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Alt 16.02.2014, 20:37   #843
flachy
Szenekenner
 
Benutzerbild von flachy
 
Registriert seit: 02.08.2007
Ort: Lausitz
Beiträge: 3.264
Liebe Sportfreunde,

Kinder&Frau im Kino, mit den Hunden eben von einem epischen Wolkenbruch wieder rein und beide wärmen sich jetzt an der Heizung - Qualitylifetime für mich!
Zeit, mich der zweiten Standsäule des Frühsports zu widmen.

Richtig positiv klingt diese leider nur im englischsprachigen Raum:
The true Believe in Sports!

Wenn ein knackiges, braungebranntes US-Girl im Office irgendwo in Kalifornien gegen 8 Uhr von ihrem fetten Kollegen, der bereits (oder immer noch) um diese Zeit Schweißflecken unter den Armen hat, blöd von der Seite am Kaffeeautomaten angebaggert wird und die dann mal ganz lässig Ihre Reebok-beschuhten Füße im Stand hinter's Ohr klemmt und sagt, dass sie nach ihrem 3 stündigen Workout am Vormittag ab 4 Uhr im Gym noch gar nicht richtig gestretcht hat und dies täglich mit ihrem "True Believe in Sports" durchzieht, kniet die gesamte Etage in Ehrfurcht nieder und sie wird auf Lebenszeit zum anbetungswürdigsten Geschöpf der ganzen Abteilung!

Schnitt!
Blende auf 5°C, Dauerregen, irgendwo im Grau zwischen Rhein und Elbe, ansonsten selbes Szenario, aus dem knackigen Girl machen wir flink einen in Würde gealterten Mitvierziger.

Der kommt 8:00 mit einem schallenden "Moin, Moin" in das Büro gestürmt und erntet von der einen Hälfte der Kollegen Blicke, die jedem normalen Erdenbürger das Blut in den Adern gefrieren lassen würde.
Nicht so bei dem Frühsportler und um solch ein Exemplar handelt es sich hier bei unserem Test-Dummy (kurz: "Tester" genannt).

Die andere Hälfte erstarrt in Ehrfurcht ob der unübersehbaren Fitness, Lebensfreude und Souveränität.
Zumindest denkt dies unser Tester und selbstbewusst schliesst er kurz die Bürotür hinter sich, um seinen nassen Schwimmschlüpper heimlich auf die letzte Rille der Heizung zum Trocknen zu hängen.
Dieser Moment der Unachtsamkeit hinter der Türe reicht aus, um diese zweite Hälfte wie die Aasgeier, vorerst verbal - aber man weiß ja aus der Geschichte, was sich aus Hass&Neid in Deutschland so alles entwickeln lässt - über unseren Tester herfallen zu lassen.
"Drogensüchtiger Sportirrer!"
"Geltungssüchtiger Fittnesjunkie!"
Und dies sind noch die wohlmeinendsten Ausdrücke der lieben Kollegen.
Sorry von mir, der Rest wurde leider zensiert, es ist noch deutlich vor 22 Uhr.

Leider muß ich diesen germanischen Bewegungshassern mit einem persönlichen Bewegungsradius "Bierdeckel" zugestehen, dass die gängigen deutschsprachigen Übersetzungen des "US-Believers" - jenen Hammerslogan, der zur selben Zeit unserer FittnessPam (Zeitverschiebung mal außen vor gelassen) in Kalifornien gerade alle Türen öffnet, leider nicht ganz so zur Geltung bringen wie wir uns dies wünschen.

"Ich bin ein Sportfreak" kann man im Büro auf Anfragen einmal als Antwort probieren.
Dann wird man in Ruhe gelassen und die Kollegen können das normale Ätzprogramm bei körperlicher Abwesenheit des Testers durchziehen und allen geht es besser.

