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NBer
28.10.2022, 10:21
.....Zur DDR ist mir damals schon negativ aufgefallen, dass es den meisten im wesentlichen bloß um ihre eigene wirtschaftliche Verbesserung ging ("Kommt die D-Mark, bleiben wir; kommt sie nicht, gehen wir zu ihr!")...

Natürlich ist das so. Und das sage ich, als ehem. DDR Bürger. Wie sagte kurz nach der Wende schon ein ostdeutscher Kabarettist: "Das Bild des Westens wurde weniger von Freiheit und Grundgesetz gezeichnet, als viel mehr durch das Werbefernsehen."
Weswegen mich die Vehemenz gegen Flüchtlinge vor allem im Osten wundert, wollen die doch dasselbe wie die Ostdeutschen damals.....einfach eine Verbesserung ihres Lebensstandards. Was damals das Werbefernsehen des Westens war, ist heute das Internet. Man sieht, was möglich ist, und möchte das auch.

TriVet
28.10.2022, 10:27
In meinem Landkreis Uckermark haben sich neben allen anderen auch alle Kreisverordneten der SPD / CDU gegen die Schliessung der Pipeline gewendet. Ein Haufen Holz .

Nunja, 50 Landräte, insgesamt nichtmal 100.ooo Wahlberechtigte im ganzen Landkreis, da kommt man jetzt nicht sooo ins Staunen, geschweige denn dass das als eine Menge Holz erscheint...

Schwarzfahrer
28.10.2022, 10:27
Zur DDR ist mir damals schon negativ aufgefallen, dass es den meisten im wesentlichen bloß um ihre eigene wirtschaftliche Verbesserung ging ("Kommt die D-Mark, bleiben wir; kommt sie nicht, gehen wir zu ihr!").
Was ist daran negativ? Geht es nicht weltweit den Menschen zuerst um ihr wirtschaftliches Wohlergehen? Waren nicht auch viele "Wessies" gegen die Wiedervereinigung, aus Angst um ihren Wohlstand? Und gerade im Ostblock war das politische System ein wesentliches Hemmnis für die selbstbestimmte wirtschaftliche Entwicklung des einzelnen - die Ablehnung des Kommunistischen Systems ist also gar nicht vollständig zu trennen vom Wunsch nach Wohlstand.

Klugschnacker
28.10.2022, 10:40
Der diplomatische Druck auf Russland würde mich mal interessieren, könntest du das mal erläutern?

Ich bin nicht gefragt, kann das aber aus meiner persönlichen Sicht beschreiben.

Ich würde es nicht als diplomatischen "Druck" bezeichnen. Die Diplomatie backt erstmal kleinere Brötchen und setzt sich kleinere Ziele.

Das erste Ziel ist es, Gesprächskanäle mit den Russen zu finden. Gibt es bereits ältere diplomatische Kontakte zu Leuten, die in der Nähe Putins sind? Kann man sie aktivieren und pflegen?

Ein weiteres diplomatisches Ziel besteht darin, sich mit den maßgeblichen Personen auszukennen: Welche Personen in Putins Umgebung sind wichtig, welche beeinflussen ihn, wem vertraut er, wen fürchtet er? Zu wem lassen sich eventuell Gesprächskanäle aufbauen? Wer von ihnen wäre möglicherweise für Friedensverhandlungen zugänglich? Und international: Welcher internationale Politiker würde von den Russen als Unterhändler akzeptiert? Erdogan? Macron? Biden?

Ferner gilt herauszufinden: Welche Lösungen des Ukraine-Konflikts wären für den Kreml verhandelbar, welche sind schwierig oder aussichtslos? Wie sieht die Ukraine das?

Dasselbe Spiel mit den Chinesen: Wen könnte man auf chinesischer Seite gewinnen, zum wem existieren bereits diplomatische Gesprächskanäle usw.?

Kurz: Die Diplomatie hat nicht die eine Lösung, die man morgen präsentiert und übermorgen ist der Krieg vorbei. Sondern man robbt sich langsam an eine mögliche Friedenslösung heran, von der man zunächst nicht weiß, wie sie aussehen könnte. "Druck" übt die Diplomatie nicht aus, sondern sie erkundet mögliche Auswege.

Die Diplomatie arbeitet nicht anstelle der militärischen Gegenwehr der Ukraine, sondern parallel dazu. Es ist mir völlig klar, dass die Ukraine sich militärisch wehren will. Die Diplomatie soll parallel dazu den Weg zu einem Frieden finden – oder wenigstens einen Waffenstillstand und Verhandlungen herbei führen.

Schwarzfahrer
28.10.2022, 10:40
Natürlich ist das so. Und das sage ich, als ehem. DDR Bürger. Wie sagte kurz nach der Wende schon ein ostdeutscher Kabarettist: "Das Bild des Westens wurde weniger von Freiheit und Grundgesetz gezeichnet, als viel mehr durch das Werbefernsehen."
Weswegen mich die Vehemenz gegen Flüchtlinge vor allem im Osten wundert, wollen die doch dasselbe wie die Ostdeutschen damals.....einfach eine Verbesserung ihres Lebensstandards. Was damals das Werbefernsehen des Westens war, ist heute das Internet. Man sieht, was möglich ist, und möchte das auch.
Es ist aber wohl ein Unterschied, ob man den drüben gesehenen Wohlstand bei sich umgesetzt sehen will (durch Systemänderung und Vereinigung mit der anderen Landeshälfte), oder ob man in ein Land mit völlig fremder Sprache und Kultur auswandert, um vom dortigen Wohlstand zu profitieren. Es ist beides verständlich, aber die jeweilige Auswirkung auf die Länder sehr unterschiedlich.

Aber das driftet ziemlich off-topic ab - außer in dem Aspekt, daß Menschen, die (oder deren Eltern) sowohl Diktatur als auch Freiheit, sowohl wirtschaftlichen Wohlstand wie starke Einschränkungen kennengelernt haben, bewußter und empfindlicher auf staatliche Eingriffe und Veränderungen reagieren, was die stärkeren Proteste im Osten erklärt. In einem Land, das durch viele Jahrzehnte kam ohne wesentliche Herausforderung für Freiheit und Wohlstand halte ich einen solchen Bevölkerungsanteil mit einer anderen Sichtweise für ein Gewinn, da es die Vielfalt der Sichtweisen und der Lösungsfindung fördern kann.

Klugschnacker
28.10.2022, 10:44
+ 1 !
Vielleicht meldet sich hier bald schon wieder der offizielle Kreml Fanshop zurück mit einer ganz besonderen Überraschung und Auszeichnung für seinen allergrössten und bedingungslosesten Unterstützer..

Alex, lasse das bitte sein. Du wirst hier in einer Weise persönlich, die für mich nicht akzeptabel ist.

svenio
28.10.2022, 10:49
Würdest Du morgen in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern eine Volksabstimmung durchführen, würde sehr wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung für die Zertifizierung des einen noch intakten Stranges von NS2 und den Weiterbetrieb der Pipeline Drushba in Schwedt stimmen. (trotz der vorherrschenden Regierungspropaganda).



Kannst Du diese Behauptung durch zumindest eine repräsentative Umfrage belegen?



Die Verwendung des Wortes "Regierungspropaganda" ist in diesem Zusammenhang Framing und zeigt wieder deutlich, dass es Dir darum geht, Stimmungsmache zu betreiben. Wie das funktioniert wird hier gut beschrieben (Spiegel +): https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-eu-kommunikationsexperte-lutz-guellner-erklaert-desinformationskampagnen-moskaus-a-272489a0-7903-46c1-9586-a3ff8a712f55

Daraus:

"SPIEGEL: Welche Narrative verbreitet Russland aktuell zum Krieg in der Ukraine?

Güllner: Da sehen wir drei, vier Bereiche. Den ersten beobachten wir seit Jahren: Er spricht der Ukraine die staatliche Eigenständigkeit ab, verunglimpft ihr Führungspersonal. Das bleibt, und das sehen wir immer wieder.

Der zweite ist die Umkehrung von Ursache und Wirkung des Krieges, also die Darstellung, dass die angebliche Aggression des Westens Russland in die Lage gebracht hat, sich verteidigen zu müssen. Das wird in vielen unterschiedlichen Variationen ausgespielt.

Der dritte Bereich ist der, dass die Sanktionen als das eigentliche Übel dargestellt werden. Die sind demnach die Auslöser von vielen Krisen – von der Lebensmittelsicherheit bis hin zu anderen Dingen, ohne natürlich dabei den Krieg zu erwähnen.

Als vierten Bereich sehen wir immer wieder Erzählungen, die vielleicht zur Vorbereitung von eigenen Maßnahmen oder als Vorwand genutzt werden können, um eigene Maßnahmen durchzuführen. Und dieses Aufdecken der angeblichen schmutzigen Bombe könnte eines dieser Narrative sein."


Bei zwei und drei müssten ich direkt an Deine Ausführungen hier denken...

qbz
28.10.2022, 10:55
Obwohl ich durchaus dafür bin die ganze "Situation" aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und ich den Meinungsaustausch hier im großen und ganzen sehr anregend finde (danke an Arne für die Geduld und Moderation) finde ich gerade deine Beiträge sehr oft durchaus propagandistisch.
Ich habe oft den Eindruck, dass es dir primär überhaupt nicht um einen Meinungsaustausch geht.
Du willst hier einfach deine Standpunkte mit extremer Redundanz unters Volk bringen um Ängste und Zweifel zu schüren :Blumen:

Ich habe ja eigentlich gerade versucht, sehr sachlich darauf hinzuweisen, dass es sich eben beim offenen Brief der Stadt Königs-Wusterhausen nicht um meinen oder einen isolierten Standpunkt einer winzigen Minderheit einiger Stadtverordneten handelt, sondern es sich um eine weit verbreitete Meinung in Brandenburg und MV (Sachsen / Thüringen zu weit weg von mir, da kann ich nichts sagen), wo vermutlich sowohl eine Zertifizierung von NS2 und der Weiterbetrieb der Ölpipeline bei einer Volksabstimmung eine Mehrheit in der Bevölkerung fände. Das ist doch eine sachliche und nüchterne Beschreibung der Situation. :Blumen:

Wenn das sofort relativiert wird mit: "Ergebnis der DDR-Diktatur" oder "wären besser eigenen Staat geblieben" , da kann ja jeder selbst die Qualität der Argumente abschätzen, ich enthalte mich. Es verhindert allerdings eine vertiefte Diskussion der Realitäten.

Das Strohmann-Thema Propaganda der Regierung, wofür selbstverständlich schon immer in jedem Ministerium Mitarbeiter sowie Institute für begleitende Info-Kampagnen beauftragt werden, würde jetzt ins Offtopic führen, wäre aber ein sehr interessantes Thema, das in einem eigenen Thread zu diskutieren. Nur kurz: Es erstaunt mich sehr, dass das Wort "Regierungspropaganda" auf soviel empörten Widerstand stösst. Ich dachte dabei gar nicht an Krieg und Kriegspropaganda, sondern an ganz banale Dinge wie neue Gesetze mit einer beschönigenden Namensgebung wie "Starke Kita Gesetz", demgegenüber dann eine Caroline Kebekus gestern auf die Kita-Realität und die fehlenden Plätze und das fehlende Personal aufmerksam macht, auf das Gegenteil von Starke Kita. Oder an das Green Washing usf. Für mich ist das in jeder Regierungsarbeit personell und finanziell integriert, nennt sich allerdings nicht Propaganda, sondern PR. Neben der Regierung übernehmen vor allem die Regierungsparteien die parteipolitische PR-Arbeit für die Regierungsbeschlüsse.

Ich möchte deshalb primär, beim Thema bleibend, im Zusammenhang mit dem Gasthema und den Protesten auf einen Brief des Staatsekretärs Kellner an eine von Mittelständlern (Mitttelstands- und Wirtschaftsunion) und der CDU in Prenzlau organisierte Podiumsdiskussion hinweisen. Kellner aus Berlin zur Podiumsdiskussion, an der er nicht teilnahm: "Ein Potpourri an Forderungen, welche von rechtsextremen Gruppen, bzw. aus der Ecke der Verschwörungserzählungen kommen, findet sich dort." und die Antwort der Organisatoren. uckermaerker-architekt-entsetzt-von-brief-des-gruenen-staatssekretaers-kellner (https://www.nordkurier.de/uckermark/uckermaerker-architekt-entsetzt-von-brief-des-gruenen-staatssekretaers-kellner-2750142910)

longo
28.10.2022, 11:05
Alex, lasse das bitte sein. Du wirst hier in einer Weise persönlich, die für mich nicht akzeptabel ist.

Arne, Deine Toleranz in allen Ehren, aber auch die kann und darf nicht unendlich und unbegrenzt sein.
Dazu ganz aktuell der Besuch des Bundespräsidenten a.D. Joachim Gauck in Deiner Heimatstadt Freiburg:

Eigentlich war er gekommen, um für Toleranz zu werben. Vor drei Jahren hat der Bundespräsident a. D. ein Buch darüber geschrieben. Doch nun setzte er sich in Freiburg erst einmal für das Gegenteil ein. Joachim Gauck bezog am Mittwoch klar Stellung für die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland. Es sei gerade "eine Zeit", rief er aus, "in der für anständige Menschen Intoleranz geboten ist".

https://www.badische-zeitung.de/gauck-ueber-putin-vor-uns-steht-ein-feind--221616706.html

Klugschnacker
28.10.2022, 11:07
Die Verwendung des Wortes "Regierungspropaganda" ist in diesem Zusammenhang Framing und zeigt wieder deutlich, dass es Dir darum geht, Stimmungsmache zu betreiben.

Ich sehe ebenfalls Ähnlichkeiten zwischen den Punkten zwei und drei des von Dir zitierten Interviews und dem, wie qbz hier von vielen wahrgenommen zu werden scheint.

Jedoch: Du solltest meiner Meinung nach nicht einem anderen Diskussionsteilnehmer sagen, um was es ihm geht ("Stimmungsmache"). Denn das kannst Du nicht wissen.

Wenn Du etwas über Deine Sicht sagst und qbz etwas über seine Perspektive, ist es ein Gespräch. Sagst Du hingegen etwas über ihn und er über Dich, ist es ein Kampf. Das würde ich gerne vermeiden.
:Blumen:

qbz
28.10.2022, 11:16
Kannst Du diese Behauptung durch zumindest eine repräsentative Umfrage belegen?


Man kann sich mal fragen, weshalb die bekannten Institute und öffentlichen Medien dazu keine aktuelle Befragungen mehr durchführen?

Ich habe für den MDR (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) eine gefunden aus März 20022. Trotzdem hat die Regierung ein Ölembargo beschlossen und weigert sich, NS2 zu zertifizieren.
mdr-fragt-umfrage-ergebnis-russland-krieg-energie-embargo (https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/mdrfragt-umfrage-ergebnis-russland-krieg-energie-embargo-100.html)

MattF
28.10.2022, 11:19
Ich habe für den MDR (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) eine gefunden aus März 20022. Trotzdem hat die Regierung ein Ölembargo beschlossen und weigert sich, NS2 zu zertifizieren.
mdr-fragt-umfrage-ergebnis-russland-krieg-energie-embargo (https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/mdrfragt-umfrage-ergebnis-russland-krieg-energie-embargo-100.html)



Die " MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sind mehrheitlich gegen ein solches Energie-Embargo: " sind sicher sehr representativ für Deutschland und die Bundesregierung muss unbedingt machen was MDRfragt-Teilnehmer wollen.:Cheese:

qbz
28.10.2022, 11:46
.....
Der dritte Bereich ist der, dass die Sanktionen als das eigentliche Übel dargestellt werden. Die sind demnach die Auslöser von vielen Krisen – von der Lebensmittelsicherheit bis hin zu anderen Dingen, ohne natürlich dabei den Krieg zu erwähnen.
.....


Ich glaube, ich habe mich dazu schon tausende Male geäussert. Es gibt keine mechanisch-determistische Beziehung zwischen Aggression Russland-Verteidigung Ukraine-Sanktionen und Wirtschaftskrieg. Siehe 2/3 der Welt, welche keine Sanktionen beschlossen haben, aber den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands verurteilen. Die Natoländer Ungarn oder Türke erhalten trotz des Ukrainekrieges ihre Energielieferungen und die Energiekrise in DE / EU ist eben eine Folge des Wirtschaftskrieges in meinen Augen und eine andere Wirtschaftspolitik wäre möglich.

qbz
28.10.2022, 11:49
Die " MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sind mehrheitlich gegen ein solches Energie-Embargo: " sind sicher sehr representativ für Deutschland und die Bundesregierung muss unbedingt machen was MDRfragt-Teilnehmer wollen.:Cheese:

Hallo, Mattf, schau mal nach, was ich geschrieben habe und für svenio belegen sollte:
"Würdest Du morgen in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern eine Volksabstimmung durchführen, würde sehr wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung für die Zertifizierung des einen noch intakten Stranges von NS2 und den Weiterbetrieb der Pipeline Drushba in Schwedt stimmen. (trotz der vorherrschenden Regierungspropaganda)."
Dazu passt die Umfrage des MDR.

Meine Bemerkung begründet es sicher nicht, da stimme ich Dir zu.

Koschier_Marco
28.10.2022, 12:09
Marco: wie werden eigentlich die gefallenen, verletzten, entlassenen Offiziere ersetzt? So viel Reserve kann doch auch Russland nicht haben. Und die Ausbildung geht doch auch nicht so schnell.

gar nicht wie im Krieg so üblich, die die überleben werden einfach befördert das hast du dann 30 jährige Oberste wie in der WH am Ende des Krieges die dann Regimenter kommandiert haben mit 300 Mann

Koschier_Marco
28.10.2022, 12:15
Teilweise offensichtlich gar nicht. Es gibt ja eine Menge abgehörter Fronttelefonate zb auch auf Youtube. Da erzählen einige, dass sie jetzt nach ihrer Mobilisation an der Front noch keinen Offizier gesehen, nur Feldwebeldienstgrade. Sie die Offiziere ihrer Einheiten nicht kennen.

In der russischen Armee gibt es eigentlich kein UO Korps wie bei uns, da wird vieles von jungen Offizieren erledigt, daher gilt ein Offizier als solcher erst vom Major an.

In einer motSchKp gibt es genau 4 Stellen für Offz die 3 ZugKdt und der KpKdt, dazu den Starshina als Spieß alle anderen sind in der Funktion unausgebildete Soldaten mit längerer Laufzeit die quasi acting UO sind, aber eben ohne Ausbildung

tandem65
28.10.2022, 12:28
Hallo qbz,

Die Natoländer Ungarn oder Türke erhalten trotz des Ukrainekrieges ihre Energielieferungen und die Energiekrise in DE / EU ist eben eine Folge des Wirtschaftskrieges in meinen Augen und eine andere Wirtschaftspolitik wäre möglich.

es bestreitet doch niemand daß eine andere Wirtschaftpolitik gegenüber Russland möglich ist.;)

Koschier_Marco
28.10.2022, 12:42
Du hast in Deiner Aufzählung noch die von den eigenen Landsleuten getöteten Soldaten vergessen:
https://www.fr.de/politik/ukraine-krieg-russland-armee-wagner-gefangene-toetet-eigene-soldaten-an-einer-zweiten-front-telefonat-abgefangen-91878895.html

Nix neues betrifft alle Armeen, im Vietnamkrieg hieß das Fragging und es gab ca. 1.000 getötete Offz und UOffz.

keko#
28.10.2022, 12:51
....
Kurz: Die Diplomatie hat nicht die eine Lösung, die man morgen präsentiert und übermorgen ist der Krieg vorbei. Sondern man robbt sich langsam an eine mögliche Friedenslösung heran, von der man zunächst nicht weiß, wie sie aussehen könnte. "Druck" übt die Diplomatie nicht aus, sondern sie erkundet mögliche Auswege.

Die Diplomatie arbeitet nicht anstelle der militärischen Gegenwehr der Ukraine, sondern parallel dazu. Es ist mir völlig klar, dass die Ukraine sich militärisch wehren will. Die Diplomatie soll parallel dazu den Weg zu einem Frieden finden – oder wenigstens einen Waffenstillstand und Verhandlungen herbei führen.

Ja, so sollte es ein.

Ukraine soll sich wehren? Ja!
Wir sollen die Ukraine unterstützen? Ja!
Sanktionen? Ja!

Gleichzeitig aber muss die Diplomatie auf Hochtouren laufen. Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen: Bomben fliegen, Menschen sterben, Existenzen werden vernichtet. Es wird also keine Lösung geben, über die sich alle freuen.

Es ist auch kein binärer Zustand - wir die Guten, Putin der Böse - obwohl die Rollen klar verteilt sind. Die Diolpmatie muss im Hintergrund in diesem kleinen Graubereich ansetzen und dort arbeiten.

Flow
28.10.2022, 13:18
Die Verwendung des Wortes "Regierungspropaganda" ist in diesem Zusammenhang Framing und zeigt wieder deutlich, dass es Dir darum geht, Stimmungsmache zu betreiben.
Insbesondere in Kriegszeiten ist man Propaganda von allen Seiten ausgesetzt.
Das zu ignorieren halte ich für sehr naiv ... :Blumen:

Eine vernünftige Diskussion beginnt meiner Meinung nach erst, wenn die Narrative beider Seiten erkannt und hinterfragt werden.

Mitsuha
28.10.2022, 13:42
Ich frage nochmal: erst heißt es, es soll keinen Russland-Ukraine-Thread mehr geben, dazu wird HaFu aus dem Forum entfernt und dann wird hier wieder darüber diskutiert, vom Admin selbst initiiert?

Wenn man schon sagt "Nein, das Thema hat hier nix verloren!", dann bitte das auch konsequent durchsetzen.

Klugschnacker
28.10.2022, 13:53
Ich frage nochmal: ...

Ich hatte das bereits mehrfach auf den letzten Seiten beantwortet. Hast Du das gelesen?
:Blumen:

qbz
28.10.2022, 14:42
In Berlin Neukölln (ca. 330 000 Einwohner) schliesst das Sozialamt für 2 Wochen, um den Rückstau abzuarbeiten.

Wegen Überlastung schließt das Sozialamt Berlin-Neukölln für zwei Wochen. »Es ist der absolute Notfall. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen die Zeit, um die Rückstände abzuarbeiten, weil wir völlig unterausgestattet sind." .....
Durch den Krieg in der Ukraine und die hohe Zahl an Geflüchteten, die nach Berlin kämen, hätte sich ein kaum aufholbarer Rückstau gebildet, so Liecke weiter.
......
Zusätzlich erhielten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mehr Anträge von Menschen, die bisher mit ihrem Einkommen gut ausgekommen seien. Durch die Preissteigerungen seien diese nun aber in Not geraten, sagte Sylvia Dellbrügge, Gruppenleiterin im Sozialamt. Es kämen nun ganz andere Menschen zu ihnen.
.....

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/berlin-neukoelln-sozialamt-schliesst-wegen-ueberlastung-a-9d53db46-d133-46ef-a58d-74d42d26af54

Wie kommentiert Steinmeier die deutsche Situation in seiner Ansprache: "Die Friedensdividende ist aufgezehrt". Ich musste erst mal die konkrete Bedeutung nachschlagen: "Friedensdividende": "Die Einsparung durch Kürzung der Militärausgaben – zumeist nach einem Krieg in den daran beteiligten Ländern – wird allgemein als Friedensdividende bezeichnet. Mit diesem Begriff soll ausgedrückt werden, dass nun frei werdende Mittel für Friedenszwecke zur Verfügung stehen."

Dafür verzeichnen eine unglaublich hohe Kriegsdividende seit Beginn des Krieges alle grossen westlichen Öl- und Energiegesellschaften beim Gewinnwachstum sowie die Rüstungsfirmen.

JENS-KLEVE
28.10.2022, 15:28
In Berlin Neukölln (ca. 330 000 Einwohner) schliesst das Sozialamt für 2 Wochen, um den Rückstau abzuarbeiten.



Warum leben Leute ohne Geld in teuren Innenstädten der Großstädte?
Bei uns, und im benachbarten Holland werden ohne Ende ungelernte und auch gelernte Arbeitskräfte gesucht. Restaurants, Bäckereien, Handwerksbetriebe und große Unternehmen schließen bereits an manchen Tagen, weil keiner da ist zum arbeiten. Und es liegt nicht an Corona. Falls die Leute ihr Gas nicht bezahlen können, wäre ein Umzug der Startschuss für eine neue Existenz ohne Sozialamt.

longo
28.10.2022, 15:53
Ich bin nicht gefragt, kann das aber aus meiner persönlichen Sicht beschreiben.

Ich würde es nicht als diplomatischen "Druck" bezeichnen. Die Diplomatie backt erstmal kleinere Brötchen und setzt sich kleinere Ziele.

Das erste Ziel ist es, Gesprächskanäle mit den Russen zu finden. Gibt es bereits ältere diplomatische Kontakte zu Leuten, die in der Nähe Putins sind? Kann man sie aktivieren und pflegen?

Ein weiteres diplomatisches Ziel besteht darin, sich mit den maßgeblichen Personen auszukennen: Welche Personen in Putins Umgebung sind wichtig, welche beeinflussen ihn, wem vertraut er, wen fürchtet er? Zu wem lassen sich eventuell Gesprächskanäle aufbauen? Wer von ihnen wäre möglicherweise für Friedensverhandlungen zugänglich? Und international: Welcher internationale Politiker würde von den Russen als Unterhändler akzeptiert? Erdogan? Macron? Biden?

Ferner gilt herauszufinden: Welche Lösungen des Ukraine-Konflikts wären für den Kreml verhandelbar, welche sind schwierig oder aussichtslos? Wie sieht die Ukraine das?

Dasselbe Spiel mit den Chinesen: Wen könnte man auf chinesischer Seite gewinnen, zum wem existieren bereits diplomatische Gesprächskanäle usw.?

Kurz: Die Diplomatie hat nicht die eine Lösung, die man morgen präsentiert und übermorgen ist der Krieg vorbei. Sondern man robbt sich langsam an eine mögliche Friedenslösung heran, von der man zunächst nicht weiß, wie sie aussehen könnte. "Druck" übt die Diplomatie nicht aus, sondern sie erkundet mögliche Auswege.

Die Diplomatie arbeitet nicht anstelle der militärischen Gegenwehr der Ukraine, sondern parallel dazu. Es ist mir völlig klar, dass die Ukraine sich militärisch wehren will. Die Diplomatie soll parallel dazu den Weg zu einem Frieden finden – oder wenigstens einen Waffenstillstand und Verhandlungen herbei führen.

Das ist schön.
Aber auch die internationale Diplomatie spielt sich nicht im luftleeren Raum ab, sie braucht Regeln und sie hat Regeln.

In der Rede von Bundespräsident Steinmeier war heute zu hören (https://www.tagesschau.de/inland/steinmeier-rede-113.html):
"man habe zu sehr auf den Frieden gesetzt. Und: Deutschland habe nach den Regeln gespielt - Russland dagegen nicht.
Putin hat nicht nur nicht nach Regeln gespielt, sondern das Schachbrett umgeschmissen..."

--"Wir leben nicht in einer idealen Welt, wir leben im Konflikt - und dafür brauchen wir Instrumente. Mit Blick auf die Zukunft sagte Steinmeier, es dürfte in der Ukraine nicht zu einem Scheinfrieden kommen. Ein solcher würde Putins "Hunger nur noch weiter bekräftigen", so Steinmeier. Die Nachbarländer Russlands lebten in Angst, erklärte er. Ein schneller, ungerechter Frieden sei daher keine Lösung..."

Und ja, die Sanktionen gegen Russland wirken definitiv, und ja, es gibt leider auch "Kollateralschäden" hier in Deutschland. (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/diw-ifw-sanktionsauswirkungen-russland-iran-101.html)
Das haben sicher alle verstanden, nur einige können das wohl so nicht so akzeptieren.

TRIPI
28.10.2022, 16:40
Ich denke es ist müßig über Begrifflichkeiten zu streiten. Propaganda hin oder her, die Sanktionen schaden Russland, und auch das russische Volk wird nach einem Regimewechsel rufen, wenn es wirtschaftlich bergab geht. Dass der böse Westen schuld ist glaubt irgendwann auch da keiner mehr. Das ist der einzige Weg, dass nach Putin nicht jemand ähnliches nachkommt.

Die Energiekrise ist leider nicht viel anders als die Klopapierkrise vor zwei Jahren. Zwar ist Russland der Auslöser, aber das Hochsteigern an den Spotmärkten ist leider hausgemacht. Vermutlich kostet Heizöl nächstes Jahr garnix mehr weil jeder Vorrat hat bis zur nächsten Eiszeit mittlerweile, wir deutschen sind da echt plemplem.

keko#
28.10.2022, 17:07
Ich denke es ist müßig über Begrifflichkeiten zu streiten. Propaganda hin oder her, die Sanktionen schaden Russland, und auch das russische Volk wird nach einem Regimewechsel rufen, wenn es wirtschaftlich bergab geht. Dass der böse Westen schuld ist glaubt irgendwann auch da keiner mehr. Das ist der einzige Weg, dass nach Putin nicht jemand ähnliches nachkommt.....

Naja, du kannst in den Weiten des Internet ja mal nach Regime-Changes oder deren Versuche googeln. Und nicht vergessen: wir sprechen vom flächenmässig größten Land der Erde mit wirtschaftlichen Verbindungen auf alle Kontinente und nicht von einer Bananerepublik.

Es ist mein persönlicher Eindruck, dass wir Deutsche, in Erinnerung an den erfolgreichen Regime-Change nach dem 2. Weltkrieg, verständlicherweise eine sehr postive Sicht auf einen Regime Change haben. Das ist aber nicht in allen Ländern so.

Koschier_Marco
28.10.2022, 17:19
Ich denke es ist müßig über Begrifflichkeiten zu streiten. Propaganda hin oder her, die Sanktionen schaden Russland, und auch das russische Volk wird nach einem Regimewechsel rufen, wenn es wirtschaftlich bergab geht. Dass der böse Westen schuld ist glaubt irgendwann auch da keiner mehr. Das ist der einzige Weg, dass nach Putin nicht jemand ähnliches nachkommt.

Die Energiekrise ist leider nicht viel anders als die Klopapierkrise vor zwei Jahren. Zwar ist Russland der Auslöser, aber das Hochsteigern an den Spotmärkten ist leider hausgemacht. Vermutlich kostet Heizöl nächstes Jahr garnix mehr weil jeder Vorrat hat bis zur nächsten Eiszeit mittlerweile, wir deutschen sind da echt plemplem.

Die Leidensfähigkeit des russischen Volkes ist fast unendlich geschichtlich betrachtet

qbz
28.10.2022, 20:21
Warum leben Leute ohne Geld in teuren Innenstädten der Großstädte?
Bei uns, und im benachbarten Holland werden ohne Ende ungelernte und auch gelernte Arbeitskräfte gesucht. Restaurants, Bäckereien, Handwerksbetriebe und große Unternehmen schließen bereits an manchen Tagen, weil keiner da ist zum arbeiten. Und es liegt nicht an Corona. Falls die Leute ihr Gas nicht bezahlen können, wäre ein Umzug der Startschuss für eine neue Existenz ohne Sozialamt.

Ich glaube, die arbeitsfähigen Menschen müssen in der Regel die Arbeitsagentur aufsuchen und nicht auf das Sozialamt. D.h. es dürfte sich vermutlich um mehr Rentner/innen und Menschen mit anderen Renten (Krankheit, Berufsunfähigkeit etc.) handeln, wo die Rente wegen der Teuerung nicht mehr ausreicht und sie neu die Grundsicherung in Anspruch nehmen müssen.

Generell finde ich, ein Leben in den Innenstädten sollten sich die Menschen aller sozialer Schichten leisten können und nicht nur die besser verdienenden. Das Modell Paris / Banlieues scheint mir inbezug auf soziale Struktur / Separation und die damit verbundenen Probleme nicht erstrebenswert.

Persönlich bin ich heilfroh, vor einigen Jahren von Berlin in der Rente auf das Land gezogen zu sein, ich verstehe aber auch Freunde / Bekannte, welche ihre alltäglichen Kontakte nicht aufgeben wollen.

qbz
28.10.2022, 20:36
"Die Inflation in Deutschland hat sich im Oktober überraschend stark beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen um durchschnittlich 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Jedes zweite Unternehmen plant, die Kunden demnächst stärker zur Kasse zu bitten.

Besonders stark verteuerte sich Energie als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie kostete durchschnittlich 43,0 Prozent mehr als im Oktober 2021. Preisdämpfend dürfte sich die Mehrwertsteuersenkung für Erdgaslieferungen und Fernwärme von 19 auf 7 Prozent ausgewirkt haben. Nahrungsmittel kosteten 20,3 Prozent mehr."

https://www.welt.de/wirtschaft/article241841149/Verbraucherpreise-steigen-Deutsche-Inflationsrate-steigt-im-Oktober-auf-10-4-Prozent.html

twsued
29.10.2022, 08:29
BASF kapituliert als erster Dax-Konzern
Industrieflucht aus Deutschland
Explodierende Energiepreise ++ Warnung vor „massiven Beschäftigungsverlusten“
BASF will in Deutschland massiv Stellen streichen

Seit 157 Jahren produziert der Chemieriese BASF am Standort Ludwigshafen. Doch vielen der 39 000 Mitarbeiter am Standort droht jetzt der Rauswurf!

