Wenn Ihr keinen Unterschied zwischen einer Infusion vom Sani im Finisher-Lazarett und einer Infusion, die vom eigenen Teamarzt im Teambus verabreicht wird, sehen könnt, tut es mir leid. Kleines Quiz: Warum sind wohl Infusions-Ausrüstungen im Hotel/Teambus etc. verboten?
Meine damalige Freundin hat in Roth 5 Infusionen hintereinander mit je einem halben Liter bekommen. Sie war die letzte, die das Sanizelt mitten in der Nacht verließ, und ihr ging es ehrlich dreckig.
Geschah das in einem offiziellen Krankenhaus? Nein, im Sanizelt. Trotzdem ist es vollkommen albern, da einen Fall versuchten Dopings herbeizureden. Manchmal muss man einfach die Kirche im Dorf lassen.
Damit war sie sicherlich einer der Härtefälle und vielleicht auch ein Fall fürs Feldlazarett. Aber im Grunde war der Ausgangspunkt doch der gepflegte Regenerations-Infusions-Tourismus "einmal Ironman mit doppelt Infusion bitte", damit man danach gleich wieder so Sachen wie stundenlang gemütlich Auto fahren machen kann. So eine LD ist nun mal gelebte akute Selbstzerstörung, dann kann man die normalen Folgen auch wie ein Eisenmann tragen . Wenn ich abends feste saufe, muss ich morgens auch mit dem dicken Schädel klarkommen.
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.
Hej, was sind das für Cocktails? Von normaler Ringer-Lösung (=Wasser+ ein paar Mineralstoffe) hat ein Gesunder zwar keinen Schaden aber auch keinen besonderen Nutzen. Vielleicht bleibt man beim Auto fahren besser wach wegen ständigem Harndrang
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[leaving] extending the comfort zone
Thorsten, ich finde Infusionen persönlich unappetitlich. Ich will keine Nadel in der Armbeuge, außer es geht mir wirklich schlecht. Ich habe noch nie eine Infusion bekommen und noch nie eine nötig gehabt.
Wenn das aber jemand anders sieht und keine Angst vor Nadeln hat; wenn er zudem alle Kosten übernimmt und keine Risiken bestehen: Warum sollte man einem Feld-Wald-und-Wiesen-Hobbysportler eine Infusion verwehren, wenn sie zu seinem Wohlbefinden beiträgt?
Angenommen, er hätte Kopfschmerzen nach dem Rennen: Würde man ihm ein Aspirin verwehren mit dem Hinweis, er müsse die eingebrockte Suppe auslöffeln?
Der WADA-Code ist zu respektieren, das steht außer Frage. Mein Punkt zielt darauf ab, ob diese Regeln sinnvoll sind, wenn man sie auf Amateure anwendet.
So ein Sani-Zelt kann man meiner Meinung nach schon als Behelfs-Krankenhaus deklarieren. Das wäre an sich kein Problem.
Wenn man tatsächlich dehydriert ist und ohne Infusion nicht mehr klar kommt, ist die medizinische Notwendigkeit gegeben.
Ich für meinen Teil würde mir nicht unnötig in einem Sani-Zelt eine Nadel irgendwo reinstechen lassen. Ganz ohne Risiko ist das natürlich nicht.
Und ein Arzt kann das auch nicht entscheiden, das kann nur der Patient. Der Arzt darf das nur dann selber, wenn der Patient nicht bei Bewußtsein ist.
Und ja, wenn eine Infusion nicht nötig im notfallmedizinischen Sinne nötig ist, ist das dann Doping. Aber ob es nötig war, würde ja der stechwütige Arzt entscheiden...
Angenommen, er hätte Kopfschmerzen nach dem Rennen: Würde man ihm ein Aspirin verwehren mit dem Hinweis, er müsse die eingebrockte Suppe auslöffeln?
Aspirin ist ein schlechtes Beispiel, das kann in Verbindung mit körperlicher Be- resp. Überlastung unschöne Nebenwirkungen erzeugen.
Die Frage (neben dem WADA-Code) ist, wie bei jeder anderen invasiven Behandlung und ja, eine Infusion ist invasiv, welchen Nutzen zieht der Empfänger daraus.
Wenn es um eine harmlose Ringer-Lösung geht und ich damit einen ängstlichen, besorgten und ansonsten gesunden Menschen beruhigen kann, ok, kann man machen. Nur darf ich mir nicht mehr Regenerationsförderung erwarten (oder das dem Empfänger versprechen) als von einem guten Sportgetränk oder 2, 3 alkoholfreien Weizenbieren.
Will ich Regeneration mit einem Vitamincocktail fördern müssen alle Beteiligten dran glauben, damit der Placeboeffekt wirkt. Weil auch hier wäre ein evtl. Defizit mit Sportgetränk und/oder normaler Nahrung ausgleichbar.
Und andere, evtl. wirklich regenerationsfördernde Mittel, führen direkt in den roten Bereich, sowohl der Dopingordnung als auch des ethischen Handelns.
Das bezieht sich natürlich auf die Athleten, die erschöpft aber gesund das Ziel erreichen.
Bei echten Problemen, z.B. Elektrolytentgleisungen durch Hitze+Durchfall, entgleiste Diabetiker, Blutdruckschwankungen nach oben wie unten, massive Krämpfe, Verletzungen usw. ist es IMHO ein Kunstfehler, nicht nach den Regeln der modernen Medizin zu handeln, auch wenn das Problem in einer (Haus-)Arztpraxis oder einem Feldlazarett lösbar ist.
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[leaving] extending the comfort zone
Der WADA-Code ist zu respektieren, das steht außer Frage.
Sollte man meinen !
Offensichtlich wird er aber nach Belieben ausgelegt und sich mit beeindruckender Nonchalance darüber hinweggesetzt ...
Zitat:
Mein Punkt zielt darauf ab, ob diese Regeln sinnvoll sind, wenn man sie auf Amateure anwendet.
Das kann man natürlich durchaus hinterfragen und diskutieren. Sinnvollerweise dann natürlich auch mit der WADA, so man zu einem anderen Ergebnis kommt.
An welcher Stelle soll man denn halt machen, wenn man angefangen hat, nach eigenem Gutdünken zu verfahren statt nach den klar niedergeschriebenen Regeln zu spielen ?
wenn er zudem alle Kosten übernimmt und keine Risiken bestehen: Warum sollte man einem Feld-Wald-und-Wiesen-Hobbysportler eine Infusion verwehren, wenn sie zu seinem Wohlbefinden beiträgt?
Der WADA-Code ist zu respektieren, das steht außer Frage. Mein Punkt zielt darauf ab, ob diese Regeln sinnvoll sind, wenn man sie auf Amateure anwendet.
Ich finde, du machst es dir sehr einfach wenn du das nur auf das Wohlbefinden und den Preis reduzierst. Das ist für mich purer Konsumismus. Und ja, auch der gedankenlose Umgang mit den alltäglichen Medikamenten (Schmerztabletten etc.) gehört für mich dazu.
Wir nehmen das Zeug um besser zu funktionieren, ohne großartig über die Folgen nachzudenken (Folgen für unseren Körper aber auch die Umwelt -> Abwasserverschmutzung etc.). Und daher sehe ich da auch kaum einen Unterschied zum Radprofi, der die Infusion zur schnelleren Regeneration bekommt.
Das alles ist eine Frage der Ethik. Erst recht wenn man den Radsport und andere Disziplinen immer wieder als negative Beispiele nimmt und mit dem Finger auf die bösen Jungs zeigt.