Hallo trithos, Du fragst, warum ich den Papst nicht anzeige, wenn er doch ein Betrüger ist. Ich nehme an, dies ist nicht nur eine rhetorische Frage, sondern Du möchtest eine Antwort von mir.
Eine Anklage vor Gericht hat nur dann Erfolg, wenn Rechtsgüter beweisbar verletzt wurden. Der Papst kann nicht verurteilt werden, weil er in irgendeiner Meinung falsch liegt, sondern er muss gegen ein Gesetz verstoßen. Ich als Kläger müsste nachweisen, dass ich „Partei“ bin, das bedeutet, es muss mich persönlich betreffen, ansonsten habe ich kein Recht zur Anklage.
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Da ich Deine Frage nun beantwortet habe, möchte ich auch eine Frage an Dich stellen.
Eins weiß ich sicher: Wenn ich behaupten würde, Angela Merkel wäre eine Hexe, dann könnte ich schon mal mein Testament schreiben. Warum kommt der Papst ungeschoren davon?
Zu diesem Punkt würde mich Deine Haltung interessieren, und vor allem, wie Du sie begründest.
Es freut mich, dass Du so reagierst, denn genau darauf wollte ich mit meinem polemischen Einwurf hinaus: wenn man in einer Demokratie der Meinung ist, die Gesetze würden die Menschen nicht ausreichend vor Betrügern schützen, dann gibt es nur eine Möglichkeit, das zu ändern: man bemüht sich um eine Gesetzesänderung und wenn diese dann demokratisch mehrheitlich beschlossen wird, dann gilt eben das neue Gesetz.
Wenn Du also Priestern vorwirfst, Betrüger zu sein, das aber offensichtlich vom Strafrecht derzeit nicht so gesehen wird, dann könntest Du Dich ja bemühen das zu ändern. Das ist meine Haltung: wir haben Gesetze, die demokratisch beschlossen werden. Wenn Du meinst, sie müssten um einen Punkt "Betrug durch religiöse Falsch-Versprechen" erweitert werden, dann steht es Dir frei, eine entsprechende Initiative zu starten. Wenn Du erfolgreich bist, darfst Du jeden Priester vor Gericht zerren, Betrüger nennen und aus dem verkehr ziehen lassen. Es kann aber nicht sein, dass Du von der Gesellschaft verlangst, Deine private Rechtsauffassung einfach so zu teilen, die offenbar derzeit keine Entsprechung im Strafgesetz hat.
Es ist ziemlich egal, ob Du hier im Forum Deine paar Diskussionspartner von Deiner Meinung überzeugst. Es würde sich in der Praxis nichts ändern. Wenn Du also ergebnisorientiert handeln wolltest, müsstest Du meiner Meinung nach tatsächlich entsprechende offizielle Schritte unternehmen, um Deinen Standpunkt mehrheitsfähig zu machen. Dass Du von Deinem Standpunkt hundertprozentig überzeugt bist, davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Also - auf geht´s zum Volksbegehren, zur Bürgerinitiative, in die Politik!
Glaubst Du denn, trithos, dass der Papst, Margot Käßmann oder Kardinal Meisner etwas von den Göttern wissen – außer von jenen, die sie und ihre Vorgänger selbst erfunden haben?
Glaubst Du denn, trithos, dass der Papst, Margot Käßmann oder Kardinal Meisner etwas von den Göttern wissen – außer von jenen, die sie und ihre Vorgänger selbst erfunden haben?
Ich halte da eine gewisse Skepsis für angebracht.
Ich auch - aber was hat das jetzt genau mit der Frage zu tun, ob Priester vom Strafrecht als Betrüger qualifiziert werden oder nicht?
Ich auch - aber was hat das jetzt genau mit der Frage zu tun, ob Priester vom Strafrecht als Betrüger qualifiziert werden oder nicht?
Weil es hier nicht um das Strafrecht geht. Betrug ist für mich in unserem Kontext, ein Wissen vorzutäuschen, das man nicht hat und nicht haben kann. Außerdem, Fakten zu behaupten, die erwiesenermaßen falsch sind. Im Falle eines Priesters oder Papstes geht das ja über eine bloße Meinungsäußerung hinaus, findet Du nicht?