▶︎ Grund sind die explodierenden Energiepreise: Der Traditionskonzern ist tief in die roten Zahlen gerutscht, kämpft mit Mehrkosten von 2,2 Milliarden Euro für seinen Gasverbrauch.

Bitter: Statt auf Deutschland setzt BASF auf China. Im südchinesischen Zhanjiang entsteht gerade ein neues Werk.

Der erste Dax-Konzern kapituliert vor der deutschen Energiekrise!

Und es könnten viele weitere Folgen: Auch der Autobauer VW, Nivea-Hersteller Beiersdorf und der Industrie-Gigant Siemens fahren ihre China-Investitionen massiv hoch.

In Deutschland hingegen rechnet sich die Produktion für viele Unternehmen wegen der Preisexplosion immer weniger.

Michael von Foerster, Chef vom Tabakverband VdR warnt vor einer „industriellen Kernschmelze“. Vor allem kleine Betriebe stünden vor dem Aus: „Anders als die Großkonzerne kann der Mittelstand die Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern“, sagte er.

Bittere Konsequenz: „Durch die Energiepolitik droht eine Deindustrialisierung!“

Oliver Zander, Chef vom Branchenverband Gesamtmetall warnt bereits vor „massiven Beschäftigungsverlusten“ in der Metall- und Elektroindustrie.

Wenn aber die Industrie anderswo produziert, verarmt das ganze Land: Ohne Lösung der Energiekrise könne die Wirtschaftskraft im nächsten Jahr um bis zu 8 Prozent einbrechen, warnen die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute.

► Heißt: JEDER Deutsche, vom Baby bis zum Rentner, würde 5000 Euro verlieren!

Doch Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) unternimmt wenig, um die Krise zu lösen. Die Gasversorgung konnte er bislang nicht sicherstellen, das Zuschalten von Reservekraftwerken läuft nur schleppend. Am Atomausstieg im kommenden April hält der Vizekanzler eisern fest.

▶︎ CDU-Wirtschaftsexpertin Gitta Connemann schimpft deshalb: „Die Grünen spielen China in die Hände!“ Denn ohne bezahlbare Energie trieben sie die Industrie aus dem Land.

Sie fordert: „Wer eine Deindustrialisierung verhindern will, muss das Energieangebot ausweiten, die Energiepreise bremsen und Betriebe entlasten. Sonst ist der Exodus programmiert. Wirtschaftsminister Habeck muss endlich seine Prioritäten ändern - erst das Land, dann die Partei.“

keko#
29.10.2022, 11:25
BASF kapituliert als erster Dax-Konzern
Industrieflucht aus Deutschland
Explodierende Energiepreise ++ Warnung vor „massiven Beschäftigungsverlusten“
BASF will in Deutschland massiv Stellen streichen

...

Schaumama...... Bundespräsident Steinmeier spricht davon, dass "rauhe Jahre auf uns (euch? ;-) zukommen". Er spricht von Wohlstandsverlust für Deutschland, einer geteilten Welt (bzgl. Russland, "dem Bösen" -- Oha!!) und natürlich dem Klimwandel, den es zu stoppen gilt.
Wenn es um so viel geht, da sind doch so ein paar Jobs bei BASF Pillepalle, oder nicht!? ;)

deralexxx
29.10.2022, 16:57
BASF kapituliert als erster Dax-Konzern
Industrieflucht aus Deutschland
Explodierende Energiepreise ++ Warnung vor „massiven Beschäftigungsverlusten“
BASF will in Deutschland massiv Stellen streichen

Seit 157 Jahren produziert der Chemieriese BASF am Standort Ludwigshafen. Doch vielen der 39 000 Mitarbeiter am Standort droht jetzt der Rauswurf!

▶︎ Grund sind die explodierenden Energiepreise: Der Traditionskonzern ist tief in die roten Zahlen gerutscht, kämpft mit Mehrkosten von 2,2 Milliarden Euro für seinen Gasverbrauch.

Bitter: Statt auf Deutschland setzt BASF auf China. Im südchinesischen Zhanjiang entsteht gerade ein neues Werk.

Der erste Dax-Konzern kapituliert vor der deutschen Energiekrise!

Und es könnten viele weitere Folgen: Auch der Autobauer VW, Nivea-Hersteller Beiersdorf und der Industrie-Gigant Siemens fahren ihre China-Investitionen massiv hoch.

In Deutschland hingegen rechnet sich die Produktion für viele Unternehmen wegen der Preisexplosion immer weniger.

Michael von Foerster, Chef vom Tabakverband VdR warnt vor einer „industriellen Kernschmelze“. Vor allem kleine Betriebe stünden vor dem Aus: „Anders als die Großkonzerne kann der Mittelstand die Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern“, sagte er.

Bittere Konsequenz: „Durch die Energiepolitik droht eine Deindustrialisierung!“

Oliver Zander, Chef vom Branchenverband Gesamtmetall warnt bereits vor „massiven Beschäftigungsverlusten“ in der Metall- und Elektroindustrie.

Wenn aber die Industrie anderswo produziert, verarmt das ganze Land: Ohne Lösung der Energiekrise könne die Wirtschaftskraft im nächsten Jahr um bis zu 8 Prozent einbrechen, warnen die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute.

► Heißt: JEDER Deutsche, vom Baby bis zum Rentner, würde 5000 Euro verlieren!

Doch Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) unternimmt wenig, um die Krise zu lösen. Die Gasversorgung konnte er bislang nicht sicherstellen, das Zuschalten von Reservekraftwerken läuft nur schleppend. Am Atomausstieg im kommenden April hält der Vizekanzler eisern fest.

▶︎ CDU-Wirtschaftsexpertin Gitta Connemann schimpft deshalb: „Die Grünen spielen China in die Hände!“ Denn ohne bezahlbare Energie trieben sie die Industrie aus dem Land.

Sie fordert: „Wer eine Deindustrialisierung verhindern will, muss das Energieangebot ausweiten, die Energiepreise bremsen und Betriebe entlasten. Sonst ist der Exodus programmiert. Wirtschaftsminister Habeck muss endlich seine Prioritäten ändern - erst das Land, dann die Partei.“

BASF baut seit mindestens 10 Jahren konsequent Konzernmitarbeiter in Lu ab, ersetzt sie z.b. durch Fremdfirmen oder Leasingkräfte. Auch die Investition in China ist nichts neues, aber klar wird das auch aktuell in der politischen Situation hinterfragt und wenn ich mich recht erinnere war da erst kürzlich ein Interview im Spiegel gegeben:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/basf-will-china-geschaeft-noch-weiter-ausbauen-a-6882f88d-e03b-4847-bfb8-d6a2792c9915

KevJames
29.10.2022, 17:19
... und wie immer in solchen Fällen werden gerne von außen eintreffende Aspekte vorgeschoben, um längst getroffene Entscheidungen zu begründen und anderen die Schuld zuzuschieben - das ist doch alles nichts neues und nur wenig überraschend.

qbz
29.10.2022, 18:12
... und wie immer in solchen Fällen werden gerne von außen eintreffende Aspekte vorgeschoben, um längst getroffene Entscheidungen zu begründen und anderen die Schuld zuzuschieben - das ist doch alles nichts neues und nur wenig überraschend.

Welchen Einfluss hat der aktuelle Gas- und Strompreis in Deutschland im Vergleich z.B. mit dem in den USA, China, Türkei auf die deutsche Industrie? (grosse Konzerne, mittlere Konzerne, kleiner Mittelstand)? Was denkst Du?

qbz
29.10.2022, 18:38
Zehntausende von Menschen demonstrieren in Prag erneut gegen die Sanktionsbeschlüsse der EU und verlangen den Rücktritt der tschechischen Regierung (https://twitter.com/george_orwell3/status/1586080607720902656)

keko#
29.10.2022, 19:09
BASF baut seit mindestens 10 Jahren konsequent Konzernmitarbeiter in Lu ab, ersetzt sie z.b. durch Fremdfirmen oder Leasingkräfte. Auch die Investition in China ist nichts neues, aber klar wird das auch aktuell in der politischen Situation hinterfragt und wenn ich mich recht erinnere war da erst kürzlich ein Interview im Spiegel gegeben:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/basf-will-china-geschaeft-noch-weiter-ausbauen-a-6882f88d-e03b-4847-bfb8-d6a2792c9915

Druchaus möglich, dass es da Mitnahmeeffekte gibt. Unternehmen sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Gewinne zu maximieren :)

Doch: der Wohlstand Deutschlands fußt auf Industrieunternehmen und wenn für diese die Energiepreise steigen und Standorte unrentabel werden, wandern die große Tanker ab und erwirtschaften für ihr Anteilsbesitzer eben dort ihre Gewinne. In dem Tanker, in dem ich meine kargen Brötchen verdiene, nennt man sie "Hubs". Eines meiner Kinder arbeitet in Lissabon in einem Hub und verdient 1/3 eines Stuttgarter Ingenieurs. Yay!
Der Vorstandsvorsitzende unsere Tankers meinte vor ein par Jahren auf einer Betriebsversammlung, dass er sich Sorgen mache, das seine Enkelkinder mal in Shanghai anheuern müssten. Wobei er "müssten" betonte.
Bundespräsident Steinmeier kann dagegen natürlich nichts tun, also stimmt er uns drauf ein.

DocTom
30.10.2022, 11:59
...
das seine Enkelkinder mal in Shanghai anheuern müssten. Wobei er "müssten" betonte.
...

Gut, dass meine Kinder schon Chinesisch in der Schule lernen...:Blumen:

qbz
30.10.2022, 18:50
Weitere Krisenwarnungen aus der Industrie, und zwar:
Der Präsident des Verbands der Chemischen Industrie, Markus Steilemann, drängt zur Eile bei der Gas- und Strompreisbremse für Unternehmen.

Wenn die angekündigten Staatshilfen den Firmen noch helfen sollen, müssten sie schnell kommen, sagte Steilemann der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Die Lage ist dramatisch. Vor allem im Mittelstand stehen viele Unternehmer mit dem Rücken zur Wand», mahnte er. Nahezu täglich berichteten Firmen dem Verband darüber, dass ihre Energieversorgung für das kommende Jahr noch nicht gesichert sei. «So etwas hat es in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Branche nicht gegeben.» (https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/chemiepraesident-mahnt-zur-eile-bei-energiepreisbremsen-18423360.html)

deralexxx
30.10.2022, 21:11
Druchaus möglich, dass es da Mitnahmeeffekte gibt. Unternehmen sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Gewinne zu maximieren :)

Doch: der Wohlstand Deutschlands fußt auf Industrieunternehmen und wenn für diese die Energiepreise steigen und Standorte unrentabel werden, wandern die große Tanker ab und erwirtschaften für ihr Anteilsbesitzer eben dort ihre Gewinne. In dem Tanker, in dem ich meine kargen Brötchen verdiene, nennt man sie "Hubs". Eines meiner Kinder arbeitet in Lissabon in einem Hub und verdient 1/3 eines Stuttgarter Ingenieurs. Yay!
Der Vorstandsvorsitzende unsere Tankers meinte vor ein par Jahren auf einer Betriebsversammlung, dass er sich Sorgen mache, das seine Enkelkinder mal in Shanghai anheuern müssten. Wobei er "müssten" betonte.
Bundespräsident Steinmeier kann dagegen natürlich nichts tun, also stimmt er uns drauf ein.

Nun die gleiche Abwanderungslogik gab es schon ein paarmal, Arbeitskräfte sind in anderen Ländern günstiger, Steuern sind ggf günstiger usw. Am Ende vom Tag bleibt aber, dass diese Tanker sich eine Abhängigkeit geschaffen haben, die es Ihnen eben nicht so leicht macht, Kapaizäten wie es beliebt zu verschieben.

In einem Standort wie Ludwigshafen stecken wohl hunderte Milliarden Investitionen, Know How und Produktabhängigkeiten (Verbund). Sowas zu verschieben dauert Jahrzehnte.

WIll nicht sagen das Energiekosten da kein Faktor sind, aber das von dir angeführte Szenario erscheint mir übertrieben.

longo
30.10.2022, 21:32
Zehntausende demonstrieren in Prag für die Unterstützung der Ukraine unter dem Motto:
"Wir schaffen das – Tschechien gegen die Angst"
https://www.derstandard.de/story/2000140410925/zehntausende-demonstrierten-in-prag-fuer-die-unterstuetzung-der-ukraine

https://www.n-tv.de/politik/20-51-Zehntausende-protestieren-in-Prag-fuer-die-Ukraine--article23143824.html

https://www.spiegel.de/ausland/prag-in-tschechien-tausende-demonstrieren-gegen-extremismus-a-5a8bae9a-97f2-49c4-8655-8ba352bc0291

qbz
30.10.2022, 21:55
Zehntausende demonstrieren in Prag für die Unterstützung der Ukraine unter dem Motto:
"Wir schaffen das – Tschechien gegen die Angst"
https://www.derstandard.de/story/2000140410925/zehntausende-demonstrierten-in-prag-fuer-die-unterstuetzung-der-ukraine

https://www.n-tv.de/politik/20-51-Zehntausende-protestieren-in-Prag-fuer-die-Ukraine--article23143824.html

https://www.spiegel.de/ausland/prag-in-tschechien-tausende-demonstrieren-gegen-extremismus-a-5a8bae9a-97f2-49c4-8655-8ba352bc0291

Haben die Organisatoren der Veranstaltung eine konkrete Idee, wie sie die auch energiepreisbedingte Inflation lösen wollen ausser Waffen und Geld an die Ukraine zu liefern, einen Wirtschaftskrieg gegen Russland zu führen und Durchhalteparolen wie "Wir schaffen das"?
"Zugleich war das Land bisher stark von russischem Gas abhängig. Derzeit steigen in ganz Europa die Energiepreise, weil die EU wegen des Ukraine-Kriegs deutlich weniger Erdgas aus Russland bezieht. Die Inflation in Tschechien erreichte im September 18 Prozent."

Die Anti-Regierungsdemo hatte dazu konkrete Vorschläge, die, würden sie umgesetzt, das obige Problem teilweise lösen würde.

Ps. Typisch für die einseitige Politik des Spiegels ist, dass er über die Demo am 28.10 nicht berichtet hat und sie jetzt nur im Nachhinein erwähnt innerhalb der Pro-Regierungsdemo und die zehntausenden Tschechen vom Freitag gleich in der Überschrift diffamiert als "prorussische Großdemo". Das ist keine sachliche Berichterstattung mehr, sondern einseitige Medienpropaganda.

longo
30.10.2022, 22:30
Die ukrainische Regierung hat einen vollständigen Truppenabzug zur Voraussetzung für Gespräche mit Russland gemacht. "Der einzige realistische Vorschlag sollte die sofortige Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine sein und der Abzug der russischen Streitkräfte von ukrainischem Gebiet", teilte der Sprecher des Außenministerium in Kiew, Oleg Nikolenko, mit. Er regierte damit auf erneute Angebotsbekundungen von Russlands Außenminister Sergej Lawrow im Namen von Präsident Wladimir Putin.
Wenn Russland wirklich Verhandlungen wolle, müsse es aufhören, die Energieinfrastruktur der Ukraine zu zerstören, sagte Nikolenko. Wer verhandeln wolle, dürfe keine Wohnviertel in der Ukraine beschießen, keine 300.000 Reservisten mobilisieren und keine Getreideausfuhren des Landes blockieren. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erteilte einem Gespräch mit Putin per Dekret eine Absage.

https://www.zeit.de/politik/2022-10/ukraine-ueberblick-bedingungen-fuer-verhandlungen-getreideexport-gestoppt

qbz
30.10.2022, 22:42
Die ukrainische Regierung hat einen vollständigen Truppenabzug zur Voraussetzung für Gespräche mit Russland gemacht. ....

Danke. Offenbar haben die Organisatoren der verlinkten Veranstaltung keinen konkreten, realisierbaren Vorschlag, wie die energiebasierte Strom- und Gasinflation in Tschechien gesenkt werden kann. Dekrete ausländischer Länder sind doch weder für DE / EU-Länder / Tschechien verbindlich. Die Regierungen sind per Amtseid ihrem Volk verpflichtet.

Ps. Aber es ist interessant, zumindest implizit von der Zeit in einem Satz zu erfahren, dass die russische Führung Gesprächsangebote gemacht hat, auch wenn eigenständig hier in den Medien nicht über diese Angebotsbekundungen berichtet wird.

Globe84
30.10.2022, 23:00
die russische Führung muss keine Gesprächsangebote machen sondern einfach mit Sack und Pack aus der Ukraine verschwinden!!!

easy as that

qbz
30.10.2022, 23:10
die russische Führung muss keine Gesprächsangebote machen sondern einfach mit Sack und Pack aus der Ukraine verschwinden!!!

easy as that

Um mal auf den Threadtitel zu kommen:
Genau das wird sie nicht deshalb tun, wenn man z.B. die russische Erdölpipeline in Schwedt per Regierungsbeschlus abstellt oder NS2 nicht zertifiziert. Mit letzterem schadet die deutsche Regierung der deutschen Bevölkerung eben mehr als dass diese Sanktionen konkret Russland schaden, weshalb die Mehrheit in Brandenburg oder MV solche Energieembargos gegen Russland ablehnen oder auch in Tschechien oder Ungarn.

"Haben die Organisatoren der Veranstaltung eine konkrete Idee, wie sie die auch energiepreisbedingte Inflation lösen wollen? habe ich gefragt.

Globe84
30.10.2022, 23:38
Um mal auf den Threadtitel zu kommen:
Genau das wird sie nicht deshalb tun, wenn man z.B. die russische Erdölpipeline in Schwedt per Regierungsbeschlus abstellt oder NS2 nicht zertifiziert. Mit letzterem schadet die deutsche Regierung der deutschen Bevölkerung eben mehr als dass diese Sanktionen konkret Russland schaden, weshalb die Mehrheit in Brandenburg oder MV solche Energieembargos gegen Russland ablehnen oder auch in Tschechien oder Ungarn.

"Haben die Organisatoren der Veranstaltung eine konkrete Idee, wie sie die auch energiepreisbedingte Inflation lösen wollen? habe ich gefragt.

immer wieder lustig wie du Ursache und Wirkung verdrehst. Bin dann aber wieder raus hier bevor Arne den Thread schließt.
Viel Spaß noch!!!

longo
31.10.2022, 01:04
Trotz der russischen Aussetzung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine sollen am Montag weiter Schiffe über den Korridor im Schwarzen Meer ausfahren. Die Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine hätten sich auf einen entsprechenden Plan geeinigt, heißt es in einer Mitteilung des Koordinierungszentrums in Istanbul.

Russland wurde gar nicht erst gefragt.
Das wird spannend..

Koschier_Marco
31.10.2022, 06:40
Trotz der russischen Aussetzung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine sollen am Montag weiter Schiffe über den Korridor im Schwarzen Meer ausfahren. Die Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine hätten sich auf einen entsprechenden Plan geeinigt, heißt es in einer Mitteilung des Koordinierungszentrums in Istanbul.

Russland wurde gar nicht erst gefragt.
Das wird spannend..

Die spielen da nicht Call of Duty, das ist brand gefährlich

keko#
31.10.2022, 06:53
Die spielen da nicht Call of Duty, das ist brand gefährlich

Du denkst an Nato-Bündnisfall?

keko#
31.10.2022, 07:34
Nun die gleiche Abwanderungslogik gab es schon ein paarmal, Arbeitskräfte sind in anderen Ländern günstiger, Steuern sind ggf günstiger usw. Am Ende vom Tag bleibt aber, dass diese Tanker sich eine Abhängigkeit geschaffen haben, die es Ihnen eben nicht so leicht macht, Kapaizäten wie es beliebt zu verschieben.

In einem Standort wie Ludwigshafen stecken wohl hunderte Milliarden Investitionen, Know How und Produktabhängigkeiten (Verbund). Sowas zu verschieben dauert Jahrzehnte.

WIll nicht sagen das Energiekosten da kein Faktor sind, aber das von dir angeführte Szenario erscheint mir übertrieben.

Naja, also da stimme ich dir in allem zu: solche Standorte wie LU sind über Jahrzehnte gewachsen. Es gibt enge Verknüpfungen zwischen Industrie, Wirtschaft, Politik und Bildung. In diesen Unternehmen steckt sehr viel Geld. Und man kann nicht einfach ein Unternehmen da rausziehen und woanders hinstellen, wenn das Umfeld nicht passt.
Nur: dass dies Jahrzehnte gedauert hat, heißt nicht, dass ein Um- oder Abbau ebenso lange dauert. Das kann viel schneller gehen. Natürlich nicht über Nacht, aber es kann gerade angetriggert werden.
Höhere Energiekosten werden sich natürlich bemerkbar machen. Das ist ja nichts, worauf man warten muss, sondern es passiert gerade schon. Im Kleinen, dass wir z.B. anfangen einzusparen und in den Supermarktregalen nach unten greifen. Zwar pflastert der Staat hier und da zu, das Grundproblem bleibt aber. Unternehmen können nicht so schnell reagieren, werden dies aber auch tun müssen.

Koschier_Marco
31.10.2022, 08:13
Du denkst an Nato-Bündnisfall?

Nein das wäre ja clear cut, eher so an ein hineinstolpern in die Katastrophe wie im WK I

TRIPI
31.10.2022, 18:28
Es geht hier ja um den Gaspreis aber der Weizenpreis ist auch ein Thema. Das ist die aktuelle Position der Schiffe mit Weizen, die die russische Blockade einfach ignorieren und von Odessa abgelegt haben. Leider sehr spannend.
https://www.triathlon-szene.de/forum/attachment.php?attachmentid=48248&stc=1&d=1667237298

keko#
02.11.2022, 15:36
Nein das wäre ja clear cut, eher so an ein hineinstolpern in die Katastrophe wie im WK I

Das denke ich mir auch. Ich stelle mir vor, ich sitze abends auf der Couch und verfolge eine politische Talkshow. Diskutiert wird von formal hochgebildeten Sprachprofis die Frage, ob Deutschland zur Unterstützung der Ukraine Soldaten schicken soll. Natürlich nur um den Nachschub zu organisieren oder solche Dinge. Und ich habe dann - ebenso wie bei der Diskussion der Frage nach den "schweren Waffen" - das Gefühl, dass das Ergebnis eigentlich längst feststeht. Ich stelle mir weiter vor, dass ich dann am nächsten Tag lese "Die Mehrheit der Deutschen ist dafür, Soldaten in die Ukraine zu schicken".

Aber um ontopic zu bleiben: die Öllieferung meiner lieben Schwester betrug heuer 3600€. Im vergangenen Jahr waren es 1600€.
Und in der Tageszeitung konnte ich lesen, dass die Schwimmbäder ihre Preise um bis zu 30% erhöhen. Meist waren die Bäder an den örtlichen Energieversorger gekoppelt, um das übliche Minusgeschäft der Bäder abzufedern, der nun aber selbst mit spitzen Bleistift rechnen muss.
Man sagt, dass die Kunden nach 2-3 Monaten wieder kommen würden. Ähnlich wie man das von Tanken her kenne.

Schaumama...
:Blumen:

MattF
02.11.2022, 16:13
Es geht hier ja um den Gaspreis aber der Weizenpreis ist auch ein Thema. Das ist die aktuelle Position der Schiffe mit Weizen, die die russische Blockade einfach ignorieren und von Odessa abgelegt haben. Leider sehr spannend.
https://www.triathlon-szene.de/forum/attachment.php?attachmentid=48248&stc=1&d=1667237298

https://www.zeit.de/news/2022-11/02/russland-steigt-wieder-in-getreideabkommen-ein?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

"Russland steigt wieder in Getreideabkommen ein"

qbz
02.11.2022, 21:14
Ich verlinke hier mal die vierteljährlich erstellte Konjunktur-Umfrage der DIHK mit 24000 befragten Unternehmen vom 2.11.2022: Die deutsche Wirtschaft im Sog der Energiepreiskrise: DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2022 (https://www.dihk.de/resource/blob/85032/cab37a15279c05e475e4677a2b6a0bc8/dihk-konjunkturumfrage-herbst-2022-data.pdf)

Interessant im Zusammenhang mit dem Thread Thema scheint mir die folgende Frage:

Wie reagieren Unternehmen auf die hohen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise? (Seite 16),

"Fast drei von fünf Unternehmen (59 Prozent) wollen ihre gestiegenen Energiekosten zum Großteil an ihre Kunden weitergeben. Am häufigsten nennen dies Industrie- und Baubetriebe (73 Prozent und 72 Prozent). Etwas seltener kommt das für Unternehmen aus Handel oder dem Dienstleistungssektor in Frage (58 Prozent und 50 Prozent).

Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen sind für knapp zwei von fünf (38 Prozent) Unternehmen eine Option. In der Industrie nennt jedes zweite Unternehmen dies als Reaktion (50 Prozent). In den anderen Sektoren sind es hingegen nur rund ein Viertel bis ein Drittel (Handel: 37 Prozent; Dienstleistungen: 32 Prozent; Bau 27 Prozent).

Insgesamt weichen 14 Prozent der Unternehmen auf andere Energieträger aus. Das ist überdurchschnittlich häufig in der Industrie der Fall, wo über ein Fünftel (21 Prozent) der Unternehmen auf andere Energieformen umsteigen wollen. In den anderen drei Sektoren ist es jeweils genau jedes zehnte Unternehmen.

Mit einer Reduzierung ihrer Produktion oder ihrer Angebote reagieren 14 Prozent aller Betriebe. Spitzenreiter der Sektoren ist mit 17 Prozent die Industrie. Dabei drosseln insbesondere die energieintensiven Vorleistungsgüterhersteller ihre Produktion, wie z. B. die Chemische Industrie oder Unternehmen der Glas-, Keramik- und Steineverarbeitung (27 Prozent und 30 Prozent). Jedoch sind auch einzelne Ge- und Verbrauchsgüterhersteller stark betroffen, wie z. B. die Nahrungs- und Futtermittelindustrie (28 Prozent) oder Investitionsgüterhersteller wie die Hersteller von Kfz-Teilen und Zubehör (21 Prozent). Im Handel und bei den Dienstleistern reagieren 14 und 13 Prozent mit der Verringerung der Angebote, dabei sticht besonders das Gastgewerbe hervor (30 Prozent). Im Baugewerbe reduzieren nur zehn Prozent.

Etwa jedes zwölfte Industrieunternehmen (acht Prozent) will seine Produktion aufgrund der gestiegenen Kosten verlagern. Besonders häufig sehen sich Unternehmen aus dem Kraftfahrzeugbau (17 Prozent) dazu gezwungen. In den anderen Sektoren sind es deutlich weniger, da eine Produktionsverlagerung technisch oftmals nicht möglich ist (Handel: drei Prozent, Bau zwei Prozent; Dienstleistungen zwei Prozent)."

Wer hätte hier erwartet, dass 8 % der industriellen Unternehmen ihre Produktion verlagern will?

Angesichts dieser wirtschaftlichen Fakten am Ölembargo festzuhalten und keine Zertifizierung von NS2 vorzunehmen, ist schon eine vorsätzliche Schädigung der Wirtschaftskraft DE.

Koschier_Marco
03.11.2022, 08:52
Es geht hier ja um den Gaspreis aber der Weizenpreis ist auch ein Thema. Das ist die aktuelle Position der Schiffe mit Weizen, die die russische Blockade einfach ignorieren und von Odessa abgelegt haben. Leider sehr spannend.
https://www.triathlon-szene.de/forum/attachment.php?attachmentid=48248&stc=1&d=1667237298

Ist ein Katz und Maus Spiel Russland sagt Sicherheitsrisiko und Lyoid versichert niemanden und ohne Versicherung ist der Transport unrentabel. Wie es schon vorgestern so war.

Langfristig versucht Russland die Agarproduktion unrentable zu machen in der Ukraine, weil die Bauern die Winteraussaat nicht machen usw.. das heisst dann 2023 keine Ernte

happytrain
03.11.2022, 09:01
für welche Menge Öl- und hat deine Schwester nur einen 500l Tank?
Beträge zu vergleichen geht nur bei Angabe der Menge.

qbz
03.11.2022, 09:24
Hier ein lesenswerter Artikel eines bekannten englischen Politikwissenschafter, Anatol Lieven. Er beschäftigt sich mit den Folgen einer möglichen Deindustrialisierung für das deutsche Parteiensystem und für die politische Stabilität, mit der Gaspolitik DE im kalten Krieg zwischen den Grossmächten und mit den Widersprüchen in der deutschen Nachkriegspolitik wie Gasabhängigkeit von Russland und gleichzeitig Unterstützung der riskanten Natoosterweiterung sowie mit der Frage, weshalb Deutschland nicht die Rolle des Friedensvermittlers übernimmt.

Ukraine-Krieg-Kann-Deutschland-als-Friedenskraft-belebt-werden. (https://www.heise.de/tp/features/Ukraine-Krieg-Kann-Deutschland-als-Friedenskraft-belebt-werden-7327868.html)
auf englisch im Original:
why-germanys-pursuit-toward-peace-in-ukraine-is-paralyzed (https://responsiblestatecraft.org/2022/10/25/why-germanys-pursuit-toward-peace-in-ukraine-is-paralyzed/)

TriVet
03.11.2022, 09:52
Aber um ontopic zu bleiben: die Öllieferung meiner lieben Schwester betrug heuer 3600€. Im vergangenen Jahr waren es 1600€.

2021 war das Heizöl im November bei ca. 50 Cent/liter, aktuell liegt es bei 1,60 Euro/liter.
Bei Kriegsbeginn ging es auf über 2,- Euro/liter.

Helmut S
03.11.2022, 13:16
Hier ein lesenswerter Artikel eines bekannten englischen Politikwissenschafter, Anatol Lieven. Er beschäftigt sich mit den Folgen einer möglichen Deindustrialisierung für das deutsche Parteiensystem und für die politische Stabilität, mit der Gaspolitik DE im kalten Krieg zwischen den Grossmächten und mit den Widersprüchen in der deutschen Nachkriegspolitik wie Gasabhängigkeit von Russland und gleichzeitig Unterstützung der riskanten Natoosterweiterung sowie mit der Frage, weshalb Deutschland nicht die Rolle des Friedensvermittlers übernimmt.


Danke. In der Tat lesenswert. Scheinbar scheint die Übermoralisierung des Themas oder wie Welzer es formulierte "gesinnungsethische Überanstrengung" zumindest etwas abzunehmen und man beginnt die Dinge zu Ende zu denken. :Blumen:

dr_big
04.11.2022, 08:07
Wie soll denn jetzt eigentlich die Entlastung im Dezember genau funktionieren? Ich blicke da nicht durch, soll der Staat einfach die Abschlagszahlung übernehmen? D.h., der Gasversorger bezieht die Abschlagszahlung vom Staat statt vom Verbraucher? Oder wird am Ende ein zwölftel des Jahresverbrauchs erstattet? Ich habe die verrückte Situation, dass ich viel zu hohe Abschläge bezahle, da mein Verbrauch durch diverse Veränderungen um mehr als 30% gesunken ist. Zudem hat mein Versorger die aktuelle Änderung bei der MwSt genutzt, um die Abschlagszahlung zu erhöhen, obwohl es da ja eigentlich keinen Zusammenhang gibt :confused: . Wenn jetzt aber im Dezember die Abschlagszahlung vom Staat übernommen wird, dann währen das bei mir 100Euro mehr als ich tatsächlich verbraucht habe. Irgendwie seltsam das ganze.

Nepumuk
04.11.2022, 08:45
Das Verfahren über die Abschlagzahlung ist doch schon wieder vom Tisch. Zuletzt hatte ich verstanden, dass die Rechnung auf einem Zwölftel deines Jahresverbrauchs beruht. Damit sind die ganzen Unschärfen aus der Abschlagszahlung vom Tisch.

dr_big
04.11.2022, 09:07
Hier steht noch, dass der Dezember Abschlag nicht bezahlt werden muss:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/soforthilfe-dezember-2139268

In den FAQ steht dazu:
5. Wie hoch ist die Entlastung?
Die endgültige Höhe der Entlastung wird erst im Rahmen der nächsten Rechnung ausgewiesen. Sie berechnet sich bei SLP-Kunden anhand von einem Zwölftel des prognostizierten Jahresverbrauchs, der den September 2022 umfasste, multipliziert mit dem im Dezember 2022 gültigen, zwischen Letztverbraucher und Erdgaslieferanten vertraglich vereinbarten Arbeitspreis ergänzt um ein Zwölftel des Grundpreises. Im Rahmen der turnusmäßigen Jahresrechnung erfolgt zudem ein Abgleich zwischen der nicht geleisteten Voraus- oder Abschlagszahlung für Dezember und dem endgültigen Betrag der einmaligen Entlastung. Der Differenzbetrag ist jeweils auszugleichen.