Alle Alarmglocken schrillen aber sofort im Tester, wenn ein Vertreter des Bürofüllmaterials nachfragt, weshalb man denn "Sportfreak zwischen 4:30 und 8:00 sein müsse"?

Im wenig wahrscheinlichen Fall, dass der Tester auch Chef der Bande ist, kann man die Position der doppelten Stärke - "Chef&Fit" locker demonstrieren und den Anfrager kurz darauf hinweisen, dass "man sich an dem Sitzplatz des Taugenichts ab morgen auch sehr gut eine Grünpflanze vorstellen könne".

Leider sind wir Frühsportler idR nicht in dieser Machtposition und müssen etwas hörbares antworten, um nicht als egoistischer Streber, der nicht teamfähig ist, beim wirklichen Chef angezeigt zu werden.

Leute, auch wenn ich meinen Kindern mantramäßig einbläue, niemals nicht zu lügen - diese nur im ersten Moment unscheinbare Frage des Kollegen ist der Supergau und setzt somit alle normalen Regeln des täglichen Überlebens außer Kraft!
Jetzt ist der rote Knopf auf dem Schreibtisch des Präsidenten gedrückt und IHR MÜSST LÜGEN!

Einfache Variante - ohne Nachwirkungen:
"Konnte nicht mehr schlafen, unser Baby hat das ganze Bettchen voll gereihert, da mußte ich danach den Kopf frei bekommen und bin ein paar Meter GEGANGEN!"

Variante für Fortgeschrittene, die Euch im Gespräch hält:
"Habe das ständige Rauchen und Futtern satt!
Meine Frau meint, ich solle etwas gegen meine Wampe tun, daher habe ich es im Dunkeln und damit mich niemand sieht, mit Nordic Walking versucht. Ist hart aber ich muß es meiner Frau beweisen, dass ich etwas abnehmen will".

Die Damen aus dem Einkauf werden Euch mit tränenverschmiertem Lidstrich sofort die Haribos und Marsriegel von Ihrem Schreibtisch rüberschieben - und das ist nur der Anfang

Profivariante, die Euch zum Helden des Tages unter den Geschlechtergenossen erhebt:
"Meine Alte (für die frühen sportlichen Mädelz natürlich "Mein Alter...") hat mich auf die Straße gesetzt, weil ich die Kleine aus der Entwicklung gestern nach der Abteilungssitzung auf dem Kopierer genagelt habe. Jetzt muß ich für die heiße Biene fit werden und stemme früh total viel Eisen im Gym, Ihr wisst schon, wir reden am Kopierer nicht soviel, sondern es geht voll ab, hohoho"!

Diese Version könnte Euch temporär auf das Anerkennungslevel der FitnessPam in Kalifornien heben - im unwahrscheinlichen Fall müsst Ihr ein geringes Restrisiko einkalkulieren - falls es sich doch bis zu Eurem wirklichen Partner herumsprechen sollte...

Wenn Ihr aber bereits genug vom Leben habt, weil Ihr wieder keine Ironman-Anmeldung gemacht habt und jetzt ist alles ausgebucht, oder Eure Lebensrisikoversicherung, die nur beim persönlichen Ableben zum Tragen kommt, die Tage ausläuft und ihr Eurer Familie noch etwas Gutes tun wollt, dann habt ihr meinen Respekt - und Todesmut in den entschlossenen Gesichtern - denn dann antwortet ihr mit diesem komischen Teufelszeug, aka "Wahrheit":

Optionale Antworten mit demselben Ausgang wären wahlweise Argumente wie:
"Frischer Start in den Tag und jetzt mit Vollgas an die Arbeit"
"Motiviert und voller Elan, so macht es mir den meisten Spaß und ist für unsere Firma auch am Besten"
oder sogar todesmutig mit
"Trainiere für einen Ironman, da ist der Start 7 Uhr und ab 5 Uhr bereite ich alles dafür vor - dafür trainiere ich jeden Tag"
antwortet, sind die schönen Tage für Euch im Büro Vergangenheit.