Wie beurteilst Du die Aussage, man wisse von Gott, dass gleichgeschlechtliche Liebe ihm ein Gräuel sei? Ist das für Dich ein Irrtum oder eher eine Lüge? Oder gar die Wahrheit?
Weil es hier nicht um das Strafrecht geht. Betrug ist für mich in unserem Kontext, ein Wissen vorzutäuschen, das man nicht hat und nicht haben kann. Außerdem, Fakten zu behaupten, die erwiesenermaßen falsch sind.
Da solltest Du aber vorsichtig sein. Ich kann Dir aus meiner journalistischen Berufserfahrung sagen, dass Du Dich mit einer solchen Argumentation auf sehr dünnem Eis bewegst. Wenn Du jemandem öffentlich Betrug vorwirfst, stehst Du schneller vor dem Richter als Dir lieb ist. Da helfen Dir Ausflüchte wie "ich hab´s nicht so gemeint" oder "in meinem Kontext heißt Betrug ..." gar nix.
Und natürlich geht es um tatsächliches Recht und nicht nur um Meinung. Du und Jörn beklagt ja genau das: dass nämlich die Kirchen und Religionen in unseren Staaten = Rechtssystemen zu viel Einfluss und Rechte haben. Dann tut was dagegen, aber nicht nur am Forums-Stammtisch, sondern im wirklichen Leben!
Da solltest Du aber vorsichtig sein. Ich kann Dir aus meiner journalistischen Berufserfahrung sagen, dass Du Dich mit einer solchen Argumentation auf sehr dünnem Eis bewegst. Wenn Du jemandem öffentlich Betrug vorwirfst, stehst Du schneller vor dem Richter als Dir lieb ist. Da helfen Dir Ausflüchte wie "ich hab´s nicht so gemeint" oder "in meinem Kontext heißt Betrug ..." gar nix.
Dir ist aber auch klar, dass Betrug im allgemeinen Sprachgebrauch oft etwas anderes bedeutet als im rechtlichen Sinne. Oder wie nennst Du das z.B., wenn Deine Frau (ohne Dein Wissen und ohne Dein Einverständnis) mit dem Nachbarn ins Bett geht?
Es kann aber nicht sein, dass Du von der Gesellschaft verlangst, Deine private Rechtsauffassung einfach so zu teilen, die offenbar derzeit keine Entsprechung im Strafgesetz hat.
Du sagst, solange es kein Gesetz gibt, welches meine Meinung unterstützt, hätte ich kein Recht, meine Meinung lautstark zu vertreten. Erst müsse ich ein Gesetz erwirken.
Gilt das auch für den Papst? Auch seine Position findet sich in keinem Gesetz. Muss also auch der Papst die Klappe halten, bis es ein Gesetz gibt? Er beruft sich auf die Religionsfreiheit, ich berufe mich auf die Meinungsfreiheit. (Übrigens haben beide ihre Grenzen.)
Mein Punkt war etwas anders gelagert, und vielleicht könntest Du darauf noch eingehen. Meine These ist, dass sich der Klerus in einer (möglicherweise unvermeidbaren) Gesetzeslücke breitmacht, die es ihm gestattet, unbescholtene Bürger zu verunglimpfen, ohne dass es die Möglichkeit einer Gegenwehr gibt.
Hier ein Beispiel, um meinen Punkt zu illustrieren. Irgendein Journalist schrieb, Michael Jackson wäre hässlich. Jackson hatte die Faxen dicke, und die Sache landete vor Gericht. Der Richter lud Jackson vor, um seine Hässlichkeit zu prüfen. Der Richter kam zu dem Ergebnis, dass keine übermäßige Hässlichkeit vorlag und entschied entsprechend. Dadurch wurde es dem Journalisten untersagt, seine Behauptung weiterhin zu verbreiten. (Bitte halten wir uns nicht mit Spitzfindigkeiten auf, es dient nur der Illustration.)
Der Papst behauptet, Homosexuelle wären ein Werk des Teufels. Nun würde man erwarten, dass er diese ehrenrührige Behauptung ebenfalls vor Gericht belegen müsste, und falls er das nicht kann, würde fairerweise entschieden, dass er die Behauptung nicht mehr öffentlich wiederholen darf.
Findest Du es richtig, dass der Papst offenbar nicht belangt werden kann?