Die Entlastung berechnet sich somit aus dem prognostizierten Verbrauch, nicht aus dem tatsächlichen Verbrauch. Insgesamt aber wieder viel zu kompliziert das ganze.

Wasserbüffel
04.11.2022, 11:58
Wie soll denn jetzt eigentlich die Entlastung im Dezember genau funktionieren?

So ist wohl der momentane Plan:

Gasabschlag-Zahlung vom Staat: Wie hoch wird die Einmalzahlung im Dezember sein?

Konkret soll im Zuge der „Soforthilfe“ im Dezember für Verbraucher die Pflicht entfallen, die vertraglich vereinbarte Voraus- oder Abschlagszahlung zu leisten. Der Staat wird die Abschlagszahlungen von direkten Gaskund:innen im Dezember 2022 übernehmen. Dabei geht es allerdings nicht um die Kosten für den tatsächlichen Gasverbrauch in dem besagten Monat. Der Hintergedanke dabei: Verbraucher:innen sollen keinen Anreiz bekommen, die Heizung im Winter bewusst aufzudrehen, um höhere staatliche Hilfen zu bekommen.

Bis Anfang November sollen Verfahren und Regelungen für die Bestimmung der zu erstattenden Abschlagshöhe klar sein. Bis Mitte November sollen die Versorger die zu erstattende Abschlagssumme ermitteln. Bis zum 21. November sollen auf den Internetseiten der Erdgaslieferanten die Details der Dezember-Soforthilfe bekannt sein. Zum 1. Dezember sollen die Versorger vom Staat die Erstattung der Abschläge bekommen.

Die Einmalzahlung vom Staat soll sich auf den September-Abschlag beziehen. Die gezahlten Abschläge, die jeden Monat gleich hoch sind, bemessen sich am Vorjahresverbrauch. Dementsprechend können Gas-Kund:innen selbst nachschauen, wie hoch die Einmalzahlung sein wird. Auf dem Bankkonto oder im Portal des Gasanbieters lässt sich nachprüfen, wie hoch der Abschlag im September 2022 war.

qbz
04.11.2022, 15:33
"Gemeinsam mit Australien einigten sich die G7-Staaten USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada und Japan Insidern zufolge darauf, eine feste Preisobergrenze für Öllieferungen auf dem Seeweg festzulegen..... Der Preisdeckel soll ab dem 5. Dezember für Rohöl aus Russland und ab dem 5. Februar für Ölprodukte gelten. Er soll Russlands Möglichkeiten zur Finanzierung des Kriegs einschränken, ohne die globale Ölversorgung zu beeinträchtigen. Russland hat bereits gedroht, kein Öl mehr an Länder zu liefern, die Preisobergrenzen festlegen."
https://www.finanzen.net/nachricht/rohstoffe/reaktion-auf-ukraine-krieg-preisdeckel-fuer-russisches-oel-g7-setzen-wohl-auf-feste-preisobergrenze-11871471

Folge: Ölpreis an der Börse: 4-5 % im Plus, trotz abschwächender Weltwirtschaft.

TRIPI
04.11.2022, 16:00
Der Goldpreis ist seit März wieder konstant am fallen, in Dollar mehr als in Euro, da der Dollar zugelegt hat. Das sagt mir, dass die Reichen und Mächtigen keine Angst mehr vor einem eskalierenden Konflikt haben.
Man muss sich das mal vorstellen, die Inflation galoppiert, aber der Goldpreis fällt. Ohne Inflation wäre Gold vermutlich auf dem Stand von vor dem Irakkrieg.
Öl selbst ist in Dollar fast exakt auf dem Stand von Februar, also vor dem Ukrainekrieg.

Die ganzen Preiserhöhungen die aktuell stattfinden sind, von der Inflation mal abgesehen, irgendwelchen Spekulanten geschuldet, die mit der Angst der Leute Kohle machen.

Bevor gleich wieder irgendein Weltretter hinterm Busch raushüpft: Ja, Putin ist natürlich ursprünglich schuld, aber man kann ja auch mal bewerten wie mit der Situation, die nun mal da ist, umgegangen wird.

Das nervt mich deshalb so sehr, weil man mit dem ganzen Geld aktuell der Ukraine helfen oder sie irgendwann wieder aufbauen könnte. Stattdessen nutzen irgendwelche Wale Putins Krieg um den Mittelstand zu schröpfen. Mal wieder.

Feanor
04.11.2022, 17:33
https://www.finanzen.net/nachricht/rohstoffe/reaktion-auf-ukraine-krieg-preisdeckel-fuer-russisches-oel-g7-setzen-wohl-auf-feste-preisobergrenze-11871471

Folge: Ölpreis an der Börse: 4-5 % im Plus, trotz abschwächender Weltwirtschaft.

Ich habe jetzt 3-4 Artikel zum Ölpreis heute gelesen und alle begründen den Anstieg mit potentiell gelockerter Coronapolitik in China und damit verbundener höherer Nachfrage.

qbz
04.11.2022, 17:59
Ich habe jetzt 3-4 Artikel zum Ölpreis heute gelesen und alle begründen den Anstieg mit potentiell gelockerter Coronapolitik in China und damit verbundener höherer Nachfrage.

Danke. ich habe den Zusammenhang nur vermutet, ohne weitere Medienrecherche, weil, sofern Russland nicht mehr an G7-Staaten zum limitierten Preis verkaufen sollte, Öl für die G7-Länder knapper werden könnte. Aber nach den Medien haben die Gerüchte über die Lockerung der Coronapolitik in China den Ausschlag für die Preissteigerung gegeben.

qbz
06.11.2022, 21:25
Heute habe ich bei SPON genauere Details über die geplante Schuldenaufnahme von 200 Milliarden Euro für die Gas- und Stromsubventionierung gelesen, die im Wirtschaftsplan festgelegt werden. Ich ziehe die sachlich-neutrale Bezeichnung "Subventionierung" der beschönigenden Wortwahl: "Abwehrschirm" oder irreführenden Bezeichnung "Gas- oder Strompreisbremse" vor.

"Der Wirtschaftsplan für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) legt fest, wofür der von Bundestag und Bundesrat bereits beschlossene 200-Milliarden-Euro-Abwehrschirm verwendet wird. Finanziert wird dies durch eine einmalige Schuldenaufnahme von 200 Milliarden Euro noch in diesem Jahr, die außerhalb des Haushalts läuft. Dafür sind für 2023 laut Wirtschaftsplan 4,4 Milliarden Euro an Zinszahlungen vorgesehen.

Für 2023 sind in dem Dokument 40,3 Milliarden Euro für Entlastungsmaßnahmen bei Erdgas und Fernwärme im Kontext der Gaspreisbremse genannt. Als »Liquidität und Zuschüsse für die Strompreisbremse« sind 43 Milliarden Euro vorgesehen. Davon könnten bis zu 13 Milliarden Euro als Zuschüsse und Zwischenfinanzierung zur Stabilisierung der Netzentgelte gezahlt werden, heißt es.

Der Wirtschaftsplan sieht auch 15,2 Milliarden Euro für die vereinbarte Beteiligung am Gasversorger Uniper durch den Bund vor sowie 6 Milliarden für Krankenhäuser."
Gigantisch... im Vergleich zum normalen Haushalt und den normalen Budgets der einzelnen Ministerien.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/christian-lindner-plant-83-milliarden-euro-fuer-gas-und-strompreisbremse-ein-a-391cc299-d408-469b-a030-69ce127899d6

Bleierpel
06.11.2022, 21:37
@qbz: aber das ist doch seit Wochen bekannt… :Gruebeln:

qbz
06.11.2022, 22:02
@qbz: aber das ist doch seit Wochen bekannt… :Gruebeln:

Also einige nicht unwichtige Infos habe ich erst der heutigen Nachricht entnommen, also dass für 2023 83 Milliarden eingeplant sind aus dem Sondervermögen und die genauere Aufteilung zwischen den Firmen und für Gas, Strom sowie die Zinsen für 2023. Seit Wochen bekannt natürlich sind die 200 Milliarden.

qbz
07.11.2022, 10:18
Zur Problematik der beschlossenen Gas- u. Stromsubventionierung hat der bekannte Ökonom Hans-Werner Sinn einen Artikel verfasst, der im Wesentlichen die damit verbundenen Probleme, welche ich hier geäussert habe, wie Verstärkung inflationärer Tendenzen, Absicherung von Konzerngewinnen, wenig Anreiz zu preiswerterer Energie, Schuldenrückzahlung ausführt.

Die ökonomischen Kollateralschäden der Gaspreisbremse
Um ihre Gaspreisbremse zu finanzieren, stellt die Politik 200 Milliarden Euro bereit. Das führt zu Fehlanreizen – und heizt die Inflation weiter an. Hans-Werner Sinn (https://www.hanswernersinn.de/de/kollateralschaeden-gaspreisbremse-wiwo-07102022)

qbz
07.11.2022, 23:48
Ich habe bekanntlich in diesem Thread von Anfang an (im Auftrag von Putin natürlich) auf die fehlende Gegenfinanzierung der Gassubventionierung, aber auch die der Rüstung hingewiesen und das kritisiert. Nun schlagen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung vor, die Reichen in Deutschland stärker zu besteuern und den Spitzensteuersatz anzuheben. Dieser Vorschlag geht den Wirtschaftsweisen sicher nicht leicht von der Hand und lässt indirekt erkennen, wie problematisch sie die komplett schuldenfinanzierte Gas- und Stromsubventionierung beurteilen.

"Die Wirtschaftsweisen empfehlen der Bundesregierung, den Spitzensteuersatz für Gutverdienende bis Frühjahr 2024 anzuheben, um die Hilfspakete gegen die Energiekrise sozial gerechter zu machen. Das geht aus dem Jahresgutachten des obersten Beratergremiums für Wirtschaftsfragen hervor, das am Mittwochnachmittag offiziell vorgestellt wird und aus dem die »Süddeutsche Zeitung« zitiert. Alternativ zum höheren Spitzensteuersatz schlagen die Ökonominnen und Ökonomen einen Energie-Soli für Reiche vor.

»Die bisherigen Maßnahmen wie etwa der Tankrabatt waren oft wenig zielgerichtet und kamen in großem Umfang auch den höheren Einkommensgruppen zugute«, heißt es in dem mehr als 400 Seiten langen Bericht von Monika Schnitzer, Veronika Grimm, Ulrike Malmendier, Achim Truger und Martin Werding. Das aber sei ungerecht, denn die Inflation treffe Menschen mit niedrigen Einkommen doppelt so stark wie Topverdiener. Auch die Gaspreisbremse bevorzuge Besserverdienende.

Höhere Abgaben für Reiche würden die »Zielgenauigkeit« der Hilfspakete erhöhen und »signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss«, heißt es in dem Gutachten weiter. Auf die Inflation könnte diese Maßnahme zudem einen dämpfenden Effekt haben. Auch ließen sich die Milliardenausgaben des Staates teilweise gegenfinanzieren."

Wirtschaftsweise dringen auf Steuererhöhungen für Reiche (https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/wirtschaftsweise-dringen-auf-steuererhoehungen-fuer-reiche-a-1ada0773-e77d-42ad-a52a-3381cc89231b)

Helmut S
08.11.2022, 08:53
Ich habe bekanntlich in diesem Thread von Anfang an [...] auf die fehlende Gegenfinanzierung der Gassubventionierung, aber auch die der Rüstung hingewiesen und das kritisiert. Nun schlagen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung vor, die Reichen in Deutschland stärker zu besteuern und den Spitzensteuersatz anzuheben. Dieser Vorschlag geht den Wirtschaftsweisen sicher nicht leicht von der Hand und lässt indirekt erkennen, wie problematisch sie die komplett schuldenfinanzierte Gas- und Stromsubventionierung beurteilen.

Abgesehen davon, dass das Gutachten erst am Mittwoch (also morgen) vorgestellt wird:

Es geht, wenn man den von dir verlinkten SPON Artikel liest, doch überhaupt nicht um das Thema Gegenfinanzierung oder um das Thema Problematik der Schuldenfinanzierung. Möglicherweise steht da ja dann was im Gutachten, dass wir heute noch nicht kennen.

Besser übrigens, man liest sofort den Artikel auf sueddeutsche.de (https://www.sueddeutsche.de/politik/energiekrise-und-inflation-wirtschaftsweise-fuer-hoeheren-spitzensteuersatz-1.5688721), auf den sich der SPON Artikel bezieht.

Es geht meinem Textverständnis in dem von dir verlinkten Artikel (und auch in dem auf sueddeutsche.de) nach darum, dass die bisherigen Maßnahmen nicht sozial gerecht sind und weniger einkommensstarke Haushalte/Menschen stärker trifft als Topverdiener.

Wie kommst du also auf deine Interpretation des Textes, hier würde es um Thema Gegenfinanzierung oder um das Thema Problematik der Schuldenfinanzierung gehen? Das würde mich interessieren.

:Blumen:

qbz
08.11.2022, 09:25
Wie kommst du also auf deine Interpretation des Textes, hier würde es um Thema Gegenfinanzierung oder um das Thema Problematik der Schuldenfinanzierung gehen? Das würde mich interessieren.

:Blumen:

wegen dieser beiden Sätze im zusammenfassenden SPON-Artikel:
"Auf die Inflation könnte diese Maßnahme zudem einen dämpfenden Effekt haben. Auch ließen sich die Milliardenausgaben des Staates teilweise gegenfinanzieren."
Offenbar spielen diese hier genannten Gründe neben der Schieflage bei der sozialen Gerechtigkeit, die ich genauso seit langem kritisisiere, auch eine Rolle für die Forderung nach Anhebung des Spitzensteuersatzes oder "Energie-Soli", wenn auch, da stimme ich Dir zu, eine weniger wichtige bzw. nachgeordnete Rolle wie der erstgenannte Grund in der SPON-Kurzfassung.

Auch die Süddeutsche nennt den von mir angesprochenen Aspekt der Gegenfinanzierung als einen Grund für den Vorschlag:

"Die sogenannten Wirtschaftsweisen wollen die Entlastungspakete jetzt sozial balancieren und bezahlbarer (Anmerkung von mir: d.h. durch Steuern mitfinanziert) gestalten. Dazu "könnte eine Teilfinanzierung durch eine zeitlich streng befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder einen Energie-Solidaritätszuschlag für Besserverdienende in Betracht gezogen werden", heißt es im Gutachten. Damit würden die Hilfen zielgenauer zugunsten von Menschen mit wenig Geld. Außerdem erhalte der Staat, dessen Ausgaben durch die Energiekrise deutlich stiegen, zusätzliche Einnahmen. Soli oder Steuererhöhung sollen bis Frühjahr 2024 gelten. Den Spitzensatz der Einkommensteuer von bisher 42 Prozent zahlen etwa fünf Prozent aller Bürger."

Die Idee scheint zu sein, über befristet erhöhte Steuern die Bevorteilung der Reichen bei der Gas- und Stromsubventionierung auszugleichen, was als erwünschten Nebeneffekt eine Teilfinanzierung der Subventionen mit sich bringt.

Ab Mi., 14:30 steht es öffentlich auf der Website. Ich werde auf jeden Fall reinschauen, um auch die anderen Punkte ausser Steuern zu lesen.

Helmut S
08.11.2022, 11:33
wegen dieser beiden Sätze im zusammenfassenden SPON-Artikel:

Aber das hat doch der Journalist (Stefan Schulz) geschrieben und nicht die Wirtschaftsweisen - zumindest ist es kein Zitat. :confused:

Auch wenn das da steht: Deine Mahnung zur Gegenfinazierung war ja das Argument, dass ohne Gegenfinanzierung Schulden gemacht werden und weiter, das dies die Ursache von Inflation wäre.

Ich halte deinen Schluss, man könne von der Meinung eines Journalisten indirekt ableiten, die Wirtschaftsweisen würden das auch so sehen wie du, für deutlich verfrüht. Und die Formulierung "... könnte einen dämpfenden Effekt haben ..." ist ja auch nicht begründet im Text. Niemand schreibt wie denn der Dämpfungsmechanismus aussieht, der dies bewirken soll.

Warte doch erstmal ab was die wirklich im Gutachten schreiben. Du weißt ja selbst, das es bei solchen Sachen recht trennscharf auf die Formulierung ankommt.

Und @bezahlbar: Bezahlbar ist doch keine Frage der Finanzierungsstruktur, sondern eine Frage der Liquidität.

Grundsätzlich frage ich mich auch, wie höhere Abgaben für Reiche die Zielgenauigkeit der Maßnahmen erhöhen sollen? Zielgenauigkeit einer Maßnahme ist m.E. unabhängig davon, von wem die Gelder kommen, sondern davon, wie sie verteilt werden.

Höhere Abgaben für Reiche zur Finanzierung der Pakete würden ggf. die sozial gerechtere Verteilung der Lasten fördern, aber doch nicht die Zielgenauigkeit der Maßnahmen.


Ich halte es letztlich aber tatsächlich so wie du auch: Am Mittwoch reinschauen und dann sehen wir weiter. Alleine die Aspekte, die zum Thema soziale Gerechtigkeit zitiert werden, lassen das Papier (400 Seiten - uuuffff) interessant erscheinen.

:Blumen:

qbz
08.11.2022, 12:14
Aber das hat doch der Journalist (Stefan Schulz) geschrieben und nicht die Wirtschaftsweisen - zumindest ist es kein Zitat. :confused:

Na, wo bleibt denn da unser hochgelobter Qualitätsjournalismus eines Leidmediums, wenn man sich nicht darauf verlassen kann, dass Journalist und Redaktion in indirekter Rede den Inhalt sachlich richtig wiedergeben. "Auch ließen sich die Milliardenausgaben des Staates teilweise gegenfinanzieren." :Lachen2:

Helmut S
08.11.2022, 12:33
Na, wo bleibt denn da unser hochgelobter Qualitätsjournalismus eines Leidmediums,

Selten stimme ich dir so 100,00% zu wie hier ;)

OT:

P.S. Ich empfehle das Buch "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist."

Und vor allem die öffentliche Debatte bzw. die Reaktion der Journaille darauf. :Cheese: Köstlich, wie die sich angepisst fühlen und wie wenige davon intellektuell in der Lage sind überhaupt das Problem zu erkennen. Allen voran Stefan Niggemeier (uebermedien.de), der intellektuell völlig überfordert scheint. Ebenso wie Thomas Schmid, dem Welt Herausgeber, der mit seiner Blog Replik auf den Habermas Beitrag in der Zeit den Vogel abgeschossen hat. Leck mich am Arsch ist das übel. :Lachen2:

qbz
08.11.2022, 13:02
OT:

P.S. Ich empfehle das Buch "Die vierte Gewalt. Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist."
...


OT:
Danke. Ich habe es noch nicht gelesen, aber scheint sich zu lohnen. Nun kommen ja die langen, "dunklen" Abende ......

keko#
08.11.2022, 13:13
Ich habe bekanntlich in diesem Thread von Anfang an (im Auftrag von Putin natürlich) auf die fehlende Gegenfinanzierung der Gassubventionierung, aber auch die der Rüstung hingewiesen und das kritisiert. Nun schlagen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung vor, die Reichen in Deutschland stärker zu besteuern und den Spitzensteuersatz anzuheben....

Ich kenne schon die Gegenargumente und wer sie ausspricht. Ich könnte sie aus dem Stand in eine Kamera sprechen :o
Deutschland wird wohl da ankommen, wo viele andere Länder längst sind oder schon immer waren: Der Mittelstand rutscht Stück für Stück nach unten ab. Zurück bleibt eine große Masse Mittelloser, die nichts zur Seite legen können, von einem "Job" zum nächsten hecheln (Merke: "Poverty is a Feature, Not a Bug" ;-) und auf der anderen Seite wenige Oberen, die das alles nicht juckt. Der Staat richtet sich schon darauf ein mit einem (bedingten) Grundeinkommen (oder Bürgergeld). Wir zahlen das also alles auch noch selbst. Yay!

Nepumuk
08.11.2022, 14:38
Eigentlich müssten gerade alle Klimaschützer völlig ausflippen und für Friedensgespräche auf die Barrikaden gehen.

Damit sich alle wieder Schlafen legen und weiter das so schön billige Gas aus Russland verbrennen? Sicher nicht. Die aktuelle, kleine Energiekrise nimmt nur die viel größere kommende Krise voraus. Der Wechsel zu erneuerbaren Energien wird massiv beschleunigt, weil es sich entsprechende Investitionen jetzt einfach besser rechnet.

Helmut S
08.11.2022, 14:41
Der Staat richtet sich schon darauf ein mit einem (bedingten) Grundeinkommen (oder Bürgergeld). Wir zahlen das also alles auch noch selbst. Yay!

Wie meinst denn das jetzt? :Blumen:

Klugschnacker
08.11.2022, 14:57
Der Wechsel zu erneuerbaren Energien wird massiv beschleunigt, weil es sich entsprechende Investitionen jetzt einfach besser rechnet.

Wo siehst Du diese massive Beschleunigung? Ich möchte sie mangels Sachkenntnis nicht bestreiten, aber was ist konkret damit gemeint?

Wenn der Verkehr und die Industrie auf fossile Brennstoffe verzichten und stattdessen auf Strom aus Solar- und Windkraftanlagen ausweichen müssen, dann wird dieser Ökostrom zu einem sehr knappen Gut und damit teuer.

Aktuell können wir nur wenige Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus Solar- und Windkraft bestreiten. Mir scheint, dass wir in einer klimaneutralen Zukunft weit weniger Energie zur Verfügung haben werden als wir uns derzeit genehmigen. Von anderen endlichen Ressourcen ganz zu schweigen.
:Blumen:

qbz
08.11.2022, 15:04
Eine Energiewende in Deutschland wird IMHO nicht zustande kommen, wenn sie mit solchen Einkommensverlusten einher geht wie sie gerade das Info-Institut meldet, und wo die Milliarden an Einkommensverlusten nicht etwa den ärmeren Länder oder der Energiewende zugute kommen, sondern an die Produzenten und Lieferanten fossiler Energie gehen.
Ifo-Studie Deutsche Wirtschaft hat 110 Milliarden Euro weniger zu verteilen. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/ifo-studie-deutsche-wirtschaft-hat-110-milliarden-euro-weniger-zu-verteilen-a-c3b122af-8243-4baf-82e9-1a746bdd8315)
Der rasante Anstieg der Energiepreise kostet Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts fast 110 Milliarden Euro an verlorenem Realeinkommen. Entsprechend weniger wird nach Einschätzung der Münchner Ökonomen bei Tarif- und Gehaltsverhandlungen an Arbeitnehmer zu verteilen sein. »Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben«, sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser am Dienstag....

Realeinkommen sind die inflationsbereinigten Einkommen. Die verlorenen Milliarden sind demnach die Summe, die aus Deutschland zur Bezahlung der sehr viel teurer gewordenen Energieimporte ins Ausland abfließt – 35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, 64 Milliarden in diesem und noch einmal neun Milliarden 2023. In Summe wäre das laut Ifo der höchste Realeinkommenverlust seit der zweiten Ölkrise Ende der 1970er-Jahre."

Ich verstehe nicht, wie man aus dieser Entwicklung etwas Positives für die Energiewende ableiten kann. Das Gegenteil ist leider der Fall.

Helmut S
08.11.2022, 15:22
Ich verstehe nicht, wie man aus dieser Entwicklung etwas Positives für die Energiewende ableiten kann. Das Gegenteil ist leider der Fall.

Naja. Einen Impuls oder ein Bewusstsein, kann man schon ableiten. Ansonsten: D'accord. Die Fokussierung auf technische Aspekte hinsichtlich eines Ziels, dass man in 23 Jahren erreichen will, ist m.E. zu kurz gedacht. Da gibt es m.E. noch andere "Herausforderungen".

Die "Dekarbonisierung" ist ein gesellschaftliches Transformationsprojekt, dass vor allem auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit aufwirft und noch aufwerfen wird.

Es gibt darüber hinaus z.B. die Frage zu klären, wie solch ein Ziel und die Teiletappen dahin in einen politischen 5-jahres Zyklus integriert werden können. Weiter die Frage nach dem Hintergrund von höchstwahrscheinlich auftretenden, zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Krisen, Konsequenzen der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt, stärker werdenden demographischen Problemen und damit eine noch größer werdende Problematik der Sozialsysteme und letztlich eine gespalten Gesellschaft mit einem signifikanten Anteil Klimawandelleugner/-skeptiker auf den Weg dahin mitzunehmen.

Vor dem Hintergrund ist Technologie sicher das kleinste "Problem"; es gilt bei so Langläufern eh eine Art "Technologiemanagement" zu betreiben. Blöderweise hat niemand mit so langlaufenden gesteuerten Transformationsprozessen Erfahrung, so dass auch dies m.E. ein Krenproblem des Wandels darstellt. Ok, evtl. sollte man ein paar Berliner fragen. Die haben immerhin in einem 13-Jahre-Projekt Erfahrung im Technologiemanagement - allerdings würde ich das nicht gesteuert nennen (sorry :Lachen2: )

:Blumen:

tridinski
08.11.2022, 16:47
Der Hunger nach Energie und Wohlstand ist weltweit zu groß. Die Menschen zu ihrem Glück zwingen (weniger Energieverbrauch) wird nicht funktionieren. Bestenfalls in Wohlstandsvorstädten, in denen ich lebe. Dort also, wo der eigene BMI und der größere Wagen vom Nachbarn die größten Probleme darstellen: ein bisschen Radfahren tut mir gut und einen Zweitwagen brauche ich eigentlich nicht.
Ich halte es für realistischer, dass man sich auf eine deutliche Erderwärmung einstellt und gleichzeitig sparsamerer Technolgoien entwickelt. Das geht nur über Innovation und nicht über Zwang.

Das geht vor allem über den Preis. Und erneuerbare sind schon heute die deutlich günstigste Energieform.

Atom ist konkurrenzlos teuer, fossil verteuert sich ebenfalls rasant.
Die Konzerne die dort aktiv sind wollen natürlich ihre abgeschriebenen fossilen Kraftwerke und Förderanlagen unendlich weiterlaufen lassen, unter gleichzeitiger Verlagerung der Folgekosten (Lagerung des Atommülls und CO2 in der Atmosphäre) auf die Allgemeinheit.

Wenn man das ganze beherzt anpackt ist es vor allem eine riesige Chance, die sich sogar finanziell selbst trägt.

Die ganze Technologiedebatte ist weitgehend irrelevant bzgl. der Frage ob wir anfangen sollen oder nicht. Wir können und müssen so oder so anfangen.

So ist es. Besser heute als morgen. Und ob die anderen mitmachen ist auch egal, es ist der bessere und günstigere Weg.

Eine Energiewende in Deutschland wird IMHO nicht zustande kommen, wenn sie mit solchen Einkommensverlusten einher geht wie sie gerade das Info-Institut meldet, und wo die Milliarden an Einkommensverlusten nicht etwa den ärmeren Länder oder der Energiewende zugute kommen, sondern an die Produzenten und Lieferanten fossiler Energie gehen.


Damit dem nicht mehr so ist: Weg von fossil, hin zu erneuerbar. So schnell es geht.
Wenn es nicht geschieht oder zu langsam werden die Einkommensverluste noch weiter steigen.

Nepumuk
08.11.2022, 16:52
Ich halte es für realistischer, dass man sich auf eine deutliche Erderwärmung einstellt und gleichzeitig sparsamerer Technolgoien entwickelt. Das geht nur über Innovation und nicht über Zwang.

Oder über finanzielle Anreize, wir leben schließlich im Kapitalismus. Und diese Anreize haben wir jetzt.

Was die Anpassung angeht gebe ich dir schon recht, die müssen wir auch durchführen. Dämme und Deiche werden ja schon länger erhöht, jetzt benötigt es auch mehr Schatten und Begrünung in den Städten, ein Konzepte zur Trinkwassersicherheit usw. Das ist aber keine entweder oder sondern ein sowohl als auch.

Schwarzfahrer
08.11.2022, 16:59
Der Wechsel zu erneuerbaren Energien wird massiv beschleunigt, weil es sich entsprechende Investitionen jetzt einfach besser rechnet.

Das geht vor allem über den Preis. Und erneuerbare sind schon heute die deutlich günstigste Energieform.

Wenn man das ganze beherzt anpackt ist es vor allem eine riesige Chance, die sich sogar finanziell selbst trägt....

Weg von fossil, hin zu erneuerbar. So schnell es geht.
Wenn es nicht geschieht oder zu langsam werden die Einkommensverluste noch weiter steigen.
Was mich an diesen Aussagen, daß die erneuerbaren die billigste, wirtschaftlich lohnendste Lösung sind, verwirrt: wenn es wirklich so ist - sind dann wirklich die meisten Manager weltweit blind und dumm, daß sie an anderen Energieformen festhalten und nicht all ihr Vermögen in die Erneuerbaren investieren. Oder gibt es vielleicht doch auch andere Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und andere Argumente die zu anderen Ergebnissen führen, zu weniger eindeutigen?

Und ob die anderen mitmachen ist auch egal, es ist der bessere und günstigere Weg.Das sagt sich auch so mancher Geisterfahrer....

Klugschnacker
08.11.2022, 17:16
Ich halte es für realistischer, dass man sich auf eine deutliche Erderwärmung einstellt und gleichzeitig sparsamerer Technolgoien entwickelt. Das geht nur über Innovation und nicht über Zwang.

Man kann sich nicht auf eine bestimmte Erderwärmung einstellen. Selbst wenn wir eine Erwärmung von 3°C hinnehmen würden, säßen wir dann mit demselben Problem da wie heute, nämlich die Emission von Treibhausgasen einstellen zu müssen.

Sparsame Technologien: Im Kapitalismus war es schon immer extrem wichtig, sparsame Technologien zu entwickeln und zu nutzen. Das ist keine neue Idee, der wir uns nun zuwenden könnten und die uns große Einsparungen brächte. Trotzdem verbrauchen wir in Deutschland jetzt doppelt so viel Energie wie zur Zeit unserer Kindheit. Mit den effizientesten Technologien, die es je gab.

qbz
08.11.2022, 17:27
........
Damit dem nicht mehr so ist: Weg von fossil, hin zu erneuerbar. So schnell es geht.
Wenn es nicht geschieht oder zu langsam werden die Einkommensverluste noch weiter steigen.

Welche konkreten Erfolge kann die Ampel vorweisen, um die Einkommensverluste zu minimieren und welche diesbezüglichen Pläne hat sie konkret für ihre verbleibende Regierungszeit (die Ampel hat bei der Sonntagsfrage aktuell keine Mehrheit)?

Bis jetzt bezahlen alle Verbraucher den teuren fossilen Strom, u.a. weil es die Ampel es nicht auf die Reihe bekommt, die Merit Order zugunsten der erneuerbaren Energie und der Verbraucher zu ändern bzw. auf die neuen Umstände anzupassen sowie die Extragewinne zu besteuern.

Bis jetzt beschliesst die Regierung nur Sanktionen, welche die Energie verteuern und noch mehr Geld der Verbraucher in die Taschen der fossilen Produzenten fliessen lässt.

Bis jetzt ersetzt die Regierung das Pipeline-Erdgas mit klimaschädlicherem LNG-Gas.

Bis jetzt hat die Regierung 3 Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen, um weniger klimaschädliches Gas einzusparen.

Bis jetzt bewirkte diese Politik eine Schrumpfung der industriellen Kapazität.

Nepumuk
08.11.2022, 17:36
Was mich an diesen Aussagen, daß die erneuerbaren die billigste, wirtschaftlich lohnendste Lösung sind, verwirrt: wenn es wirklich so ist - sind dann wirklich die meisten Manager weltweit blind und dumm, daß sie an anderen Energieformen festhalten und nicht all ihr Vermögen in die Erneuerbaren investieren. Oder gibt es vielleicht doch auch andere Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und andere Argumente die zu anderen Ergebnissen führen, zu weniger eindeutigen?


Na klar. Energie war eben so billig, dass es für die allermeisten Geschäfte kaum eine Rolle spielt. Da ist es dann schlicht egal, ob die kWh Strom oder Gas 1 ct mehr oder weniger kostet. Der Strom kommt schließlich aus der Steckdose.
Außerdem war der Kostenunterschied dank diverser Subventionen (z.B. in AKWs) relativ gering. Das ist jetzt anders. Dank Merit-Order-Prinzip machen die Betreiber von Wind- und Solarparks riesige Gewinn. Das wird die Investitionsbereitschaft verändern.

TriVet
08.11.2022, 17:41
Welche konkreten Erfolge kann die Ampel vorweisen, um die Einkommensverluste zu minimieren und welche diesbezüglichen Pläne hat sie konkret für ihre verbleibende Regierungszeit (die Ampel hat bei der Sonntagsfrage aktuell keine Mehrheit)?

