Hallo Zarathustra, Wissenschaft und Religion sind nur insoweit getrennt, als dass die Wissenschaft den religiösen Erklärungen abspricht, wissenschaftlich zu sein. Ansonsten haben sie das gleiche Spielfeld und die gleichen Beschränkungen. Die Religion bestreitet den letzten Satz, bleibt aber einen Beweis dafür schuldig.
Es ist nicht möglich, die Behauptung zu widerlegen, eine unsichtbare Fee würde sich irgendwo nonstop die alten Platten von Chuck Berry anhören. Es nicht nur so, dass der Nachweis mühsam wäre, sondern es ist prinzipiell nicht möglich. Ich bin nicht sicher, ob es lohnt, diesen Umstand weiter auszuschmücken.
Ich verstehe Dich korrekt daß Du Gott immerhin Allmacht zugestehst.
Das ist ein Missverständnis. Ich schreibe Gott keinerlei Allmacht zu. Wie käme ich dazu? Ich weiß nichts von Gott, ebensowenig wie irgendjemand etwas über Gott wissen kann. Auch Du weißt nichts von Gott. Woher wolltest Du dieses Wissen auch haben? Wir beide haben über die Frage, ob es einen Gott gibt, und welche konkreten Eigenschaften er hat, nichts beizutragen. Können wir uns darauf einigen, dass wir über die Existenz oder Nichtexistenz von Göttern nichts wissen und nichts wissen können? Und dass das auch für andere Menschen gilt, die vorgeben, dieses Wissen zu haben?
Nehmen wir als Beispiel die Päpste der letzten 2000 Jahre. Es ist für mich vollkommen offensichtlich, dass sie über einen möglichen Gott nichts wissen und nichts wissen können. Es wäre meiner entbehrlichen Meinung nach ein wichtiger Fortschritt, wenn sie das zugäben. Findest Du nicht?
... Ansonsten haben sie das gleiche Spielfeld und die gleichen Beschränkungen. Die Religion bestreitet den letzten Satz, bleibt aber einen Beweis dafür schuldig. ...
Daß Wissenschaft und Religion denselben Gegenstand haben, wird nicht nur von der Religion bestritten, sondern auch von wesentlichen Teilen der Philosophie, Soziologie, Ethnologie und verwandten Disziplinen, die sich alle mit dieser Frage nicht erst seit gestern systematisch beschäftigen, sowie teilweise vom gesunden Menschenverstand, der zur Vergebung der Sünden nicht beim Institut für Atomphysik anruft, und auch nicht, wenn er eine Marsmission plant, beim Papst um wissenschaftlich technischen Rat fragt.
Die genannten Disziplinen und auch ich können allerdings sehr wohl der Auffassung zustimmen, daß Religion nicht wissenschaftlich ist. Die Anerkennung dieser Auffassung müßte es übrigens umso fragwürdiger machen, warum dann überhaupt jemand auf diesem Felde die Religion widerlegen wollte.
Zusammengefaßt wäre das Deine Position:
(a) Wissenschaft und Religion haben denselben Gegenstand,
(b) wobei die Wissenschaft wissenschaftlich und die Religion unwissenschaftlich vorgeht.
Richtig?
Dann würde ich (a) weiterhin bestreiten und (b) zustimmen.
Hallo Zarathustra, Du sagst, man würde zur Vergebung der Sünden nicht beim Institut für Atomphysik anrufen.
Nehmen wir an, Du würdest es tun. Aber da die Telefonnummer nicht zur Hand ist, würdest Du ersatzweise mich anrufen. Ich würde Dir Deine Sünden gerne vergeben, auch wenn es den Anschein hat, als müsse ich dafür viel Zeit einplanen. Gegen eine kleine Gebühr würde ich Dich sogar segnen. Ich würde auch Deine Haustiere und Deinen Hausrat segnen.
Wie würdest Du die Wirksamkeit der Sündenvergebung durch mich beurteilen, im Vergleich zu einem Fillialbetrieb der Amtskirchen? Ich würde Dir über meine Vergebung sogar eine schriftliche Urkunde ausstellen, während die Vergebung durch die Kirchen nur mündlich zugesichert wird.
Meine These ist, dass das Institut für Atomphysik eine identische Wirkung auf Deine Sünden entfaltet wie die Amtskirche.
Deiner Idee, dass Du einfach per Dekret festlegen kannst, wer sich auf welche Bereiche beziehen darf und wo er folglich eine Wirksamkeit erreicht, kann ich nicht folgen. Ich halte das für konstruiert. Es steht dem Papst frei, eine Erklärung für den Urknall zu geben. Ebenso kann ein Wissenschaftler eine Messe lesen.
Ich würde gerne daran erinnern, dass die Kirchen eine genaue Begründung für die Pest (den "schwarzen Tod") gegegeben haben. Ist das nun religiös oder medizinisch-wissenschaftlich? Der Unterschied spielt keine Rolle. Entweder es trifft zu oder nicht.
Meine These ist, dass das Institut für Atomphysik eine identische Wirkung auf Deine Sünden entfaltet wie die Amtskirche.
Lieber Jörn, jetzt habe ich es mehrmals unternommen das Gespräch auf eine rationalere Ebene zu bringen, indem ich die Argumente, so klar und deutlich es mir möglich war, darstellte. Diesen Versuch muß ich als gescheitert ansehen, da Du, anstatt darauf einzugehen, Dich lieber an Nebensächlichkeiten aufhältst und Dinge ins Lächerliche ziehst.
Nur noch soviel: Die Sündenvergebung (was immer man davon halten mag) ist eine rituelle Handlung, sie hat nichts zu tun mit irgendeiner Wirkung auf irgendein imaginäres Objekt, sie hat alles zu tun mit der Durchführung der Handlung selbst und einem damit verbundenen menschlichen Bedürfnis.
Wir können ja meine mangelnde Rationalität als Sünde ansehen, dann besteht immerhin Hoffnung auf Vergebung.
Dass Du nach so vielen Seiten behauptest, ich wäre auf Deine Thesen nicht eingegangen, ist womöglich eine Sünde deinerseits. Tatsächlich war ich über viele Seiten der einzige, der sich mit Deinen Thesen beschäftigt hat.
Ich halte es aber für richtig, jetzt wieder andere Themen zu behandeln.
Nur noch soviel: Die Sündenvergebung (was immer man davon halten mag) ist eine rituelle Handlung, sie hat nichts zu tun mit irgendeiner Wirkung auf irgendein imaginäres Objekt, sie hat alles zu tun mit der Durchführung der Handlung selbst und einem damit verbundenen menschlichen Bedürfnis.
Nehmen wir als Beispiel die Sünde des vorehelichen Geschlechtsverkehrs. Dass dies eine Sünde sei, geht auf das Wirken eines imaginären Objekts zurück, nämlich auf einen Gott, der das zu einer Sünde erklärt. Zudem ist der Begriff der Sünde an sich etwas Imaginäres. Er existiert nur in unseren Köpfen. Die Möglichkeit, von diesen Sünden wieder befreit zu werden, ist ebenfalls rein imaginär, denn er wird durch Gebetsformeln durchgeführt. Ein menschliches Bedürfnis nach Reinigung von diesen imaginären Sünden existiert nur insofern, als dass die Sünden Konsequenzen im Jenseits haben. Das Jenseits und die dortigen Konsequenzen sind ebenfalls rein imaginär.
Wie kommst Du zu der Auffassung, all das habe nichts mit einer Wirkung auf imaginäre Objekte zu tun, sondern entspringe einem menschlichen Bedürfnis, welches unabhängig von den imaginären Objekten existiert?