In der Sphäre der Wissenschaft gibt es hingegen keine Dogmen.
Die Wissenschaft nimmt für sich in Anspruch, alles erklären und mit Naturgesetzen beschreiben zu können – früher oder später jedenfalls. Die Möglichkeit, daß es Phänomene geben könnte, die die Wissenschaft auch in Zukunft nicht erklären kann, wird kategorisch ausgeschlossen.
Ist das nicht ein Dogma ?
waden sagte, "Moralische Wertsysteme entstehen aus gesellschaftlicher Vereinbarung." Er sagte nicht, dass die Wissenschaft moralisch sei.
Die Wissenschaft ist ein Konstrukt und wertfrei. Sie fühlt nicht. Der oder die WissenschaftlerIn hingegen schon. Deswegen können Wissenschaftler moralische Urteile fällen, nicht so die Wissenschaft per se.
Können wir uns, waden, du und ich darauf bzw. so in etwa verständigen?
Täusche ich mich oder leitest du aus der Werteneutralität von Wissenschaft Toleranz ab? Wo fängt deine Toleranz an, wo hört sie auf? Vermutlich speist du deinen Wertekanon aus geltendem Recht und dem Gesetz? Woher kommen diese Gesetze und wer hat sie gemacht?
Als Beispiel dieser neuen Denkmaßstäbe führe ich auf, dass ich z.B. homophob war, als ich sagte, dass ich mir Sex mit einem Mann nicht sehr prickelnd vorstelle ... Schöne, neue Welt, die mir Liberale, Atheisten und Tolerante da vormalen.
Gerade in Bereich der persönlichen sexuellen Entfaltung ist doch die Kirche sehr restriktiv, während unsere moderne Gesellschaft liberal ist.
Mir ist nicht klar, warum Du es umgekehrt empfindest. Liegt es daran, dass Du die sexuellen Standpunkte der Kirche teilst, während Du die der liberalen Welt teilweise nicht teilst?
Du kannst Dir (aus meiner Sicht) Sex mit Männern prickelnd vorstellen oder auch nicht, wen kümmert das? Einspruch gibt es doch erst dann, wenn Du Deine persönlichen Vorlieben zum Maßstab für andere erhebst.
Die Wissenschaft nimmt für sich in Anspruch, alles erklären und mit Naturgesetzen beschreiben zu können – früher oder später jedenfalls. Die Möglichkeit, daß es Phänomene geben könnte, die die Wissenschaft auch in Zukunft nicht erklären kann, wird kategorisch ausgeschlossen.
Ist das nicht ein Dogma ?
Das wäre ein Dogma im weiteren Sinne. Doch es existiert aus meiner Sicht nicht. Ich habe noch nie den Anspruch vernommen, die Wissenschaft sei prinzipiell in der Lage, alles zu erklären, also auf Ursachen zurückzuführen.
Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ist, wenn man genau hinschaut, sehr schwierig. Der radioaktive Zerfall eines Atomkerns ist messbar, aber wir können nicht sicher sagen, ob es dafür eine Ursache im üblichen Wortsinn gibt. Und ob es sie gegen kann.
Umgekehrt hat aber noch nie jemand ein prinzipiell unerklärliches Phänomen vorweisen können, das sich ernsthaft in einen Zusammenhang mit einem Götterglauben bringen ließe. Alle Wunder erweisen sich zuverlässig als Irrtümer oder Betrug. Man zeige mir ein einziges Gegenbeispiel, und ich trete morgen in die Kirche ein.
Ich habe noch nie den Anspruch vernommen, die Wissenschaft sei prinzipiell in der Lage, alles zu erklären, also auf Ursachen zurückzuführen.
Du lehnst sämtliche Erklärungen ab, die nicht nach (heutigen !!!) wissenschaftlichen Grundsätzen nachprüfbar sind. Das kommt doch auf das Geliche hinaus, oder ?
Die Wissenschaft ist ein Konstrukt und wertfrei. Sie fühlt nicht. Der oder die WissenschaftlerIn hingegen schon. Deswegen können Wissenschaftler moralische Urteile fällen, nicht so die Wissenschaft per se. Können wir uns, waden, du und ich darauf bzw. so in etwa verständigen?
Ja, Menschen können moralische Urteile fällen.
Zitat:
Zitat von Trimichi
Täusche ich mich oder leitest du aus der Werteneutralität von Wissenschaft Toleranz ab?
Nein. Nicht die Toleranz muss begründet werden, sondern die Intoleranz. Wo sie sich nicht begründen lässt, versuche ich, tolerant zu sein, so gut ich kann.
Zitat:
Zitat von Trimichi
Wo fängt deine Toleranz an, wo hört sie auf? Vermutlich speist du deinen Wertekanon aus geltendem Recht und dem Gesetz? Woher kommen diese Gesetze und wer hat sie gemacht?
Werte oder "Moral" entwickeln sich weitgehend von selbst. Sie werden nicht wirklich "gemacht", das ist eine menschliche Einbildung. Genauso gut könnte ich danach fragen, wer die Liebe gemacht hat, – und wenn sich kein Urheber findet, behaupten, sie käme von Gott.
Werte und Moral entstehen von selbst dadurch, dass Menschen miteinander interagieren. Diese Interaktion bringt von selbst Strukturen hervor, wie Kooperation, Aggression, Besitzverhältnisse und so weiter, aus denen sich dann die Moralbegriffe von selbst entwickeln.
Du lehnst sämtliche Erklärungen ab, die nicht nach (heutigen !!!) wissenschaftlichen Grundsätzen nachprüfbar sind. Das kommt doch auf das Geliche hinaus, oder ?
Ich weiß was Du meinst, und ich gebe Dir ein Stück weit recht. So funktioniert in vereinfachter Form die wissenschaftliche Methode.
Nehmen wir einmal an, diese Methode hätte ihre Grenzen. Ist damit gesagt, dass religiöse Offenbarungen diese Erkenntnislücke füllen können? Mir ist keine einzige religiöse Offenbarung bekannt, die dafür infrage käme. Gibt es eine Stelle in der Bibel, die aus Deiner Sicht ein wissenschaftlich unerklärliches Phänomen erklären würde?
Das Christentum hat die Aufklärung längst durchlaufen
Hat das Christentum die Aufklärung durchlaufen?
Folgendes hat Papst Franzikus, das Oberhaupt der größten christlichen Kirche, dazu beigetragen:
„Wenn der unreine Geist (gemeint sind Dämönen, Anm. von mir) einen Menschen verlassen hat, wandert er durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er keinen findet, sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher.“
Dieses Zitat ist eine Anspielung auf eine Stelle des Lukas-Evangeliums. Ist es also nur bildlich gemeint? Papst Fransikus stellt das klar und sagt, es sei die Wahrheit und kein Gleichnis: „Jesus erzählt kein Gleichnis, sondern sagt die Wahrheit“. (Quelle: kath.net)
So wie ich die Aufklärung verstehe, hat man sich unter Gelehrten darauf verständigt, dass mittelalterliche Wahnvorstellungen über Teufel, Hexen oder Dämonen nicht mehr als Ausdruck der allerhöchsten Gelehrsamkeit betrachtet werden.
Wer sich auf Satan und Dämonen beruft, und behauptet, der Teufel sei eine Person, kann nicht gleichzeitig die Werte der Aufklärung für sich in Anspruch nehmen.