Bis jetzt bezahlen alle Verbraucher den teuren fossilen Strom, u.a. weil es die Ampel es nicht auf die Reihe bekommt, die Merit Order zugunsten der erneuerbaren Energie und der Verbraucher zu ändern bzw. auf die neuen Umstände anzupassen sowie die Extragewinne zu besteuern.

Bis jetzt beschliesst die Regierung nur Sanktionen, welche die Energie verteuern und noch mehr Geld der Verbraucher in die Taschen der fossilen Produzenten fliessen lässt.

Bis jetzt ersetzt die Regierung das Pipeline-Erdgas mit klimaschädlicherem LNG-Gas.

Bis jetzt hat die Regierung 3 Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen, um weniger klimaschädliches Gas einzusparen.

Bis jetzt bewirkte diese Politik eine Schrumpfung der industriellen Kapazität.


Bis jetzt
bewirkt diese (imho extrem) parteipolitisch eingefärbte Polemik genau die anderenorts beklagte Spaltung.
Die Position der PdL (oder soll ich in deinem Ductus „der Ex-SED“ schreiben?:Huhu: ) kann ich mir selbst suchen.

qbz
08.11.2022, 17:55
Na klar. Energie war eben so billig, dass es für die allermeisten Geschäfte kaum eine Rolle spielt. Da ist es dann schlicht egal, ob die kWh Strom oder Gas 1 ct mehr oder weniger kostet. Der Strom kommt schließlich aus der Steckdose.
Außerdem war der Kostenunterschied dank diverser Subventionen (z.B. in AKWs) relativ gering. Das ist jetzt anders. Dank Merit-Order-Prinzip machen die Betreiber von Wind- und Solarparks riesige Gewinn. Das wird die Investitionsbereitschaft verändern.

Dafür erhalten alle kleineren Photovotaik und Windkraftanlagenbesitzer nur ihre Einspeisevergütung absurderweise. Wann wird das geändert?

Und auch die Kohle- und Atomstromunternehmen machen über die Merit-Order natürlich ihre Extra-Gewinne.

Die Merit-Order. Erklärt von Max Uthoff. 7 Min. (https://www.youtube.com/watch?v=oOuUS6sf2-k)
Weshalb passt die Ampel sie nicht den neuen Umständen an?

qbz
08.11.2022, 18:01
Bis jetzt
bewirkt diese (imho extrem) parteipolitisch eingefärbte Polemik genau die anderenorts beklagte Spaltung.
Die Position der PdL (oder soll ich in deinem Ductus „der Ex-SED“ schreiben?:Huhu: ) kann ich mir selbst suchen.

Offenbar kannst und willst Du meine Fragen nicht beantworten. Ich glaube übrigens nicht, dass meine Fragen und die enthaltene gelistete Realitätsdarstellung von der Website der PdL kommen, es handelt sich um allseits bekannte Fakten und keine politische "Position", und wenn kann ich Dir versichern, ich müsste letztere erst lesen. Schade, dass man offenbar ohne Schubladen nicht reden kann.

Das Problem ist doch, dass man den Menschen heute nicht einfach als die Lösung für die jetzigen Energiepreise / -krise anbieten kann: die Erneuerbaren richten es. Das funktioniert in diesem Thread nicht und erst recht nicht mit der Bevölkerung.

Klugschnacker
08.11.2022, 22:53
Moderation: Ich habe die letzten Beiträge in den Klima-Thread (https://www.triathlon-szene.de/forum/showthread.php?t=45284)verschoben.

qbz
09.11.2022, 10:52
Der verlinkte Artikel vom Volkswirtschafter und Sachbuchautor Jens Berger beschäftigt sich mit den Folgen der Substitution des russischen Erdgases in der EU durch das LNG Gas aus den USA, in wirtschaftlicher Hinsicht für die Wirtschaft und die Verbraucher in der EU und den USA sowie in ökologischer Hinsicht mit den Umwelt- und Klimaschutzaspekten dieses Wechsels.

"Schon in den nächsten vier Jahren werden die USA die ehemaligen russischen Gaslieferungen nach Mitteleuropa vollständig substituieren. Die gleiche Menge Gas, die bis zu Beginn dieses Jahres aus sibirischen Pipelines geliefert wurde, kommt künftig in verflüssigter Form mit Tankern aus den USA. Auch der Gaskrieg hat nicht erst in diesem Jahr begonnen. Klarer Gewinner dieses Gaskriegs sind die USA, die nur so ihre gewaltigen Überkapazitäten aus dem Fracking-Boom abbauen und damit den heimischen Gaspreis stabilisieren können, um die milliardenschweren Investitionen zu retten und eine Finanzkrise zu verhindern. Den Preis dafür zahlt vor allem Deutschland. Schon in diesem Jahr könnten die deutschen Exportüberschüsse im deutsch-amerikanischen Außenhandel sich in ein Defizit umkehren. Verlierer sind neben Deutschland und der EU auch die Umwelt und das Klima."
Die USA haben den Gaskrieg gegen Russland gewonnen (https://www.nachdenkseiten.de/?p=90151)

qbz
09.11.2022, 22:54
Ich halte es letztlich aber tatsächlich so wie du auch: Am Mittwoch reinschauen und dann sehen wir weiter. Alleine die Aspekte, die zum Thema soziale Gerechtigkeit zitiert werden, lassen das Papier (400 Seiten - uuuffff) interessant erscheinen.

:Blumen:

Ich habe heute ins Herbstgutachten zu der zwischen uns kontrovers diskutierten Frage "Zusammenhang zwischen schuldenfinanzierten Energiesubventionen, Inflation, Gegenfinanzierung" reingeschaut:
"Die Energiekrise hat starke Auswirkungen auf die deutschen Staatsfinanzen. Die hohe Inflation hat zu deutlich steigenden Steuereinnahmen geführt. Gleichzeitig werden die gestiegenen Preise, die bereits beschlossenen Entlastungsmaßnahmen sowie steigende Zinsen auf Staatsanleihen die Ausgaben des Staates erhöhen. Im Jahr 2022 ermöglichte die Anwendung der Ausnahmeklausel der Schuldenbremse den notwendigen Spielraum für eine Ausweitung der Nettokreditaufnahme. Dieser Spielraum wird nun unter anderem zur Befüllung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) genutzt, aus dem die Entlastungsmaßnahmen der kommenden Jahre finanziert werden sollen. Einerseits ist unter dem Gesichtspunkt der Haushaltstransparenz die Nutzung des WSF kritisch zu betrachten. Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023. Um die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung durch eine zeitlich streng befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder die Einführung eines Energie-Solidaritätszuschlags für Besserverdienende in Betracht gezogen werden. Dies würde zudem dazu beitragen, die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen und zu signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss."
Damit sehe ich eigentlich meine diesbezüglich geäusserte Auffassung im Herbstgutachten explizit bestätigt. Die Wirtschaftsweisen sehen in den schuldenfinanzierten Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung und eine zusätzliche Belastung des Haushaltes. Um diese zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung sprich teilweise Gegenfinanzierung über die Erhöhung des Spitzensteuersatzes ..... erfolgen. Zudem Signal für solidarische Bewältigung der Energkrise.

Was sie am Entlastungspaket kritisch sehen, werde ich bei Gelegenheit noch anschauen.

Helmut S
10.11.2022, 08:09
Ich habe heute ins Herbstgutachten zu der zwischen uns kontrovers diskutierten Frage "Zusammenhang zwischen schuldenfinanzierten Energiesubventionen, Inflation, Gegenfinanzierung" reingeschaut:


Da hatten wir doch längst einen Konsens? :Gruebeln:

Der sah doch so aus, dass wir beide der Meinung sind, dass in der aktuellen Situation des Angebotsschocks Schuldenfinanzierung sicher ein Faktor ist oder sein könnte. Hier hast du m.E. nen Punkt.

Schuldenfinanzierung ist allerdings nicht ursächlich für Inflation, nur weil (wie du sinngemäß in #1453 schreibst) sie [Anm.: die Schuldenfinanzierung] die Kaufkraft vermehrt, ohne einen zusätzlichen Zustrom an Waren als Gegenwert hervorzubringen.

Ursächlich ist vielmehr der Angebotsschock, denn in einer globalen Wirtschaft sind Waren immer verfügbar und haben auch einen Markt, die Bedarfsweckungsindustrie tut ihr übriges, das die Nachfrage auch ja nicht abreißt. Das ist mein Punkt.

In der Finanzkrise 2007/2008 und der Euro-Krise haben sich Staaten massiv verschuldet, ohne das irgendein Gegenwert an Waren hervorgebracht wurde. Inflation: Fehlanzeige. Die EZB hat über ein ganzes Jahrzehnt versucht, die Inflation im EUR Raum nach oben zu treiben. Vergeblich. Geld traf immer auf Waren und Waren auf Nachfrage.

Das war ja der eine Punkt. Der andere Punkt ist: Was du bzgl. des Gutachtens gemacht hast, war vorschnell Schlüsse zu ziehen, die deine Sicht angeblich stützen - und das geht in deinem letzten Post weiter. Du zitierst aus dem Gutachen:

"Die Energiekrise hat starke Auswirkungen auf die deutschen Staatsfinanzen. Die hohe Inflation hat zu deutlich steigenden Steuereinnahmen geführt. Gleichzeitig werden die gestiegenen Preise, die bereits beschlossenen Entlastungsmaßnahmen sowie steigende Zinsen auf Staatsanleihen die Ausgaben des Staates erhöhen. Im Jahr 2022 ermöglichte die Anwendung der Ausnahmeklausel der Schuldenbremse den notwendigen Spielraum für eine Ausweitung der Nettokreditaufnahme. Dieser Spielraum wird nun unter anderem zur Befüllung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) genutzt, aus dem die Entlastungsmaßnahmen der kommenden Jahre finanziert werden sollen. Einerseits ist unter dem Gesichtspunkt der Haushaltstransparenz die Nutzung des WSF kritisch zu betrachten. Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023. Um die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung durch eine zeitlich streng befristete Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder die Einführung eines Energie-Solidaritätszuschlags für Besserverdienende in Betracht gezogen werden. Dies würde zudem dazu beitragen, die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen und zu signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss."


Du siehst dich damit bestätigt, und schreibst:


Damit sehe ich eigentlich meine diesbezüglich geäusserte Auffassung im Herbstgutachten explizit bestätigt. Die Wirtschaftsweisen sehen in den schuldenfinanzierten Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung und eine zusätzliche Belastung des Haushaltes. Um diese zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung sprich teilweise Gegenfinanzierung über die Erhöhung des Spitzensteuersatzes ..... erfolgen.

Du führst still und heimlich das unterstrichene Wort "schuldenfinanziert" ein. In deinem Zitat steht davon aber nichts. Da steht:

Um die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen, könnte eine Teilfinanzierung ...

Da steht also, das die Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung haben und das der Staatshaushalt belastet wird. Ok. Fair enough. Von einer Finanzierungsstruktur über Schulden oder gar einer Bewertung derselben steht da nichts. Das hast du einfach eingeführt. :Lachen2:

Letztlich lässt du den alternativen Aspekt des Zitats einfach raus. Da steht nämlich auch:

Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023.

Evtl. ist das auch ein Satz, über den man mal nachdenken sollte? Vor allem finde ich bemerkenswert die grammatikalische Form: "... die mit Schulden zu finanzierenden Ausgaben...". Aha. Da steht, dass die mit Schulden zu finanzieren sind und nicht, dass die mit Schulden finanziert sind. Ist das etwa eine Aufforderung? mangels Alternativen? Darüber

Ich konnte mir das Papier noch nicht durchlesen und ganz oben auf meiner Leseliste steht auch noch eine Studie, die Arne im Blummenfelt Thread ins Spiel gebracht hatte - die habe ich auch noch nicht gelesen.

Mir wächst diese Debatte langsam über den Kopf, denn es ist im Unternehmen echt viel zu tun. Ich will mich deshalb auch etwas zurückziehen und im Moment nicht mehr so umfangreich posten. Es ist eh alles gesagt zu dem Thema. Sorry.

:Blumen:

qbz
10.11.2022, 09:14
......
Du führst still und heimlich das unterstrichene Wort "schuldenfinanziert" ein. In deinem Zitat steht davon aber nichts.
.........
Da steht also, das die Entlastungsmaßnahmen eine Inflationswirkung haben und das der Staatshaushalt belastet wird. Ok. Fair enough. Von einer Finanzierungsstruktur über Schulden oder gar einer Bewertung derselben steht da nichts. Das hast du einfach eingeführt. :Lachen2:

Deinen Vorwurf einer falschen Interpretation an meiner zusammenfassenden Formulierung "schuldenfinanzierte" Entlastung kann ich überhaupt nicht verstehen, habe ich doch die Wirtschaftsweisen komplett zititert, ohne einfach alles fett zu markieren, auch mit:
Gutachten: "Andererseits dürfte der WSF die mit Schulden zu finanzierenden (in meinen Worten halt: schuldenfinanzierten :) ) Ausgaben stärker auf Energiepreisentlastungen begrenzen als eine neuerliche Ausnahme von der Schuldenbremse im Jahr 2023.

Helmut: "Aha. Da steht, dass die mit Schulden zu finanzieren sind und nicht, dass die mit Schulden finanziert sind. Ist das etwa eine Aufforderung? mangels Alternativen?"

Ja, damit beschreiben sie doch im obigen Kontext primär einen Vorteil des WSF (Zweckbegrenzung der Ausgaben) im Unterschied zu Ausnahmeregelungen von der Schuldenbremse sowie die Art der Konstruktion, der Finanzierung des WSF bzw. der Ausgaben, eben durch Schulden finanziert. Ich vermag da beim besten Willen in meiner Formulierung ("schuldenfinanzierte Entlastungsmaßnahmen") keinen bedeutsamen Unterschied zur Quelle erkennen.

Nächster Punkt:
Ich denke, wir haben uns schon lange darauf geeinigt, dass die neuen 200 Milliarden Staatsschulden der Gassubventionen nicht ursächlich für die Inflation sind, aber eben eine Inflationswirkung haben, weil sie, wie es auch eingangs im Gutachten heisst, die Entlastungen die Nachfrage der Verbraucher und damit den Preisdruck übermäßig verstärken.
Gutachten: "Drittens sollten die Entlastungen die Staatshaushalte nicht übermäßig strapazieren und angesichts der hohen Inflationsraten die Nachfrage und damit den Preisdruck nicht übermäßig verstärken."
oder an anderer Stelle:
Gutachten: "Da diese Maßnahmen grundsätzlich die Nachfrage erhöhen, könnten sie aber den Inflationsdruck erhöhen und sollten daher möglichst gezielt eingesetzt werden."
Fazit: Das Gutachten schreibt den schuldenfinanzierten Entlastungen eine Inflationswirkung zu. Da die Inflation wie sie an anderer Stelle eingangs des Abschnittes ausführen, die ärmeren Schichten stärker betrifft, könnten über die Teilfinanzierung (Erhöhung des Spitzensteuersatzes) der Entlastungen die Inflationswirkung bzw. die Nachfrage und den Preisdruck gedämpft sowie ein Signal für die solidarische Aufteilung der Belastungen gegeben werden.

Gutachten: "Die Belastungen durch die stark erhöhte Inflation unterscheiden sich aufgrund unterschiedlicher individueller Warenkörbe für die einzelnen privaten Haushalte deutlich. Haushalte in der unteren Hälfte der Einkommensverteilung haben aufgrund eines höheren Ausgabenanteils für besonders verteuerte Energie und Nahrungsmittel höhere individuelle Inflationsraten. Zudem müssen Haushalte mit einem niedrigen Einkommen einen höheren Anteil ihres verfügbaren Nettoeinkommens für den Lebensunterhalt ausgeben. Im untersten Einkommensdezil haben über 60 % der Haushalte eine Sparquote kleiner oder gleich null und somit nur einen sehr geringen Spielraum, um ihren Konsum konstant zu halten. Daher sind diese Haushalte besonders stark belastet. Inflation führt gesamtwirtschaftlich zu Wachstumseinbußen und Wohlfahrtsverlusten durch eine ineffiziente Nutzung von Ressourcen, Steuerverzerrungen sowie erhöhte Preisanpassungskosten. Je länger die hohen Inflationsraten bestehen bleiben, desto größer wird die Gefahr, dass es zu langfristigen Auswirkungen auf das Verhalten der Haushalte kommt. Dann wäre zu erwarten, dass die Inflationserwartungen steigen, was die Konsum- und Sparentscheidungen der Haushalte nachhaltig beeinflussen dürfte."

Mir wächst diese Debatte langsam über den Kopf, denn es ist im Unternehmen echt viel zu tun. Ich will mich deshalb auch etwas zurückziehen und im Moment nicht mehr so umfangreich posten. Es ist eh alles gesagt zu dem Thema. Sorry.

:Blumen:

Ich habe die Gutachtenzitate eigentlich nur deshalb gepostet, weil Du mich kritisiert hast, ich würde nicht bis zur Veröffentlichung des Gutachtens warten und mich auf eine Sekundärquelle (SPON) beziehe. Natürlich geht Dein Unternehmen vor und wir können das gerne hier zu dem Thema beenden. Es wird uns leider wie die Folgen der Inflation und die der Energiekrise noch 2023 weiter begleiten. :Blumen:

JENS-KLEVE
10.11.2022, 11:34
Die Witterung bleibt mild, wahrscheinlich bleiben wir noch eine Woche komfortabel mit geringem Heizaufwand.

Schwarzfahrer
10.11.2022, 12:40
Die Witterung bleibt mild, wahrscheinlich bleiben wir noch eine Woche komfortabel mit geringem Heizaufwand.
Grundsätzlich angenehm. Allerdings fahre ich zur Zeit öfter mit ziemlich nassen Klamotten aus der Arbeit heim, da bei schönem Sonnenschein die Heizung aus ist, und die morgens verschwitzten Klamotten bis nachmittags kaum trocknen (Umkleide im Keller). Da wünsche ich mir schon Temperaturen herbei, bei denen die Heizkörper angehen...

tridinski
10.11.2022, 16:40
Grundsätzlich angenehm. Allerdings fahre ich zur Zeit öfter mit ziemlich nassen Klamotten aus der Arbeit heim, da bei schönem Sonnenschein die Heizung aus ist, und die morgens verschwitzten Klamotten bis nachmittags kaum trocknen (Umkleide im Keller). Da wünsche ich mir schon Temperaturen herbei, bei denen die Heizkörper angehen...

zweiten Satz Klamotten mitnehmen?
feuchtes Teil auf Bügel seitlich an Schreibtisch hängen?
Druckerraum, Tonerlager, ...


Ansonsten wurde in diesem Thread laut Suchfunktion bisher 46mal der Begriff "Deindustrialisierung" verwendet, die in Deutschland angeblich kurz bevorstehe.

Der Autor dieser Analyse mit dem Titel "Das Märchen von der Deindustrialisierung" (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/energiekrise-deutsche-unternehmen-industrie-produktion-winter)sieht das etwas anders.

Und hier wird noch ziemlich viel Einsparpotential beim Gasverbrauch der deutschen Industrie gesehen (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/industrie-gas-einsparung-import)

qbz
10.11.2022, 18:58
Ansonsten wurde in diesem Thread laut Suchfunktion bisher 46mal der Begriff "Deindustrialisierung" verwendet, die in Deutschland angeblich kurz bevorstehe.

Der Autor dieser Analyse mit dem Titel "Das Märchen von der Deindustrialisierung" (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/energiekrise-deutsche-unternehmen-industrie-produktion-winter)sieht das etwas anders.

Und hier wird noch ziemlich viel Einsparpotential beim Gasverbrauch der deutschen Industrie gesehen (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/industrie-gas-einsparung-import)

Bei der Zählung sind natürlich alle Kommentar-Zitate dabei und ab jetzt auch Deine Verwendung 4mal. :)

Den ersten Link kann ich leider wegen Paywall nicht lesen und das Szenario aus der Studie des zweiten Links widerspricht IMHO dem Titel des ersten Artikels, weil es die Verlagerung gasinintensiver Produkte ins Ausland zugrunde legt, also das, was der Begriff "Deindustrialisierung" ja gerade beinhaltet. Zudem würden damit keine CO2-Emissionen beim Endprodukt eingespart, es kämen noch die für den Transport benötigten Emissionen dazu.

"Die Forscher des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung gingen bei ihren Berechnungen davon aus, dass steigende Gaspreise vor allem zu Produktionsdrosselungen bei energieintensiven Produkten führen, die leicht durch – billigere – Importe ersetzt werden könnten."

Das soll allerdings auf die Umsatzzahlen eine relativ geringe Auswirkung haben.
Die 300 Produkte, für deren Produktion vor Ausbruch des Ukrainekriegs absolut am meisten Gas in der deutschen Industrie verbraucht wurde, stehen für knapp 90% des gesamten Gasverbrauchs der Industrie und für knapp die Hälfte des gesamten Umsatzes der Industrie. Die Gasintensität der Produktion (kWh/EUR) steht in einem stark negativen Zusammenhang zum Umsatz, was bedeutet, dass eine Senkung der Produktion sehr gasintensiver Güter den Umsatz vergleichsweise wenig senkt.
........
Unter der Annahme einer Vervierfachung der Preise gegenüber dem Zeitraum 2015-2017 steigen die Kosten für die Produktion des durchschnittlichen Produkts um 0,12 Euro pro Euro Umsatz. Eine vollständige Kostenüberwälzung würde also eine Preiserhöhung um 12% implizieren. Die Spannbreite ist jedoch sehr groß, sodass die Gaskosten für einige gasintensive Produkte der Chemischen Grundstoffindustrie um mehr als einen Euro pro Euro Umsatz steigen. Um die Dimensionen möglicher Umsatzausfälle und Gaseinsparungen infolge von Produktionsdrosselungen abschätzen zu können, wurden Szenarien durchgerechnet. Würde die Produktion der Produkte eingestellt, die sowohl überdurchschnittlich gasintensiv sind als auch überdurchschnittlich leicht durch Importe substituiert werden können, würden 26% des Gesamtgasverbrauchs der Industrie eingespart werden, aber nur weniger als 3% des Umsatzes der Industrie verlorengehen.

https://www.iwh-halle.de/fileadmin/user_upload/publications/iwh_policy_notes/iwh-pn_2022-02_de_Gaspreisanstieg_Industrie.pdf

Die Studie beschäftigt sich allein mit den Gütern, für die Gas gebraucht werden. Sie beschäftigt sich nicht mit Gütern, für die Strom oder Öl verwendet werden. Insofern vermittelt sie sicher keinen gesamten Überblick über möglichen Auswirkungen der Energiekrise.

qbz
10.11.2022, 19:46
Wer sich detailierter mit den energiepreisbedingten Veränderungen und der angestrebten Dekarbonisierung der Industrie in DE beschäftigen will, empfehle ich das sehr umfangreiche 5. Kapitel des Sachverständigenrates:
Energiekrise und Strukturwandel. Perspektiven für die Deutsche Industrie. (https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/gutachten/jg202223/JG202223_Kapitel_5.pdf)
Abstract:
"Die aktuelle Energiekrise erhöht somit den Druck auf die Unternehmen, ihre Energieintensität zu reduzieren. Dies wird den ohnehin anstehenden Strukturwandel in der Industrie weiter beschleunigen. Die Energieintensität der deutschen Volkswirtschaft ist bereits seit den Ölpreiskrisen der 1970er Jahre rückläufig. Dies wurde durch zwei Entwicklungen getrieben: Weniger energieintensive Wirtschaftszweige haben leicht an Bedeutung gewonnen. Vor allem aber hat sich die Energieeffizienz in den einzelnen Wirtschaftsbereichen erhöht. Wenn von Staat und Unternehmen die Weichen richtig gestellt werden, ist eine breite Deindustrialisierung des Standorts Deutschland nicht zu erwarten."

JENS-KLEVE
10.11.2022, 20:08
Wenn Bauern und Fabrikanten klagen, bin ich grundsätzlich skeptisch. Bauern klagen bei Kälte, Wärme, Regen , Trockenheit… das wird sich nie ändern. Wenn wie jetzt momentan im November eine zusätzliche Futterernte eingefahren wird, sind sie ganz still :Lachen2: Ich sehe es aber trotzdem, wie fleißig sie momentan einfahren;) #Winterpokal
Ich sehe auch die Bauern in der Hängematte, die zusehen wie die Euros momentan vom Solardach schubkarrenweise rieselt.

Fabrikanten klagen über starken Euro, schwachen Euro, hohe Zinsen, niedrige Zinsen, Fachkräftemangel. Irgendwas ist immer.

Wir sind uns wohl alle einig, dass die jetzige Witterung insgesamt gesehen ein Glücksfall für die bedrohliche Versorgungslage ist. Sogar obwohl ein Triathlet länger zum Wäschetrocknen braucht. :Lachanfall:

qbz
10.11.2022, 20:41
.....
Wir sind uns wohl alle einig, dass die jetzige Witterung insgesamt gesehen ein Glücksfall für die bedrohliche Versorgungslage ist. Sogar obwohl ein Triathlet länger zum Wäschetrocknen braucht. :Lachanfall:

Man stolpert seit Wochen täglich über Pilze im Wald und im Garten gedeiht das Herbstgemüse üppig.

qbz
10.11.2022, 21:14
Belgien. Streik legt öffentlichen Verkehr in Belgien lahm. Mehr als die Hälfte der Flüge wurden laut dem Brüsseler Flughafen gestrichen, 75 Prozent der Züge im Land fielen aus. Auch in anderen europäischen Ländern wird gestreikt. (https://www.derstandard.de/story/2000140662843/generalstreik-droht-teile-belgiens-lahmzulegen)
Wegen hoher Lebenskosten haben in Belgien am Mittwoch zahlreiche Menschen ihre Arbeit niedergelegt. 75 Prozent der Züge im Land fielen aus, am Brüsseler Flughafen Zaventem wurden nach Angaben einer Sprecherin 60 Prozent der Flüge gestrichen. Der Flughafen Charleroi, der für die Fluggesellschaft Ryanair bedeutend ist, blieb geschlossen. Die größte Gewerkschaft des Landes FGTB und weitere Gewerkschaften forderten schnelle Lohnerhöhungen.

DocTom
12.11.2022, 20:15
...Auch in anderen europäischen Ländern wird gestreikt. [/URL]

Ganz Europa streikt, ganz Europa? Nein, ein winziges Land wiedersetzt sich den Streiks, Deutschland ignoriert die Preissteigerungen und zahlt lieber fleißig weiter.
(In Anlehnung an die Einleitung der Asterix Comics)


Q., meinst du, die Gewerkschaften schaffen es, dass auch in D bald mit Streiks zu rechnen ist?:Blumen:

qbz
12.11.2022, 21:28
Ganz Europa streikt, ganz Europa? Nein, ein winziges Land wiedersetzt sich den Streiks, Deutschland ignoriert die Preissteigerungen und zahlt lieber fleißig weiter.
(In Anlehnung an die Einleitung der Asterix Comics)

Q., meinst du, die Gewerkschaften schaffen es, dass auch in D bald mit Streiks zu rechnen ist?:Blumen:
Ich denke nicht bzw. es würde mich überraschen.
Die grossen Einheitsgewerkschaften lassen es selten zu Streiks in Deutschland kommen, wenn die SPD mitregiert und erst recht nicht, wenn ein "Genosse" Bundeskanzler ist. In Krisen regierte in der Nachkriegsgeschichte DE´s oft die SPD (siehe Schröder Regierung) und sorgt für die Einbindung der Gewerkschaften. Scholz hat ja schon die konzertierte Aktion aus den 70ziger Jahren wieder ins Leben gerufen, ein Austauschgremium zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften mit staatlicher Vermittlung, um die Tarifabsprachen zu steuern.

keko#
14.11.2022, 11:01
Ganz Europa streikt, ganz Europa? Nein, ein winziges Land wiedersetzt sich den Streiks, Deutschland ignoriert die Preissteigerungen und zahlt lieber fleißig weiter.
(In Anlehnung an die Einleitung der Asterix Comics)


Auch in DE wird gestreikt werden. In anderen Ländern geht es den Menschen halt früher an den Geldbeutel. Die Komfortzone ist dort dünner, das ist alles. "It's the economy, stupid" ;)

MattF
14.11.2022, 12:13
Q., meinst du, die Gewerkschaften schaffen es, dass auch in D bald mit Streiks zu rechnen ist?:Blumen:


Politische Streiks in D sind illegal und so wird der DGB (und dessen Spartengewerkschaften) dazu natürlich nicht aufrufen.

Man sollte als erste mal definieren über was man redet.

Demonstrationen sind nicht gleich Streiks und auch in dem genannten Artikel geht das wild durcheinander, bzw. in anderen Ländern sind die gesetzlichen Regelungen dazu zum Teil anders.


Mal ein Beispiel, in Deutschland könnten die Busfahrer die z.b. nach TVÖD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst der Gemeinden und des Bundes) bezahlt wernden, nicht einfach legal nächste Woche streiken. Die Friedenspflicht de TVÖD besteht meines Wissen bis nächsten Frühjahr. Dann erst stehen neue Tarifverhandlungen an und es wird wahrscheinlich mit Warnstreiks begonnen.


Ansonsten hat ver.di z.b. zu Demonstrationen aufgerufen vor einigen Wochen:

https://www.verdi.de/themen/politik-wirtschaft/++co++1e4dea58-3dbb-11ed-afea-001a4a160129

Aber wie gesagt das sind Demonstrationen zu denen jeder aufrufen kann, das sind keine Streiks.

Gelbbremser
14.11.2022, 12:25
Auch in DE wird gestreikt werden. In anderen Ländern geht es den Menschen halt früher an den Geldbeutel. Die Komfortzone ist dort dünner, das ist alles. "It's the economy, stupid" ;)

So ist es. Für legale Streiks müssen erst die Tarifverträge gekündigt sein. Streiks in öffentlichen Dienst sind ab Ende Januar möglich, da die Forderung von 10,8 % endlich mal wieder korrekt ist.

qbz
14.11.2022, 13:31
Streiks für Lohnforderungen ausserhalb der gekündigten Tarifverträge oder politische Streiks gelten in Deutschland als rechtswidrig. Sie könnten jedoch nachträglich von den Gewerkschaften übernommen und Streikgelder (Lohnanteile während des Streiks) ausbezahlt werden. .

In Deutschland haben im September 1969 sehr umfangreiche sog. wilde Streiks in der Metallindustrie stattgefunden für Lohnerhöhungen, als die Inflation auch sehr hoch war und sich die Gewerkschafen über eine sog. "Konzertierte Aktion" vom Staat einbinden liessen. Die Streiks haben damals die Gewerkschaftsmitglieder, die Basis organisiert. Allerdings gab es damals einen höheren Organisationsgrad. (https://de.wikipedia.org/wiki/Septemberstreiks)

In gegenwärtiger Zeit haben vor allem die Beschäftigten von Gorilla, einem Lieferdienst in Berlin, sog. wilde Streiks organisiert (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilder_Streik), weil sie einen Betriebsrat und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen wollten. Das Arbeitsgericht Berlin erklärte die Kündigung der Streikenden für unwirksam, mit Verweis auf die Europäische Menschenrechtscharta. (https://www.arbeitsrecht-berlin.de/kuendigung-wegen-wildem-streik-unwirksam/) Die rechtliche Situation bei sog. politischen Streiks ist keineswegs so eindeutig, wie dieser Artikel von der regierungsnahen Website des BPB feststellt: "Ein-bisschen-verboten-politischer-Streik". (https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/219308/ein-bisschen-verboten-politischer-streik/) Aber klar: Beschäftigte gehen in Deutschland bei Streiks ausserhalb von reglementierten Tarifkämpfen ein sehr, sehr hohes Risiko bis zur fristlosen Kündigung ein.

Ein Hauptproblem bei der gegenwärtigen Lohnsituation (den bisherigen Reallohnverlusten infolge der Inflation) liegt IMHO aktuell daran, dass die Gewerkschaften, als die Inflation noch niedrig war, jeweils Tarifverträge mit zu langen Laufzeiten abgeschlossen haben. Sie müssen jetzt, um Reallohnverluste zu verhindern, auch rückwirkend Erhöhungen fordern.

Die Abschlüsse in der Metallbranche und dem Öffentlichen Dienst werden sicher besonders wichtig für die Reallöhne in Deutschland, weil ihnen quasi eine Leitfunktion für weitere Sektoren zukommt. So arbeiten viele ausserhalb des Öffentlichen Dienstes mit Verträgen, wo die Bezahlung direkt "in Angleichung" an den öffentlichen Dienst vereinbart ist.

Es würde mich allerdings aus diversen Gründen überraschen, wenn es im Rahmen der Tarifverhandlungen zu Lohnstreiks in Deutschland kommt. Ich denke, die Tarifparteien einigen sich nach dem üblichen Procedere, ohne es zu Streiks, die länger als sog. Warnstreiks als Teil des Procederes andauern, kommen zu lassen.