Ab da hat man komplett verloren und kann nur noch den Triakumpel aus dem eignen Verein - und im beruflichen Leben als Doktor unterwegs - anrufen, der dann geistesgegenwärtig die Krankschreibung an den Chef faxt, während man selber zeitgleich auf das bereitstehende Rad springt und sich aus dem Staub macht - im besten Falle bis sich der Mob beruhigt hat, im Normalfall siehe Einleitung "Lebensmüde" weiter oben.

Und die Moral von der Geschichte?
Frühsportler ist man aus Passion und für sich selber.
Vielleicht seit ein paar Wochen auch für dieses bekloppte Forum hier.
Wir tun es, weil es geil ist und weil wir ein Ziel haben - fit bleiben, gut fühlen, toll aussehen und ab und an ein Rennen im Kalender, wo wir uns gegenseitig richtig die Hucke vollhauen, bis zur Finishline fair und bis auf's Messer fighten und uns danach das Rennen wieder und wieder gegenseitig erzählen!

Btw, morgen Koppel ich wieder - meine Bekloppteneinheit - Bahn zum Quadrat - Lauf&Swim!
Ich freu' mich drauf!



P.S.:
Abschliessend für die Trias, die gern in den erlauchten Kreis der Frühsportler einsteigen möchten, aber wieder und wieder scheitern:
Kopfkino - den Epilog unten durchlesen, Wecker morgen auf 4:25 Uhr stellen und dann an das Gelesene denken - ich sag Euch, 2/3 von Euch steht 4:30 Uhr mit Gänsehaut im Bad und will losmoshen!

Augen zu, tief durchatmen und dann:
Gleichmäßig schlagen die sanft auslaufenden Wellen an's Ufer.
Du kannst sie hören, wieder und wieder und wieder.
Völlig entspannt liegt Du da, nur die Füße schlenkern im Wasser.
Ein lauer Wind streichelt Deinen fitten, austrainierten Körper, es ist dunkel aber warm.
Und Du hast fast nix an.
Ab und an wird die Melodie der Wellen durch ein fernes "Pffft" und "Zsssscccchhhh" harmonisch unterbrochen.
Du nimmst es gar nicht richtig wahr.
Kein Grund, die Augen zu öffnen, es ist ja immer noch dunkel-dämmrig.
Ein sanftes Rattern erklingt in der Ferne.
Wird langsam hörbarer, dann immer schneller kommt es näher.
Neugierig öffnest Du die Augenlider einen Spalt und siehst zwei immer noch ferne, blinkende Sterne über den sanften Wogen, die sich im abnehmenden Mondlicht spiegeln.
Gerade willst Du die Augen wieder schließen, als eine Dir vertraute aber doch unbekannte Stimme erschallt und Dich sofort die Augen weit aufreissen lässt:
"10 Minutes to go, Athletes 10 Minutes to go!"
Jetzt siehst Du die ganze Scenario biblischen Ausmaßes:
Tausende blitzende Bikes warten darauf, in die Lava getrieben zu werden.
Die blinkenden Sterne verwandeln sich in Helikopter, deren rauschende Rotorblätter die Wellen peitschen.
Sie kommen daumenbreit über den Pazifik genau auf Dich zu.
Hinter Dir erheben sich die gigantischen Vulkane und zwischen denen blitzen die ersten Sonnenstrahlen durch und erleuchten die komplette Szenerie der fitten Ausdauerkämpfer, die sich einem Lindwurm gleich in das Wasser schieben.
Das Stimmengewirr ist übewältigend.
Du ziehst Dir die Badekappe über den Kopf und bist Teil des Schauspiels.
Und trotz des infernalischen Lärtms vom Pier und dem Getöse der Helikopter über dir hörst Du es überdeutlich:
"Five Minutes to Got, Athletes, Five Minutes to Go!"



Und jetzt - los, Leute, bewegt Euch!
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