungen eher im Bereich „Luxusprobleme“
- kein OP-Risiko durch Ärztefehler und Narkose
Ganz schön lang geworden, aber kürzer ging irgendwie nicht

Danke an alle, die bis hierher gefolgt sind. Das Posting dient nicht zuletzt auch der Selbstreflexion. Wenn andere es lesen sollen, zwingt das, die eigenen Gedanken (und Gefühle) noch mal zu ordnen.