Wer von den Foristen hat schon mal an einem mehrtätigen Streik teilgenommen? Vermutlich niemand. Ich kann mich noch erinnern.

MattF
14.11.2022, 13:48
So ist es. Für legale Streiks müssen erst die Tarifverträge gekündigt sein. Streiks in öffentlichen Dienst sind ab Ende Januar möglich, da die Forderung von 10,8 % endlich mal wieder korrekt ist.

Mindestens 500 €. Das ist die eigentliche Forderung. Z.b. bei einem Gehalt von 2500 € Brutto sind das 20 %.

MattF
14.11.2022, 13:51
Ein Hauptproblem bei der gegenwärtigen Lohnsituation (den bisherigen Reallohnverlusten infolge der Inflation) liegt IMHO aktuell daran, dass die Gewerkschaften, als die Inflation noch niedrig war, jeweils Tarifverträge mit zu langen Laufzeiten abgeschlossen haben.



Weil die Gewerschaften ja allein die Macht haben über die Laufzeiten zu bestimmen :Lachanfall: :Lachanfall:

qbz
14.11.2022, 14:27
Weil die Gewerschaften ja allein die Macht haben über die Laufzeiten zu bestimmen :Lachanfall: :Lachanfall:

Das ist ja die Frage: Wieweit ist die Verdi-Führung bereit und kann sie das organisatorisch noch, auch auf das Mittel von Streiks bei Tarifauseinandersetzungen überhaupt zurückzugreifen. (Z.B. sind halt die früher sehr hohe streikbereite Arbeitergruppe im öffentlichen Dienst oder die ErzieherInnen ausgelagert und wegrationalisiert worden.). Erst der mögliche Einsatz von Streiks macht letztlich die Gewerkschaften auch mitgliederstark, der jahrzehntelange Verzicht schwach.

Im Bankengewerbe sehe ich im Internet einen Verdi-Tarifabschluss vom Frühjahr 2022:

"Der Abschluss zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Verband der öffentlichen Banken (VÖB) sieht zusätzlich zu der bereits im März gewährten Einmalzahlung von 750 Euro, eine weitere Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro im April, 3 Prozent Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2022 und weitere 2 Prozent zum 1. Juli 2023. Darüber hinaus wird die Arbeitszeit ab Januar 2024 wöchentlich um eine Stunde auf 38 Stunden verkürzt. Zudem erhalten die Beschäftigten einen tariflichen Anspruch, bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten zu können. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 35 Monate, bis zum 31. Mai 2024."

Das ist, abgesehen von den heftigen Reallohnverlusten, absurd lang für Frühling 2022, 35 Monate! Zu einer Zeit, wo man die Inflationsentwicklung gut absehen konnte! Mit solchen Abschlüssen gewinnt Verdi nur schwer neue Mitglieder.

Aber vielleicht verstehe ich die heutigen aktiven Mitglieder einfach nicht mehr und eine Tarifkommission, die sowas animmt. Sie hätte auf jeden Fall die deutliche Ablehnung zu meiner aktiven Zeit gefunden. Ein Jahr und gut.

MattF
14.11.2022, 14:45
Erst der mögliche Einsatz von Streiks macht letztlich die Gewerkschaften auch mitgliederstark, der jahrzehntelange Verzicht schwach.


Das Problem von Henne und Ei.

Wenn an meiner Dienststelle gestreikt wird, fehlt genau Einer --> ICH :Lachanfall: :Lachanfall:

Zu behaupten die Gewerkschaft(sführung) wäre daran allein schuld, ist allerdings zu kurz gegriffen.


Rein praktisch hat es die Arbeitgeberseite durch die Trennung in die Tarifbereiche Länder und Gemeinden/Bund geschafft im Länderbereich die Durchsetzungmöglichkeit auf Null runter zu bringen. Für die Länderangestellen streikt kein Müllfahrer und kein Kitamitarbeiter. Ob an einer Hochschule (oder dem Finanzamt) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streiken, interessiert kein Mensch, nichtmal die Hochschulleitungen.
Die letzte Streikmacht wurde uns entzogen als die Kolleginnen und Kollegen aus der Autobahnmeistereien in eine GmbH ausgegliedert wurden. Die hätten zumindest noch den Winterdienst bestreiken können.

Helmut S
14.11.2022, 15:11
Wieviel Prozent der Arbeitnehmer:innen in D profitieren denn überhaupt von Tarifabschlüssen? Es waren vor Jahren doch schon nicht mal mehr de Hälfte. Das sind aktuell bestimmt noch weniger und in den neuen Bundesländern nochmal weniger wahrscheinlich.

Gelbbremser
14.11.2022, 17:33
Mindestens 500 €. Das ist die eigentliche Forderung. Z.b. bei einem Gehalt von 2500 € Brutto sind das 20 %.

Genau so sieht´s aus.

Die Forderung ergab sich aus Diskussionen an der Basis in den Bezirken, das ist schon seit Jahren so. Verblüffend für mich ist dieses Mal, dass die Forderung unseres Bezirks, wir lagen normalweise in anderen Jahren in einem hohen Forderungsbereich, dieses Jahr fast 1 zu 1 übenommen wurde.

Gelbbremser
14.11.2022, 17:48
Streiks für Lohnforderungen ausserhalb der gekündigten Tarifverträge oder politische Streiks gelten in Deutschland als rechtswidrig. Sie könnten jedoch nachträglich von den Gewerkschaften übernommen und Streikgelder (Lohnanteile während des Streiks) ausbezahlt werden.

In Deutschland haben im September 1969 sehr umfangreiche sog. wilde Streiks in der Metallindustrie stattgefunden für Lohnerhöhungen, als die Inflation auch sehr hoch war und sich die Gewerkschafen über eine sog. "Konzertierte Aktion" vom Staat einbinden liessen. Die Streiks haben damals die Gewerkschaftsmitglieder, die Basis organisiert. Allerdings gab es damals einen höheren Organisationsgrad. (https://de.wikipedia.org/wiki/Septemberstreiks)

In gegenwärtiger Zeit haben vor allem die Beschäftigten von Gorilla, einem Lieferdienst in Berlin, sog. wilde Streiks organisiert (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilder_Streik), weil sie einen Betriebsrat und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen wollten. Das Arbeitsgericht Berlin erklärte die Kündigung der Streikenden für unwirksam, mit Verweis auf die Europäische Menschenrechtscharta. (https://www.arbeitsrecht-berlin.de/kuendigung-wegen-wildem-streik-unwirksam/) Die rechtliche Situation bei sog. politischen Streiks ist keineswegs so eindeutig, wie dieser Artikel von der regierungsnahen Website des BPB feststellt: "Ein-bisschen-verboten-politischer-Streik". (https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/219308/ein-bisschen-verboten-politischer-streik/) Aber klar: Beschäftigte gehen in Deutschland bei Streiks ausserhalb von reglementierten Tarifkämpfen ein sehr, sehr hohes Risiko bis zur fristlosen Kündigung ein.

Ein Hauptproblem bei der gegenwärtigen Lohnsituation (den bisherigen Reallohnverlusten infolge der Inflation) liegt IMHO aktuell daran, dass die Gewerkschaften, als die Inflation noch niedrig war, jeweils Tarifverträge mit zu langen Laufzeiten abgeschlossen haben. Sie müssen jetzt, um Reallohnverluste zu verhindern, auch rückwirkend Erhöhungen fordern.

Die Abschlüsse in der Metallbranche und dem Öffentlichen Dienst werden sicher besonders wichtig für die Reallöhne in Deutschland, weil ihnen quasi eine Leitfunktion für weitere Sektoren zukommt. So arbeiten viele ausserhalb des Öffentlichen Dienstes mit Verträgen, wo die Bezahlung direkt "in Angleichung" an den öffentlichen Dienst vereinbart ist.

Es würde mich allerdings aus diversen Gründen überraschen, wenn es im Rahmen der Tarifverhandlungen zu Lohnstreiks in Deutschland kommt. Ich denke, die Tarifparteien einigen sich nach dem üblichen Procedere, ohne es zu Streiks, die länger als sog. Warnstreiks als Teil des Procederes andauern, kommen zu lassen.

Wer von den Foristen hat schon mal an einem mehrtätigen Streik teilgenommen? Vermutlich niemand. Ich kann mich noch erinnern.

Ich

Ich hatte in den letzten 17 Jahren mehr Streiktage als Krankheitstage. 2015 SuE Streik (sog. Kita Streik). Wir haben wir 4 Wochen am Stück gestreikt, es war eine klasse Erfahrung mit den Kolleg*innen, es war aber auch eine Niederlage, da für einen Teil der Berufsgruppen sehr wenig heraussprang. Der Tarifvertrag wurde in der ersten Variante von der Basis abgelehnt. Es wurde dann etwas nachgebessert und Sept. 2015 angenommen, es war auch einfach die Luft raus.

Letztes Jahr SuE Tarifverhandlungen war es ein etwas besseres Ergebnis, für eine großen Teil eine Zulage von 130/180€ für alle 2 zusätzliche freie Tage - Aufwand für mich insgesamt 8 Tage Warnsstreiks. Für 2 weitere freie Tage, kann die Zulage umgewandelt werden. Leider bekamen die Leitungskräfte bzw. stellvetr. Leitungskräfte keine Zulage.

Im Januar sind wir dann wieder dabei, da sind wir an der Basis, ehrenamtlich, nach Feierabend, schon seit längerem in der Vorbereitung.

Zu verdi an sich - das sind die Mitglieder die sich engagieren und mitmachen. "verdi muss... verdi sollte..." , das kommt in der Regel von Menschen die in keiner Gewerkschaft orgaanisiert oder wenn doch sich an nichts beteiligen, das ist halt so.

Und die öffentlichen Arbeitgeber spielen ja auch noch mit :)

Gelbbremser
14.11.2022, 17:51
Das Problem von Henne und Ei.

Wenn an meiner Dienststelle gestreikt wird, fehlt genau Einer --> ICH :Lachanfall: :Lachanfall:



So hab ich auch mal angefangen, mittlerweile hab ich die halbe Abteilung, bei irgendwelchen Streiks, und auch aus anderen Bereichen und Abteilungen. War aber über die letzten Jahre, eher die letzten 20 Jahre, sehr sehr zäh.

Gelbbremser
14.11.2022, 19:45
Das ist ja die Frage: Wieweit ist die Verdi-Führung bereit und kann sie das organisatorisch noch, auch auf das Mittel von Streiks bei Tarifauseinandersetzungen überhaupt zurückzugreifen. (Z.B. sind halt die früher sehr hohe streikbereite Arbeitergruppe im öffentlichen Dienst oder die ErzieherInnen ausgelagert und wegrationalisiert worden.). Erst der mögliche Einsatz von Streiks macht letztlich die Gewerkschaften auch mitgliederstark, der jahrzehntelange Verzicht schwach.

Im Bankengewerbe sehe ich im Internet einen Verdi-Tarifabschluss vom Frühjahr 2022:

"Der Abschluss zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Verband der öffentlichen Banken (VÖB) sieht zusätzlich zu der bereits im März gewährten Einmalzahlung von 750 Euro, eine weitere Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro im April, 3 Prozent Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2022 und weitere 2 Prozent zum 1. Juli 2023. Darüber hinaus wird die Arbeitszeit ab Januar 2024 wöchentlich um eine Stunde auf 38 Stunden verkürzt. Zudem erhalten die Beschäftigten einen tariflichen Anspruch, bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten zu können. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 35 Monate, bis zum 31. Mai 2024."

Das ist, abgesehen von den heftigen Reallohnverlusten, absurd lang für Frühling 2022, 35 Monate! Zu einer Zeit, wo man die Inflationsentwicklung gut absehen konnte! Mit solchen Abschlüssen gewinnt Verdi nur schwer neue Mitglieder.

Aber vielleicht verstehe ich die heutigen aktiven Mitglieder einfach nicht mehr und eine Tarifkommission, die sowas animmt. Sie hätte auf jeden Fall die deutliche Ablehnung zu meiner aktiven Zeit gefunden. Ein Jahr und gut.

Ich kann dir da in vielem zustimmen. Jedoch ist eine Gewerkschaft nur so stark, wie ihre Mitglieder, und wenn es halt wenige sind kommt halt so was dabei raus.

Ich gehe davon aus, dass im Bankensektor der Organisationsgrad sehr gering ist.
In Sparkassen, die einen Tarif des öffentlichen Dienste haben, da ist dies so. Da sie aber am TVÖD dranhängen profitieren sie davon.

Und ich denke du kennst das Prozedere der Tarifverhandlungen...., wie sich die Tarifkomisssion zusammensetzt, gescheiterte Verhandlungen, Urabstimmung und so, wegen der Frage ob die verdi Führung auf Streiks zurückgreifen kann.
Es ist bei einem Erzwingungsstreik eher eine Frage der Finanzierbarkeit. Und sind dann wieder beim Organisationsgrad.

qbz
14.11.2022, 20:56
Ich kann dir da in vielem zustimmen. Jedoch ist eine Gewerkschaft nur so stark, wie ihre Mitglieder, und wenn es halt wenige sind kommt halt so was dabei raus.

Ich gehe davon aus, dass im Bankensektor der Organisationsgrad sehr gering ist.
In Sparkassen, die einen Tarif des öffentlichen Dienste haben, da ist dies so. Da sie aber am TVÖD dranhängen profitieren sie davon.

Und ich denke du kennst das Prozedere der Tarifverhandlungen...., wie sich die Tarifkomisssion zusammensetzt, gescheiterte Verhandlungen, Urabstimmung und so, wegen der Frage ob die verdi Führung auf Streiks zurückgreifen kann.
Es ist bei einem Erzwingungsstreik eher eine Frage der Finanzierbarkeit. Und sind dann wieder beim Organisationsgrad.

ich habe den Abschluss einfach als ganz aktuelles Beispiel für eine viel zu lange Tariflaufzeit gewählt. Niemand kann für 35 Monate die wirtschaftliche Entwicklung prognostozieren, ausserdem sinkt damit auch der Anreiz für Beschäftigte, der Gewerkschaft beizutreten, wenn nur alle 3 Jahre über Tarife verhandelt wird.

Ich kenne natürlich Tarifstreiks. Wir haben damals in der ÖTV, dann Verdi Vertrauensleute in allen Bereichen gewählt, die halt für die KollegInnen auch ausserhalb der Tarifkämpfe aktiv gewesen sind. Das fehlt heute z.B. fast überall. Die meisten Kita´s gehörten übrigens in Berlin noch zum öffentlichen Dienst und die Erzieherinnen bildeten immer eine sehr aktive Gruppe neben der Arbeitergruppe.

qbz
14.11.2022, 20:59
Genau so sieht´s aus.

Die Forderung ergab sich aus Diskussionen an der Basis in den Bezirken, das ist schon seit Jahren so. Verblüffend für mich ist dieses Mal, dass die Forderung unseres Bezirks, wir lagen normalweise in anderen Jahren in einem hohen Forderungsbereich, dieses Jahr fast 1 zu 1 übenommen wurde.

Was wird am Ende herauskommen, wenn es nicht zu Streiks kommt? Vielleicht 6 % und mind. 250-280 Euro, was deutlich unter der Inflation liegt und auch keinen rückwirkenden Ausgleich darstellt.

qbz
14.11.2022, 21:18
....
Rein praktisch hat es die Arbeitgeberseite durch die Trennung in die Tarifbereiche Länder und Gemeinden/Bund geschafft im Länderbereich die Durchsetzungmöglichkeit auf Null runter zu bringen. Für die Länderangestellen streikt kein Müllfahrer und kein Kitamitarbeiter. Ob an einer Hochschule (oder dem Finanzamt) die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streiken, interessiert kein Mensch, nichtmal die Hochschulleitungen.
Die letzte Streikmacht wurde uns entzogen als die Kolleginnen und Kollegen aus der Autobahnmeistereien in eine GmbH ausgegliedert wurden. Die hätten zumindest noch den Winterdienst bestreiken können.

Sicher stellt das Auslagern der Arbeitergruppen und anderer Sektoren Verdi im öffentlichen Dienst vor Probleme. Es gibt allerdings schon Bereiche, wo Streiks beim öffentlichen Dienst eine direkte Wirkung haben, nämlich überall da, wo direkt Kundenleistungen zu erbringen sind und keine Beamten beschäftigt, sondern die Angestellten beschäftigt sind, wie z.B. Bürgerämter, Zulassungsstellen, Grünflächenämter, Medizinische und Gesundheitsdienste etc. .

qbz
14.11.2022, 21:22
Wieviel Prozent der Arbeitnehmer:innen in D profitieren denn überhaupt von Tarifabschlüssen? Es waren vor Jahren doch schon nicht mal mehr de Hälfte. Das sind aktuell bestimmt noch weniger und in den neuen Bundesländern nochmal weniger wahrscheinlich.

Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente. :)

keko#
15.11.2022, 07:48
....

Wer von den Foristen hat schon mal an einem mehrtätigen Streik teilgenommen? Vermutlich niemand. Ich kann mich noch erinnern.

Vor 40 Jahren oder so arbeitete ich in den Ferien immer in dem Unternehmen, in dem mein Vater arbeitete. Da ging es um 35h Woche (37.5?) bei vollem Lohnausgleich und solche Dinge. Am Eingangstor standen morgens Streikposten und es ging auch manchmal ordentlich zur Sache. Mein Vater war natürlich Streikbefürworter und es gab manchmal heftige Diskussionen. Weniger arbeiten und das gleiche Gehalt? Das fand ich gut!!

Heute bin ich viel älter als mein Vater damals und ich arbeite in einem anderen Unternehmen. Mir kommt es aber so vor, als sei die Belegeschaft damals geschlossener und kämpferischer gewesen. Bei manchen meiner Kollegen habe ich den Eindruck, sie würde für längere Arbeitszeiten bei weniger Gehalt kämpfen. Sie reden daher wie wohlhabende Arbeitgeber. :Cheese:

"strong men create good times, good times create weak men and weak men create hard times"

Helmut S
15.11.2022, 09:19
Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente. :)

Primär wirkt in einem ungebundenen Gebiet der Arbeitsmarkt. Ganz krass ist das im Wirkungsbereich der IG Metall.

Wer in so einer Region innerhalb ungebundener Unternehmen aktuell den Arbeitsplatz wechselt, bekommt i.d.R. eine Gehaltserhöhung "mitgeliefert", die eine IG Metall trotz hohem Organisationsgrad niemals aushandeln kann. Ähnliches gilt übrigens auch für den Mindestlohn. In der Realität kriegst du für den gesetzlichen Mindestlohn in so einem Umfeld niemanden mehr.

qbz
15.11.2022, 09:43
Primär wirkt in einem ungebundenen Gebiet der Arbeitsmarkt. Ganz krass ist das im Wirkungsbereich der IG Metall.

Wer in so einer Region innerhalb ungebundener Unternehmen aktuell den Arbeitsplatz wechselt, bekommt i.d.R. eine Gehaltserhöhung "mitgeliefert", die eine IG Metall trotz hohem Organisationsgrad niemals aushandeln kann. Ähnliches gilt übrigens auch für den Mindestlohn. In der Realität kriegst du für den gesetzlichen Mindestlohn in so einem Umfeld niemanden mehr.

Sicher bestimmt der Arbeitsmarkt wesentlich den Lohn. Es hängt meines Erachtens allerdings auch sehr stark von der Branche, von der Region und vom Arbeitgeber ab (siehe Altenpflege, Reinigungsfirmen, Gastronomie, Landwirtschaft etc.).

Nach Google:
Ab 1. Oktober 2022 liegt der Mindestlohn bei zwölf Euro brutto je Stunde. Von der Erhöhung profitieren mehr als sechs Millionen Menschen, vor allem in Ostdeutschland und viele Frauen."

qbz
15.11.2022, 10:38
Vor 40 Jahren oder so arbeitete ich in den Ferien immer in dem Unternehmen, in dem mein Vater arbeitete. Da ging es um 35h Woche (37.5?) bei vollem Lohnausgleich und solche Dinge. Am Eingangstor standen morgens Streikposten und es ging auch manchmal ordentlich zur Sache. Mein Vater war natürlich Streikbefürworter und es gab manchmal heftige Diskussionen. Weniger arbeiten und das gleiche Gehalt? Das fand ich gut!!

Heute bin ich viel älter als mein Vater damals und ich arbeite in einem anderen Unternehmen. Mir kommt es aber so vor, als sei die Belegeschaft damals geschlossener und kämpferischer gewesen. Bei manchen meiner Kollegen habe ich den Eindruck, sie würde für längere Arbeitszeiten bei weniger Gehalt kämpfen. Sie reden daher wie wohlhabende Arbeitgeber. :Cheese:

"strong men create good times, good times create weak men and weak men create hard times"

Ich habe während meiner Studienzeit nach dem Vordiplom als studentisch Tutor ( 20h) gearbeitet und wir haben einen offiziellen Betriebsrat erreicht, wo ich Mitglied war (ein Jahr Vorsitz), sowie jährliche Tarifverhandlungen. Später an der Arbeitsstelle halt die Tarifrunden-Streiks der ÖTV / Verdi und Mitarbeit bei den sog. Vertrauensleuten. Die ÖTV hat auch neben den Tarifkämpfen Demos für mehr Mitbestimmung und betriebliche Selbstverwaltungsmodelle durchgeführt. Die 35h Woche bei gleichem Lohn war auch ein zentrales Thema.

MattF
15.11.2022, 11:12
Sicher stellt das Auslagern der Arbeitergruppen und anderer Sektoren Verdi im öffentlichen Dienst vor Probleme. Es gibt allerdings schon Bereiche, wo Streiks beim öffentlichen Dienst eine direkte Wirkung haben, nämlich überall da, wo direkt Kundenleistungen zu erbringen sind und keine Beamten beschäftigt, sondern die Angestellten beschäftigt sind, wie z.B. Bürgerämter, Zulassungsstellen, Grünflächenämter, Medizinische und Gesundheitsdienste etc. .

Im Länderbereich gibt es diese aber so gut wie nicht mehr.

Zum Länderbereich gehören die Hochschulen und Schulen (da kaum Potential da fast alle verbeamtet) die Finanzämter, Landesbauämter, Studierendenwerke (Ok da bekämen die Studis nix zu essen, interessiert auch keinen ausser den Studis), Landesministerien . Das wars. :-(

MattF
15.11.2022, 11:18
Heute bin ich viel älter als mein Vater damals und ich arbeite in einem anderen Unternehmen. Mir kommt es aber so vor, als sei die Belegeschaft damals geschlossener und kämpferischer gewesen.


Es gibt die durchsetzungsfähigen Bereiche allerdings immer noch in der Metallindustrie und im Chemiebereich. Wobei die AG dort auch weitgehend aufgegeben haben und sich den Forderungen meist beugen und es auch meistens bezahlen können und es auch nicht zu Streiks kommt.

Die AG die nicht zahlen wollen oder können, sind aus dem Verband ausgetreten.



Bei manchen meiner Kollegen habe ich den Eindruck, sie würde für längere Arbeitszeiten bei weniger Gehalt kämpfen. Sie reden daher wie wohlhabende Arbeitgeber. :Cheese:


Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

Wobei das Sein dann oft auch ein Scheinsein ist, wo sich die Mittelschicht zur falschen Seite bekennt.

Realität in D ist 2/3 der Menschen geht es gut. Das untere Drittel wird vergessen und viele grenzen sich natürlich auch bewusst dagegen ab und wollen zu den Gewinnern gehören und unterstützen dann auch keine "Arbeiterforderungen".
Was es nicht mehr gibt ist Solidarität (vielleicht gab es die auch nie).

qbz
15.11.2022, 11:22
Im Länderbereich gibt es diese aber so gut wie nicht mehr.

Zum Länderbereich gehören die Hochschulen und Schulen (da kaum Potential da fast alle verbeamtet) die Finanzämter, Landesbauämter, Studierendenwerke (Ok da bekämen die Studis nix zu essen, interessiert auch keinen ausser den Studis), Landesministerien . Das wars. :-(

Ja, Okay, dann ist das im Land Berlin irgendwie anders. Da gehören die Bezirke dazu, deren Verwaltungseinheiten die genannten, potentiell zu bestreikenden Kundendienste anbieten. Diese Verwaltungsorganisationen mit den Kundendiensten wie Gesundheitsdienste, Bürgerämter, Veterinärdienste, Bewilligungsbehörden wie KFZ-Zulassungsstellen gibt es doch auch in allen Flächenstaaten. Beamte Dienst nach Vorschrift, Angestellte streiken.

MattF
15.11.2022, 11:37
Diese Verwaltungsorganisationen mit den Kundendiensten wie Gesundheitsdienste, Bürgerämter, Veterinärdienste, Bewilligungsbehörden wie KFZ-Zulassungsstellen gibt es doch auch in allen Flächenstaaten.

Dort sind diese Ämter aber städtisch und gehören zum TVÖD. nicht zum TV-L

JENS-KLEVE
15.11.2022, 13:16
Der Gewerkschaftskram ist glaube ich ausdiskutiert.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/konflikt-mit-russland-fuellstand-der-gasspeicher-steigt-ueber-100-prozent-a-e33d5b30-8313-4dd5-86da-38ddd8e01675

Es ist momentan viel Gas da und es stauen sich bereits Schiffe mit Gas vor dem Meer.

Schwarzfahrer
15.11.2022, 13:26
... und es stauen sich bereits Schiffe mit Gas vor dem Meer. ...und der konstante Energieverbrauch, um die Schiffcontainer zu kühlen, verschlechtert die (eh mäßige) Klima- und Wirtschaftlichkeits-bilanz von LNG von Tag zu Tag, bis sie bald schlechter ausfällt, als für alte Kohlekraftwerke. :(

keko#
15.11.2022, 13:53
...
Realität in D ist 2/3 der Menschen geht es gut. Das untere Drittel wird vergessen und viele grenzen sich natürlich auch bewusst dagegen ab und wollen zu den Gewinnern gehören und unterstützen dann auch keine "Arbeiterforderungen".
Was es nicht mehr gibt ist Solidarität (vielleicht gab es die auch nie).

Ich würde das so sagen: 2/3 geht es Stand heute relativ gut.
"Relativ" weil man meist nach "unten" schaut und sich mit Armen vergleicht.
"Stand heute" weil sich dies ändern kann, falls ich z.B. ernsthaft erkranke oder meinen Job verliere.
Mein persönliches "mir geht es gut" steht auf sehr wackligen Beinen. (was nicht heißt, dass ich unzufrieden wäre oder unglücklich).
Ich finde (und das konnte ich dankenswerterweise hier schon mehrmals frei äussern), dass man mehr nach "ganz oben" schauen sollte. Die Probleme sind dort vergraben. Ich finde, diese aktuelle Sparerei und "wir müssen den Gürtel enger schnallen" wird zu sehr auf mir und dir abgeladen.
:Blumen:

qbz
17.11.2022, 18:38
Gaspreisbremse. Ein ineffizientes Milliardengeschenk für die Industrie. Die von der ExpertInnen-Kommission empfohlene Gaspreisbremse für industrielle Verbraucher ist gut für Konzerne wie BASF und ihre Eigentümer – aber schlecht für die deutschen Steuerzahler. Ein Beitrag von Tom Krebs. (https://makronom.de/gaspreisbremse-ein-ineffizientes-milliardengeschenk-fuer-die-industrie-42958)
Die von der ExpertInnen-Kommission empfohlene Gaspreisbremse für industrielle Verbraucher ist ein fragwürdiges Kriseninstrument und verteilt öffentliche Gelder nach dem Gießkannen-Prinzip. Sie ist gut für Konzerne wie BASF und ihre Eigentümer, aber schlecht für die deutschen Steuerzahler. Zudem hilft sie kaum den Beschäftigten in Deutschland. Dies ist keine Fundamentalkritik am Kapitalismus oder an Unternehmen wie BASF. Doch es ist eine Kritik an Expertenvorschlägen, die nicht zielführend sind und am Ende hauptsächlich eine kleine Gruppe von Kapitaleigentümern staatlich subventioniert. Zudem ist es ein Plädoyer für eine Modifikation des Kommissionsvorschlags, um diese Nachteile zu heilen.

Dies ist nicht das erste Mal, dass ein gewisser Marktfundamentalismus dazu führt, dass öffentliche Gelder ohne nennenswerten wirtschaftlichen Nutzen von unten nach oben umverteilt werden. Der vorliegende Fall zeigt einmal wieder, dass die Ökonomenzunft dazu neigt, auf Basis von unterkomplexen Effizienzargumenten fragwürdige Politikempfehlungen abzugeben. Was natürlich die Frage aufwirft, ob dies nicht vielleicht doch ein strukturelles Problem darstellt.

qbz
18.11.2022, 08:23
Vereinbart ist in der Metallindustrie für ca. 3,9 Millionen Beschäftigte eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um 3,3 Prozent ab Mai 2024. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Pauschale zum Inflationsausgleich von 3000 Euro, gestückelt in zwei Tranchen ausgezahlt zum März 2023 und 2024. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/tarifeinigung-in-metall-und-elektroindustrie-mehr-als-acht-prozent-plus-3000-euro-einmalzahlung-a-9b7c68e3-a962-4075-97e3-691f3d56f17f)

Damit stehen die Beschäftigten vor einem weiteren Reallohnverlust. Ausserdem liess sich die IG Metall wieder auf eine zu lange Tariflaufzeit von 2 Jahren ein.

keko#
18.11.2022, 08:39
Vereinbart ist in der Metallindustrie für ca. 3,9 Millionen Beschäftigte eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um 3,3 Prozent ab Mai 2024. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Pauschale zum Inflationsausgleich von 3000 Euro, gestückelt in zwei Tranchen ausgezahlt zum März 2023 und 2024. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/tarifeinigung-in-metall-und-elektroindustrie-mehr-als-acht-prozent-plus-3000-euro-einmalzahlung-a-9b7c68e3-a962-4075-97e3-691f3d56f17f)

Damit stehen die Beschäftigten vor einem weiteren Reallohnverlust. Ausserdem liess sich die IG Metall wieder auf eine zu lange Tariflaufzeit von 2 Jahren ein.

Es sollte eigentlich mittlerweile auch dem Letzten klar sein, wer die Zeche zahlt. Da "unten" sowieso nichts zu holen ist, geht es an den Mittelstand. Die "oben" jucken doch keine 3000€. Was in anderen Ländern längst normal ist oder schon immer so war, darauf steuert nun auch DE zu: eine sehr breite Masse Mittelloser und eine dünne Oberschicht, die Mittelschicht verschwindet. Wer sich direkt informieren will, wohin die Reise geht, der sollte sich Beiträge aus Bali vom B20-Treffen anschauen und nicht vom G20-Treffen. Letzteres ist Sekundärliteratur ;-)
:Blumen:

svenio
18.11.2022, 08:51
Damit stehen die Beschäftigten vor einem weiteren Reallohnverlust. Ausserdem liess sich die IG Metall wieder auf eine zu lange Tariflaufzeit von 2 Jahren ein.


Wie errechnest Du einen Reallohnverlust in 2023?

Nepumuk
18.11.2022, 08:52
Es sollte eigentlich mittlerweile auch dem Letzten klar sein, wer die Zeche zahlt. Da "unten" sowieso nichts zu holen ist, geht es an den Mittelstand. Die "oben" jucken doch keine 3000€. Was in anderen Ländern längst normal ist oder schon immer so war, darauf steuert nun auch DE zu: eine sehr breite Masse Mittelloser und eine dünne Oberschicht, die Mittelschicht verschwindet. Wer sich direkt informieren will, wohin die Reise geht, der sollte sich Beiträge aus Bali vom B20-Treffen anschauen und nicht vom G20-Treffen. Letzteres ist Sekundärliteratur ;-)
:Blumen:

Das halte ich für Quatsch. Der Wohlstand steigt seit Jahrzehnten, auch für die angeblich seit Jahrzehnten absteigende Mittelschicht. Was sich ändert sind die Anforderungen an den Einzelnen. Mit einfach nur ne Lehre machen, dann 8h pro Tag im immer gleichen Betrieb arbeiten gehen und damit locker Familie, Auto, Haus etc. finanzieren, ist heute nicht mehr. Dafür muss man schon etwas mehr Gas geben, was aber möglich ist.

dr_big
18.11.2022, 09:04
Das halte ich für Quatsch. Der Wohlstand steigt seit Jahrzehnten, auch für die angeblich seit Jahrzehnten absteigende Mittelschicht. Was sich ändert sind die Anforderungen an den Einzelnen. Mit einfach nur ne Lehre machen, dann 8h pro Tag im immer gleichen Betrieb arbeiten gehen und damit locker Familie, Auto, Haus etc. finanzieren, ist heute nicht mehr. Dafür muss man schon etwas mehr Gas geben, was aber möglich ist.

