Ein weiteres Jahr ist vergangen! In sportlicher Hinsicht war es kein leichtes: Erst hat mir die Lust gefehlt, dann die Form – ein Teufelskreis. Ein paar Extrakilo auf den Rippen tun ein übriges, zumal meine Trainingskollegen in gewohnt guter Form waren. Das hat zur Folge, dass man bei jeder gemeinsam absolvierten Trainingseinheit etwas hinterherhinkt.
Schauplatz: Koppellauf nach 120 km Rad:
Ich, im Stillen:
O Mann, warum müssen diese Arschgeigen wieder so losrennen?!
Kumpel, fröhlich:
Also Arne, bei einer Sache hast Du Recht, wenn man locker losläuft, zahlt sich das aus!
Ich, im Stillen:
###!!#¿¿Ω¨⁄øπ!!!!
Bei unseren Mittwochseinheiten, in denen das Wettkampftempo trainiert wird, habe ich mich zweieinhalb Monate lang übel durchgebissen. Spaß hat das nur selten gemacht, es ging mehr darum,
irgendwie durchzuhalten. An Tagen, die hoffnungsvoll mit guten Beinen begannen, war es immer am schlimmsten. Denn spätestens zur Halbzeit war ich dermaßen gar gekocht (häufig habe ich selbst das Anfangstempo angezogen), dass es einfach nur grausam war. Je länger die Einheit, umso weiter hinten in der Gruppe hatte ich mich einzusortieren. Tolle Aussichten für Barcelona!
Trainingsfortschritt? Fehlanzeige. Es war einfach eine wöchentlich wiederkehrende Plackerei, die meinen Enthusiasmus auf eine strenge Probe stellte. Was bitte ist so toll daran, mit dem Rad zum Treffpunkt zu rollen, dort kurz "Hallo" zu sagen, dann im vorgeschriebenen Abstand von 10 Metern schweigend hintereinander her zu fahren, sich von den anderen 4 Stunden durchvögeln zu lassen, während der Rücken und das Genick in der Aerohaltung schmerzen, die Füße in eng zugeschnallten Schuhen drücken und man sich die Genitalien blutig reibt? Fällt mir wirklich nichts besseres ein?
Vor zwei Wochen wendete sich endlich das Blatt. Die Leistung wurde besser, die subjektive Härte des Trainings nahm ab, Spaß kam auf. Der Teufel soll mich holen, aber irgendwie habe ich es geschafft, wieder einigermaßen in Form zu kommen. Nix dolles, aber ich bin zufrieden.
Folgendes hat mir etwas gebracht:
- Eine Stunde mehr Schlaf in harten Wochen. Glotze aus, ab in die Heia.
- "Fuck! Scheiße! Mist! Kacke!" – Diese Worte füllten mein Denken in immer wiederkehrender Folge während der harten Einheiten komplett aus. Das scheint gut für die Form zu sein, daher sollte intensives inneres Fluchen in keinem Trainingsplan fehlen.
- Assos Sitzcreme, großzügig aufgetragen. Vom alternativ vorgenommenen Abkleben üblicherweise behaarter Stellen kann ich abraten, auch nach Rasur. Je tiefer der Kopf, desto größer die Probleme mit Reibung am Sattel.
- Selbstbetrug und Selbstverherrlichung sind Dein Freund. Endbeschleunigungen in leichtem Gefälle oder bei Rückenwind sind gleichermaßen gut für die Beine und die Psyche.
Was in Barcelona am Ende rauskommt, werde ich sehen. Offen gestanden, ist es mir fast ein wenig egal. Ich habe den Appetit für die langen Strecken einigermaßen wiedergefunden, das zählt. Damit habe ich für die kommende Saison ein ganz gutes Gefühl.
Die Arbeit ist getan. Jetzt kommt die Belohnung.
Viele Grüße,
Arne