So würde ich das nicht sehen. Den Facharbeitern in unseren Industriebetrieben geht es nach wie vor gut. Das Problem der Immobilienfinanzierung haben alle Angestellten, das liegt aber an den extrem gestiegenen Immobilienpreisen und aktuell wieder steigenden Zinsen. Beamte haben es da viel einfacher, durch die lebenslange Absicherung und entsprechend günstigere Kredite können sie leichter Immobilien finanzieren. Ein Angestellter der arbeitslos wird ist seine Immobilie schnell wieder los, egal ob Facharbeiter oder Ingenieur.

Was ich bei den Gewerkschaften noch nie verstanden habe ist, warum sie immer nur auf prozentualen Lohnerhöhungen bestehen. Dadurch geht die Schere immer weiter auseinander. Für die oberen Bereiche gibt es monatlich 500 Euro mehr, für die unteren Gruppen nur 100 Euro. Ich würde an Stelle der Gewerkschaften viel mehr für höhere Steigerungen bei unteren Einkommen kämpfen.

Und zurück zum Thema: mein Gaspreis steigt auf 10ct/kWh, das ist immer noch unter der Gaspreisbremse und für mich eigentlich in Ordnung. Wenn es nichts kostet, dann wird auch nichts gespart.

qbz
18.11.2022, 09:19
Wie errechnest Du einen Reallohnverlust in 2023?

Die Inflationsprognose für 2023 nach Google: 8,8 %.
Vorgehender Tarifabschluss für 2022 gültig bis incl. Mai 2023 (5 Monate): 3,45 % .Lohnerhöhung ab Juni 2023 (7 Monate): 5,2 % .
Einmalzahlung pro Monat (3000/24): 125.- monatlich, ca. 2.7 % bei Durchschnittsgehalt von 4500.- .

Damit bleiben die Lohnerhöhungen überschlagsmässig meines Erachtens unter der erwarteten Inflation von 8,8 % und es fehlt auch ein rückwirkender kompletter Ausgleich für die Inflation in 2022, wo der Tarifabschluss 3,45 % betragen hat. Es fehlen mir allerdings im SPON-Artikel die genaueren Angaben für die Umrechnung der Einmalzahlung auf die Durchschnittsgehälter. Sinkt die Inflation auf 7 %, könnten die neuen Tarife diese ausgleichen.

qbz
18.11.2022, 09:23
.....
Ich würde an Stelle der Gewerkschaften viel mehr für höhere Steigerungen bei unteren Einkommen kämpfen.
......


Verdi fordert: Einkommenserhöhungen um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich (https://www.verdi.de/presse/pressemitteilungen/++co++d6eea43e-496f-11ed-895d-001a4a160129)

Nogi87
18.11.2022, 09:38
Was ich bei den Gewerkschaften noch nie verstanden habe ist, warum sie immer nur auf prozentualen Lohnerhöhungen bestehen. Dadurch geht die Schere immer weiter auseinander. Für die oberen Bereiche gibt es monatlich 500 Euro mehr, für die unteren Gruppen nur 100 Euro. Ich würde an Stelle der Gewerkschaften viel mehr für höhere Steigerungen bei unteren Einkommen kämpfen.



Das hast du im Öffentlichen Dienst bei jeder Verhandlung. Erhöhung um 2% aber mindestens um 200 Euro.
Was zur Folge hat dass die untere Stufen immer näher an die oberen heranrücken und es überhaupt keinen Anreiz mehr gibt aufzusteigen.
Warum sollte ich mich weiterbilden und auf eine Abteilungsleiterstelle bewerben wenn es 100 Euro netto mehr gibt ich aber vor 19 Uhr nicht mehr aus dem Büro komme.

svenio
18.11.2022, 09:48
Die Inflationsprognose für 2023 nach Google: 8,8 %.
Vorgehender Tarifabschluss für 2022 gültig bis incl. Mai 2023 (5 Monate): 3,45 % .Lohnerhöhung ab Juni 2023 (7 Monate): 5,2 % .
Einmalzahlung pro Monat (3000/24): 125.- monatlich, ca. 2.7 % bei Durchschnittsgehalt von 4500.- .

Damit bleiben die Lohnerhöhungen überschlagsmässig meines Erachtens unter der erwarteten Inflation von 8,8 % und es fehlt auch ein rückwirkender kompletter Ausgleich für die Inflation in 2022, wo der Tarifabschluss 3,45 % betragen hat. Es fehlen mir allerdings im SPON-Artikel die genaueren Angaben für die Umrechnung der Einmalzahlung auf die Durchschnittsgehälter. Sinkt die Inflation auf 7 %, könnten die neuen Tarife diese ausgleichen.

Die Inflation in DE 2023 wird wahrscheinlich niedriger sein als die von Dir gegoogelten 8,8% (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/inflation-prognosen-101.html). Im Median liegen die Erwartungen bei 7,1%, im Mittel bei 6,4%.

Nimmt man 7,1%, dann ist die Lohnsteigerung bis zu einem monatlichen Entgelt von ca. 4.750 EUR höher als die Inflation und erst bei höheren Entgelten kann man von einem Reallohnverlust sprechen.

Ich finde den Abschluss gut (jedenfalls besser als in der Chemie), auch wenn die steuerfreien Einmalzahlungen nicht in die Berechnungsgrundlage für die nächste Erhöhung eingehen (was ich für gerechter hielte).

Helmut S
18.11.2022, 10:09
Vereinbart ist in der Metallindustrie für ca. 3,9 Millionen Beschäftigte eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um 3,3 Prozent ab Mai 2024. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Pauschale zum Inflationsausgleich von 3000 Euro, gestückelt in zwei Tranchen ausgezahlt zum März 2023 und 2024. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/tarifeinigung-in-metall-und-elektroindustrie-mehr-als-acht-prozent-plus-3000-euro-einmalzahlung-a-9b7c68e3-a962-4075-97e3-691f3d56f17f)

Damit stehen die Beschäftigten vor einem weiteren Reallohnverlust. Ausserdem liess sich die IG Metall wieder auf eine zu lange Tariflaufzeit von 2 Jahren ein.

Ohhhh. Eine Runde Mitleid. Da trifft es ja die ganz unten. :Lachanfall: Die Realität: Damit wurde denen, denen es eh schon hinten und vorne reingeschoben wird, ausreichend gegeben. Die Angestellten können sich eh nicht mehr retten vor freien Tagen und 13, 14 oder gar 15 Monatsgehältern. So sieht die Realität aus. :Blumen:

qbz
18.11.2022, 10:12
Die Inflation in DE 2023 wird wahrscheinlich niedriger sein als die von Dir gegoogelten 8,8% (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/inflation-prognosen-101.html). Im Median liegen die Erwartungen bei 7,1%, im Mittel bei 6,4%.

Nimmt man 7,1%, dann ist die Lohnsteigerung bis zu einem monatlichen Entgelt von ca. 4.750 EUR höher als die Inflation und erst bei höheren Entgelten kann man von einem Reallohnverlust sprechen.

Ich finde den Abschluss gut (jedenfalls besser als in der Chemie), auch wenn die steuerfreien Einmalzahlungen nicht in die Berechnungsgrundlage für die nächste Erhöhung eingehen (was ich für gerechter hielte).

Man muss natürlich auch das Jahr 2022 einbeziehen, wo ein sehr deutlicher Reallohnverlust stattfindet, der durch den neuen Tarifabschluss eigentlich ausgeglichen werden müsste, was der Abschluss nicht leistet.

Hohe Inflation führt im 2.*Quartal 2022 zu Reallohnrückgang von 4,4*% (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_361_62321.html)

Nogi87
18.11.2022, 10:13
Ohhhh. Eine Runde Mitleid. Da trifft es ja die ganz unten. :Lachanfall: Die Realität: Damit wurde denen, denen es eh schon hinten und vorne reingeschoben wird, ausreichend gegeben. Die Angestellten können sich eh nicht mehr retten vor freien Tagen und 13, 14 oder gar 15 Monatsgehältern. So sieht die Realität aus. :Blumen:

Die 35 Stunden-Woche nicht vergessen :)

keko#
18.11.2022, 10:15
Das halte ich für Quatsch. Der Wohlstand steigt seit Jahrzehnten, auch für die angeblich seit Jahrzehnten absteigende Mittelschicht. Was sich ändert sind die Anforderungen an den Einzelnen. Mit einfach nur ne Lehre machen, dann 8h pro Tag im immer gleichen Betrieb arbeiten gehen und damit locker Familie, Auto, Haus etc. finanzieren, ist heute nicht mehr. Dafür muss man schon etwas mehr Gas geben, was aber möglich ist.

Ich habe nichts davon gehört, dass die Mittelschicht "angeblich seit Jahrzehnten" absteigt. Ganz im Gegenteil!
Meines Wissen kommt sie erst seit einigen Jahren in Schwierigkeiten.
Deindustrialiserung und Digitalisierung sind treibende Komponenten. Es ist auch nicht so, dass nun alle von heute auf morgen keinen Job mehr haben oder es nur Verlierer gibt.
Dies alles wird offen kommuniziert. Schau dir Beiträge vom B20-Treffen an. Das sind keine Verschwörungstheorien oder dunkle YT-Channels.
Mit dem "Gas geben" gebe ich dir recht. Das war schon immer so. Nur muss man halt an der richtigen Stelle Gas geben. Die Karten werden gerade neu gemischt und DE steht im internationalen Wettbwerb.

qbz
18.11.2022, 10:37
Ohhhh. Eine Runde Mitleid. Da trifft es ja die ganz unten. :Lachanfall: Die Realität: Damit wurde denen, denen es eh schon hinten und vorne reingeschoben wird, ausreichend gegeben. Die Angestellten können sich eh nicht mehr retten vor freien Tagen und 13, 14 oder gar 15 Monatsgehältern. So sieht die Realität aus. :Blumen:

Das sind diejenigen, welche die industrielle Produktion im Metallbereich am Laufen halten und die Werte produzieren, auf die sie selbstverständlich auch ein anteiliges Anrecht haben und den Inflationsausgleich.

Helmut S
18.11.2022, 10:38
Die 35 Stunden-Woche nicht vergessen :)

Jap. Und den T-Zug. Zusätzliche 10 Tage Frei, wenn man will oder die entsprechende Kohle. Kann man sich jedes Jahr neu aussuchen. Bei der üblichen täglichen Arbeitszeit von 7,x Stunden bauen die 35h Wöchler regelmäßig Gleitzeit auf. Mein Neffe fährt Stapler bei BMW. Traditionelles IG Metall Terrain. Er hat sich ausgerechnet, dass er inkl. Gleitzeittage bei Normalarbeit und Inanspruchnahme des T-Zugs ca. 60 Tage im Jahr frei hat.

Obwohl er ein sehr kleines Kind hat, die Frau nicht mehr arbeitet und er erst ein schickes neues EFH gebaut hat, nimmt er den T-Zug. Er braucht das Geld nicht. Langt auch so dicke.

Mit solchen Bedingungen kann kein Mittelständler mithalten. Du kriegst kaum noch Leute. Diese ganzen Extremforderungen der IG Metall zerstören den regionalen Mittelstand. Verschärft wird dieses Problem, weil die interne Personalpolitik miserabel und kurzsichtig ist - selbstverständlich mit vollem Segen des Betriebsrates. Jetzt wird alles eingestellt, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Sprechen Sie kein Deutsch, werden einfach Dolmetscher ans Band gestellt. Außerdem schreibt man Vorruheständler an, denn man möchte gerne, dass sie wieder zurück kommen und helfen. Die Zeitarbeiter hat man - ebenfalls mit Segen des Betriebsrates - ja freigesetzt. Herzlichen Dank dafür liebe Industrie, liebe IG Metall und liebe Betriebsräte. Leckt mich bitte alle am Arsch - kreuzweise und mit konstant hohem Druck. :Lachen2:

DocTom
18.11.2022, 10:38
...
Warum sollte ich mich weiterbilden und auf eine Abteilungsleiterstelle bewerben wenn es 100 Euro netto mehr gibt ich aber vor 19 Uhr nicht mehr aus dem Büro komme.

das stimmt, oder Du über eine Fachkräftebindungszulage (bei uns als Bonus für x Monate verhandelbar) weiter Deinen Job zu TL oder AL Konditionen machen kannst. Weil, wer braucht schon im Stamm nur noch Häuptlinge ohne irgendwelche zu führenden Indianer?
:Blumen:

qbz
18.11.2022, 10:51
......
Diese ganzen Extremforderungen der IG Metall zerstören den regionalen Mittelstand.
......


Als ich geschrieben habe: "Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente" hast Du eigentlich widersprochen:
"Primär wirkt in einem ungebundenen Gebiet der Arbeitsmarkt. Ganz krass ist das im Wirkungsbereich der IG Metall.

Wer in so einer Region innerhalb ungebundener Unternehmen aktuell den Arbeitsplatz wechselt, bekommt i.d.R. eine Gehaltserhöhung "mitgeliefert", die eine IG Metall trotz hohem Organisationsgrad niemals aushandeln kann."

TriVet
18.11.2022, 11:12
Der Kanzler tritt ans Mikrofon und redet Tacheles. "Wir haben in Deutschland im Durchschnitt sechs Wochen Urlaub und zwölf Feiertage pro Jahr. Bei der wöchentlichen Arbeitszeit liegen wir gleichzeitig mit durchschnittlich 37,5 Stunden niedriger als alle unsere Konkurrenten. Wir können die Zukunft nicht dadurch sichern, das wir unser Land als kollektiven Freizeitpark organisieren."

Helmut Kohl, vor fast 30 Jahren.

dr_big
18.11.2022, 11:41
So lange die Unternehmen Rekordgewinne einfahren muss man sicher nicht darüber diskutieren, ob es den Mitarbeitern zu gut geht.

Helmut S
18.11.2022, 11:42
Als ich geschrieben habe: "Diese Tarifabschlüsse wirken allerdings auch auf die Löhne, die aussertariflich vereinbart sind, und sogar auf meine Rente" hast Du eigentlich widersprochen:

Häää?

Genau das is ja das Problem. Jeder der wechselt will mehr Geld und wenn du den Mann/die Frau brauchst/willst, dann musst du halt zahlen. Das ruiniert den Mittelstand wenn das so weiter geht. Der zweite ruinöse Faktor ist, dass du kaum noch g'scheite Leute kriegst, weil die, wenn es irgendwie geht, in die Industrie wollen.

Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Schwarzfahrer
18.11.2022, 12:41
Der Kanzler tritt ans Mikrofon und redet Tacheles. "Wir haben in Deutschland im Durchschnitt sechs Wochen Urlaub und zwölf Feiertage pro Jahr. Bei der wöchentlichen Arbeitszeit liegen wir gleichzeitig mit durchschnittlich 37,5 Stunden niedriger als alle unsere Konkurrenten. Wir können die Zukunft nicht dadurch sichern, das wir unser Land als kollektiven Freizeitpark organisieren."

Helmut Kohl, vor fast 30 Jahren.
Ja, das war einmal. Tempora mutantur:
SPD (na ja, die Jusos) fordert die 25-Stunden-Woche für alle bei vollem Lohnausgleich (https://www.businessinsider.de/politik/spd-fordert-die-25-stunden-woche-fuer-alle-bei-vollem-lohnausgleich-so-realistisch-ist-der-beschluss-des-parteikonvents-a/#:~:text=In%20der%20SPD%20gilt%20nun,braucht%20es% 20einen%20vollen%20Lohnausgleich.):Lachanfall:

Jimmi
18.11.2022, 12:55
Thüringen in November 2022: Man versucht, mir Leute im Bereich "angelernte Arbeitskräfte" für 20€ die Stunde abzuwerben. Das erreicht irrsinnige Dimensionen. Noch vor kurzem waren 15 € noch gutes Geld für diese Branche.

MattF
18.11.2022, 13:16
Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Ne, das ist Angebot und Nachfrage.

MattF
18.11.2022, 13:20
Thüringen in November 2022: Man versucht, mir Leute im Bereich "angelernte Arbeitskräfte" für 20€ die Stunde abzuwerben. Das erreicht irrsinnige Dimensionen. Noch vor kurzem waren 15 € noch gutes Geld für diese Branche.

Ohne dir zu nahe zu treten, ganz offensichtlich gibt es Bereiche die produktiver arbeiten, sonst könnten sie das nicht bezahlen. Das ist im übrigen Sinn des Kapitalismus, dass die Arbeitkräfte (allgem Resourcen) in den produktivsten Bereichen landen.

dr_big
18.11.2022, 13:23
Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Faires Gehalt für einen Vollzeitjob.

keko#
18.11.2022, 13:30
Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Kann man hoffen, dass die Teamassistenz gut verheiratet ist oder das ein Halbstagsjob ist. Ansonsten wird es für Alleinstehende mit 3700 Brutto abzüglich Miete knapp.
Schöne Grüße aus Stuttgart ;)
(ich kenne Sekretärinnen beim Daimler mit 6000 Brutto)

Helmut S
18.11.2022, 14:11
(ich kenne Sekretärinnen beim Daimler mit 6000 Brutto)

Daimler is aber nicht KMU ... davon rede ich doch die ganze Zeit. 6000 EUR für ne Sekretärin. Die haben doch nen Vogel. Da muss man sich nicht wundern, wenn mittlere Dienstleistungsberufe wegdigitalisiert werden.

Helmut S
18.11.2022, 14:14
Faires Gehalt für einen Vollzeitjob.

Gehalt bemisst sich zumindest bei uns an der nötigen Qualifikation für den Arbeitsplatz bzw. der Bewertung des Selben. Ich werde jedenfalls prüfen, ob man das nicht wegdigitalisieren kann. Sollte zu niedrigeren Kosten machbar sein. Das ist dann aus meiner Sicht fair. Ist halt wieder ein Arbeitsplatz weniger.

dr_big
18.11.2022, 14:15
Daimler is aber nicht KMU ... davon rede ich doch die ganze Zeit. 6000 EUR für ne Sekretärin. Die haben doch nen Vogel. Da muss man sich nicht wundern, wenn mittlere Dienstleistungsberufe wegdigitalisiert werden.

Langsam, eine 6000 Euro Sektretärin ist eine hochqualifizierte Kraft die ihren Chef managed. Das ist nicht mit deiner einfachen Assistenz zu vergleichen.

dr_big
18.11.2022, 14:22
Gehalt bemisst sich zumindest bei uns an der nötigen Qualifikation für den Arbeitsplatz bzw. der Bewertung des Selben. Ich werde jedenfalls prüfen, ob man das nicht wegdigitalisieren kann. Sollte zu niedrigeren Kosten machbar sein. Das ist dann aus meiner Sicht fair. Ist halt wieder ein Arbeitsplatz weniger.

Gute Deuschkenntnisse, Kommunikationsfähigkeiten, IT-Kenntnisse, Sachbearbeitung (Auftragserfassung), das ist keine ungelernte Arbeitskraft. Warum sollte jemand Vollzeit arbeiten, wenn er davon nichteinmal seinen Lebensunterhalt bestreiten kann? Ich hoffe nicht, dass wir amerikanische Verhältnisse anstreben wo jeder noch einen Zweitjob braucht, damit er irgendwie über die Runden kommt.

keko#
18.11.2022, 14:25
Daimler is aber nicht KMU ... davon rede ich doch die ganze Zeit. 6000 EUR für ne Sekretärin. Die haben doch nen Vogel. Da muss man sich nicht wundern, wenn mittlere Dienstleistungsberufe wegdigitalisiert werden.

So eine Abteilungssekretärin hat schon viel drauf, wenn sie ein paar Jahre dabei ist. Die wissen quasi alles. Aber selbst für Stuttgarter Verhältnisse ist das schon ein ganz gutes Gehalt. :Blumen: Jung-Ingenieure liegen da gehaltlich meistens drunter.

MattF
18.11.2022, 14:31
Das ist dann aus meiner Sicht fair. Ist halt wieder ein Arbeitsplatz weniger.

Was ja nicht schlimm ist, da du offensichtlich ja auch gar keine Arbeitskräfte bekommst. Es besteht also gar kein Bedarf.

Helmut S
18.11.2022, 14:35
Gute Deuschkenntnisse, Kommunikationsfähigkeiten, IT-Kenntnisse, Sachbearbeitung (Auftragserfassung), das ist keine ungelernte Arbeitskraft.

Telefonanlage/Vermittlung in der Cloud mit entspr. Vermittlungsintelligenz oder sowas wie eBüro & Co. Kaffeküche und Besorgungen auf Stundenbasis und ab und an mal einen Auftrag selbst eingeben kann der Vertrieb oder ein Werkstudent auch.

Dafür:

- keine Lohnnebenkosten i.S. von AG Anteil
- keine Krankheit / Ausfall
- kein Urlaub
- keine bKV
- keine bAV
- keine Kosten für den Arbeitsplatz
- weniger Personlaufwand
- usw. usw. die Liste ist lang

Warum sollte jemand für mehr Geld sich Verantwortung ins Haus holen, wenn er es preiswerter ohne Verantwortung haben kann?

Warum sollte jemand Vollzeit arbeiten, wenn er davon nichteinmal seinen Lebensunterhalt bestreiten kann?

Das solltest du mal lieber die Politik fragen. Es ist nicht die Aufgabe der KMUs versaute Sozialpolitik zu bezahlen. Führt endlich ein vernünftiges BGE ein und finanziert es über ne FTS anstatt jeden Scheißdreck auf die Unternehmen abzuwälzen.

:Blumen:

twsued
18.11.2022, 14:37
Häää?

Genau das is ja das Problem. Jeder der wechselt will mehr Geld und wenn du den Mann/die Frau brauchst/willst, dann musst du halt zahlen. Das ruiniert den Mittelstand wenn das so weiter geht. Der zweite ruinöse Faktor ist, dass du kaum noch g'scheite Leute kriegst, weil die, wenn es irgendwie geht, in die Industrie wollen.

Aktuelles Beispiel: Teamassistenz. Im Endeffekt Telefonzentrale, eMail Zentrale (info Adresse), Kaffeküche, Besorgungen und im optimalen Fall Auftragserfassung. Wir reden von 3700 brutto plus Sozialleistungen (bKV, bAV etc). Alter, dass is irre!

Was wäre denn Deiner Meinung nach ein faires Gehalt für eine Vollzeitstelle?

Helmut S
18.11.2022, 14:39
Was ja nicht schlimm ist, da du offensichtlich ja auch gar keine Arbeitkärfte bekommst. Es besteht also gar kein Bedarf.

Leider irrst du dich, was den Bedarf anbelangt.

Man kriegt auch schon welche, nur muss man halt riesigen Aufwand betreiben für die Suche, denn man ist im Wettbewerb mit den Konzernen die von der IG Metall bespielt werden und die Gehälter die man dafür auf den Tisch legen muss, sind höher als die Wertschöpfung des MAs.

Letztlich muss man als Unternehmer in der Praxis aber trotzdem Möglichkeiten finden, den Laden am laufen zu halten oder halt alternativ das Unternehmen verkaufen.

Helmut S
18.11.2022, 14:42
Was wäre denn Deiner Meinung nach ein faires Gehalt für eine Vollzeitstelle?

Vollzeitstelle für ne oder für einen promovierten Entwicklungsingineuer?

Was habt ihr für Vorstellungen, nach welchen Kriterien Gehälter (für VZÄ) zustande kommen? Unabhängig von der Qualifikation oder Aufgabe? :Nee:

MattF
18.11.2022, 14:45
Warum sollte jemand für mehr Geld sich Verantwortung ins Haus holen, wenn er es preiswerter ohne Verantwortung haben kann?

Das ist deine Entscheidung, bei Daimler kommt man offensichtlich zu einer anderen Bewertung und die "Sekretärin" ist da ihr Geld wert, sonst wäre dieser Job schon lange nicht mehr in der Form existent.

Helmut S
18.11.2022, 15:08
Das ist deine Entscheidung, bei Daimler kommt man offensichtlich zu einer anderen Bewertung und die "Sekretärin" ist da ihr Geld wert, sonst wäre dieser Job schon lange nicht mehr in der Form existent.

Dein Beitrag ist Unfug. Keko sprach von einer Abteilungsekretärin in einem Automobilkonzern. Das entspricht ungefähr der GF Assistenz in einem KMU. Ich rede davon, dass jemand ans Telefon geht und weiter verbindet. Info emails weiterleitet, den Geschirrspüler aus/einräumt und Besorgungen macht. Im Idealfall gibt derjenige a bisserl was in n Programm ein.

MattF
18.11.2022, 15:23
Dein Beitrag ist Unfug. Keko sprach von einer Abteilungsekretärin in einem Automobilkonzern. Das entspricht ungefähr der GF Assistenz in einem KMU. Ich rede davon, dass jemand ans Telefon geht und weiter verbindet. Info emails weiterleitet, den Geschirrspüler aus/einräumt und Besorgungen macht. Im Idealfall gibt derjenige a bisserl was in n Programm ein.

Offensichtlich bekommt so jemand bei Daimler oder Anderen aber auch mehr bezahlt als bei dir, sonst würden die Leute wie du ja selbst sagst nicht abgeworben.

keko#
18.11.2022, 15:47
Offensichtlich bekommt so jemand bei Daimler oder Anderen aber auch mehr bezahlt als bei dir, sonst würden die Leute wie du ja selbst sagst nicht abgeworben.

KMU können halt nicht mit Daimler mithalten. Hier in meiner Vorstadt wimmelt es von Daimler- und Bosch Mitarbeitern, die trotz Hauptschul- oder Realschulabschluss ein äusserst bequemes Dasein haben. Allerdings sind diese Karrieren vor 30 Jahren gestartet und die gibt es heute nicht mehr.
Viele Assistenzjobs werden über Zeitarbeitsfirmen besetzt und die Abteilungssekretärin verteidigt ihren 6000€ Job mit allem was sie hat.

Helmut S
18.11.2022, 15:50
Offensichtlich bekommt so jemand bei Daimler oder Anderen aber auch mehr bezahlt als bei dir, sonst würden die Leute wie du ja selbst sagst nicht abgeworben.

Zunächst sage ich nicht, dass die abgeworben werden, sondern die wechseln ggf. von selbst. Ich sagte übrigens darüber hinaus, wer wechselt bekommt mehr als der aktuelle Tarifabschluss an Wirkung in nicht geregelte Bereiche hätte. Also nix verwechseln bitte.

Dann: Der konkrete Fall mit der Teamassistenz ist besonders. Solche Stellen gibt es in der Industrie nicht mehr so viele. Diese Stellen sind begrenzt, besetzt und werden üblicherweise in so kleinen Teams nicht wieder besetzt. Zumindest ist das bei BMW so, wo ich sehr gute Einblicke habe. Bei dem Beispiel ging es um zu hohe Gehälter am Markt für einfache Tätigkeiten. Bitte nichts durcheinander werfen.

Das größte Problem sind diesbezüglich (Verfügbarkeit) einfache gewerbliche Mitarbeiter für die Produktion z.B.

Stepstone wirft als Durchschnittsgehalt für eine Teamassistenz (https://www.stepstone.de/gehalt/Teamassistent-in.html#:~:text=Wenn%20Sie%20als%20Teamassistent%2 Fin,befindet%20sich%20bei%2034.400%20%E2%82%AC.) 34,4 TEUR p.a. (gut 2,8 TEUR im Monat) aus.

Ich würde überdurchschnittlich bezahlen, wenn der Bewerber passt. … so bis 3,3 TEUR. Dann is Schluß. Es geht auch um innerbetriebliche Gehaltshygiene/-Struktur. Zusätzlich bekommt der MA bei uns noch bKV, bAV, kostenlosen Kaffe, Gleitzeit, HomeOffice Möglichkeit, Jobrad Angebot, bezahlte Teilnahme an Gesundheitsveranstaltungen, kostenlosen Parkplatz, Tankgutschein usw.

Schwarzfahrer
18.11.2022, 16:22
Das ist deine Entscheidung, bei Daimler kommt man offensichtlich zu einer anderen Bewertung und die "Sekretärin" ist da ihr Geld wert, sonst wäre dieser Job schon lange nicht mehr in der Form existent.
Viele dieser Jobs ist tatsächlich nicht mehr existent. Als in 1990 in meinem Konzern anfing, gab es Leute für eine Bibliothek, zwei am Empfang, vier Abteilungssekretärinnen und eine Kaufmännische Abteilung mit 4 Mann (bei insgesamt ca. 120 MA). Jetzt haben wir noch zwei Kaufleute und eine Sekretärin für alle 100 MA (die nächstes Jahr auch ersatzlos in Rente gehen wird). Der Rest erwies sich als "entbehrlich", weil ihre Aufgaben praktisch "umsonst" von den Mitarbeitern erledigt werden können (meint die Geschäftsleitung, die Mitarbeiter sehen es etwas anders :( ). Die o.g. Gehälter sind leider auch für große Konzerne nicht unbedingt im Bereich des Wirtschaftlichen.

qbz
18.11.2022, 20:31
Die politische Bombe zündete am Mittwochabend am Rande des Landtags in Potsdam, machte anschließend schnell die Runde ins vorpommersche Lubmin und landete schließlich am Donnerstagmittag in Schwerin. Explosiver Inhalt der Nachricht: Das vom Bund und Land Mecklenburg-Vorpommern mit viel Brimborium angekündigte staatliche Flüssiggasterminal-Terminal (LNG) in Lubmin, das zum Ende des nächsten Jahres betriebsbereit sein soll, kann auch perspektivisch nicht auf Wasserstoff und Ammoniak umgerüstet werden.

Das geht aus einer Antwort des Staatssekretärs im Bundeswirtschaftsministeriums, Patrick Graichen, auf eine schriftliche Frage der Abgeordneten der Linken, Ina Latendorf (Mecklenburg-Vorpommern) und Christian Görke (Brandenburg), hervor.
Der große LNG-Flop von Schwesig und Habeck. Ministerpräsidentin und Wirtschaftsminister betonten stets, dass Wasserstoff als Gas-Nachfolger geplant ist. Am LNG-Terminal des Bundes in Lubmin funktioniert das aber nicht. (https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/der-grosse-lng-flop-von-schwesig-und-habeck-1750379511.html)

qbz
21.11.2022, 09:45
Kosten für LNG-Terminals mehr als verdoppelt. Laut Bundeswirtschaftsministerium müssen für die schwimmenden Flüssiggas-Terminals etwa 3,5 Milliarden Euro mehr ausgegeben werden als veranschlagt. Die Erhöhung sei "aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Situation notwendig". (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/lng-terminals-kosten-101.html)

MattF
21.11.2022, 10:54
Ich würde überdurchschnittlich bezahlen, wenn der Bewerber passt. … so bis 3,3 TEUR. Dann is Schluß. Es geht auch um innerbetriebliche Gehaltshygiene/-Struktur. Zusätzlich bekommt der MA bei uns noch bKV, bAV, kostenlosen Kaffe, Gleitzeit, HomeOffice Möglichkeit, Jobrad Angebot, bezahlte Teilnahme an Gesundheitsveranstaltungen, kostenlosen Parkplatz, Tankgutschein usw.


Die Anmerkung kam aber von Dir, dass du keine Leute findest oder sie wieder weg gehen.
:Huhu:

Das Ganze ist Angebot und Nachfrage und die Ursachen sind ganz offensichtlich der demographische Wandel.

Und Schuld sind alle die (auch die Regierungen der letzten 25 Jahre, aller Schattierungen) die die Konsequenz des demokratischen Wandels ignoriert haben.

Wenn man sich allein anschaut wie man bis jetzt mit nicht EU Absolventen der Hochschulen umgegangen ist, muss man sich an den Kopf fassen. Leute die hier studieren, damit auch mit guter Wahrscheinlichkeit die Sprache sprechen, in die 100.000ende in die Ausbildung investiert werden, müssen nach 3 Jahren gehen.

Familien deren Kinder ihre komplette Schulbildung hier absolviert haben, die Eltern Jobs haben, werden abgeschoben.

Dass D ein Einwanderungsland ist wird mit allen Mitteln torpediert (aus konservativen Kreisen)......


Die Konsequenz: Best. Leistungen/Dienstleistung/Geschäftsmodelle werden keine Mitarbeiter mehr finden und verschwinden. :(

Insbesondere auch die Idee viele Leistungen nach D, aus der Globalisierung zurück zu holen, sind doch reine Illusion.

keko#
21.11.2022, 11:03
Dass D ein Einwanderungsland ist wird mit allen Mitteln torpediert (aus konservativen Kreisen)......


Die Konsequenz: Best. Leistungen/Dienstleistung/Geschäftsmodelle werden keine Mitarbeiter mehr finden und verschwinden. :(

Insbesondere auch die Idee viele Leistungen nach D, aus der Globalisierung zurück zu holen, sind doch reine Illusion.

Da stimme ich dir mal wieder zu. In Stuttgart ist es so, dass gewisse Ingenieuerstudiengänge (auch MINT) bei der Zahl der Erstsemester zurückgehen. Gleichzeitig fällt das Leistungsnivau in der Grundschule ab. Hinzu kommt, dass die 60er Jahrgange demnächst in Rente gehen (Yay!! :liebe053:) (alles messbar und dokumentiert)
Ein fatales Gemisch, was sich da zusammenbraut. Eigentlich bräuchte man in diesem Bereich ausgebildeten Nachwuchs, um die Lücke, die demnächst entsteht, zu schliessen.

MattF
21.11.2022, 11:17
Da stimme ich dir mal wieder zu. In Stuttgart ist es so, dass gewisse Ingenieuerstudiengänge (auch MINT) bei der Zahl der Erstsemester zurückgehen. Gleichzeitig fällt das Leistungsnivau in der Grundschule ab. Hinzu kommt, dass die 60er Jahrgange demnächst in Rente gehen (Yay!! :liebe053:) (alles messbar und dokumentiert)


Immer wieder köstlich wie Verwaltungen plötzlich merken, dass sie zu weniger Klassen / Lehrer für Einschulung in einer Stadt haben, obwohl die Zahl der Geburten eines gewissen Jahrsgangs seit 6 Jahren bekannt ist. Dasselbe dann wieder in der 5. Klasse.*


Ca. 1/3 der Arbeinehmerinnen gehen in den nächsten 10 Jahren in Rente .....


*Kleine Entschuldigung an die Verwaltungen, das ist natürlich immer auch ne Kostenfrage. Wenn ich kein Geld habe, kann ich keine Schulen bauen und auch keine Lehrer einstellen, selbst wenn ich wollte, also schieb ichs vor mir her, bis es (mein Nachfolger) an die Wand fährt.

Helmut S
21.11.2022, 19:04
Die Anmerkung kam aber von Dir, dass du keine Leute findest oder sie wieder weg gehen.

Ja und nein.

Ja, du kriegst keine MA, genauer gesagt: keine, deren Qualifikation und Gehaltsvorstellung zur Aufgabe passen. Wie gesagt: Ein MA, der im Teamsekretariat 3,7 + LNK und Sozialleistungen kostet oder auch ein Pizzabäcker, der als Kompetenz „nett zu Gästen“ in die Bewerbung auf die Produktionsstelle schreibt, mag für die Theoretiker verfügbar sein. Für KMU Praktiker ist er das nicht.

Nein, ich habe nicht gesagt, dass die weg gehen. Ich habe gesagt, das MA bei nem Wechsel im Moment mehr drauf bekommen, als die Tarifabschlüsse in nicht gebundene Bereiche hinein an Wirkung entfalten.

Der Hauptgrund in unserer Region ist m.E. die Gehaltsstruktur in der Automobilindustrie. Da ist die IG Metall (IGM) nicht unschuldig. Daher ist es auch völlig weltfremd, wenn qbz hier über den aktuellen IGM Abschluss lamentiert. Den MA im Bereich der IGM wird es hinten und vorne reingesteckt.

Früher war es wenigstens so, dass die wirklich nur die ganz Guten genommen haben. Es blieben für die KMU in der Region genug Bewerber übrig. Jetzt ist es so, dass die jeden ****** einstellen. Jetzt ist es brachial. Die zerstören den Mittelstand. Die IGM trifft hier auch eine Verantwortung.

:Blumen:

Trimichi
21.11.2022, 21:15
Die zerstören den Mittelstand. Die IGM trifft hier auch eine Verantwortung.

:Blumen:

Keine neuen Erkenntnisse, läuft schon seit sehr vielen Jahren so. Wo holen, wenn sich die Reichen verweigern und bei den Armen nichts mehr zu holen ist? :Blumen:

Dafür trifft die IGM (Interessengemeinschaft Metall) IMHO nicht die Schuld. Traditionell ist Deutschland in der Schwerindustrie verortet. Daher auch der Aufschrei? Die Bundesregierung fördert ja die Großunternehmungen, nicht so den Mittelstand. Und da kann man nichts machen, weil diese Unternehmungen eben nicht DAX notiert sind.

Aber mal was anders: lieber Flow! Dir ist bewusst, dass die Gasspeicher zu 100% voll sind? Vor der Krise (Ukrainekrieg) waren sie zu 63% gefüllt. Wir brauchen kein Gas aus Qatar, weil wir es nicht speichern können. Weißweinschorle intus gehabt? ;)

Fazit: wenn du kein Geld hast kaufe zu teurem Preise das was du nicht brauchst?

Just eben 32 Millionen für Moldawien. Weil Russland den Energiehahn zudreht. Man könnte meinen, man hätte Mutter Theresa in der Regierung sitzen.

twsued
22.11.2022, 06:13
Der Hauptgrund in unserer Region ist m.E. die Gehaltsstruktur in der Automobilindustrie. Da ist die IG Metall (IGM) nicht unschuldig. Daher ist es auch völlig weltfremd, wenn qbz hier über den aktuellen IGM Abschluss lamentiert. Den MA im Bereich der IGM wird es hinten und vorne reingesteckt.


:Blumen:

Du hast nicht annähernd Ahnung, was es für eine Knechterei ist an der Kette in Schicht bei Daimler bedeutet.
Der TZug sind keine 10 Tage und wer die in Anspruch nimmt bekommt weniger Geld.
Aber wenn es so ein Zuckerschlecken ist, keinem stand die Tür zu.
Jeder hätte sich bewerben können und den Job machen.

Helmut S
22.11.2022, 06:45
Du hast nicht annähernd Ahnung, was es für eine Knechterei ist an der Kette in Schicht bei Daimler bedeutet.
Der TZug sind keine 10 Tage und wer die in Anspruch nimmt bekommt weniger Geld.
Aber wenn es so ein Zuckerschlecken ist, keinem stand die Tür zu.
Jeder hätte sich bewerben können und den Job machen.

Ich habe nicht behauptet, es sei ein Zuckerschlecken bei Daimler am Band zu arbeiten. Warum legst du mir das in den Mund? Was soll das? :dresche

Ich habe außerdem bei BMW gelernt und dann eine Zeit lang 3-Schicht gearbeitet, bevor ich mich entschieden habe Abi nachzumachen und zu studieren. Also red nicht. Ich weiß genau was zumindest das heißt.

Es stimmt. T-Zug sind nur 8 statt 10 Tage. Hier habe ich mich wohl geirrt. Ich werd aber trotzdem mal mit dem einen oder anderen Verwandten (BMW) reden, bin nämlich sicher, die hätten mir was von 10 Tagen gesagt. Evtl. eine BMW Betriebsvereinbarung?

Weil man „entweder oder“ wählen kann, kriegt man weniger Geld? Was ist denn das für eine seltsame Einstellung?

Verwechselst du das mit der „verkürzten Vollzeit“? Das Recht(!!) für bis zu 2 Jahre auf 28h zu reduzieren? Hier gibt es logischerweise weniger Geld.

twsued
22.11.2022, 07:01
Ich habe nicht behauptet, es sei ein Zuckerschlecken bei Daimler am Band zu arbeiten. Warum legst du mir das in den Mund? Was soll das? :dresche

Ich habe außerdem bei BMW gelernt und dann eine Zeit lang 3-Schicht gearbeitet, bevor ich mich entschieden habe Abi nachzumachen und zu studieren. Also red nicht. Ich weiß genau was zumindest das heißt.

Es stimmt. T-Zug sind nur 8 statt 10 Tage. Hier habe ich mich wohl geirrt. Ich werd aber trotzdem mal mit dem einen oder anderen Verwandten (BMW) reden, bin nämlich sicher, die hätten mir was von 10 Tagen gesagt. Evtl. eine BMW Betriebsvereinbarung?

Weil man „entweder oder“ wählen kann, kriegt man weniger Geld? Was ist denn das für eine seltsame Einstellung?

Verwechselst du das mit der „verkürzten Vollzeit“? Das Recht(!!) für bis zu 2 Jahre auf 28h zu reduzieren? Hier gibt es logischerweise weniger Geld.

Der TZug sind 6 Tage, alles andere sind Betriebliche Vereinbarungen und wer diese freien Tage nimmt, verzichtet auf Geld. Ich weiß nicht, was das mit verkürzte Vollzeit zu tun hat.
Wenn Du in 3 Schicht gearbeitet hast und anschließend Studiert hast, warum, wenn Du es in der 3 Schicht doch besser hattest?

I

Helmut S
22.11.2022, 07:05
Der TZug sind 6 Tage, alles andere sind Betriebliche Vereinbarungen und wer diese freien Tage nimmt, verzichtet auf Geld. Ich weiß nicht, was das mit verkürzte Vollzeit zu tun hat.
Wenn Du in 3 Schicht gearbeitet hast und anschließend Studiert hast, warum, wenn Du es in der 3 Schicht doch besser hattest?

I

Das mit 6 Tagen stimmt nicht: https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/metall-und-elektro/tarifliches-zusatzgeld-oder-acht-freie-tage

Wenn man sich für entweder oder entscheiden kann, ist es aber auch logisch, das man nicht beides kriegt. Oder etwa nicht?

Und höre bitte endlich auf mir Sachen in den Mund zu legen, die ebenfalls nicht stimmen. Was soll denn das? Ich habe nie behauptet dass ich es in 3 Schicht besser hatte. Das war auch nie meine Diskussion. Also höre bitte damit auf.

twsued
22.11.2022, 07:13
Das mit 6 Tagen stimmt nicht: https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/metall-und-elektro/tarifliches-zusatzgeld-oder-acht-freie-tage

Wenn man sich für entweder oder entscheiden kann, ist es aber auch logisch, das man nicht beides kriegt. Oder etwa nicht?

Und höre bitte endlich auf mir Sachen in den Mund zu legen, die ebenfalls nicht stimmen. Was soll denn das? Ich habe nie behauptet dass ich es in 3 Schicht besser hatte. Das war auch nie meine Diskussion. Also höre bitte damit auf.

Bis zu acht freie Tage

Was willst Du eigentlich?

Du hast es alles Studierter jetzt besser als der Schichtarbeiter.

Ist doch alles gut, oder?

Helmut S
22.11.2022, 07:17
Ob 6,8 oder 10 ist im Endeffekt ja egal. Die Entlohnung ist dank der IG Metal in dem Bereich für alle Tätigkeiten mehr als angemessen um nicht zu sagen fürstlich.

Da hat Keko schlicht reicht: KMUs können da nicht mithalten. Das ist eine riesige Gefahr für den Standort, wenn sich das weiter so entwickelt.

Aus Wiki

Die kleinen und mittleren Unternehmen umfassen in der Bundesrepublik Deutschland

- rund 99,6 % aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen, in denen knapp 59,2 % aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten angestellt sind,
- rund 35,5 % aller Umsätze erwirtschaftet werden sowie
- rund 82,2 % aller Auszubildenden ausgebildet werden.[13]

Vor dem Hintergrund, Gaspreis hin oder her, am neuerlichen Abschluss der IGM rumzumäkeln ist nicht nur völlig weltfremd, sondern eigentlich schon eine Frechheit.

Die IG Metll sollte sich mal lieber darum kümmern, dass die Mitgliedsbetriebe mehr ausbilden.

Helmut S
22.11.2022, 07:17
Nein, es ist nicht alles gut. Sieht letzter Beitrag.

keko#
22.11.2022, 07:58
Immer wieder köstlich wie Verwaltungen plötzlich merken, dass sie zu weniger Klassen / Lehrer für Einschulung in einer Stadt haben, obwohl die Zahl der Geburten eines gewissen Jahrsgangs seit 6 Jahren bekannt ist. Dasselbe dann wieder in der 5. Klasse.*


Ca. 1/3 der Arbeinehmerinnen gehen in den nächsten 10 Jahren in Rente .....


*Kleine Entschuldigung an die Verwaltungen, das ist natürlich immer auch ne Kostenfrage. Wenn ich kein Geld habe, kann ich keine Schulen bauen und auch keine Lehrer einstellen, selbst wenn ich wollte, also schieb ichs vor mir her, bis es (mein Nachfolger) an die Wand fährt.

Das ist halt sehr komplex. Kürzlich sprach ich mit einer Lokalpolitikerin über genau dieses Thema. Es ist nicht so, dass dies nicht bekannt wäre. Nächstes Jahr wird erstmals wieder ein tiefroter Haushalt erwartet, hörte ich. Das zwingt dann zum Sparen. Falls DE wirtschaftlich weniger stark ist, wird es auch für die entsprechenden Nachwus weniger attraktiv. Letztendlich hängt alles irgendwo zusammen.

qbz
22.11.2022, 08:59
Vor dem Hintergrund, Gaspreis hin oder her, am neuerlichen Abschluss der IGM rumzumäkeln ist nicht nur völlig weltfremd, sondern eigentlich schon eine Frechheit.


Ich habe den Abschluss verlinkt und dazu genau drei "freche, unverschämte, weltfremde" Punkte geschrieben:

1. Reallohnverlust bei einem Szenario von 8,8 % Inflation,. Svenio hat das präzisiert:

Svenio: "Die Inflation in DE 2023 wird wahrscheinlich niedriger sein als die von Dir gegoogelten 8,8% (https://www.tagesschau.de/wirtschaft...osen-101.html). Im Median liegen die Erwartungen bei 7,1%, im Mittel bei 6,4%.

Nimmt man 7,1%, dann ist die Lohnsteigerung bis zu einem monatlichen Entgelt von ca. 4.750 EUR höher als die Inflation und erst bei höheren Entgelten kann man von einem Reallohnverlust sprechen."

Das ist berechnet, ohne rückwirkend 2022 einzubeziehen, wo im Durchschnitt aller Gehälter leider bis jetzt ein deutlicher Reallohnverlust stattfand. Dass die unteren Gehaltsgruppen aufgrund der zwei festen Einmalbezahlung besser fahren, finde ich sinnvoll, weil sie von der Inflation stärker betroffen sind. Da es sich um Einmalzahlungen handelt, stellen sie keine bleibende Erhöhung der Gehälter dar, da muss man mit den 5,5 % in 23 und 3,5 % in 24 für alle rechnen. Ausserdem beziehen die Gewerkschaften zu recht eine anteilige Gewinn- / Wachstumsbeteiligung in die Tarifverhandlungen mit ein.

2. Die Laufzeit bis 2024 finde ich zu lang. Besser wären Abschlüsse von 1 Jahr, weil niemand die Entwicklung bis 2024 sicher prognostizieren kann.

3. Die Tarifabschlüsse der IG Metall und von Verdi für den öffentlichen Dienst wirken sich indirekt auf weitere Abschlüsse und alle Löhne in Deutschland bis hin zum Mindestlohn und den Renten aus. Insofern kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu.

Offenbar treffen diese Punkte alle faktisch zu. Wo da jetzt die Frechheit oder Weltfremdheit liegt, wenn man über schlichte Fakten und die Frage diskutiert, inwiefern der Abschluss die Reallöhne plus eine Wachstumsbeteiligung sichert, oder über die Laufzeiten, erschliesst sich mir nicht.

"Gaspreis hin oder her": Natürlich wollen die Gewerkschaften bei den Tarifabschlüssen einen Inflationsausgleich, möglichst auch rückwirkend, erreichen. Die Beschäftigten bezahlen ja privat und an den Supermarktkassen auch die inflationsbedingt (energiebedingt) höheren Preise. Solange keine "Lohn-Preis-Spirale" entsteht, wovon nach Aussagen aller Ökonomen die deutsche Volkswirtschaft entfernt ist und weshalb sich die Gewerkschaften auf Einmalzahlungen einlassen, bedeuten inflationsausgleichende Abschlüsse plus Beteiligung am Wachtum (!) auch, dass die Nachfrage erhalten bleibt, wodurch das Risiko für eine grössere Rezession sich verringert.

Ich wünschte, meine Gewerkschaft Verdi erreicht im Januar einen auch rückwirkenden inflationssichernden Abschluss für den öffentlichen Dienst mit hoffentlich kürzerer Laufzeit.

twsued
22.11.2022, 09:24
Nein, es ist nicht alles gut. Sieht letzter Beitrag.

Doch, es ist alles gut.
Die Grossindustrie sowie die Chemiebranche werden bei diesen Energiekosten ins Ausland abwandern.
Dann werden genug Arbeitskräfte um die 12 Euro Jobs anstehen und betteln.

tridinski
22.11.2022, 10:31
Ich wieder hole es gerne immer wieder: Erneuerbare sind schon heute VIEL billiger als der ganze Fossilkram, von Atom ganz zu schweigen.

Man habe den Preis der Energiewende stets überschätzt. Stattdessen seien Erneuerbare längst billiger als fossile Brennstoffe: "Eine schnelle Energiewende spart weltweit wahrscheinlich Billionen Euro", schreiben die Wissenschaftler. Dabei seien die vermiedenen Kosten für Klimaschäden noch gar nicht berücksichtigt. (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/energiewende-erneuerbare-energien-kohle-strom-klimaschutz)

Wer sich also Gedanken macht wie die Energiewende zu finanzieren sei und wie man das sozial abfedern kann (und muss) sollte verstehen: Die Energiewende finanziert sich in Summe quasi selbst. Die Politik muss natürlich zB für Ölarbeiter in Schwedt oder Kumpel in Südafrikas Minen trotzdem etwas tun, das ist mit dem was ansonsten alles eingespart wird aber locker möglich.

MattF
22.11.2022, 11:13
Der Hauptgrund in unserer Region ist m.E. die Gehaltsstruktur in der Automobilindustrie. Da ist die IG Metall (IGM) nicht unschuldig. Daher ist es auch völlig weltfremd, wenn qbz hier über den aktuellen IGM Abschluss lamentiert. Den MA im Bereich der IGM wird es hinten und vorne reingesteckt.


Nochmals anders gesagt, diese Kolleginnen und Kollegen erwirtschaften ihre hohen Gehälter selbst.

Und eine Gewerkschaft ist eine Organisation der Kolleginnen und Kollegen, zu behaupten die IGM würde falsch handeln indem sie entsprechend hohe Abschlüsse erreicht ist schon eine etwas merkwürdige Betrachtung der Wirtschaftsordnung und Geschichte.

twsued
22.11.2022, 11:20
Ich wieder hole es gerne immer wieder: Erneuerbare sind schon heute VIEL billiger als der ganze Fossilkram, von Atom ganz zu schweigen.

Man habe den Preis der Energiewende stets überschätzt. Stattdessen seien Erneuerbare längst billiger als fossile Brennstoffe: "Eine schnelle Energiewende spart weltweit wahrscheinlich Billionen Euro", schreiben die Wissenschaftler. Dabei seien die vermiedenen Kosten für Klimaschäden noch gar nicht berücksichtigt. (https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-11/energiewende-erneuerbare-energien-kohle-strom-klimaschutz)

Wer sich also Gedanken macht wie die Energiewende zu finanzieren sei und wie man das sozial abfedern kann (und muss) sollte verstehen: Die Energiewende finanziert sich in Summe quasi selbst. Die Politik muss natürlich zB für Ölarbeiter in Schwedt oder Kumpel in Südafrikas Minen trotzdem etwas tun, das ist mit dem was ansonsten alles eingespart wird aber locker möglich.

Leider muss ich für den Artikel bezahlen.

Wenn die Energie immer günstiger wird, wann kommt der Preis beim Verbraucher an?

MattF
22.11.2022, 11:25
Leider muss ich für den Artikel bezahlen.

Wenn die Energie immer günstiger wird, wann kommt der Preis beim Verbraucher an?

In großen Dimensionen ist hier das Stichwort "Merit Order" was ja schon oft auch hier diskutiert wurde.

Und die billigen Strompreise hab ich schon daheim, auf dem Dach und bin bei der EWS mit Ökostrom und zahl für den kleinen Rest weniger als vor 3 Jahren :Huhu:

twsued
22.11.2022, 11:33
In großen Dimensionen ist hier das Stichwort "Merit Order" was ja schon oft auch hier diskutiert wurde.

Und die billigen Strompreise hab ich schon daheim, auf dem Dach und bin bei der EWS mit Ökostrom und zahl für den kleinen Rest weniger als vor 3 Jahren :Huhu:

Ich mache meinen Strom zu größten Teil auch selber, Warmwasser ebenfalls mit überschüssigem Strom.
Aber, hilft das der Energieintensiven Industrie?

Also muss die Politik was an der Merit Order machen!!!!

Wann passiert das? Nur so als Frage, damit sich die Industrie darauf einstellen kann

twsued
22.11.2022, 11:42
Die ersten Betreiber von Photovoltaikanlagen würden übrigens mit über 70Cent pro KWh vergütet.
Seltsame Rechnung, das der Strom billiger sein soll

Schwarzfahrer
22.11.2022, 12:38
Ich wieder hole es gerne immer wieder: Erneuerbare sind schon heute VIEL billiger als der ganze Fossilkram, von Atom ganz zu schweigen.
Dann wiederhole ich auch mal die Frage: wenn das so ist, wieso stürzen sich nicht viel mehr geldgierige kapitalistische Investoren auf diese tolle Möglichkeit, Geld zu vermehren?

tridinski
22.11.2022, 12:57
Dann wiederhole ich auch mal die Frage: wenn das so ist, wieso stürzen sich nicht viel mehr geldgierige kapitalistische Investoren auf diese tolle Möglichkeit, Geld zu vermehren?

aus dem selben oben schon verlinkten Artikel:
"Und doch regelt der Markt nicht alles. "Wind- und Solarenergie verbreiten sich nicht automatisch, nur weil sie die billigste Lösung sind", sagt Dave Jones von Ember. "Regierungen müssen Hindernisse aus dem Weg räumen." Dazu zählten etwa restriktive Bauvorschriften und langwierige Genehmigungsverfahren. Man müsse aber auch das Stromnetz und die Ausgestaltung der Energiemärkte auf Erneuerbare ausrichten."

Mir würde zusätzlich noch einfallen dass die Firmen aus der Atom- und Fossilecke natürlich ein großes Interesse haben ihr schmutziges und teures Zeug weiter produzieren zu können, immerhin haben sie große Anlagen die komplett abgeschrieben sind und ihnen nahezu Umsatz=Gewinn in die Kassen spülen.

MattF
22.11.2022, 14:03
Die ersten Betreiber von Photovoltaikanlagen würden übrigens mit über 70Cent pro KWh vergütet.
Seltsame Rechnung, das der Strom billiger sein soll

Die ersten, vor 25 Jahren.
Entstehungskosten von Solar- und Windstrom sind aktuell um die 6 cent/kWh

MattF
22.11.2022, 14:16
aus dem selben oben schon verlinkten Artikel:
"Und doch regelt der Markt nicht alles. .....

Dazu kommt der aktuelle Lieferengpass.

Firmen wie ALDI Süd z.b. inverstieren seit Jahren in Photovoltaik. Würden die das tun,
wäre es unrentabel?

Andere haben das auch vielleicht einfach nicht gesehen, anderes war wichtiger oder glauben* solchen Märchen aus der Vergangenheit, dass Solarstrom teuer ist.

* Ja auch das soll es bei den eigentlich rationalen Investoren geben.

Schwarzfahrer
22.11.2022, 14:50
aus dem selben oben schon verlinkten Artikel:
"Und doch regelt der Markt nicht alles. "Wind- und Solarenergie verbreiten sich nicht automatisch, nur weil sie die billigste Lösung sind", sagt Dave Jones von Ember. "Regierungen müssen Hindernisse aus dem Weg räumen." Dazu zählten etwa restriktive Bauvorschriften und langwierige Genehmigungsverfahren. Man müsse aber auch das Stromnetz und die Ausgestaltung der Energiemärkte auf Erneuerbare ausrichten."
"restriktive Bauvorschriften" haben z.T. auch mit Anwohnerschutz u.ä. zu tun - auch keine zu vernachlässigenden Interessen, finde ich. Langsame Genehmigungsverfahren sind leider für vieles eine üble Bremse. Den Ausbau des Stromnetzes hingegen muß man zu den billigen Kosten dazurechnen, um fair zu bleiben. Energiemärkte anpassen ist auch eine sinnvolle Überlegung.

Auch darin hat er recht: billig allein reicht nicht, um ohne Subventionen und Staatshilfe am Markt erfolgreich zu sein. Nur erwähnt es ein wesentliches Kriterium nicht: ein erfolgreiches Produkt muß auch funktional die Kundenwünsche erfüllen - und dazu gehört bei Energie eine zuverlässige Grundversorgung ohne unvorhersehbare Unterbrechungen. Ohne die Kundenfunktion zu erfüllen kann kein Produkt erfolgreich sein.
Mir würde zusätzlich noch einfallen dass die Firmen aus der Atom- und Fossilecke natürlich ein großes Interesse haben ihr schmutziges und teures Zeug weiter produzieren zu können, immerhin haben sie große Anlagen die komplett abgeschrieben sind und ihnen nahezu Umsatz=Gewinn in die Kassen spülen.Irgendwie widersprüchlich - "teures Zeug" und "abgeschrieben": wenn die Anlagen abgeschrieben sind, ist die Produktion eben nicht mehr so teuer, und eben darum profitabel. Was ist verwerflich daran, mit abgeschriebenen, aber noch gut funktionsfähigen Anlagen Profit zu machen, solange die Kunden das Produkt würdigen (besonders bei Kernkraft, wo auch kaum neues CO2 anfällt). Auch der VW Käfer oder der 2CV wurde Jahrzehntelang nachgebaut, weil die Kunden es honoriert haben.

Schwarzfahrer
22.11.2022, 15:14
... Märchen aus der Vergangenheit, dass Solarstrom teuer ist.Ich sehe hier einen Unterschied, was gemeint sein kann. Die Produktion von Solarstrom aus einer PV-Zelle ist (u.a. dank chinesischer Paneelkosten) tatsächlich günstig. Bei Insellösungen ist das ein riesen Vorteil. Ein komplexes System, das viel von solcher unplanbaren und schwankenden Energie hat, ist nicht so günstig, weil ein wesentlicher Aufwand in die Netzstabilisierung fließen muß.

Die Rentabilität der einzelnen PV-Analge im Netz lebt von der garantierten Einspeisevergütung. ich habe Zweifel, daß die Rentabilität gleich hoch bleibt, wenn die Vergütung in Echtzeit an die Strombörsenpreise gekoppelt wäre (was aber viel besesr den Marktwert der Technologie spiegeln würde): d.h. wenn man immer so viel bekommt, wie der Strom gerade Wert ist. Da wäre der Euro-Ertrag an Hochsommertagen deutlich weniger, als jetzt - und würde die Entwicklung und Installation von Speicherlösungen und Insellösungen stark befeuern.

Feanor
22.11.2022, 15:59
Ich sehe hier einen Unterschied, was gemeint sein kann. Die Produktion von Solarstrom aus einer PV-Zelle ist (u.a. dank chinesischer Paneelkosten) tatsächlich günstig. Bei Insellösungen ist das ein riesen Vorteil. Ein komplexes System, das viel von solcher unplanbaren und schwankenden Energie hat, ist nicht so günstig, weil ein wesentlicher Aufwand in die Netzstabilisierung fließen muß.

Die Rentabilität der einzelnen PV-Analge im Netz lebt von der garantierten Einspeisevergütung. ich habe Zweifel, daß die Rentabilität gleich hoch bleibt, wenn die Vergütung in Echtzeit an die Strombörsenpreise gekoppelt wäre (was aber viel besesr den Marktwert der Technologie spiegeln würde): d.h. wenn man immer so viel bekommt, wie der Strom gerade Wert ist. Da wäre der Euro-Ertrag an Hochsommertagen deutlich weniger, als jetzt - und würde die Entwicklung und Installation von Speicherlösungen und Insellösungen stark befeuern.

Größere Anlagen gehen durchaus in die Direktvermarktung, d.h. leben nicht von der Einspeisevergütung. Das ist zwar nicht direkt der Strombörsenpreis, aber ein von politischen Entscheidungen unabhängiger verhandelter Preis aus Angebot und Nachfrage. Gerade in 2022 wäre vermutlich jeder froh, in die Direktvermarktung zu gehen oder den Börsenpreis zu erzielen. Lohnt sich halt nur nicht für die paar kWh, die von EFH-Dach kommen vom bürokratischen Aufwand.

MattF
22.11.2022, 17:30
Die Rentabilität der einzelnen PV-Analge im Netz lebt von der garantierten Einspeisevergütung. .


Meine Anlage und die bei ALDI (oder eine Industriebetrieb, welches genau tagsüber Strom braucht wo Solarstrom anfällt) auf dem Dach lebt vom Selbstverbrauch und nicht von der Einspeisevergütung.

Letztens einen Bericht von nem Bäcker gesehen, der sein Dach vollgepflastert hat. Man kann auch tagsüber backen, ist eh besser, da man da besser Personal bekommt.
Dazu wollte er das Dach einer Firma in der Nachbarschaft auch noch mit nutzen, ist aber nicht erlaubt, den Strom über die Grundstüclsgrenze zu führen, ohne dafür wieder Abgaben zu zahlen.

tridinski
22.11.2022, 19:19
Irgendwie widersprüchlich - "teures Zeug" und "abgeschrieben": wenn die Anlagen abgeschrieben sind, ist die Produktion eben nicht mehr so teuer, und eben darum profitabel.



Dass erneuerbar schon heute deutlich günstiger ist als fossil und Atom bezieht sich auf heute neu errichtete Anlagen auf dem aktuellen Stand der Technik, nicht auf altes Zeug was irgendwo rumsteht.





Was ist verwerflich daran, mit abgeschriebenen, aber noch gut funktionsfähigen Anlagen Profit zu machen, solange die Kunden das Produkt würdigen (besonders bei Kernkraft, wo auch kaum neues CO2 anfällt). Auch der VW Käfer oder der 2CV wurde Jahrzehntelang nachgebaut, weil die Kunden es honoriert haben.



Verwerflich finde ich daran folgendes:

Fossil: CO2 Ausstoß ist nicht eingepreist in "abgeschrieben" und geht zu Lasten der Allgemeinheit, und dies nicht nur bei uns sondern weltweit. Der Preis der CO2-Zertifikate ist mit aktuell ca 80€/t viel zu niedrig und deckt die echten Kosten um das erzeugte CO2 wieder aus der Atmosphäre zu entfernen und zu lagern in keiner Weise ab.

Atom: Die Lagerung des Strahlungsmülls über Tausende Jahre ist nicht eingepreist. Zudem ist vollkommen ungeklärt wo gelagert werden soll. In D gibt es kein Lager und es wird auch keins geben können: Niemand wird einer Errichtung in seinem Bundesland oder Landkreis zustimmen und es wird auch keine Regierung durchdrücken können. Export des Mülls in Drittländer mit zweifelhaften Standards verbietet sich auch.

Schwarzfahrer
22.11.2022, 21:08
Größere Anlagen gehen durchaus in die Direktvermarktung, d.h. leben nicht von der Einspeisevergütung. Das ist zwar nicht direkt der Strombörsenpreis, aber ein von politischen Entscheidungen unabhängiger verhandelter Preis aus Angebot und Nachfrage. Gerade in 2022 wäre vermutlich jeder froh, in die Direktvermarktung zu gehen oder den Börsenpreis zu erzielen. Na ja. Wenn ich mir anschaue, wann Solarstrom anfällt (tagsüber, z,B. KW 27 2022), brechen die Preise um 25 - 50 % ein (https://energy-charts.info/charts/price_spot_market/chart.htm?l=de&c=DE&week=27&stacking=stacked_absolute_area), d.h. man bekommt immer für sein Solarstrom den niedrigst möglichen Preis. Klingt nicht ideal, kann natürlich trotzdem noch zur Amortisation der Investition reichen.

Meine Anlage und die bei ALDI (oder eine Industriebetrieb, welches genau tagsüber Strom braucht wo Solarstrom anfällt) auf dem Dach lebt vom Selbstverbrauch und nicht von der Einspeisevergütung.ich weiß nicht, was Du verbrauchst. Unsere Anlage produziert a. 10.000 kWh im Jahr, wir können davon gerade mal knapp 1000 verbrauchen (ist schon 40 % unseres Bedarfs). 90 % wird eingespeist (mit einer Batterie wird es auch nicht unter 75 % sinken), ohne die Einspeisevergütung würde es sich erst viel später amortisieren. Bei einem Betrieb mit hohem Stromverbrauch kann es anders aussehen, die normale Dachanlage wird aber immer so aussehen.
Dazu wollte er das Dach einer Firma in der Nachbarschaft auch noch mit nutzen, ist aber nicht erlaubt, den Strom über die Grundstücksgrenze zu führen, ohne dafür wieder Abgaben zu zahlen. Letzteres ist wirklich schade, ich fände es erst mal auch sinnvoller, die Nachbarn mit meinem Strom mit versorgen zu können; dann würde ich die Netze mit meinem Zappelstrom weniger belasten.

Helmut S
23.11.2022, 09:00
Ich habe den Abschluss verlinkt und dazu genau drei "freche, unverschämte, weltfremde" Punkte geschrieben:


Das habe ich schon verstanden, was du argumentierst. Liegt ja auf der Hand. Das ist ja nicht weltfremd. Weltfremd ist, dass du überhaupt nicht siehst, was da passiert: IG Metallmitglieder, denen es ja eh schon dermaßen gut geht, kriegen einen Tarifabschluss, der brutal gut ist. Ja, Reallohnverlust. Na und? Alles auf recht hohem Niveau. Selbst bei niedrigerem Abschluß oder gar keinem Abschluß, wäre das für die ANs in den IG Metallbetrieben sicher kein existentielles Problem gewesen. Du siehst das Thema nur aus der Sicht der AN. Die Wirtschaft besteht aber nicht nur aus ANs und die Gewerkschaften sind doch längst ein gesamtgesellschaftlicher Stakholder.


Der IGM hätte es deshalb gut zu Gesicht gestanden, etwas mehr Zurückhaltung zu üben und zu erkennen, dass der Tarifabschluss den Druck auf den Standort Deutschland, insbesondere die KMU in entsprechenden Regionen, deutlich erhöht. Selbst IG Metall Funktionäre müssten doch mitgekriegt haben, wie Lieferketten, Rohstoffpreise und Arbeitsmarkt sich im Moment darstellen?

In der FAZ war dieser Tage ein guter Kommentar zum Abschluss. Der gesamte Artikel ist ein Volltreffer. Dieser Absatz aber besonders:

Ob und wann die „besseren Zeiten“ kommen, in denen sich dieses Paket nicht nur in ertragsstarken Unternehmen ohne Investitions- oder Stellenkürzungen abbilden lässt, bleibt ungewiss. Sicher ist nur, dass die Unternehmen schon kurzfristig neben allen anderen Belastungen mit einem kräftigen starken Lohnkostenanstieg fertig werden müssen. Ein anerkannter Grundsatz war bisher, dass sich Tarifpolitik nicht am Blick in den Rückspiegel orientieren soll, sondern am Blick voraus. Diesmal war es anders. [...] Aber die eigentliche Nagelprobe für die Zukunft des Flächentarifvertrags findet in der Breite des Mittelstands statt.

Das sind zum Beispiel Autozulieferer oder Maschinenbauer, die schon bisher unter erhöhtem Druck gestanden haben. (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/metall-und-elektroindustrie-ein-tarifabschluss-auf-kredit-18471415.html)

Ich empfehle dir, deine Sichtweise mal weg von den Konzernen und hin zu den KMUs zu richten. Hier benötigen die Menschen mehr Aufmerksamkeit, hier benötigen die Unternehmen eine bessere Standortpolitik, hier findet die Ausbildung statt. Ich meine, dass dies deine Sichtweise erweitern würde.

Und eine Gewerkschaft ist eine Organisation der Kolleginnen und Kollegen, zu behaupten die IGM würde falsch handeln indem sie entsprechend hohe Abschlüsse erreicht ist schon eine etwas merkwürdige Betrachtung der Wirtschaftsordnung und Geschichte.

Niemand verleugnet die Geschichte und die Bedeutung der Gewerkschaften. Weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart. Leg mir bitte nix in den Mund, dass ich nicht geschrieben habe.

Allerdings sind Gewerkschaften schon mehr als "nur" eine Organisation der Kolleginnen und Kollegen - sie sind wie gesagt ein gesamtgesellschaftlicher Stakeholder. Dadurch haben sie auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Diese hat die IG Metall aus meiner Sicht mit diesem Abschluss nicht wahr genommen.

:Blumen:

keko#
23.11.2022, 09:53
Nicht übel die Einigung auf den Tarifvertrag bei VW:

Die rund 125.000 Beschäftigten erhalten in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 3000€ netto. (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/vw-tarifeinigung-101.html)

qbz
23.11.2022, 09:57
.........
Allerdings sind Gewerkschaften schon mehr als "nur" eine Organisation der Kolleginnen und Kollegen - sie sind wie gesagt ein gesamtgesellschaftlicher Stakeholder. Dadurch haben sie auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Diese hat die IG Metall aus meiner Sicht mit diesem Abschluss nicht wahr genommen.
........


"Der Pilotabschluss von Baden-Württemberg besagt im Kern: Die Entgelte werden in zwei Schritten erhöht (am 1. 6. 2023 um 5,2*% und am 1. 5. 2024 um 3,3*%); es wird eine Inflationsausgleichsprämie gezahlt (1500 € im ersten Quartal 2023 und weitere 1500 € ein Jahr später; die Laufzeit beträgt 24 Monate."

Wie man so einen Abschluss als "brutal gut" bezeichnen kann, ist mir inhaltlich und sachlich angesichts der Inflationsrate 10 % im Oktober (gesamtes Jahr über 7 %) und der durchschnittlichen Unternehmensgewinne ein Rätsel, aber verständlich aus Deiner Interessenlage als Unternehmer.

Volkswirtschaftlich für die gesamte Gesellschaft gesehen gilt: Die IG-Metall nimmt, wie ich begründet habe, mit den Einmalzahlungen deutlich Rücksicht auf die aktuelle Situation, damit der Abschluss nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale führt. D.h. ganz wichtig: Damit könnte die Inflation infolge der Energiepreise und der Lieferketten temporär bleiben, ohne dass sich eine Lohn-Preis-Spirale anschliesst. Ausserdem sind diese auch für den Arbeitgeber abgabefrei! Desweiteren sorgt der Abschluss dafür, dass nicht eine sinkende Nachfrage eine Rezession herbeiführt bzw. sich die prognostizierte leichte Rezession nicht vertieft. Drittens wirkt sich der Abschluss indirekt auf die Löhne in anderen Beschäftigtengruppen und die Renten aus. Versuche das mal auch gesamtwirtschaftlich zu betrachten und nicht allein von Deinem Unternehmen oder von Arbeitgeberveränden oder der FAZ aus.

IG Metall: abschluss-ergebnis-erklaert-metall-tarifrunde-2022 (https://www.igmetall.de/tarif/tarifrunden/metall-und-elektro/abschluss-ergebnis-erklaert-metall-tarifrunde-2022)

qbz
23.11.2022, 10:04
Nicht übel die Einigung auf den Tarifvertrag bei VW:

Die rund 125.000 Beschäftigten erhalten in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 3000€ netto. (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/vw-tarifeinigung-101.html)

in 2 Jahren, lieber Mathematiker :Blumen:

Die Angestellten können mit mehr Geld in zwei Stufen rechnen. Entgelte und Ausbildungsvergütungen werden ab Juni 2023 um 5,2 Prozent und ab Mai 2024 um weitere 3,3 Prozent erhöht. Wie in der Fläche betrage die Laufzeit 24 Monate, teilte die IG Metall mit. Wie in BW.

Damit bleibt der bleibende prozentuale Abschluss, nimmt man die ergänzende inflationsausgleichende Einmalzahlung aus, deutlich unter der Inflationsrate, und verhindert eine Lohn-Preis-Spirale. Die Laufzeit finde ich eindeutig zu lang, weil wenig prognostizierbar.

Der Abschluss aus BW hat traditionell Pilotwirkung und wird in den anderen Bundesländern im IG Metallbereich übernommen. Damit werden Tarifauseinandersetzungen und Streiks in der Breite des Landes unnötig.

keko#
23.11.2022, 10:21
in 2 Jahren, lieber Mathematiker :Blumen:

Die Angestellten können mit mehr Geld in zwei Stufen rechnen. Entgelte und Ausbildungsvergütungen werden ab Juni 2023 um 5,2 Prozent und ab Mai 2024 um weitere 3,3 Prozent erhöht. Wie in der Fläche betrage die Laufzeit 24 Monate, teilte die IG Metall mit. Wie in BW.

Damit bleibt der bleibende prozentuale Abschluss, nimmt man die ergänzende inflationsausgleichende Einmalzahlung aus, deutlich unter der Inflationsrate, und verhindert eine Lohn-Preis-Spirale. Die Laufzeit finde ich eindeutig zu lang, weil wenig prognostizierbar.

Der Abschluss aus BW hat traditionell Pilotwirkung und wird in den anderen Bundesländern im IG Metallbereich übernommen. Damit werden Tarifauseinandersetzungen und Streiks in der Breite des Landes unnötig.

Ja, ich habe es gelesen mit den zwei Jahren :Blumen: Trotzdem kann ich von so was (mit Einmalzahlung) nur träumen.
Da ich davon ausgehe, dass die Inflation auf hohem Niveau bleibt, werden wir echten Kaufkraftverlust erleben und dass weite Teile des Mittelstands abrutscht. Auch wenn es viele wohl erst wahrhaben werden, wenn es sie selbst direkt trifft.

MattF
23.11.2022, 11:21
ich weiß nicht, was Du verbrauchst.


Ich hab einen Speicher und verbrauch ca. 70% selbst.

Und es waren auch größere Anlagen gemeint, auf Gewerbebetrieben, da macht das absolut Sinn! Tagsüber Produktion und Solarstrom, passen 100% zusammen.



Letzteres ist wirklich schade, ich fände es erst mal auch sinnvoller, die Nachbarn mit meinem Strom mit versorgen zu können; dann würde ich die Netze mit meinem Zappelstrom weniger belasten.

Du versorgst deine Nachbarn physikalisch eh mit, da landet nix in den Netzen :Huhu:

tridinski
24.11.2022, 05:39
In Tübingen kommen die Kostenvorteile der Erneuerbaren bereits in erheblichem Umfang in Form von stark reduzierten Kosten in der Realität an:

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/klima-streber-boris-palmer-und-seine-solaranlagen-es-ist-eine-gelddruckmaschine-a-2a790d2e-57a9-49ba-9662-e47590c27464?dicbo=v2-1a04775a7b56e27e2885b2f6ddc6fa6b

qbz
24.11.2022, 13:05
"Die Armut in Deutschland ist über die vergangene Dekade deutlich angestiegen – eine denkbar schlechte Ausgangsposition für die fortgesetzten sozialen Stresstests durch Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Rekordinflation. Der finanzielle Rückstand von Haushalten unter der Armutsgrenze gegenüber dem Einkommensmedian ist schon vor Beginn der Corona-Krise um ein Drittel gegenüber dem Jahr 2010 gewachsen. Auch die Ungleichheit der Einkommen insgesamt in Deutschland hatte, gemessen am Gini-Koeffizienten, 2019 einen neuen Höchststand erreicht."

Zu diesen obigen Ergebnissen kommt der neue Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. (https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-arm-und-ausgeschlossen-44916.htm)

und gleiches Thema:
DIW-Chef Fratzscher »Die soziale Schere geht weiter auf, noch stärker als in der Pandemie« . Menschen mit geringen Einkommen litten viel mehr unter der Inflation als Reiche, sagt DIW-Chef Marcel Fratzscher. Nötig sei eine »zielgerichtete Verteilungspolitik«, statt Geld mit der Gießkanne zu verteilen. (https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/marcel-fratzscher-die-soziale-schere-geht-weiter-auf-noch-staerker-als-in-der-pandemie-a-8210550a-5655-43b8-91c9-b75eca81c3ee)

Die Bundesregierung ignoriert allerdings komplett die Empfehlung des Sachverständigenrates (Wirtschaftsweisen) befristet zur Mitfinanzierung der Schulden für die Gassubvention den Spitzensteuersatz anzuheben.

Helmut S
24.11.2022, 15:04
Die Bundesregierung ignoriert allerdings komplett die Empfehlung des Sachverständigenrates (Wirtschaftsweisen) befristet zur Mitfinanzierung der Schulden für die Gassubvention den Spitzensteuersatz anzuheben.

Du meinst Mitfinanzierung des Entlastungspaketes (nicht der Schulden) um, wie die Sachverständigen schreiben,

- "[...] zu signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss."
- "[...] die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen."
- "[...] die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen [...]

qbz
24.11.2022, 15:30
Du meinst Mitfinanzierung des Entlastungspaketes (nicht der Schulden) um, wie die Sachverständigen schreiben,

- "[...] zu signalisieren, dass die Energiekrise solidarisch bewältigt werden muss."
- "[...] die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen."
- "[...] die Inflationswirkung der Entlastungsmaßnahmen und die zusätzliche Belastung des Staatshaushalts zu begrenzen [...]

Ja natürlich.

Das sog. "Entlastungspaket" finanziert sich doch ausschliesslich über Schulden. Insofern kann man doch von der Mitfinanzierung der Schulden durch die vorgeschlagene Erhöhung des Spitzensteuersatzes sprechen? Oder wo liegt der Fehler? Dass die Wirtschaftsweisen vom "Entlastungspaket" sprechen und ich das nicht wörtlich zitiere?
"Mit der vorgeschlagenen Gesetzesänderung wird für 2022 eine Kreditermächtigung für den WSF in Höhe von 200 Milliarden Euro geschaffen, um die geplanten Maßnahmen in den Jahren 2022 bis 2024 zu finanzieren. Eigene Maßnahmen des WSF sind nicht vorgesehen - er fungiert vielmehr als reiner „Finanzierungs-Dienstleister“."
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/wsf-kreditermaechtigung-2132830

Helmut S
24.11.2022, 15:41
Das sog. "Entlastungspaket" finanziert sich doch ausschließlich über Schulden. Insofern kann man doch von der Mitfinanzierung der Schulden durch die vorgeschlagene Erhöhung des Spitzensteuersatzes sprechen? Oder wo liegt der Fehler?

Nein kann man nicht. Das ist völlig absurd. Das Entlastungspaket wird finanziert. So ist auch das Gutachten in dem Punkt zu verstehen.

Edit sagt noch: Was du vielleicht meinst ist "Gegenfinanzieren" - ein Begriff aus dem Haushaltumfeld. Davon steht aber im Gutachten nix.

qbz
24.11.2022, 16:13
Nein kann man nicht. Das ist völlig absurd. Das Entlastungspaket wird finanziert. So ist auch das Gutachten in dem Punkt zu verstehen.

Edit sagt noch: Was du vielleicht meinst ist "Gegenfinanzieren" - ein Begriff aus dem Haushaltumfeld. Davon steht aber im Gutachten nix.

Das Entlastungspaket wird ausschliesslich mit einem Staatskredit (= neuen Schulden) finanziert:

Der Bundestag hat zur Finanzierung der geplanten Gas- und Strompreisbremsen erneut (sprich nach den 100 Milliarden Schulden für die Bundeswehr) eine Ausnahme der Schuldenbremse genehmigt. Damit ermöglicht er dem Bund, zusätzliche Kredite in Höhe von 200 Milliarden Euro aufzunehmen. (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bundestag-abwehrschirm-101.html)

Deswegen: "Kredit(=schulden)finanzierte Gas- und Strompreisbremse" ist eine absolut korrekte Bezeichnung des Sachverhaltes. Mit einer temporären Erhöhung des Spitzensteuersatzes nur für die Gas-/Strompreisbremse (= Subvention) würde sich die Kreditaufnahme entsprechend verringern. (=Teilfinanzierung oder teilweise Gegenfinanzierung im Sprachgebrauch der Haushälter im ÖD).)

Für die Tilgung und Zinsen nimmt der Bund jährlich Kredite auf bzw. darf Schulden machen.

Gesetz zur Änderung des Stabilisierungsfondsgesetzes zur Reaktivierung und Neuausrichtung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds, § 26b (https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&start=//*[@attr_id=%27bgbl122s1902.pdf%27]#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl122s1902.pd f%27%5D__1669305340853)

Mo77
26.11.2022, 09:02
Hurra.....

... Pünktlich zum 1. Advent kommen neue Preise.

Gas: Arbeitspreis 34 ct/kwh
Strom: Arbeitspreis 74 ct/kwh

Anscheinend werden dann 80% (vom Vorjahresverbrauch?? ) für die Hälfte über den Ladentisch gehen?

An mathematisch fähige Menschen: wäre es günstiger gewesen den Verbrauch im letzten Jahr 20% über dem notwendigen gehabt zu haben?

dr_big
26.11.2022, 09:06
Am günstigsten wird es, wenn du deinen Verbrauch im nächsten Jahr um 20% reduzierst :Huhu:

Mo77
26.11.2022, 09:16
Am günstigsten wird es, wenn du deinen Verbrauch im nächsten Jahr um 20% reduzierst :Huhu:

Echt?

Ist es nicht günstiger wenn ich um 30% reduziere?

Wenn ich es noch kälter haben will muss ich meine Räume kühlen.
:Cheese:

Wenn ich nicht in den letzten Jahren über 30.000 € in den Kindergarten getragen hätte wäre bestimmt auch was in die Modernisierung bzw Solaranlage geflossen.
In anbetracht, dass ich in anderen Bundesländern 0€ ausgegeben hätte fühle ich mich ehrlich gesagt gelegentlich etwas verarscht.

dr_big
27.11.2022, 09:26
Die Gaspreisbremse habe ich immer noch nicht so ganz verstanden. Referenzwert ist scheinbar der Abschlag von September 2022, der auf dem Verbrauch von 2021 basiert. Mit der Preisbremse soll jetzt 20% davon mit der Differenz von dem Gaspreis 2023 abzüglich 12ct/kWh erstattet werden. Mein aktueller Verbrauch ist 40% unter dem Verbrauch 2021. Damit würde ich doch am meisten profitieren, wenn ich in einen sehr teuren Vertrag wechsle, weil ich dann einen höheren Betrag erstattet bekomme, tatsächlich aber nur die 12ct bezahle, da ich ja in Summe unterhalb von 80% des Referenzverbrauchs liege. :confused:

MattF
27.11.2022, 10:02
Mein aktueller Verbrauch ist 40% unter dem Verbrauch 2021.

Was mit dem Wetter zu tun hat, mit dem Wert würde ich nicht weiter rechnen.

dr_big
27.11.2022, 10:17
Was mit dem Wetter zu tun hat, mit dem Wert würde ich nicht weiter rechnen.

Nein, das waren andere Veränderungen (1 Person weniger, weniger beheizte Fläche, ...), also nachhaltige Verbrauchsreduktion. Bei vergleichbarem Wetter werde ich nächstes Jahr sogar noch etwas weniger brauchen als dieses Jahr.

qbz
27.11.2022, 10:26
Die Gaspreisbremse habe ich immer noch nicht so ganz verstanden. Referenzwert ist scheinbar der Abschlag von September 2022, der auf dem Verbrauch von 2021 basiert. Mit der Preisbremse soll jetzt 20% davon mit der Differenz von dem Gaspreis 2023 abzüglich 12ct/kWh erstattet werden. Mein aktueller Verbrauch ist 40% unter dem Verbrauch 2021. Damit würde ich doch am meisten profitieren, wenn ich in einen sehr teuren Vertrag wechsle, weil ich dann einen höheren Betrag erstattet bekomme, tatsächlich aber nur die 12ct bezahle, da ich ja in Summe unterhalb von 80% des Referenzverbrauchs liege. :confused:

Referenzwert für den Verbrauch sind jeweils die Jahresverbräuche 2021 für 2022 und 2022 für 2023 und für die Kosten die Jahreskosten bzw. der Abschlag, der auf dieser Basis der Kunde zum voraus bezahlt. Bis 80 % des bisherigen (vorigen) Jahresverbrauches kostet das Gas 12ct. Alles darüber den Vertragspreis. Spart der Kunde X % erhält er die X % rückerstattet sowie für 80 % des vorigen Jahresverbrauches, was er im Abschlag über 12ct bezahlt hat. Die Differenz zu den 12 ct pro 80 % Verbrauch bezahlt der Staat dem Anbieter, unabhängig vom Preis des Anbieters, der diesen Differenzbetrag an den Kunden weitergibt.

Gaspreisbremse-Rechner (https://www.finanztip.de/gaspreisvergleich/gaspreisbremse/)

dr_big
27.11.2022, 10:46
Referenzwert für den Verbrauch sind jeweils die Jahresverbräuche 2021 für 2022 und 2022 für 2023 und für die Kosten die Jahreskosten bzw. der Abschlag, der auf dieser Basis der Kunde zum voraus bezahlt.

Laut Gesetzentwurf wird das Entlastungskontingent mit dem Verbrauch im Kalenderjahr 2021 berechnet.


Bis 80 % des bisherigen (vorigen) Jahresverbrauches kostet das Gas 12ct. Alles darüber den Vertragspreis. Spart der Kunde X % erhält er die X % rückerstattet sowie für 80 % des vorigen Jahresverbrauches, was er im Abschlag über 12ct bezahlt hat. Die Differenz zu den 12 ct pro 80 % Verbrauch bezahlt der Staat dem Anbieter, unabhängig vom Preis des Anbieters, der diesen Differenzbetrag an den Kunden weitergibt.

Gaspreisbremse-Rechner (https://www.finanztip.de/gaspreisvergleich/gaspreisbremse/)

Der Rechner geht von gleichbleibendem Verbrauch aus, ist also komplett sinnlos. Interessant ist doch wie man profitiert, wenn man es schafft den Verbrauch zu reduzieren.

dr_big
27.11.2022, 10:59
Rechenbeispiel gemäß BMWK-Info:
Verbrauch 2021: 30.000kWh
Verbrauch 2023: 20.000kWh
Einsparung 10.000kWh.
Gaspreis 2023: 20ct/kWh

Durch die Preisbremse bezahle ich in 2023 die festgelegten 12ct/kWh, macht 2400 Euro.
Der Entlastungsbetrag berechnet sich als 10.000kWh eingesparte Energie multipliziert mit dem "hohen neuen Gaspreis", also mit 20ct/kWh, ergibt 2000 Euro.
Somit bezahle ich am Ende 400 Euro für 20.000kWh, also 2ct/kWh.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/strom-gaspreis-bremse.html

Würde ich jetzt noch in die Grundversorgung mit 24ct/kWh wechseln, dann müsste ich nächstes Jahr genau gar nichts fürs Gas bezahlen, da der Entlastungsbetrag genau so hoch ist wie mein tatsächlicher Verbrauch multipliziert mit den 12ct/kWh der Preisbremse.

qbz
27.11.2022, 13:09
Rechenbeispiel gemäß BMWK-Info:
Verbrauch 2021: 30.000kWh
Verbrauch 2023: 20.000kWh
Einsparung 10.000kWh.
Gaspreis 2023: 20ct/kWh

Durch die Preisbremse bezahle ich in 2023 die festgelegten 12ct/kWh, macht 2400 Euro.
Der Entlastungsbetrag berechnet sich als 10.000kWh eingesparte Energie multipliziert mit dem "hohen neuen Gaspreis", also mit 20ct/kWh, ergibt 2000 Euro.
Somit bezahle ich am Ende 400 Euro für 20.000kWh, also 2ct/kWh.

https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/strom-gaspreis-bremse.html

Würde ich jetzt noch in die Grundversorgung mit 24ct/kWh wechseln, dann müsste ich nächstes Jahr genau gar nichts fürs Gas bezahlen, da der Entlastungsbetrag genau so hoch ist wie mein tatsächlicher Verbrauch multipliziert mit den 12ct/kWh der Preisbremse.

Ich habe mir mal auf der von Dir verlinkten Seite das Überblickspapier der Regierung zur Gaspreisbremse (https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/Energie/gas-strompreis-bremse-ubersicht.pdf?__blob=publicationFile&v=6) durchgelesen und das Fazit nach der dortigen Beispielrechnung:

"Der staatlich subventionierte Entlastungsbetrag kommt dem Haushalt in jedem Fall zugute. Er ist damit unabhängig vom Verbrauch. Er berechnet sich aus der Differenz zwischen dem neuen hohen Gas- oder Wärmepreis und dem gebremsten Preis (im Beispiel ist die Differenz 10 Cent), multipliziert mit 80 Prozent der im Vorjahr verbrauchten Menge. Oder anders herum ausgedrückt: Faktisch zahlt ein Gaskunde für jede Kilowattstunde den vertraglichen Gas- oder Wärmepreis. Davon wird der Entlastungsbetrag abgezogen."

Ich schreibe mal, wie ich es verstehe mit 3 einfachen Beispielen:

2022: Verbrauch: 10 000 kwh und Prognose 2023.
2023: Verbrauch: 8000 kwh
Der Kunde bezahlt für 2023 12ctx8000. Staatliche Erstattung: (Gaspreis-12ct)x8000. Da er für 2000kwh über den Abschlag zum voraus den Vertragspreis bezahlt hat, erhält er 2000xVertragspreis vom Anbieter zurück.

2022: Verbrauch: 10 000kwh
2023: Verbrauch: 9000kwh
Der Kunde bezahlt für 2023 12ctx8000kwh sowie den Vertragspreisx1000, und erhält die Vorauszahlung von 1000xVertragspreis.

2022: Verbrauch: 10 000kwh
2023: Verbrauch: 1100kwh
Der Kunde bezahlt für 2023 12ctx8000kwh sowie den Vertragspreisx3000.

So verstehe ich die Intention des beabsichtigten Gesetzes (wo gibt es den exakten Entwurf?) im Prinzip und so wird es von den Anbietern bei den Rechnungen und den Abschlägen und Rückzahlungen nach meiner Meinung umgesetzt werden.

dr_big
27.11.2022, 13:17
Wenn du auf meinen link klickst findest du am rechten Rand Links auf die aktuellen Vertragsentwürfe. Dort steht als Referenzverbrauch: der Verbrauch nach dem 31.12.2020 und vor dem 1.1.2022, folglich ist das Jahr 2021 die Basis.

Ich finde das ganze aber auch mehr als verwirrend und bin gespannt was am Ende herauskommt.

qbz
27.11.2022, 13:41
Wenn du auf meinen link klickst findest du am rechten Rand Links auf die aktuellen Vertragsentwürfe. Dort steht als Referenzverbrauch: der Verbrauch nach dem 31.12.2020 und vor dem 1.1.2022, folglich ist das Jahr 2021 die Basis.

Ich finde das ganze aber auch mehr als verwirrend und bin gespannt was am Ende herauskommt.

danke, ich hatte nicht soweit nach unten gescrollt.

Trimichi
27.11.2022, 19:27
danke, ich hatte nicht soweit nach unten gescrollt.

Ist doch alles egal! Wer einen Kerzenofen bauen kann ist klar im Vorteil! Wir sparen uns tot für den Mist. Und diejenigen die zur Tafel gehen haben noch weniger. Achtung: die zweiwandigen Gefäße sollten aus Terracotta sein. Das ist sehr wichtig.

tomerswayler
27.11.2022, 21:35
Zitat: "Faktisch zahlt ein Gaskunde für jede Kilowattstunde den vertraglichen Gas- oder Wärmepreis. Davon wird der Entlastungsbetrag abgezogen."


Das dürfte dann der zu zahlende Betrag sein für Kunden mit einem Gaspreis über 12 Cent pro kWh:

Verbrauch_neu * Preis_neu - 0,8 * Verbrauch_alt * (Preis_neu - 12)

qbz
27.11.2022, 22:07
Zitat: "Faktisch zahlt ein Gaskunde für jede Kilowattstunde den vertraglichen Gas- oder Wärmepreis. Davon wird der Entlastungsbetrag abgezogen."


Das dürfte dann der zu zahlende Betrag sein für Kunden mit einem Gaspreis über 12 Cent pro kWh:

Verbrauch_neu * Preis_neu - 0,8 * Verbrauch_alt * (Preis_neu - 12)

Genauso würde ich die Formalisierung auch sehen.

Die Unsicherheit / Frage bestand noch darin, wie wird "Verbrauch_alt" berechnet. Meines Erachtens gilt für den Standardfall der prognostizierte Jahresverbrauch im Monat September 2022, und für eine registrierende Leistungsmessung (wobei ich nicht weiss, was das konkret bedeutet) das Kalenderjahr 2021.

§ 10
"Entlastungskontingent
(1) Der Entlastungsbetrag wird gewährt für ein Entlastungskontingent in Kilowattstunden pro Kalenderjahr. Dieses Entlastungskontingent beträgt für Entnahmestellen von Letztverbrauchern,
1. die einen Anspruch nach § 3 Absatz 1 haben, 80 Prozent des Jahresverbrauchs, den der Erdgaslieferant für die Entnahmestelle im Monat September 2022 prognostiziert hat; dabei ist bei Letztverbrauchern, die im Wege einer registrierenden Leistungsmessung beliefert werden, die vom zuständigen Messstellenbetreiber gemessene Netzentnahme für den Zeitraum des Kalenderjahres 2021 an der betreffenden Entnahmestelle maßgeblich."

Wasserbüffel
28.11.2022, 06:48
Die Unsicherheit / Frage bestand noch darin, wie wird "Verbrauch_alt" berechnet. Meines Erachtens gilt für den Standardfall der prognostizierte Jahresverbrauch im Monat September 2022, und für eine registrierende Leistungsmessung (wobei ich nicht weiss, was das konkret bedeutet) das Kalenderjahr 2021.

Der prognostizierte Jahresverbrauch bei SLP-Kunden für das aktuelle Jahr basiert in der Regel auf den IST-Werten des letzten Abrechnungszeitraums. September 2022 sollte also 2021 entsprechen.

Der prognostizierte Jahresverbrauch wird dann entsprechend im März/April 2023 auf den IST-Wert 2022 geändert.

dr_big
28.11.2022, 08:48
Der prognostizierte Jahresverbrauch wird dann entsprechend im März/April 2023 auf den IST-Wert 2022 geändert.

Wo steht das in dem Gesetzentwurf?

Wasserbüffel
28.11.2022, 09:38
Wo steht das in dem Gesetzentwurf?

Das hat nichts explizit mit dem Gesetzentwurf zu tun. Der prognostizierte Jahresverbrauch ist ein Merkmal in der Energieversorgung, dass unabhängig vom Entlastungspaket etc. genutzt wird. Z.B. wird er für die Mengenbilanzierung genutzt oder Lieferanten nutzen diesen Wert für Ihre Beschaffung.

Wenn Kunde dr_big z.B. eine Jahresentnahme von 5.000 kWh hinterlegt hat, wird sein Versorger diese Menge in der Regel für das Jahr beschaffen.

Ich habe mir den Entwurf noch nicht angesehen. Es müsste aber schon genau definiert sein welcher Zeitraum herangezogen werden soll und ob der fix bleibt.

MattF
28.11.2022, 10:24
Wenn Kunde dr_big z.B. eine Jahresentnahme von 5.000 kWh hinterlegt hat, wird sein Versorger diese Menge in der Regel für das Jahr beschaffen.


Ich hab noch nie irgendwas hinterlegt. Wenn rechnet sich der Versorger das selbst aus, aus der Nutzung in der Vergangenheit.

Wasserbüffel
28.11.2022, 10:41
Ich hab noch nie irgendwas hinterlegt. Wenn rechnet sich der Versorger das selbst aus, aus der Nutzung in der Vergangenheit.

Der Versorger bekommt vom Verteilnetzbetreiber bei der Anmeldung der Versorgung die Jahresentnahme mitgeteilt und auch später eine entsprechende Änderung. Diese kann er verwenden oder sich selber eine ermitteln für seine Beschaffung. Passiert alles automatisiert per elektronischen Datenaustausch zwischen den beiden Marktpartnern.

qbz
28.11.2022, 10:46
Der prognostizierte Jahresverbrauch bei SLP-Kunden für das aktuelle Jahr basiert in der Regel auf den IST-Werten des letzten Abrechnungszeitraums. September 2022 sollte also 2021 entsprechen.

Der prognostizierte Jahresverbrauch wird dann entsprechend im März/April 2023 auf den IST-Wert 2022 geändert.

danke für die Info.

Wasserbüffel
28.11.2022, 10:50
Wer sich genauer mit der Thematik Bilanzierung Strom/Gas und den relevanten Prozessen beschäftigen möchte hier die Grundlagen:


MaBiS - Bilanzierung Strom (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/1_GZ/BK6-GZ/2020/BK6-20-160/Mitteilung_Nr_2/Leseversion_MaBiS.pdf;jsessionid=7B19D1875FD37F5AE 938CF1BB34F1D75?__blob=publicationFile&v=2)


GaBi - Bilanzierung Gas (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/1_GZ/BK7-GZ/2014/BK7-14-0020/BK7-14-0020_Beschluss_download_BF.pdf?__blob=publicationF ile&v=2)

tridinski
28.11.2022, 12:16
Einsparen von Gas scheint doch möglich zu sein auch für die Industrie ohne dass die Welt untergeht ("Deindustrialisierung")

"75% of German (gas consuming) companies are saving gas without reducing their output. And almost 40% say they could reduce gas consumption even more without producing less"

https://twitter.com/jakluge/status/1595046623964454913?s=20&t=Zqu4v7htlINJEdEtzeTd2w

qbz
28.11.2022, 12:25
Einsparen von Gas scheint doch möglich zu sein auch für die Industrie ohne dass die Welt untergeht ("Deindustrialisierung")

"75% of German (gas consuming) companies are saving gas without reducing their output. And almost 40% say they could reduce gas consumption even more without producing less"

https://twitter.com/jakluge/status/1595046623964454913?s=20&t=Zqu4v7htlINJEdEtzeTd2w

Und wieviel der Einsparungen beinhalten eine Umstellung auf Öl?